Daniel Binzegger, CEO Cablex, im Interview

Daniel Binzegger, CEO Cablex, im Interview
Daniel Binzegger, CEO cablex

Von Helmuth Fuchs

Moneycab: Herr Binzegger, der 15,4 km lange Ceneri Basistunnel ist aktuell das grösste Tunnelbauprojekt der Schweiz. Die ARGE CPC (cablex und PORR) ist verantwortlich für das Los Bahntechnik und Gesamtkoordination im Ceneri-Basistunnel. Wo steht das Projekt bezüglich Einhaltung der Zeit-, Kosten- und Qualitätsvorgaben?

Daniel Binzegger: Zeitlich sind wir im Plan. Solch grosse Projekte basieren auf Ausschreibungen, die vor 8 Jahren erfolgt sind. Durch den schnellen Wandel der Technologien müssen viele Anpassungen vorgenommen werden. Was sich auf die Kosten auswirkt. So wird zum Beispiel im Tunnel die 5G Technologie verbaut. Zur Zeit der Ausschreibung, waren wir noch weit davon entfernt, die Technologie noch nicht bekannt.

«Wir haben im Ceneri-Basistunnel mit BIM (Building Information Modelling) geplant. Dieses Wissen werden wir in sämtlichen Infrastrukturprojekten in Zukunft nutzen.» Daniel Binzegger, CEO Cablex

Der Ceneri Basistunnel, nach dem Gotthard- und Lötschbergtunnel die drittlängste Röhre der Schweiz, soll 2020 in Betrieb genommen werden. Wo wollen Sie danach das bis dahin aufgebaute Fachwissen und die Experten für den Tunnelbau weiter einsetzen, da in der Schweiz kaum ein Projekt mit denselben Dimensionen ansteht?

Wir sind nicht nur in diesem Projekt tätig. Je länger je mehr werden Ingenieursleistungen auch in anderen Projekten gefordert. So setzen wir die Expertise aus dem Tunnelprojekt in verschiedensten Bereichen neu ein. Unter anderem haben wir im Ceneri-Basistunnel mit BIM (Building Information Modelling) geplant. Dieses Wissen werden wir in sämtlichen Infrastrukturprojekten in Zukunft nutzen. Die Schweiz ist ein Land der Tunnels, da wird das Wissen gebraucht werden, genauso wie im Ausland.

cablex ist seit 2015 organisch von 745 auf 1’547 Mitarbeitende gewachsen. Welche Bereiche verzeichnen das grösste Wachstum und welche Ziele haben Sie für die kommenden drei Jahre?

Die Workforce auf den Baustellen wurde massiv erhöht. Dabei haben wir die Anzahl der Subunternehmer reduziert – wir machen viele Arbeiten selber. Dies wirkt sich sehr positiv auf Qualität und Kosten aus. Wir haben festgestellt, dass Subunternehmer kostenoptimiert arbeiten und uns so oft schlechte Qualität abgeliefert haben. Dies hat uns am Ende mehr gekostet, als wenn wir die Arbeiten selber erledigt hätten. In den nächsten drei Jahren werden wir konsolidieren und uns nur noch punktuell mit eigenen Mitarbeitenden verstärken. Wir werden damit unsere führende Position halten und sogar weiter ausbauen können.

«Wir haben festgestellt, dass Subunternehmer kostenoptimiert arbeiten und uns so oft schlechte Qualität abgeliefert haben. Dies hat uns am Ende mehr gekostet, als wenn wir die Arbeiten selber erledigt hätten.»

Die Digitalisierung, im speziellen Virtual und Augmented Reality, eröffnen ganz neue Planungs- und Simulationsmöglichkeiten, auch im Tunnelbau, bei gleichzeitig massiv erhöhten Anforderungen an Leitungskapazitäten. Wo steht Cablex beim Einsatz der neuen Technologien, welche konkreten Anwendungen kommen schon zum Einsatz?

