von Robert Jakob
Moneycab.com: Herr Salzmann, eines der Mittelfristziele der Luzerner Kantonalbank ist eine Kostenquote von unter 50 Prozent. Aber da sind Sie doch schon?
Daniel Salzmann: Das ist in der Tat so. Per Mitte Jahr 2016 haben wir eine Cost-Income-Ratio von 48.7 % ausgewiesen. Damit gehören wir zu den effizientesten Banken der Schweiz. Für eine Universalbank wie die LUKB ist diese Kennzahl ein wichtiger Gradmesser. Die Margen im Bankgeschäft sind in den letzten Jahren enorm unter Druck geraten. Diese Entwicklung wird mittel- bis langfristig weitergehen. Wir sind also gezwungen, das strategische Optimierungspotenzial auch an anderer Stelle zu suchen, zum Beispiel auf der Kostenseite. Die Cost-Income-Ratio wird darum für die Banken in Zukunft noch mehr Bedeutung erhalten.
Crowdbanking ist einer Ihrer Schwerpunkte für die nächsten Jahre. Glauben Sie, dass Crowdfunding, Crowdonating und das Abstimmenlassen von Kundenmassen zur Produktkonfiguration (beispielsweise bei Fonds) dermassen zum Volksbedürfnis wird?
Bei unseren Initiativen im Crowdbanking wollten wir unter anderem beweisen, dass auch eine mittelgrosse Bank wie die LUKB relativ schnell Innovationen auf den Markt bringen kann. Das ist uns gelungen. Wir wollen ebenfalls die Marktakzeptanz dieser Angebote testen und uns gleichzeitig einen Erfahrungsschatz im digitalen Bankgeschäft erarbeiten. So arbeiten wir im Moment intensiv an den konzeptionellen Grundlagen, um unsere Crowdfunding-Plattform «funders.ch» in Richtung «Crowd-Lending» – das heisst Crowdfinanzierung für KMU – weiter zu entwickeln. Wir rechnen damit, dass diese Finanzierungsform für Unternehmen in Zukunft eine grössere Rolle spielen wird, zum Beispiel für Startups oder für erste Wachstumsschritte nach der Startup-Phase. Wir wollen darum beim Crowdfunding von Anfang an dabei sein und setzen dabei auch auf Kooperationen mit anderen Kantonalbanken. Entsprechende Gespräche laufen.
Das geht natürlich nur über eine verstärkte Digitalisierung…
Als Bank muss man einerseits die Prozesse digital durchgängig ausgestalten, was Investitionen in die Unternehmensentwicklung und die IT verlangt. Anderseits werden sich wohl die meisten Kunden auf absehbare Zeit noch hybrid verhalten, also sowohl das physische Vertriebsnetz einer Bank als auch die elektronischen Kanäle nutzen. Hier muss man als Bank eine gute Balance finden.
Wo liegen die Knackpunkte?
Wir wollen bei der LUKB, dass unsere Kunden frei über den Kanal der Kontaktaufnahme mit der Bank entscheiden können («Customer Journey») und ihnen ermöglichen, Service- und Basis-Dienstleistungen digital selber abzuwickeln. Also zum Beispiel eine Adressmutation vornehmen oder eine Kartenlimite anpassen. Mit dem neuen E-Banking, das direkt auf unserem Kernbanken-System Avaloq aufsetzt, haben wir unter anderem die Voraussetzungen für eine solche Digitalisierung von Prozessen geschaffen.
«Als Bank muss man einerseits die Prozesse digital durchgängig ausgestalten, was Investitionen in die Unternehmensentwicklung und die IT verlangt.»
Daniel Salzmann, CEO LUKB
Weiter planen wir, die digitale Interaktion des Kunden systematisch in die Beratung zu integrieren. Das könnte dann zum Beispiel 2020 so funktionieren: Ein Kunde tippt seine Angaben in den Online-Hypothekenrechner ein, um die Tragbarkeit seines Wunsch-Eigenheims zu testen. Zu einem bestimmten Moment drückt er die Kontakttaste, um mit einem LUKB-Berater Kontakt aufzunehmen. Kunde und Berater können nun ohne Medienbrüche das Gespräch auf der Basis der vom Kunden bereits eingegebenen Daten weiterführen. Dies bringt für beide einen wesentlichen Gewinn an Komfort und Effizienz. All das wird jedoch nicht von heute auf morgen passieren.
