Christoph Rechsteiner, Country Manager Switzerland Regus. (Foto: Regus)
von Patrick Gunti
Moneycab: Herr Rechsteiner, gemäss einer weltweiten Regus-Umfrage dürfte die Hälfte der Arbeitnehmer auch in den letzten Sommerferien bis zu drei Stunden pro Tag mit beruflicher Arbeit verbracht haben, 20 % sogar mehr als drei Stunden. Sind die Zahlen auch für die Schweiz repräsentativ?
Christoph Rechsteiner: Die Daten sind aus unserer Sicht auch für die Schweiz repräsentativ. Wir haben diese Umfrage weltweit inkl. Schweiz durchgeführt.
Die Zeiten, als Ferien noch einfach der Erholung dienten, scheinen vorbei zu sein…?
Wie diese Umfrage zeigt, ja. Immerhin gibt die Hälfte der Befragten an, in den Ferien 1-3 Stunden am Tag zu arbeiten – 20% sogar mehr als 3 Stunden.
Was sind die Folgen dieser Entwicklung?
Die Folgen sind, dass viele Menschen in den Ferien nicht 100%-ig abschalten. Wer sich aber keine volle Erholung in den Ferien gönnt, lädt die Batterien nicht vollständig auf – und hat nach seiner Rückkehr an den Arbeitsplatz möglicherweise weniger Energie zur Verfügung, als jemand der richtig ausgespannt hat. Ausserdem geht das Arbeiten während der Ferien meist zu Lasten der Familienzeit.
«Das bedeutet, eine steigende Zahl an Unternehmen stellt ihren Mitarbeitern frei, wo und wann sie ihre Leistung erbringen, solange diese stimmt.»
Christoph Rechsteiner, Country Manager Switzerland Regus
Mobile Arbeitsformen machen die Entwicklung möglich, immer und überall zu arbeiten. Nutzen Unternehmen das aus oder ist in den Firmen das Bewusstsein vorhanden, dass die Entwicklung im wahrsten Sinne des Wortes ungesund ist?
Der Trend geht in Richtung „Management by Results“ anstelle von „Management by Supervision“. Das bedeutet, eine steigende Zahl an Unternehmen stellt ihren Mitarbeitern frei, wo und wann sie ihre Leistung erbringen, solange diese stimmt. Unsere Untersuchungen zeigen, dass flexible Arbeitsmodelle für beide Seiten Vorteile bringen – die Arbeitnehmer fühlen sich besser und leiden weniger unter Stress: 63 % der von uns befragten Arbeitnehmer gaben an, dank flexibler Arbeitsmodelle inspirierter und motivierter zu sein, 58 % fühlen sich gesünder. Auch die Unternehmen profitieren: Bei 72 % der Unternehmen weltweit konnte als Ergebnis flexibler Arbeitsmodelle ein Anstieg der Produktivität festgestellt werden. 68 % sehen einen direkten Zusammenhang zwischen flexiblem Arbeiten und Umsatzsteigerungen.
Was für Rahmenbedingungen sollten Unternehmen schaffen?
Unternehmen sollten ihren Mitarbeitern mehr Flexibilität bieten. Doch dabei ist zu beachten, dass das Home Office in vielen Fällen keine geeignete Lösung ist – es weist zu viele Nachteile auf: mangelnde Arbeitsatmosphäre, störende Einflüsse, ungenügende Trennung zwischen Privat und Beruf, keine beruflichen Sozialkontakte etc. Wir propagieren daher den sogenannten „Third Place“ als optimale Ergänzung zum angestammten Arbeitsplatz im Unternehmen. Das bedeutet, dass Mitarbeiter, wo auch immer sie sich befinden, Zugang zu professioneller Arbeitsumgebung haben sollen, an der sie für eine begrenzte Zeit alle Vorteile eines modernen Arbeitsplatzes geniessen können. Wir sind mit zahlreichen Unternehmen europaweit im Gespräch, um solche Lösungen zu realisieren – beispielsweise an Bahnhöfen.
Auch mobiles Internet, Tablets, Smartphones etc. machen es möglich, dass der Arbeitsort flexibler gewählt werden kann. Eine dauernde Präsenz in Büro oder Betrieb ist nicht mehr zwingend. Wie nutzen Schweizer Arbeitnehmer flexible Arbeitsmodelle?
Indem sie beispielsweise nicht täglich ins Stammbüro fahren, sondern einen flexiblen Arbeitsplatz in einem Business Center in der Nähe ihres Wohnortes wählen. So sparen sie Zeit, gewinnen persönlichen Freiraum und tragen zur Reduktion des Verkehrsaufkommens bei.
