Christian Graf, CEO Boa Lingua, im Interview
Von Helmuth Fuchs
Moneycab: Herr Graf, über das Banking und eine Ausbildung an der Tourismusfachschule sind Sie bei Boa Lingua gelandet und dort bis zum CEO aufgestiegen. Wie viel von dieser Karriere war geplant, wie viel dem Zufall geschuldet und was soll als nächstes kommen?
Christian Graf: Meine Treiber sind Neugier, Lebensfreude und Dankbarkeit für das was wir haben. So ging ich mit Neugierde und Freude an meine Herausforderungen heran und bin dankbar, heute hier stehen zu können. Glück ist, wenn Vorbereitung auf eine Chance trifft. Ersteres kann man beeinflussen – Letzteres nicht. Mein beruflicher Fokus gilt ganz Boa Lingua. Wir haben ein tolles, langjähriges Team und zusammen noch viel vor!
«Nach wie vor am meisten nachgefragt werden England, USA und Frankreich. Potential sehen wir bei den Business-Sprachtrainings.» Christian Graf, CEO Boa Lingua
Boa Lingua agiert als Vermittlerin auch von ausgefallenen Sprachaufenthalten auf der ganzen Welt. Welches sind die Wachstumsmärkte, wo investieren Sie aktuell und in den kommenden Jahren die meisten Ressourcen?
Nach wie vor am meisten nachgefragt werden England, USA und Frankreich. Potential sehen wir bei den Business-Sprachtrainings. Wir verfügen über jahrzehntelange Erfahrung mit Executive Sprachschulen im Ausland. Durch unsere Partner sind wir in der Wirtschaft bestens vernetzt und stimmen unsere Sprachtrainings genau auf die Bedürfnisse der Geschäftsleute ab.
Ein weiterer Wachstumsmarkt sind Kinder und Jugendliche: Ferienkurse von frei wählbarer Dauer (in der Regel 1-4 Wochen) im rundum Sorglospaket mit 24h-Betreuung und Unterhaltung. Die Kinder lieben es – die Eltern auch! Unser grösstes Kapital sind jedoch die Mitarbeiter: Langjährige Experten mit grosser Erfahrung in zehn Filialen.
Kunden haben bei Buchungen bei Ihnen dieselben Preise wie wenn sie es direkt bei den Anbietern buchen würden. Wo liegt der Mehrwert von Boa Lingua im Internet- und Online-Buchungs-Zeitalter und wie finanzieren Sie ihre Beratungsleistungen?
Die unabhängige, persönliche Beratung mit erfahrenen Experten macht den Unterschied. Bei uns bezahlen Sie genau den gleichen Preis, den Sie auch bei der Sprachschule direkt zahlen würden. Wir machen aber den Dschungel aus Angeboten vergleichbar. Auf boalingua.ch finden Sie alles was Sie zum Buchen brauchen: Informationen, Offerten, Meinungen etc. Etwas kann online aber (noch) nicht abgebildet werden: die Erfahrung. Wie fühlt es sich an, zum ersten Mal durch eine fremde Stadt zu gehen? Ist das wirklich der beste Kurs für meine individuellen Bedürfnisse? Ein rund einstündiges persönliches Gespräch in einer unserer zehn Filialen bietet Ihnen genau diese Erfahrung. Massgeschneidert und kostenlos. Für diese Qualität entrichten uns die Schulen eine Gebühr.
Welche Art des Lernens zeitigt die besten und schnellsten Resultate, wenn es um das Erlernen von Sprachen geht und wie fliessen diese Erkenntnisse in Ihr Angebot ein?
Der Trick ist, in dem Land wo die Sprache gesprochen wird in kleinen Gruppen massgeschneidert zu lernen. Ist Ihr Ziel, in der Fremdsprache Präsentationen zu halten, Verhandlungen zu führen oder einfach nur in den Ferien mehr mitzubekommen? Wir bieten Sprachaufenthalte für Jugendliche, Erwachsene, 30+ und Geschäftsleute an. So sitzen Sie wirklich mit Gleichgesinnten in der Klasse, können voneinander profitieren, gemeinsam etwas unternehmen und netzwerken.
«Der Trick ist, in dem Land wo die Sprache gesprochen wird in kleinen Gruppen massgeschneidert zu lernen.»
Das Alter und die berufliche Position dürften entscheidende Faktoren sein, wenn es um die Ausgestaltung eines Sprachaufenthaltes geht. Wo sehen Sie hier die wichtigsten Unterschiede und wie werden sich die verschiedenen Altersgruppen in Zukunft entwickeln bei Boa Lingua?
Erwachsene über 30 fragen vermehrt nach ganz normalen Sprachaufenthalten, wollen aber nicht mehr mit 18-jährigen in der Klasse sitzen. Das sind oft ehemalige Kunden, welche das Erlebnis von damals noch in bester Erinnerung haben und ihre Sprachkenntnisse auffrischen möchten. Aber auch Menschen, welche damals keine Zeit hatten und das Erlebnis nun nachholen möchten. Für sie haben wir die Sprachaufenthalte 30plus geschaffen. Stundenplan, Preis und Lerntempo sind wie damals. Die Themen und Klassenkameraden jedoch der aktuellen Lebensphase entsprechend. Ideal für aktive Ferien oder die Auszeit vom Beruf. Wer es intensiv mag und in kürzester Zeit Vorteile im Job will, ist in unseren Business-Sprachtrainings am richtigen Ort.
