Von Helmuth Fuchs

Im Interview nimmt Daniel Rutishauser, Managing Director GFT Schweiz, Stellung

  • zu Chancen und Risiken für traditionelle Banken, bei der Digitalisierung Schritt zu halten

«Neue Regulierungsvorschriften öffnen die traditionellen Finanzmärkte für FinTechs und branchenfremde Unternehmen. Da diese oftmals nur Teile der Wertschöpfungskette abdecken, sind sie nicht denselben Regulierungen unterworfen wie Banken und haben dadurch einen Vorteil im Wettbewerb. Die Frage ist allerdings, ob Kunden nicht eher integrierte Lösungen aus einer Hand haben wollen.»

„Ich als Kunde wünsche mir einen „One-Stop-Shop“ von den Banken, in den die FinTech-Apps integriert sind. Ich gehe davon aus, dass sich das Angebot der Banken in diese Richtung entwickeln wird.“   

  • zu massentauglichen Einsatzgebieten der Blockchain und wie sie das Bankengeschäft verändern wird

«An Blockchain kommt momentan niemand vorbei. Ich sehe vor allem dort Chancen, wo intermediäre Organisationen in Prozesse involviert sind, wo also Wertvolles von A nach B übermittelt wird. Das kann zum Beispiel die Übermittlung von Bonuspunkten im Rahmen eines Loyalitätsprogramms sein.»

«Wir sehen einen fundamental neuen Ansatz: „Banking as a platform“ auf Basis von Blockchain. Dazu stehen wir bereits in Diskussion mit ersten Kunden.»

  • zu RegTech Startups und den aktuell innovativsten Konzepte im Compliance Bereich

«Hier sehe ich nur begrenzte Chancen für RegTechs, da sie nur Teilbereiche abdecken. Die Banken jedoch müssen allen Bestimmungen genügen, und zwar in allen Märkten, in denen sie tätig sind. Und selbst wenn die Regulierungsvorschriften die gleichen sind, unterscheiden sich die Banken hinsichtlich ihrer Systeme und Prozesse.»

«Persönlich sehe ich das Hauptpotential in „as a Service“-Modellen. Zum Beispiel könnte die Legitimationsprüfung „Know your Customer“ für die ganze Schweiz zentralisiert auf diese Weise angeboten werden.»

  • zur digitalswitzerland und der Rolle, die GFT bei der Digitalisierung der Schweiz spielen will

«Ich finde es extrem gut, dass es diese Initiative gibt. Innovation funktioniert nur mit einem lebendigen Ökosystem. Die GFT hat mit „CODE_n“ und „CODE_n SPACES“ damit begonnen, solche Ökosysteme zu schaffen und zu pflegen.»

  • zum Kulturwechsel bei Finanzinstituten, um agiler und innovativer zu werden

«Innovation muss gelebt werden und fassbar sein. Durch einen branchenfremden Dialog entsteht Neues. Vor allem kleine und mittelständische Banken brauchen dafür jedoch häufig noch einen „man in the middle“, der die Innovationskompetenz mitbringt.»

  • zu Entwicklungen, welche die Finanzindustrie in den kommende Jahren am stärksten prägen werden

«Die Regulatorien werden die grössten Veränderungen bringen. Vor allem PSD2 wird es noch mehr Marktteilnehmern ermöglichen, vor allem im Kerngeschäft der Retailbanken tätig zu werden. Dadurch werden die bestehenden Banken aus Kostengründen nicht umhin kommen, noch mehr „as a Service“ einzukaufen.»

«Noch mehr Entscheide werden maschinen-gestützt gefällt werden, das Business wird autonomer und noch mehr durch Algorithmen gesteuert.»

Zur Person:
Daniel Rutishauser verantwortet seit 2014 die Themen Systemintegration und Application Services in der GFT Schweiz AG, seit September 2016 zusätzlich den Vertrieb in Deutschland. Nach seinem Ingenieursstudium an der ETH Zürich startete Daniel Rutishauser seine IT-Laufbahn1998 bei der IBM als einer der ersten Java-Entwickler. Seine Karriere bei ,Big Blue‘ führte ihn über IT Architektur und Consulting zum Leiter von den Applikationsdienstleistungen für die Schweiz und Österreich. Mit einer Techie-Seele ausgestattet, gepaart mit solidem MBA Background und Führungserfahrung, hat Daniel Rutishauser mehrfach bewiesen, dass er neue Organisationen im Software-Engineering Umfeld erfolgreich auf- und ausbauen kann. Daniel Rutishauser hat mit unzähligen Kunden vor allem im Finanzsektor und in der Energiebranche neue Geschäftsideen kreiert und als Systemintegrator umgesetzt.

Das Unternehmen:
Die GFT Technologies SE ist ein globaler Technologiepartner für die digitale Transformation im Finanzsektor. Zu den Kunden zählen international führende Finanzinstitute, die GFT bei der Lösung von komplexen Herausforderungen ihrer Branche mit IT- und Beratungskompetenz unterstützt. Dazu zählen insbesondere Lösungen für die Umsetzung regulatorischer Vorgaben und die Digitalisierung von Geschäftsprozessen. 

Als IT-Berater und Implementierungspartner des Kernbankensystems Avaloq begleitet die GFT Schweiz seit rund zehn Jahren die Finanzbranche und kennt die Bankprozesse aus dem Effeff. Zudem hat sich das Unternehmen als Digitalisierungs- und Regulierungspartner für den Schweizer Banken und Versicherungsmarkt sowie für die eidgenössische und die kantonalen Steuerverwaltungen etabliert. Ein hochqualifiziertes Expertenteam von rund 60 Mitarbeitern unterstützt seine Kunden mit IT-Lösungen rund um die Themen Digital Marketing, Enterprise Information Management, Prozessautomatisierung und Regulatory Compliance.

Über die Innovationsplattform CODE_n bietet die GFT Startups, Technologiepionieren und etablierten Unternehmen den Zugang zu einem globalen Netzwerk, um disruptive Trends im Finanzsektor frühzeitig zu erkennen und in neue Geschäftsmodelle zu integrieren. Der GFT Konzern mit Hauptsitz in Deutschland erzielte im Geschäftsjahr 2016 mit knapp 4.900 Mitarbeitern in zwölf Ländern einen Gesamtumsatz von rund 420 Mio. Euro. Die GFT Aktie ist an der Frankfurter Börse im TecDAX gelistet (ISIN: DE0005800601).


Das Interview entstand in Zusammenarbeit mit dem Swiss Information Management Forum