Daniel Koller, Head Portfolio Management Team BB Biotech AG
Dr. Daniel Koller, Head Portfolio Management Team BB Biotech AG.
Von Dieter Haas, Derivative Partners Media AG, www.payoff.ch.
payoff im Gespräch mit Dr. Daniel Koller, Head Portfolio Management Team BB Biotech AG, zum Selektionsprozess, der gewählten Rechtsform, dominierenden Themen, Perspektiven 2015 und seinen persönlichen Favoriten.
payoff: Herr Koller, können Sie unseren Lesern einen Einblick in die wesentlichsten Punkte Ihres Entscheidungsprozesses geben?
Daniel Koller: Die Selektion der Beteiligungen erfolgt nach einem mehrstufigen Due-Diligence-Prozess. Wir haben den Anspruch, unsere Portfoliounternehmen von Grund auf zu verstehen, was ein fundiertes Know-how in der Biotechnologie- sowie in der Finanzanalyse erfordert. Bevor eine Investition getätigt wird, analysieren wir die finanziellen Kenngrössen und prüfen das jeweilige Wettbewerbsumfeld, die Entwicklungspipeline, das Patentportfolio und die Marktperzeption der Produkte und Produktkandidaten.
Ein zentraler Punkt ist die frühzeitige Potenzialerkennung von Innovationen. Wie gehen Sie vor und wie rasch erfolgt eine Umsetzung ins Portfolio?
In einer ersten Phase gilt es, die Krankheitsfelder zu erfassen, in denen bedeutende Fortschritte erzielt und vielversprechende Technologien vorangetrieben werden. Haben wir uns für ein Krankheitsfeld entschieden, gilt es die Wirkstoffkandidaten genau zu beobachten. Dazu werden neue klinischen Daten laufend überprüft. Bis ein Unternehmen neu ins Portfolio genommen wird, kann es unter Umständen lange dauern. Wir sind geduldige Investoren und warten, bis uns die Datenlage überzeugt.
Welche Vor- bzw. Nachteile sehen Sie in der gewählten Rechtsform einer AG?
Ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal ist, dass das Portfolio-Management an keine Einschränkungen gebunden ist, was die Gewichtung von einzelnen Positionen betrifft. So fahren wir ein konzentriertes Portfolio von etablierten Large Caps, aber auch wachstumsstarken Mid Caps. Zudem erlaubt die Tatsache, dass eine Beteiligungsgesellschaft aufgrund ihres fixen Aktienkapitals keine eigentlichen Mittelflüsse kennt, langfristig und, falls angebracht, antizyklisch zu investieren.
Der BB Biotech weist einen erheblichen Abschlag zum inneren Wert auf. Worin liegt Ihrer Meinung nach die Ursache und was unternehmen Sie dagegen?
Die Gründe für einen Discount sind vielschichtig. Einer davon ist die höhere Risiko-Aversion vieler europäischer Anleger betreffend ihrer Aktienallokation. Im Weiteren sind viele Anleger in Europa nicht oder klar untergewichtet im Biotech-Sektor investiert. Indem wir neue Investorenkreise angehen, beispielswiese in UK, sowie eine attraktive Ausschüttungspolitik anbieten, versuchen wir die Nachfrage nach der Aktie zu erhöhen.
Was unternehmen Sie, um die Gefahren des Konzentrationsrisikos so niedrig wie möglich zu halten?
Ich würde unser Portfolio mit mehr als 30 Titeln als diversifiziert, aber mit klaren Schwerpunkten bezeichnen. Entscheidend ist die Balance aus grossen und etablierten Unternehmen, mittleren etablierten Gesellschaften sowie dem einen oder kleineren Unternehmen mit attraktiven Pipelinekandidaten. Dieses Risikoprofil schlägt sich auch in der Portfolio-Gewichtung nieder. Je riskanter ein Unternehmen, desto kleiner die Position zum Einstiegszeitpunkt. So steuern wir das Risiko.
«Wir konnten über die letzten drei Jahre den Benchmark NBI um über 110% schlagen.»
Was spricht aus Ihrer Sicht für eine Investition in ein aktiv gemanagtes Investment und was gegen eine solche in einen Exchange Traded Funds?