Wir sind führend beim Einsatz vonBuilding Information Modelling (BIM). Heute sprechen wir von Installation 4.0 – die digitale Baustelle. Wer dies heute nicht umsetzt, wird morgen nicht effizient und kostengerecht produzieren können. Die Augmented und Virtual-Reality ist für uns nur ein Benefit aus der digitalen Planung. Der Effizienzgewinn kommt aus dieser digitalen Planung, womit wir die Aktualität und das Asset Management besser im Griff haben. Bereits bei der Planung des Ceneri Projektes haben wir dies vor vielen Jahren erkannt und bis heute konsequent weiterverfolgt.

Welche konkreten Entwicklungen der Digitalisierung werden Ihr Unternehmen in den kommenden Jahren am nachhaltigsten beeinflussen?

Es gibt dazu zwei Komponenten: Was wird der Kunde von uns fordern. Der Kunde wünscht mehr Konnektivität mit Sensoren und Aktoren. Wir müssen uns mit den neuen Technologien auseinandersetzen und die Grundlagen schaffen, damit wir Planung, Installation und Service gleichzeitig machen können. Ausfälle in diesen Systemen werden zukünftig auf die Gesellschaft einen grossen Einfluss haben. Weshalb der Service und Unterhalt der gesamten Infrastruktur grösste Wichtigkeit hat.

«Wir sind führend beim Einsatz von Building Information Modelling (BIM). Heute sprechen wir von Installation 4.0 – die digitale Baustelle.»

Auf der anderen Seite steht für uns die Installation 4.0. Das heisst, wir müssen neue Technologien als Planer managen und das Asset Management beherrschen. Erschwerend ist, dass in diesem Bereich die Fachkräfte in der Schweiz fehlen. Da kann uns die Technologie wiederum helfen. Denn mit neuen Technologien schaffen wir es wohl zukünftig, dass zum Beispiel ungelernte Arbeitskräfte mit Hilfe von AR oder VR Arbeiten durchführen können, bei denen sie über Distanz und via AR-/VR-Brille angeleitet werden uns so auch diffizile Arbeiten erledigen können.

Sie haben für Ihr Unternehmen gerade einen neuen Gesamtarbeitsvertrag (GAV) für 2019 unterzeichnet. Wie relevant ist ein GAV in einem wachsenden Markt, in welchem ein akuter Mangel an Fachspezialisten herrscht?

Seit cablex existiert, hatten wir immer einen Unternehmens-GAV. Seit dem 1. Oktober 2018 ist nun auch der GAV für die Netzinfrastrukturbranche allgemeinverbindlich. An diesem haben wir als Gründungsmitglied des SNiv – Schweizer Netzinfrastrukturverband, ebenfalls mitgearbeitet. Wir halten an unserem Unternehmens-GAV fest, denn unsere Bedingungen sind nach wie vor besser, als im Branchen-GAV. Fachspezialisten halten und begeistern wir heute nur noch, wenn wir anständige und attraktive Anstellungsbedingungen bieten. Daran arbeiten wir stetig und sind auch Stolz, dass dies der Fall ist.

«Der GAV ist auch wichtig, weil unsere Lernenden so sehen, dass die Berufe der Netzinfrastrukturbranche auch in Zukunft attraktiv sind.»

Heute verlassen viele Mitarbeitende die Branche, weil in anderen Berufen bessere Bedingungen herrschen oder mehr Lohn bezahlt wird. Die Regulierung durch den allgemeinverbindlichen GAV schützt nun die Arbeitsplätze und hilft, die Abwanderung aus unserer Branche zu stoppen. Der GAV ist auch wichtig, weil unsere Lernenden so sehen, dass die Berufe der Netzinfrastrukturbranche auch in Zukunft attraktiv sind.

