Claude Honegger, Vorstandsmitglied swissICT, im Video-Interview
Von Helmuth Fuchs
Im Interview nimmt Claude Honegger, Vorstandsmitglied swissICT, zu folgenden Fragen Stellung
- Sie sind Vorstandsmitglied und Leiter der Expertenkommission bei swissICT. Was werden Ihre Schwerpunkte sein im 2022?
„Wir haben im Moment 19 Fach- und Arbeitsgruppen, die ein sehr breites Spektrum an Themen abdecken.“
„In der letzten Vorstandssitzung haben wir den Startschuss gegeben für eine neue Fachgruppe «Digital Competency». Gleichzeitig wollen wir natürlich die erfolgreiche Arbeit der bereits etablierten Fachgruppen weiter führen. Da kommen mir Themen in den Sinn wie «Lean Agile Scrum»-Konferenzen, die Salärstudie, die Modellverträge, verschiedene Checklisten, das «swissICT Booster 50+»-Programm oder auch der «Digital Excellence Checkup».“
- Eines der grossen Themen der Gesellschaft und Wirtschaft ist die Digitalisierung. swissICT möchte EntscheidungsträgerInnen mit der Fachgruppe “Digital Transformation Insights” beraten und begleiten. Welche konkreten Leistungen bietet die Fachgruppe?
„Hier möchte ich vor allem den «Digital Excellence Checkup» erwähnen. Er erlaubt Firmen zu analysieren, ob sie bereit sind für die digitale Transformation. Sie sehen, wo ihre Stärken liegen, aber auch, wo noch Handlungsbedarf besteht. Die Fachgruppe kann anschliessend in Ergebnis-Workshops zusammen mit der Firma weitere Schritte definieren.“
- 2021 scheiterte die Abstimmung zur E-ID klar, vor allem weil private Unternehmen als so genannte Identitätsanbieter hätten agieren sollen. Welche Arbeitsgruppen befassen sich bei swissICT mit dem Thema der E-ID, was sind die wichtigsten Arbeiten und Resultate?
„Ich finde persönlich, dass die Schweiz dringend eine E-ID braucht.“
„Unsere verschiedenen Fachgruppen decken diverse Themen ab, um die digitale Wettbewerbsfähigkeit der Schweiz voran zu bringen. Eine dezidierte Fachgruppe nur zum Thema E-ID gibt es im Moment aber nicht.“
- Noch immer bildet die Schweiz zu wenige IT-Fachkräfte aus. Gemäss einer Untersuchung des Instituts für Wirtschaftsstudien Basel (IWSB) im Auftrag des Verbandes ICT-Berufsbildung Schweiz aus dem Jahr 2020 fehlen bis 2028 ca. 36’000 Fachkräfte. Was kann swissICT tun, um hier Abhilfe zu schaffen?
„Die Arbeitsgruppe «Berufe der ICT» verfeinert fortlaufend die Beschreibung der unterschiedlichen IT-Berufe und zeigt damit auf, wie breit das Spektrum der verschiedenen Rollen ist. Ausserdem wollen wir drei Personengruppen zusätzlich motivieren und stärken: Zum einen die Frauen, hier planen wir eine Kooperation mit dem Verband «Wirtschaftsfrauen Schweiz». Zusätzlich wird die Fachgruppe «Smart Generations» Programme organisieren, um Mädchen und junge Frauen für die IT zu begeistern. Dann haben wir die «Fachkräfte 50+» und als dritte Personengruppe möchten wir auch den Bereich der Neurodiversität ansprechen.“
- Die Pandemie hat gerade bei Bundesämtern teilweise signifikante Lücken in der IT und den digitalen Fähigkeiten aufgedeckt. Wo sehen Sie den grössten Aufholbedarf, wie kann swissICT hier Unterstützung bieten?
„Eine gewisse Standardisierung, klar definierte Schnittstellen und eine saubere Datenarchitektur würden sicher helfen, um die Situation zu verbessern. So ein Vorhaben muss aber übergreifend implementiert werden. Der Bund, viele Kantone und Gemeinden sind Mitglieder bei swissICT und wir sind mit der Organisation «Digitale Verwaltung Schweiz» in Gesprächen und schauen, ob wir allenfalls mit den verschiedenen Verwaltungseinheiten mit dem «Digital Excellence Checkup» einen Überblick ihrer Stärken und Handlungsfelder erstellen könnten. Zudem glaube ich, bieten die Fachgruppen eine ideale Möglichkeit, sich mit anderen Experten und anderen Verwaltungseinheiten auszutauschen“
- Sie sind über verschiedene Mandate immer wieder in der Position, um über Investitionen in Startups mit zu entscheiden. Was sind für Sie die wichtigsten Qualitäten, welche JungunternehmerInnen mitbringen müssen, damit Sie eine Investition befürworten?
„Ich schaue auf die üblichen Kriterien: Was ist das Produkt, was ist der Service, den die Firmen anbieten wollen. Wie sieht es aus mit der Value Proposition, dem Markt, der Konkurrenz. Wie sieht das Geschäftsmodell aus, wie steht es um die Innovationskraft der Firma, wie um die Finanzen. Wer sind die Gründer und die Investoren.“
„Ich habe lieber ein top Team mit einem mittelmässig innovativen Produkt als ein schwaches Team mit einem sehr innovativen Produkt.“
- Zum Schluss des Gespräches haben Sie zwei Wünsche frei. Wie sehen die aus?
„Zum einen, dass wir alle aus der Pandemie etwas lernen und die Digitalisierung als Chance sehen und auch nutzen.“
„Als Zweites, dass die Schweiz ihre Position als innovativen Wirtschaftsstandort aktiv und mutig verteidigt.“