Für eine aktiv verwaltete Anlageform spricht sicherlich, dass eine Outperformance erzielt werden kann. Dies erfordert jedoch ein fundiertes Know-how im Bereich Biotechnologie und Finanzanalyse sowie über ein dediziertes Risiko-Management. Dass dies gelingen kann, zeigt der Erfolg von BB Biotech, so konnten wir über die letzten drei Jahre den Benchmark NBI um über 110% schlagen. Bei Passiven Indexfonds sind vor allem die grössten und nicht unbedingt die wachstumsträchtigsten Biotech-Unternehmen enthalten, was Anleger berücksichtigen sollten.
Actelion zählt als einziges CH-Unternehmen zu Ihren Top-Holdings. Was spricht für den Basler Konzern und welche anderen CH-Konzerne besitzen Chancen zur Aufnahme in Ihr Portfolio in den kommenden Monaten?
Actelion hat sich als die führende Gesellschaft im Bereich PAH-Medikationen etabliert und wird mit den neuen Produkten Opsumit und Selexipag für die kommenden Jahre ein attraktives Umsatz -und Gewinnwachstum erzielen können. Wir beobachten einige Schweizer als auch europäische Unternehmen, schätzen aber den amerikanischen Biotech-Markt als weiterhin klar attraktiveres Segment ein. Dies widerspiegelt sich in unseren Neuanlagen, welche in 2014 ausschliesslich in den USA getätigt worden sind.
Welche Investment-Themen werden in 2015 die Branche dominieren?
Die Entwicklung in den nächsten ein, zwei Jahren wird ganz klar getrieben durch das Thema Infektionskrankheiten. Bei uns dreht es sich dabei vor allem um Hepatitis C. Das zweite große Thema ist die Hämatologie. Wir können uns ähnliche Erfolge wie bei dem Medikament Imbruvica für Lymphomerkrankungen auch bei anderen hämatologischen Erkrankungen vorstellen. Darüber hinaus stehen neue Medikamente bei den seltenen Krankheiten vor der Marktreife. Mittelfristig wird es neue Behandlungsmethoden für Nervenerkrankungen, wie zum Beispiel Multiple Sklerose oder vielleicht auch Alzheimer, geben.
«Die Entwicklung in den nächsten ein, zwei Jahren wird ganz klar getrieben durch das Thema Infektionskrankheiten.»
Was sind die grössten Risiken im neuen Jahr bzw. wie lange kann die extreme Outperformance des Sektors Ihrer Meinung nach anhalten?
Wir erwarten, dass die positiven operativen Entwicklungen sich in den kommenden Jahren fortsetzen werden, ja sich sogar eher beschleunigen als verlangsamen werden. Mit diesen beispiellosen Erfolgen erklärt sich auch die Outperformance der Branche – auch die Bewertungen stimmen. Nehmen wir beispielsweise Gilead, die derzeit mit einem KGV von 10.5 (2015E) immer noch sehr attraktiv bewertet sind. Kurzfristige (technische) Korrekturen kann ich nicht ausschliessen.
Welche drei Titel sind Ihre persönlichen Favoriten für 2015?
BB Biotech repräsentiert aus meiner Einschätzung einen attraktiven Mix aus etablierten und profitablen Unternehmen als auch über mittelgrosse und kleinere Gesellschaften, welche in den kommenden Jahren vielversprechende Entwicklungskandidaten zur Marktreife bringen können. Im Large Cap-Bereich sehen wir weiterhin Celgene als attraktiv aufgestelltes Unternehmen. Im Midcap-Bereich verfügt Incyte nebst Jakavi über eine attraktive Pipeline und im Small Cap-Segment ist eine Radius Health hervorzuheben.
Herzlichen Dank für das Interview.
Der Gesprächspartner:
Dr. Daniel Koller stiess 2004 als Senior Portfolio Manager zum Management-Team der BB Biotech AG. Seit 2010 ist er Leiter der börsenkotierten Beteiligungsgesellschaft. Davor war er während vier Jahren in der Finanzindustrie tätig, zuerst in der Funktion als Aktienanalyst bei UBS Warburg, danach als Private Equity Investor bei equity4life. Daniel Koller studierte Biochemie an der ETH Zürich und doktorierte im Bereich Biotechnologie während seiner Tätigkeit bei Cytos Biotechnology.