Daniel Jenni, CEO swisspor, im Interview

Daniel Jenni, CEO swisspor, im Interview
Daniel Jenni, CEO swisspor (Bild: swisspor)

Von Helmuth Fuchs

Moneycab: Herr Jenni, gerade hat swisspor die herotec GmbH, die Creaton und die Electrical Heating Concepts GmbH (kurz EHC) übernommen und so die Wachstumsstrategie durch Übernahmen fortgesetzt (z.B. Wannerit, Eternit, Zürcher Ziegeleien, CEMBRIT oder L’isolante). Welche Bereiche sollen in Zukunft vor allem wachsen, worauf achten Sie primär bei Übernahme-Kandidatinnen?

Daniel Jenni: Die swisspor Gruppe konzentriert sich auf die Gebäudehülle und das Ausbaugewerbe. Diese Bereiche sind unser Kerngeschäft, und hier sehen wir grosses Potenzial für weiteres Wachstum. Bei Übernahmen achten wir besonders darauf, dass unser bestehendes Portfolio sinnvoll ergänzt wird. Die Integration solcher Unternehmen ermöglicht es uns, unser Know-how zu erweitern und gleichzeitig unseren Kunden innovative und hochwertige Lösungen anzubieten.

«Die Kreislaufwirtschaft ist für uns bei swisspor von zentraler Bedeutung. In den letzten Jahren haben wir intensiv daran gearbeitet, geschlossene Materialkreisläufe zu schaffen.» Daniel Jenni, CEO swisspor

Die meisten kunststoffbasierten Dämmstoffe haben einen recht hohen ökologischen Fussabdruck in der Rohstoffzusammensetzung. Mit swissporECORIT, einem kaltgeschäumten Mineralstoff, der aus wiederverwendeten Rohstoffen besteht, können Sie diesen Fussabdruck signifikant senken. Wie gross ist der Fussabdruck im Vergleich mit herkömmlichen Dämmmaterialien, welches sind die Einsatzgebiete dieser Neuentwicklung?

swissporECORIT ist ein Meilenstein im Bereich der nachhaltigen Dämmmaterialien. Da es aus recycelten Schweizer Baustoffen besteht, konnten wir den CO₂-Fussabdruck der Herstellphase im Vergleich zu herkömmlichen Dämmstoffen um beeindruckende 54 Prozent reduzieren. Damit bieten wir unseren Kunden eine ökologisch sinnvolle Alternative aus Schweizer Produktion, ohne Kompromisse bei der Qualität einzugehen.

Die Kreislaufwirtschaft gewinnt vor allem im Bausektor zunehmend an Bedeutung. Welche Ihrer eigenen Produkte können Sie innerhalb eines geschlossenen Zyklus auch wieder selbst verwerten?

Die Kreislaufwirtschaft ist für uns bei swisspor von zentraler Bedeutung. In den letzten Jahren haben wir intensiv daran gearbeitet, geschlossene Materialkreisläufe zu schaffen. So haben wir es beispielsweise geschafft, für swissporEPS und swissporXPS einen vollständigen Recyclingkreislauf zu etablieren. Auch bei swissporPIR nehmen wir die Materialien zurück und führen sie wieder der Baustoffproduktion zu.  Ein weiteres Beispiel sind unsere Dichtungsbahnen, bei denen wir intensiv daran arbeiten, eine hundertprozentige Kreislauffähigkeit zu erreichen.

Wärme- und Kältedämmungen leisten einen wichtigen Beitrag zu signifikanten Energieeinsparungen. Wie sieht es aus mit der Energie zur Produkteherstellung, welchen Anteil können Sie zum Beispiel durch Solaranlagen auf und an den Industriebauten selbst herstellen, welche Pläne haben Sie bezüglich nachhaltiger Energie bei swisspor?

Unsere Produkte zeichnen sich durch eine hervorragende Energiebilanz aus. Die Energie, die für ihre Herstellung benötigt wird, wird bereits innerhalb eines Jahres durch die Einsparungen kompensiert, die das Produkt an der Fassade oder im Dach erzielt. Bei einer Lebensdauer von rund 50 Jahren bleiben also noch 49 Jahre, in denen unsere Produkte zur CO₂-Reduktion beitragen. Dies ist eine Bilanz, auf die wir sehr stolz sind. Zusätzlich setzen wir verstärkt auf den Einsatz erneuerbarer Energien, wie beispielsweise durch den Ausbau von Solaranlagen auf unseren Produktionsstätten, um unsere Energieautarkie bei der Herstellung von swisspor Baustoffen weiter zu erhöhen.

