Daniel Pasche, Präsident Verband der Schweizerischen Uhrenindustrie FH.
Von Alexander Saheb.
Moneycab: Die Exporte von Schweizer Uhren sind in den letzten Jahren ja sehr stark gewachsen. Glauben Sie dass dieser Trend anhalten wird?
Daniel Pasche: Um präzis zu sein, sind die Exporte im Jahr 2009 stark zurückgegangen, aber in den Jahren 2010 und 2011 markant gestiegen. Wir sind zuversichtlich, dass die positive Entwicklung im Jahr 2012 anhält.
Welche Faktoren sind dafür ausschlaggebend?
Auf einer Seite profitiert die Uhrenindustrie vom Wirtschaftswachstum in den asiatischen Ländern wie China, Hong Kong, Singapur, Süd-Korea oder Thailand. Auf der anderen Seite bringen unsere Marken dank innovativer Ästhetik und neuer Technologie sehr attraktive Modelle auf den Markt.
Wo wird im nächsten Jahrzehnt der „Hot Spot“ für Verkäufe sein?
Ich glaube schon, dass unsere wichtigsten oben genannten Märkte wie Hong Kong oder China weiterhin massgeblich zum Absatz beitragen werden. Ich möchte aber auch die USA, die sich wirtschaftlich erholen, und Frankreich, unseren wichtigsten europäischen Markt, hier erwähnen.
„Letztes Jahr haben wir weltweit ungefähr 1,5 Million Fälschungen, also Kopien von Schweizer Uhren, beschlagnahmt und 300’000 Auktionen von Fälschungen im Internet gestoppt. Ich könnte mir vorstellen, dass die Zahlen für 2011 ähnlich sind.“
Jean-Daniel Pasche, Präsident des Verbands der Schweizerischen Uhrenindustrie
Allgemein beklagt sich die Schweizer Exportwirtschaft ja über den starken Franken. Wie wichtig ist das Thema für die Uhrenhersteller, oder gelten im Luxussegment andere Prioritäten?
Ich möchte bestätigen, dass auch die Uhrenfirmen über den starken Franken besorgt sind. Es ist aber schwierig zu sagen, ob er die Exporte negativ beeinträchtigt. Allerdings sind die Margen unter Druck. Die Schweizer Uhrenmarken müssen die Preise in der Eurozone anpassen, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Vielleicht haben aber die Luxusmarken mehr Spielraum als die Marken in den anderen Preissegmenten, um die Preise anzupassen.
Die Schwelle für das Label „Swiss Made“ soll höher gelegt werden. Wie wichtig ist dies für die Uhrenindustrie?
Die aktuelle Gesetzgebung, die aus dem Jahr 1971 datiert, legt keinerlei Grenzwert betreffend des für eine Uhr geforderten Schweizer Wertanteils fest. Diese Unzulänglichkeit erlaubt es, mit dem Swiss Made-Label versehene Uhren zu verkaufen, die nur einen sehr geringen Schweizer Wertanteil enthalten. Um den Ruf und die Glaubwürdigkeit des Swiss Made-Labels zu erhalten, ist es deshalb notwendig, dass der Schweizer Wertanteil in einer Uhr zu einer namhaften Grösse wird.
Wie zufrieden sind Sie, dass die Schwelle bei mechanischen Uhren nun doch nur 60 statt wie ursprünglich verlangt 80% der Herstellungskosten beträgt?
Wir verlangen einen Schweizer Mindestwertanteil von 60% für elektronische Uhren und 80% für mechanische Uhren. Bis jetzt ist von den Behörden noch kein Entscheid getroffen worden.
Der Kampf gegen gefälschte Uhren ist für die FHS besonders wichtig. Wie sieht hier ihre bisherige Jahresbilanz aus?
Ich bestätige, dass der Kampf gegen Fälschungen für uns sehr wichtig ist. Die Zahlen für 2011 sind noch nicht bekannt. Letztes Jahr haben wir weltweit ungefähr 1,5 Million Fälschungen, also Kopien von Schweizer Uhren, beschlagnahmt und 300’000 Auktionen von Fälschungen im Internet gestoppt. Ich könnte mir vorstellen, dass die Zahlen für 2011 ähnlich sind. Es ist uns auch gelungen, Websites, die Fälschungen vermarkten, abschalten zu lassen.
Schweizer Uhrenfirmen exportieren weltweit, sind aber eine eher lokal verankerte Branche. Wie schätzen Sie die internationale Wettbewerbsfähigkeit des Schweizer Führungsnachwuchs ein?
Die Wettbewerbsfähigkeit des Schweizer Führungsnachwuchs ist sicher gut Viele Marken sind von Schweizern geführt, es gibt aber auch mehrere Marken die wie in anderen Branchen von ausländischen Kräften geführt werden. Eine gute Mischung und Wettbewerb sind auch im Management positiv.
Vielen Dank für Ihre Antworten.
Der Gesprächspartner:
Dr. jur. Jean-Daniel Pasche ist verheiratet und Vater von zwei erwachsenen Kindern. Er begann seine Karriere als Jurist beim Bundesamt für geistiges Eigentum (heute Eidg. Institut für geistiges Eigentum) im Jahr 1981. 1986 wurde er zum Leiter der Markenabteilung und 1990 zum Vize-Direktor des Amtes ernannt. Per 1. Juli 1993 wechselte er als Direktor zum Verband der Schweizerischen Uhrenindustrie FH in Biel. Am 1. Juli 2002 übernahm er dort vollamtlich die Funktion des Präsidenten. Er ist auch Vorstandsmitglied der Chambre arabo-suisse du commerce et de l’industrie in Genf und Präsident der Stiftung Battenberg (Berufliche Integration und Bildung) in Biel.
Der Verband:
Der Verband der Schweizerischen Uhrenindustrie FH hat seinen Sitz in Biel und beschäftigt rund vierzig Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Er führt eigene Büros in Hong Kong, Tokyo und Asuncion. Der Verband zählt ungefähr 500 Mitglieder. In seiner langen Geschichte ist dem Verband gelungen, ein breites Netz von Partnern aufzubauen. Damit ist er eine zentrale Brancheninformationsdrehscheibe und kann seine Mitglieder in den verschiedensten Bereichen unterstützen. Die vom Verband angebotenen Leistungen decken rechtliche, wirtschaftliche oder technische Fragestellungen ab und reichen von der regelmässigen Informationsvermittlung an alle FH-Mitglieder bis zur persönlichen Beratung auf Anfrage.