Christoph Egger, Direktor Schilthornbahn AG im Interview

Christoph Egger

Christoph Egger, Direktor Schilthornbahn AG. (Foto: zvg)

Christoph Egger, Direktor Schilthornbahn AG. (Foto: zvg)

von Patrick Gunti

Moneycab.com: Herr Egger, der Sommer hielt schon einige Hitzetage für uns bereit, wir stehen mitten in der Feriensaison. Welchen Anteil haben die Sommergäste auf dem Schilthorn/Piz Gloria, Birg und Allmendhubel?

Christoph Egger: Der Anteil der Sommergäste hat sich seit 2011 von rund 50% auf 65% erhöht. Während wir im Winter die Gästezahlen fast halten konnten, verzeichneten wir im Sommerhalbjahr (Ausflugsverkehr) ein sehr starkes, anhaltendes Wachstum.

Die Tourismusbranche leidet unter der Frankenstärke. Wie hat sich die Aufhebung des Euro-Mindestkurses im Januar auf das Gästeaufkommen ausgewirkt?

Natürlich geht die Frankenstärke auch an uns nicht spurlos vorbei. Ich glaube aber, dass sie auf das Wintergeschäft 2015 noch keinen Einfluss hatte. Im Sommergeschäft 2015 hat sie sich bislang nicht negativ ausgewirkt: wir haben sehr viele Überseegäste, welche jetzt natürlich ihre Europareise günstiger buchen können.

Gäste aus China und anderen asiatischen Ländern werden immer wichtiger. Wie bearbeiten Sie den asiatischen Markt?

Wir bearbeiten die Märkte Japan, China, Korea und Südostasien aktiv. Die Marktbearbeitung koordinieren wir sehr eng mit Schweiz Tourismus, welche die Marketingaufgaben in diesen Märkten sehr gut wahrnehmen. Der persönliche Verkauf erfolgt aufgeteilt nach geographischen Märkten durch zwei Sales-Mitarbeiter.

«Der 007 Walk of Fame wird auf dem Schilthorngrat erstellt und erweitert den Gästeperimeter ausserhalb des Gebäudes oder der Terrasse und sorgt für eine bessere Verteilung der Gäste auf dem vorhandenen Gelände.» Christoph Egger, Direktor Schilthornbahn AG 

1969 wurden einige Schlüsselszenen des James Bond-Films «Im Geheimdienst Ihrer Majestät» auf dem Schilthorn gedreht. Bond steht denn auch im Mittelpunkt zahlreicher Attraktionen, die in den letzten Jahren lanciert wurden, wie die «Bond World». Morgen Samstag dem 1. August folgt nun mit dem «007 Walk of Fame» der nächste Streich.  Was erwartet die Gäste dabei?

Das Angebot auf dem Schilthorn wird um diesen Walk of Fame erweitert. Dieser wird auf dem Schilthorngrat erstellt und erweitert den Gästeperimeter ausserhalb des Gebäudes oder der Terrasse und sorgt für eine bessere Verteilung der Gäste auf dem vorhandenen Gelände. Zwölf Schauspieler und Persönlichkeiten aus dem 007-Umfeld werden auf einer Informationsstelle mit Foto, Unterschrift, Hand- und Faustabdruck sowie persönlichen Testimonials verewigt.

Planen Sie weitere 007-Attraktionen oder ist das Thema dann auch mal ausgereizt?

Das Verkaufsargument Nr. 1 ist die „Beste Aussicht auf Eiger, Mönch und Jungfrau“. 007 James Bond ist unser Verkaufsargument Nr. 2. Momentan haben wir keine weiteren Pläne. Allerdings wird der Film „Im Geheimdienst Ihrer Majestät“, welcher 1969 am Schilthorn gedreht wurde, 2019 auch ein Jubiläum feiern. Diese Gelegenheit werden wir sicher nutzen, um mit Angeboten und Events auf unseren Ausflugsberg aufmerksam zu machen.

Das Thema ist aber solange nicht ausgereizt, als Agent 007 weiterhin so erfolgreich weltweit in den Kinos unterwegs ist, wie mit dem Film «Skyfall», welcher 2012 über 1,1 Mrd Dollar einspielte.

In November kommt der neue Bond-Streifen «Spectre» in die Kinos, mit Szenen im Schnee, die allerdings in Sölden gedreht wurden. Träumen Sie manchmal davon, dass Bond eines Tages aufs Schilthorn zurückkehrt?