«Unsere Produkte zeichnen sich durch eine hervorragende Energiebilanz aus. Die Energie, die für ihre Herstellung benötigt wird, wird bereits innerhalb eines Jahres durch die Einsparungen kompensiert, die das Produkt an der Fassade oder im Dach erzielt.»

Künstliche Intelligenz, Roboter, selbstlernende Algorithmen: Die digitale Transformation verändert das Arbeitsumfeld vieler Industrien nachhaltig. Wo setzen Sie bei swisspor auf Werkzeuge der Digitalisierung, welches sind für Sie die grössten Chancen und Risiken?

Bei swisspor sehen wir in der Digitalisierung enormes Potenzial, um unser Geschäft voranzubringen. Insbesondere im Servicebereich bieten digitale Tools grosse Vorteile, sei es in der Konfiguration von Anwendungen oder bei der Auswertung von Bauplänen. Diese Technologien ermöglichen es uns, schneller und effizienter auf die Bedürfnisse unserer Kunden einzugehen. Risiken sehen wir derzeit weniger – für uns überwiegen eindeutig die Chancen, die uns die digitale Transformation bietet.

swisspor hat die Schweiz im Namen und setzt neben den ausländischen Niederlassungen auch auf Schweizer Produktions- und Entwicklungsstätten. Wie wird das in Zukunft sein, wie beurteilen Sie die Schweiz als Standort im internationalen Wettbewerb, wo besteht Verbesserungsbedarf?

Die Schweiz als Industriestandort bietet sowohl Herausforderungen als auch grosse Vorteile. Die Kostenstrukturen stellen sicherlich eine Herausforderung dar, doch die Nähe zu unseren Kunden ist ein grosser Vorteil, den wir nicht missen möchten. Im internationalen Vergleich sehe ich Verbesserungsbedarf insbesondere bei behördlichen Auflagen.

Welche Innovationen werden in den kommenden Jahren die Bauwirtschaft ökologischer und nachhaltiger gestalten?

Die Kreislaufwirtschaft wird definitiv eine zentrale Rolle spielen, wenn es darum geht, die Bauwirtschaft nachhaltiger zu gestalten. Sie ermöglicht es, Materialien wiederzuverwenden und den Ressourcenverbrauch signifikant zu reduzieren. Dies ist eine Entwicklung, die wir bei swisspor mit grossem Interesse verfolgen und aktiv vorantreiben.

«Mit swissporECORIT sammeln wir derzeit wertvolle Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit jungen, innovativen Unternehmen.»

Während in der Finanzindustrie Startups sehr sichtbar die ganze Industrie mitprägen, scheinen sie in der Bauindustrie noch nicht den gleichen Einfluss zu haben. Wie arbeitet swisspor mit Startups zusammen, wie beurteilen Sie die Schweizer Szene im internationalen Vergleich?

Unsere Zusammenarbeit mit Startups steckt noch in den Kinderschuhen, aber wir sind auf einem guten Weg. Mit swissporECORIT sammeln wir derzeit wertvolle Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit jungen, innovativen Unternehmen.

In der Wertschöpfungskette bietet swisspor nebst der Produktion auch ganze Systemaufbauten für Fassaden und Dächer inklusive dazugehörender Ausbildung an. Welche weiteren Angebote können Sie sich vorstellen, um die Wertschöpfungskette von swisspor auszuweiten? 

Unser derzeitiger Fokus liegt klar auf dem Flachdach, der hinterlüfteten Fassade und dem Steildach. In diesen Bereichen fühlen wir uns zu Hause und können unseren Kunden die besten Lösungen anbieten. Zukünftig könnten wir uns vorstellen, unser Angebot um weitere Dienstleistungen und Produkte zu erweitern, die diese Kernbereiche ergänzen und unseren Kunden noch umfassendere Lösungen bieten.

Zum Schluss des Interviews haben Sie zwei Wünsche frei, wie sehen die aus?

Mein erster Wunsch ist, dass Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft noch stärker in den Regulierungen verankert werden. Und zweitens hoffe ich, dass beim Thema «Energiesparen am Gebäude» das Dämmen als erste Massnahme anerkannt und gefördert wird.


Swisspor

Dieses Interview wurde mit der Unterstützung des Swiss Green Economy Symposiums erstellt.

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