Die Investitionen in Sachanlagen wie beispielsweise IT blieben bei Ihnen in den letzten Semestern sehr stabil. Rechnen Sie nicht mit steigenden Investitionskosten?
Wir schreiben alle IT-Investitionen seit Jahren jeweils sofort und vollumfänglich ab. Zudem haben wir den Gewinn aus der Veräusserung unseres Anteils an Swisscanto von 14.4 Millionen Franken einer zweckbestimmten Reserve für allgemeine Bankrisiken zugewiesen. Mit dieser Reserve werden wir einen Teil der Projekte finanzieren, die wir im Rahmen unserer Strategie «2020@LUKB» umsetzen, ohne dass die jeweilige Erfolgsrechnung belastet wird.
An den Dividendenzahlungen kann man die Stetigkeit der LUKB ablesen. Nach deutlichen Anstiegen in den 00er Jahren, verharren diese seit Beginn des neuen Jahrzehnts bei 11 Franken. Mutiert die LUKB-Aktie jetzt nur zur Obligation?
Nein. Hier muss ich etwas ausholen. Seit dem Börsengang im Jahr 2001 haben wir das Ziel verfolgt, unseren Aktionären im langfristigen Durchschnitt rund 50 Prozent des Gewinns auszuschütten und die anderen 50 zur weiteren Stärkung unserer Eigenmittel einzusetzen. Dieses Ziel haben wir umgesetzt. Mit dem Start unserer Strategie «2020@LUKB» für die nächsten 5 Jahre haben wir nun die Bandbreite der Ausschüttungsquote an die Aktionäre auf 50 bis 60 Prozent erhöht. Falls wir also die mit der Strategie angestrebten Wachstumsziele beim Gewinn erreichen, sind Dividendenerhöhungen in den nächsten Jahren durchaus realistisch.
Manchmal erfolgt die Dividendenzahlung steuerfrei manchmal nicht. Wovon wird das in Zukunft abhängen?
Wir haben bisher drei Mal eine steuerfreie Ausschüttung vorgenommen – dies jeweils im Abstand von einigen Jahren. Für die Zukunft möchte ich keine Prognose abgeben. Der Antrag über die Form der Ausschüttung liegt in der Kompetenz des Verwaltungsrates, der Entscheid bei der Generalversammlung.
«Falls wir also die mit der Strategie angestrebten Wachstumsziele beim Gewinn erreichen, sind Dividendenerhöhungen in den nächsten Jahren durchaus realistisch.»
Stabilität zeichnet auch das Aktionariat aus. Der Free Float Ihrer Aktien liegt bei 38,5%. Davon werden wiederum zwei Drittel im Kanton Luzern gehalten. Der Kanton Luzern hält an seiner 61,5%igen Beteiligung fest. Führt das im ländlichen Kanton Luzern zu einer besonders starken Kundenbindung?
Es freut uns natürlich ausserordentlich, dass wir mittlerweile mit rund 36’000 Aktionären eine sehr breit gestreute Eigentümerschaft haben. Viele unserer Aktionäre sind auch Kunden unserer Bank – diese Verbundenheit mit Land und Leuten ist sicher eine spezielle Stärke unserer Bank. Das zeigt sich übrigens auch an unserer Generalversammlung, an der wir jedes Jahr über 4 000 Aktionäre begrüssen dürfen. Widersprechen möchte ich Ihnen bei Ihrer Aussage des «ländlichen Kanton Luzern». Deutlich mehr als die Hälfte der Luzerner Bevölkerung wohnt in der Agglomeration Luzern oder im Raum Sempachersee mit der Stadt Sursee als Zentrum.
Der Liegenschaftserfolg nahm im ersten Halbjahr 2016 auf 2.7 Millionen Franken zu. Ich nehme nicht an, dass diese Steigerung nachhaltig ist, oder?
Doch. Wir haben in unserem Immobilienmanagement einige Optimierungen vorgenommen. Der Liegenschaftserfolg dürfte sich also auch in Zukunft erfreulich präsentieren.