«…doch dabei ist zu beachten, dass das Home Office in vielen Fällen keine geeignete Lösung ist – es weist zu viele Nachteile auf.»
Wie schätzen Sie die Bereitschaft der Unternehmen ein, die Möglichkeiten des flexiblen Arbeitens auszubauen?
Wir erkennen einen Trend hin zum flexiblen Arbeiten. Unternehmen berichten wie gesagt auch von Produktivitäts- und Umsatzssteigerungen, die sie dadurch erzielt haben.
Mit flexiblen Arbeitsorten und Arbeit zu Hause nehmen die Pendelzeiten ab. Weniger Menschen in den Zügen und auf den Strassen auf der einen Seite, vermeintlich mehr Zeit für die Arbeitnehmer. Wie nutzen sie diese?
Auch dazu haben wir ein Studie durchgeführt. Sie hat ergeben, dass 24 % der Berufstätigen bereit sind, mehr zu arbeiten, wenn sie durch mehr Flexibilität in der Wahl ihres Arbeitsortes ihre Pendelwege reduzieren können. Weitere Antworten, wofür Arbeitnehmer die Zeit nutzen, die sie durch Reduktion der Pendelwege einsparen waren mehr Zeit mit Sport und Fitness verbringen (63%), mehr Zeit mit dem Partner bzw. der Familie verbringen (61%) oder Freunde treffen (44%).
Regus ist der weltweit grösste Anbieter von flexiblen Bürolösungen. Welche Vorteile bieten die flexiblen Arbeitsplatzmöglichkeiten über die angesprochenen Punkte hinaus?
Unsere Business Centers sind professionell ausgestattet und erlauben es dadurch, flexibel und effizient zu arbeiten. Wir bieten volle Infrastruktur, vom Empfangsbereich über Meetingräume und Business Lounges bis zu modernen Video Conferencing Studios. Für die Unternehmen bringt dies die Möglichkeit mit sich, an einer der wichtigsten Kostenschrauben zu drehen: den Immobilienkosten. Untersuchungen zeigen, dass in einem traditionellen Büro permanent rund 50% der regulären Arbeitsplätze leer stehen – durch Abwesenheit in Meetings, Ferien oder krankheitsbedingt. Das heisst, das traditionelle Büro ist aus wirtschaftlicher Sicht ineffizient. Unternehmen sparen Geld, indem sie ihre fixen Büroflächen reduzieren und dafür flexible Flächen nutzen, die sie nur dann bezahlen, wenn sie sie auch wirklich brauchen.
«Untersuchungen zeigen, dass in einem traditionellen Büro permanent rund 50% der regulären Arbeitsplätze leer stehen.»
Wie präsentiert sich das Angebot von Produkten und Dienstleistungen von Regus in der Schweiz?
Unsere Services erfreuen sich in der Schweiz sehr hoher Nachfrage. Im letzten Jahr haben wir von 8 auf 13 Business Centers ausgebaut. Das Angebot ist sehr kundenorientiert ausgelegt: Je nach Bedarf reicht es vom Virtuellen Büro bis zur Arbeitsplatzlösung für ganze Teams. Der gewünschte Platzbedarf kann natürlich jederzeit flexibel erweitert oder reduziert werden.
Welche Expansionspläne verfolgt Regus in der Schweiz?
Wir werden weiter daran arbeiten, flexibles Arbeiten in seiner besten Form zu unterstützen und den steigenden Bedarf der Unternehmen und Arbeitnehmer optimal zu decken. Dazu gehört auch, das bestehende Angebot an Regus-Arbeitsplätzen auszubauen und langfristig eine flächendeckende Versorgung mit flexibel nutzbaren, professionellen Büros anzubieten.
Herr Rechsteiner, besten Dank für das Interview.
Zur Person:
Christophe Rechsteiner, Country Manager Switzerland
Bei Regus Switzerland seit Dezember 2011
Vor seinem Einsteig bei Regus war Rechsteiner sieben Jahre bei Hertz Rent a Car in unterschiedlichen Positionen beschäftigt, darunter ein Jahr in Australien: Distribution Manager Hertz Switzerland, Project Manager Hertz Switzerland, Regional Manager Hertz Switzerland (OPS), Business Partner Lean and Project Management Hertz Australia
Rechsteiner ist Absolvent des Wirtschaftsstudiums an der Universität Basel
Seine Hobbies sind kochen, skifahren und reisen.