Bei Sprachkursen denken Viele schnell an Migros-Kurse. Wie positionieren Sie sich gegenüber dem orangen Riesen?
Der Unterschied liegt im Erlebnis und im Lernfortschritt. Ein Sprachaufenthalt ist der Turbo des Sprachenlernens. Nur vor Ort kann man eintauchen und das Gelernte erleben. Die Faustregel lautet: In vier Wochen Sprachaufenthalt lernen Sie gleich viel wie in einem Jahr in der Klubschule. Bei den Business-Sprachtrainings machen wir Sie sogar in zwei Wochen fit. Hier liegt der Fokus voll auf der Ausbildung. Das sind keine Ferien.
«In vier Wochen Sprachaufenthalt lernen Sie gleich viel wie in einem Jahr in der Klubschule.»
Digitalisierung und Künstliche Intelligenz ermöglichen schon beinahe Real-Time-Übersetzungs-Apps für Smartphone oder Textprogramme wie Deepl. Brauchen wir in Zukunft überhaupt noch Sprachen zu lernen, wenn intelligente Programme diese Aufgabe für uns übernehmen?
Für den reinen Austausch von Information reicht die Maschine schon heute: «Eine Tasse Kaffee bitte», «Wie komme ich zum Flughafen?». Die Welt wird jedoch immer kleiner, die Ausbildung, der Arbeitsplatz immer internationaler. Man muss sich leicht und natürlich zwischen den Kulturen bewegen können. Dazu reicht es nicht, einfach Informationen auszutauschen. Dazu muss man sich verstehen.
Ich gebe Ihnen ein Beispiel: Wenn der Engländer erklärt «That’s an interesting idea» dann sagt er zwar «Das ist eine interessante Idee», meint damit aber «Das ist völlig unbrauchbar». Wer Übersetzung mit Verständnis verwechselt, wird teure Fehler machen. Gerade im Geschäftsleben. Fremdsprachen – und das damit einhergehende Verständnis für andere Kulturen – sind besonders im Beruf absolut zentral.
Früher war ein wichtiger Zugang zu einer Sprache die jeweilige Literatur. Welchen Stellenwert hat diese noch in Zeiten, in denen die Jugend immer weniger liest und welche alternativen Zugänge bieten sich an?
Nach dem Sprachaufenthalt dranzubleiben ist wichtig und fördert das Erfolgserlebnis. Wir bieten deshalb unseren Kunden (und auch allen anderen) die Sprachlern-Apps Gymglish und Frantastique sowie die Sprachmagazine von Spotlight zu stark reduzierten Preisen an. Weiter empfehle ich, bei Netflix einfach mal die Sprache zu wechseln und natürlich den Zugang via Musik.
Welche Fremdsprachen werden in Zukunft die grösste Bedeutung haben für Schweizer im Berufs- und Privatleben?
Das bleibt ganz klar Englisch sowie unsere Landessprachen. Spanisch ist vor allem bei Reisenden beliebt. Auch der Hype um Chinesisch und Russisch hat daran nichts geändert. Wir bieten diese Sprachen zwar an. Die ganz grosse Mehrheit konzentriert sich jedoch auf Englisch. Das berichten uns auch unsere Branchenkollegen in anderen Ländern. In der Schweiz folgen aber wie gesagt – mit einigem Abstand – Französisch und Spanisch.
Zum Schluss des Interviews haben Sie zwei Wünsche frei, wie sehen die aus?
Weiterhin gesund zu bleiben und die Möglichkeit noch mehr zu nutzen, durch Sprachen die Welt nicht nur zu sehen, sondern, sie ganz nah zu erleben. Bei Boa Lingua erhalten alle Mitarbeitenden unlimitiert gratis Sprachaufenthalte.
Der Gesprächspartner:
Nach dem beruflichen Einstieg bei der Credit Suisse und UBS startete Christian Graf (Jahrgang 1980) 2008 bei Boa Lingua. Seit 2017 ist er deren CEO. Christian Graf ist eidg. dipl. Tourismusfachmann und absolviert aktuell ein Executive MBA-Programm.
Das Unternehmen:
Als Sprachreise-Spezialist gibt Boa Lingua den Kunden die Möglichkeit, eine Sprache dort zu lernen, wo sie gelebt wird. Boa Lingua bietet Sprachaufenthalte für Jung bis Alt und jede Lebenslage an. In mehr als 30 Ländern arbeitet das Unternehmen mit mehr als 300 Partnerschulen auf allen fünf Kontinenten zusammen. Als Schweizer Unternehmen mit langjähriger Erfahrung begleitet Boa Lingua die Kunden vor, während und nach dem Sprachaufenthalt. Das oberste Ziel ist, den Kunden eine unvergessliche Zeit im Ausland zu ermöglichen. www.boalingua.ch