von Bob Buchheit
Moneycab.com: Herr Keist, in den letzten fünf Jahren war die Investitionssumme bei Metall Zug noch nie so hoch. Wo liegen die Schwerpunkte für die nächsten fünf?
Daniel Keist: Für Metall Zug werden die Schwerpunkte der Investitionen einerseits weiterhin in der Entwicklung von neuen Produkten und der Digitalisierung in den Geschäftsbereichen liegen und andererseits in der Entwicklung des Technologieclusters in Zug.
Im letzten Jahr kam es im Schweizer Geschäft zu einem Rückgang wegen Lieferschwierigkeiten im Zusammenhang mit der Umstellung des ERP-Systems. So etwas passiert bei anderen Firmen auch häufig. Was macht Anpassungen bei der Unternehmenssoftware denn so schwierig?
Die Umstellung einer integrierten ERP-Lösung ist anspruchsvoll und komplex, insbesondere wenn man von einer stark individualisierten Lösung auf eine Standard-Applikation wechselt. Oft sind sehr viele Prozesse im Unternehmen betroffen, und die Mitarbeitenden müssen sich nicht nur an eine neue Software, sondern auch an neue Abläufe gewöhnen. Dazu muss der Mehraufwand, welcher mit der Umstellung verbunden ist, neben der normalen Arbeit geleistet werden.
«Die Auslastung der Kapazitäten in der Automobilindustrie ist zurzeit extrem tief, sodass die Erholung jetzt viel länger dauern könnte.»
Daniel Keist, CFO Metall Zug
Kommen wir zum Problemkind Wire Processing: Das laufende Jahr dürfte wegen der schwachen Autokonjunktur schwierig werden. Wie schwierig denn?
Es ist schwer abzuschätzen, wie sich die Automobilzulieferindustrie kurzfristig entwickeln wird. Wie wir vor zehn Jahren gesehen haben, kann eine Erholung sehr schnell eintreten. Die Auslastung der Kapazitäten in der Automobilindustrie ist zurzeit extrem tief, sodass die Erholung jetzt viel länger dauern könnte. Wir können und wollen aber keine Prognose machen.
Die Schleuniger Gruppe, die ja den angesprochenen Bereich Kabelverarbeitung von Metall Zug abbildet, hat sich zum Marktführer von Testgeräten entwickelt. Wie stark kommen diese auch ausserhalb der Automotive-Industrie zum Einsatz?
Die Automobilindustrie ist nach wie vor deutlich wichtiger für Schleuniger, und wird es auch bleiben. Das Testen spielt aber auch eine zunehmend wichtigere Rolle in vielen andern Bereichen, wie bei anspruchsvollen Medizinalgeräten, im Schienenverkehr oder auch bei Robotern.
Die Haushaltsgerätesparte V-ZUG hat gerade ein erfolgreiches IPO hingelegt. Wie fühlt man sich als CFO respektive CEO, wenn man die Hälfte seines Umsatzes abgibt?
Sehr gut. Metall Zug bleibt ja mit rund 30% an der V-ZUG Holding AG beteiligt. Als unabhängige Gesellschaft verfügt V-ZUG über eine grössere strategische Flexibilität, mehr Kompetenzen und Verantwortung. Wir werden also vom Erfolg der V-ZUG auch in Zukunft profitieren können.
«Für das FBI ist es schwierig, die notwendigen Ermittlungen über Landesgrenzen hinaus rasch durchzuführen.»
Der Geschäftsbereich Medical Devices war im Frühjahr in den USA Opfer eines Cyber-Angriffs geworden. Eine Millionen-Zahlung war auf ein falsches Konto abgezweigt worden. Kann Ihnen da das FBI nicht helfen?
Wir haben das FBI sofort eingeschaltet. Offenbar ist es aber auch für das FBI schwierig, die notwendigen Ermittlungen über Landesgrenzen hinaus rasch durchzuführen.
Welche Margenziele geben Sie Ihrer Medizintechniksparte, die ja im grossen Wachstumsmarkt Augenheilkunde eine Schlüsselfunktion inne hat, auf mittlere Sicht?
Auf mittlere Sicht erwarten wir wieder eine EBIT-Marge zwischen 10 und 15%.
«Die COVID-19-Pandemie hat zu einem spürbar höheren Interesse an den vollautomatisierten Bettenwaschanlagen von Belimed geführt.»
Belimed, die in der Reinigung, Desinfektion und Sterilisation im Bereich Medical tätig ist, konnte in den letzten Jahren nur in Europa wachsen. Was muss sich da ändern?
Ja, wir müssen auch in anderen Regionen wachsen. Nach der Abspaltung von Life Science Solutions kann sich Belimed Infection Control nun ganz auf ihr Geschäft konzentrieren. Wir sehen bereits im Halbjahresergebnis die Fortschritte.
Konnte diese Division in der Coronakrise zulegen?
Auch Belimed Infection Control wurde von COVID.19 betroffen. Dadurch, dass in Spitälern nur zwingend notwendige Operationen durchgeführt wurden, muss auch weniger Operationsbesteck desinfiziert werden. Die COVID-19-Pandemie hat aber zu einem spürbar höheren Interesse an den vollautomatisierten Bettenwaschanlagen von Belimed geführt.
Für das von Metall Zug gemanagte Technologiecluster Zug wurde eigens ein Energieverbund aus Sonnenenergie, Abwärme, Grundwasser und Seewasser eingesetzt. Gibt es in der Schweiz ein vergleichbares Projekt?
Im Moment kommt mir kein vergleichbares Projekt in den Sinn. Ähnlich progressiv in Bezug auf lokal erneuerbare Energie ist vielleicht die Suurstoffi von Zug Estates in Rotkreuz. Allerdings wird dort meines Wissens kein Seewasser eingesetzt.
Die Altlastensanierung des Bodens am Hauptsitz in Zug kostete 13,1 Millionen Franken. Wissen Sie, wieviel Ihr Filetgrundstück mitten in Zug wert ist?
Das ist abhängig davon, wie die Fläche genutzt werden wird. Land für Industriebauten wird sicher tiefer zu bewerten sein, als zum Beispiel für Büros oder Wohnungen.