Swisscom und Sunrise sind nach Tests für das 5G-Netzwerk bereit für die Auktion um das Netz der Zukunft. Wie sieht es aus bei Ihnen, was bedeutet der Bau des 5G-Netzes konkret, wie schnell kann die Schweiz flächendeckend erschlossen werden und wo stehen wir damit im internationalen Wettbewerb?

cablex verbaut alle Technologien bei allen Providern. Wir sind deshalb Profis auf allen Systemen und damit immer der richtige Partner. In allen verarbeiteten Technologien garantieren wir auch den besten Service. Die steigende Digitalisierung in der Schweiz zeigt, dass die bestehenden Netze an ihre Grenzen kommen. Daher brauchen wir Technologien, die uns mehr Kapazitäten zur Verfügung stellen – 5G ist daher von grösster Wichtigkeit. Und wir stellen die Fachkräfte, die diese Netze planen, bauen und unterhalten. Im internationalen Wettbewerb steht die Schweiz sicherlich gut da. Die Infrastruktur wird bereit sein.

cablex ist in der e-Mobilität tätig, zum Beispiel mit einer Kooperation mit Green Motion. Trotzdem, die e-Mobilität fristet in der Schweiz noch ein völliges Nischendasein. Von 4.6 Millionen zugelassenen Fahrzeugen waren in der Schweiz gerade einmal 15’000 Elektrofahrzeuge. Wie sehen Sie diese Entwicklung, was muss sich ändern, damit der Anteil der Elektrofahrzeuge steigt?

Die Schweiz ist im internationalen Vergleich im Rückstand (gegenüber Ländern wie Norwegen). Steigendes Wachstum, was Elektrofahrzeuge angeht, ist aber spürbar. Gerade weil Dieselfahrzeuge ein wenig verpönt sind. Wir selber fahren mehrere Versuche mit Elektrofahrzeugen. Viele unserer Standorte sind mit Ladepunkten ausgebaut worden. Die ersten Rückmeldungen sind positiv. Wichtig ist, dass die Automobilindustrie die Technologie nicht verzögert und attraktive Modelle (Leistung und Preis) auf den Markt bringt. Nur so wird die e-Mobilität in der Schweiz an Attraktivität gewinnen.

«Die Schweiz ist im internationalen Vergleich in der e-Mobilität im Rückstand (gegenüber Ländern wie Norwegen). «

Zum Schluss des Interviews haben Sie zwei Wünsche frei. Wie sehen die aus?

Um die Wettbewerbsfähigkeit der Schweiz sicherzustellen brauchen wir eine überdurchschnittlich gute Infrastruktur. Die Politik muss den Mut haben, in diese zu investieren und wo immer möglich zukunftsfähige Projekte nicht verhindern.

Mit cablex wünsche ich mir einen wesentlichen Beitrag zur Sicherstellung und Erweiterung der Schweizer Infrastruktur zu leisten und weiterhin mit unseren Mitarbeitenden erfolgreich zu sein.

Der Gesprächspartner:
Daniel Binzegger verfügt über grosse Fach- und Führungskenntnisse und beste Kontakte in den Zukunftsmärkten von cablex, unter anderem dem Transport- und dem Energiemarkt. Daniel Binzegger ist diplomierter Elektroingenieur HTL und Militärwissenschaftler ETHZ. Vor seiner Tätigkeit bei cablex war er in leitenden Positionen beim Eidgenössischen Militärdepartement, Siemens, Motorola, Arthur Flury AG und Kummler + Matter AG tätig

cablex AG – vernetzt in die Zukunft
cablex ist eine hundertprozentige Tochtergesellschaft von Swisscom und spezialisiert auf den Bau, den Unterhalt und den Betrieb von hochleistungsfähigen ICT- und Netzinfrastruktur-Lösungen. Dank seiner breiten Aufstellung und der effizienten Organisation ist das Unternehmen in der Lage, komplexe Infrastrukturprojekte in der gesamten Schweiz zu realisieren. Das Unternehmen beschäftigt gegen 1400 Mitarbeitende in der Schweiz. 

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