Die Lancierung des «007 Walk of Fame» wurde nicht zufälligerweise kurz vor der Lancierung des neuen Bond-Streifens «Spectre» terminiert. Wir wollen damit bewusst in die Wahrnehmung der Bond-Fans gelangen. Die Rückkehr von James Bond auf das Schilthorn wäre natürlich schon ein tolles Erlebnis, wobei wir uns bewusst sein müssen, dass heute für eine kurze Präsenz in einem Bond-Streifen andere Konditionen angewendet werden als noch 1969. Damals wurde fast der halbe Film auf dem Schilthorn gedreht und wir wurden für die exklusive Nutzung des Drehrestaurants sogar noch entschädigt.

Anfang Jahr haben Sie den Skyline Snowpark für Snowboarder und Freeskier eröffnet. Welche Bilanz ziehen Sie nach der ersten Saison?

Das neue Freestyle-Angebot zielt auf eine Verjüngung des Publikums ab. Junge Schneesportler sind für die Zukunft jedes Skigebietes, aber auch für einen Ort wie Mürren, von existenzieller Bedeutung. Die Verjüngung ist uns bereits im ersten Jahr sichtbar gelungen, wobei dieser Prozess natürlich weiterlaufen muss. Der Skyline Snowpark ist dabei eine wichtige und imagebildende Komponente.

«Junge Schneesportler sind für die Zukunft jedes Skigebietes, aber auch für einen Ort wie Mürren, von existenzieller Bedeutung.» 

Gleichzeitig wollen Sie die Abhängigkeit vom Wintersportgeschäft reduzieren. Mit welchen bereits realisierten oder geplanten Massnahmen soll dieses Vorhaben gelingen?

Wir haben in den letzten drei Jahren mit sehr hohem Tempo zahlreiche Projekte realisiert, welche das Sommer- resp. Ausflugsgeschäft gestärkt und dadurch die Anhängigkeit vom Wintergeschäft reduziert haben. Projekte wie Bond World 007, Piz Gloria View, 007 Walk of Fame, Skyline Walk Plattform oder Kinderspielplatz Flower Park konnten realisiert werden. Der Felsensteg «Thrill Walk», der «Ice Dome» oder die Kompletterneuerung des Gipfelgebäudes Piz Gloria sind noch in der Pipeline.

Mit dem geplanten Hotelprojekt «The Myrrhen» würden in Mürren 75 neue Wohnungen mit 300 Betten entstehen. Die Schilthornbahn AG ist zwar die Landbesitzerin, will aber nicht als Betreiberin oder Investorin fungieren. Sie betreiben ja bereits das Hotel Alpenruh und ein neues Hotel wird sich auch positiv auf Ihr Geschäft auswirken. Weshalb soll es keinen Ausbau dieses Geschäftszweiges geben?

Nach dem Motto „Schuster, bleib bei Deinen Leisten“ konzentrieren wir uns auf unsere Kernkompetenz im Betrieb der Transportanlagen. Der Betrieb von Hotels ist nicht unsere Kernkompetenz und wir wollen uns nicht verzetteln und dadurch schwächen. Wir beteiligen uns gerne an der Realisierung des Hotelprojektes, überlassen den Betrieb aber lieber jenen Partnern, die dieses Geschäft auch wirklich verstehen.

Das Gipfelgebäude auf dem Schilthorn wird im laufenden und nächsten Jahr saniert. Was steht im Zentrum dieser Sanierung?

Das Gipfelgebäude wurde 1967 erstellt und zwischen 1988 und 1990 saniert und erweitert. Seither hat sich natürlich wieder ein Sanierungs- und Erneuerungsbedarf ergeben. Mit diesem Projekt verfolgen wir drei Ziele: 1. Komfortsteigerungen, 2. energietechnische Sanierungen und Reduktion des Energieverbrauchs und 3. Auffrischung der Infrastruktur und Einrichtung auf den Stand 2016.

2017 jährt sich die Erschliessung des Schilthorngipfels zum 50. Mal. Welche Pläne verfolgen Sie für das Jubiläumsjahr?

Ein 50-Jahr-Jubiläum bietet die Gelegenheit zur Steigerung der Bekanntheit. Wir können neue Angebote mit dem Argument des Jubiläums versuchsweise lancieren und austesten. Wir können zahlreiche Promotionen und Marketingmassnahmen mit Partnern realisieren. Nicht zuletzt werden wir aber die Gelegenheit auch nutzen, um mit unseren Mitarbeitern zu feiern und ihnen für die Leistung und Treue der letzten Jahre zu danken.

Herr Egger, besten Dank für das Interview.

Zur Person:

Aus -und Weiterbildung

Beruflicher Werdegang

Persönliche  Daten
Geburtsdatum 12. April 1970
verheiratet, 3 Kinder (2003, 2005, 2008)

Persönliche Interessen
Ski, Snowboard, Mountain-Biking, Wandern, Marathon

Mandate

Schilthornbahn AG
Firmeninformationen bei monetas

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