Die Mitarbeiterfluktuationsrate liegt bei lediglich 2,5 Prozent, das heisst ja im Schnitt bleiben die Leute bei Ihnen bis zur Pensionierung. Wie geht das denn?
Sie sprechen hier die Netto-Fluktuation an, also ohne Pensionierungen oder familiäre Gründe wie Schwangerschaften oder Todesfälle. Die Brutto-Fluktuation liegt höher, ist aber immer noch tief im Branchenvergleich. Wir messen die Mitarbeiterzufriedenheit regelmässig mit Umfragen und stellen fest, dass unsere Leute mit der LUKB als Arbeitgeberin zufrieden und hoch motiviert sind. Wir gelten als attraktive Arbeitgeberin. Das ist sehr erfreulich. Die Gründe? Da müssten sie unsere Mitarbeitenden fragen…
Im Ernst: Unsere Umfrage-Ergebnisse zeigen, dass es viel mit unserer klaren strategischen Ausrichtung und unserer Unternehmenskultur zu tun hat. Wir sind nahe bei unseren Kunden. Bei uns ist gegenseitiges Vertrauen wichtig. Wir haben kurze Entscheidungswege, offene Türen bei den Chefs sowie eine faire und verlässliche Personalpolitik. Das drückt sich unter anderem auch darin aus, dass alle untereinander per du sind – vom Lernenden bis zum Verwaltungsratspräsidenten.
Seit Kotierung hat sich der Wert der LUKB-Aktie verdreifacht. Wie können denn die Mitarbeiter der Bank davon profitieren?
Die meisten unserer Mitarbeitenden halten ebenfalls LUKB-Aktien. Wir haben das Beteiligungsprogramm anlässlich des Börsengangs im Jahr 2001 gestartet. Im Abstand von jeweils einigen Jahren können unsere Mitarbeiter zudem LUKB-Aktien zu einem Vorzugspreis kaufen, die dann für drei Jahre gesperrt sind. Das obere Kader und die Geschäftsleitung erhalten zudem einen Teil ihrer variablen Vergütung in Aktien ausbezahlt, die dann ebenfalls mehrere Jahre gesperrt sind.
Zur Person:
Daniel Salzmann ist CEO und Leiter Präsidialdepartement der LUKB. Nach einem Handelsdiplom 1984, schloss er 1990 ein FH-Studium als Betriebsökonom ab. 1992 folgte ein Diplom als Controller SIB sowie 1996 der Executive MBA (HS Luzern) Von 1990 bis 1993 war Daniel Salzmann Leiter Rechnungswesen/Controlling bei Ascom Telematic und ab 1993 in verschiedenen Führungsfunktionen im Retailbanking bei der damaligen SBG (heute UBS) und bei der CS. 2003 wurde er Mitglied der Geschäftsleitung der Bank Coop, Basel.
Seit 2004 ist Salzmann Mitglied der Geschäftsleitung der Luzerner Kantonalbank und Leiter Departement Privat- und Gewerbekunden (Retailbanking) sowie seit seit 2014 deren CEO. Daniel Salzmann ist auch Mitglied des Verwaltungsrates des Verbandes Schweizerischer Kantonalbanken VSKB, Basel, Stiftungsrat der Stiftung Wirtschaftsförderung Luzern, Vorstandsmitglied der Industrie- und Handelskammer Zentralschweiz IHZ sowie Mitglied der Verwaltung der St. Niklausen Schiffgesellschaft , Luzern.
Zum Unternehmen:
Die 1850 gegründete Luzerner Kantonalbank AG (LUKB) ist mit rund 1’000 Mitarbeitenden die führende Bank im Kanton Luzern. Sie betreibt insgesamt 26 Geschäftsstellen und gehört zu den grössten Schweizer Kantonalbanken. Ihre Kern-Geschäftsfelder sind die Immobilienfinanzierung, die Unternehmensfinanzierung und das Private Banking. Zum Konzern LUKB gehören die LUKB Expert Fondsleitung AG, die LUKB Wachstumskapital AG und die Gewerbe Finanz Luzern AG. Die LUKB verfügt über ein langfristiges Rating AA von Standard & Poor’s.