von Bob Buchheit
Moneycab.com: Herr Schmid, Sie sprachen in Ihrem Aktionärsbrief an, dass Ihnen Neugelder durch die Übernahme der CS durch die UBS zufliessen liessen. Haben das Ihre externen Vermögensverwalter herausgefunden?
Christian Schmid: Wir hatten im ersten Halbjahr tatsächlich einen starken Neugeldzufluss, ein Plus von 3,6 Milliarden Franken oder 6,6 Prozent. Mich freut besonders, dass wir genau dort gewachsen sind, wo wir es wollen: In unserem Kerngeschäft mit Schweizer Privatkunden (+792 Mio Franken resp. 3,6%) und bei unseren Spezialitäten: dem Geschäft mit Institutionellen Anlegern (+1669 Mio Franken Net New Money, +15.9%, A.d.R.) und mit externen Vermögensverwaltern (+456 Mio Franken Net New Money, +6.2% A.d.R.). Die Veränderungen am Finanzplatz durch die Übernahme der CS durch die UBS haben wir auch gespürt. Der Hauptteil dieser Neugelder lässt sich aber nicht auf diesen Effekt zurückführen.
Der Zins- und Diskontertrag hat sich gegenüber dem ersten Semester des Vorjahres gleich verdoppelt. Kommen bald die Realzinsen?
Die SNB hat am 21. September wider Erwarten den Leitzins bei 1.75% belassen. Insbesondere nach dem Zinsschritt der EZB von letzter Woche war eine letzte Zinserhöhung durch die SNB weitgehend erwartet worden. Zudem geht die Nationalbank im kommenden Jahr von einer Inflation von über 2% aus, was für eine Zinserhöhung gesprochen hätte. Die SNB bemerkte zwar, dass eine weitere Straffung der Geldpolitik nötig werden könnte. Aufgrund der sich weiter abschwächenden Konjunktur dürfte sich das Fenster für weitere Zinserhöhungen nun jedoch geschlossen haben.
«Die SNB bemerkte zwar, dass eine weitere Straffung der Geldpolitik nötig werden könnte. Aufgrund der sich weiter abschwächenden Konjunktur dürfte sich das Fenster für weitere Zinserhöhungen nun jedoch geschlossen haben.»
Christian Schmid, Präsident der Geschäftsleitung der SGKB
Der Konzerngewinn liegt mit 108,4 Millionen um 18.9 Prozent über dem Vorjahr. Kann man da jetzt von einem normalen Gewinnniveau sprechen, sprich über 200 Millionen Franken im Jahr?
Wichtiger als der kurzfristige Gewinn ist für uns das Wachstum und die Marktleistung. Die verwalteten Vermögen sind um neun Prozent, die Kundenausleihungen um 3.8 Prozent gewachsen, was die starke Positionierung der SGKB bestätigt. Für das Geschäftsjahr 2023 erwarten wir unverändert ein Ergebnis über dem Vorjahr.
An den Standorten München und Frankfurt betreut die SGKB Deutschland vermögende deutsche Kunden im Anlagegeschäft. Führt die dort im Vergleich zur Schweiz deutlich höhere Inflation bei Ihnen zu einem grossen Zulauf?
Wir spüren diese Nachfrage in der Tat. Die St.Galler Kantonalbank Deutschland AG bietet als einzige Tochter einer Schweizer Kantonalbank in Deutschland den Buchungsstandort Schweiz an. Das bedeutet, dass sich die Kundinnen und Kunden der SGKB DE aussuchen können, ob sie ihre Vermögenswerte in Deutschland oder in der Schweiz buchen lassen möchten. Das ist im aktuellen Umfeld eine attraktive Möglichkeit zur geografischen Diversifikation. Die Entwicklung des Marktes Deutschland ist erfreulich: Rund 14 Prozent aller verwalteten Vermögen der SGKB stammen von Kundinnen und Kunden mit Domizil Deutschland.
Ab welcher Grössenordnung ist man dort «vermögend»?
Als Privatperson ab etwa einer Million Euro. Daneben betreut die SGKB Deutschland auch Firmen und institutionelle Anleger.
«Rund 14% aller verwalteten Vermögen der SGKB stammen von Kundinnen und Kunden mit Domizil Deutschland.»
Die gesamten Kundenvermögen machten einen Sprung auf 58,4 Milliarden Franken. Sind Sie bei den Vermögensverwaltungsmandaten aufgrund der aktuellen konjunkturellen Lage konservativer unterwegs?
Unsere Verwalteten Vermögen sind im Vorjahresvergleich um neun Prozent angestiegen, hauptsächlich aufgrund von Neugeldern. Wir gehen nicht davon aus, dass die konjunkturelle Abschwächung in eine Rezession mündet. Deshalb sind die Aktien ein substantieller Faktor in unserer Anlagepolitik. Da sich die Erholung der Konjunktur jedoch bis ins nächste Jahr verzögert, haben wir bei den Aktien unlängst einen Teil der Gewinne realisiert, insbesondere bei den US-Titeln.
Mehrheitsaktionär ist bei Ihnen der Kanton St. Gallen. Die Staatsgarantie kostete über zehn Millionen. Wie wird sie eigentlich Jahr für Jahr festgelegt?
Im Kantonalbankgesetz ist festgelegt, dass der Kanton St. Gallen für alle Verbindlichkeiten der St.Galler Kantonalbank AG haftet, soweit deren eigene Mittel nicht ausreichen. Auch die jährliche Abgeltung ist gesetzlich geregelt und beträgt 0.3 bis 0.8 Prozent der gesetzlich erforderlichen Eigenmittel der Bank. Im letzten Jahr flossen dem Kanton St.Gallen aus der Abgeltung der Staatsgarantie, der Dividende und den Steuern direkt 75,5 Millionen Franken von der SGKB zu.
Wie sehen Sie die mittelfristige Entwicklung bei den gefährdeten Forderungen?
Unser Kreditportfolio ist von ausgezeichneter Qualität. Das zeigt sich auch daran, dass wir in den letzten Jahren laufend Wertberichtigungen und Rückstellungen aus dem Kreditgeschäft auflösen konnten. Das Volumen an Krediten, auf denen noch Auflösungen möglich sind, nimmt so laufend ab.
«Unser Kreditportfolio ist von ausgezeichneter Qualität.»
Das Gesamtfondsvolumen Ihrer insgesamt sechs ökologischen Strategiefonds und -Vorsorgefonds betrug Ende 2022 180 Millionen Franken, was einem Volumenanstieg von 15.8 Prozent entsprach. Wo stehen sie jetzt?
Unsere nachhaltigen Strategie- und Vorsorgefonds stehen bereits ab einem Anlagebetrag von 50 CHF offen, was sie sehr attraktiv macht: Das Fondsvolumen betrug Mitte 2023 207,2 Millionen Franken, das sind 23,6 Prozent mehr als im ersten Semester 2022.
Was tut sich rund um Ihre Immobiliensoftware-Beteiligung emonitor und um die Immobilienplattform der Kantonalbanken newhome.ch?
Newhome.ch ist eines der regional führenden Schweizer Immobilienportale. Die Performance Zahlen entwickeln sich positiv. Das Proptech emonitor AG baut sein Produktangebot laufend aus und gewinnt Neukunden.