Daniel Sandmeier (l.) und Thomas Schmidlin, Equity Derivatives Sales Switzerland CS.
Von Martin Raab, Derivative Partners Media AG, www.payoff.ch
payoff im Gespräch mit Daniel Sandmeier, Head Equity Derivatives Sales Switzerland und Thomas Schmidlin, Co-Head Equity Derivatives Sales Switzerland zur Integration von Clariden Leu in die Credit Suisse.
Herr Sandmeier, wie weit ist die Integration des Derivatbusiness der Clariden Leu in die Credit Suisse mittlerweile fortgeschritten?
Sandmeier: Mit dem Legal Merger vom 2. April 2012 sind alle Rechte und Pflichten der Clariden Leu AG an die Credit Suisse AG übergegangen. Die Marke Clariden Leu ist weggefallen und deren Geschäft mit Strukturierten Produkten wird seither unter dem Dach der Credit Suisse weiterbetrieben. Der gesamte externe Auftritt wurde zum Stichdatum hin reibungslos in die Credit Suisse überführt. Aufgrund der aufwändigen technischen Infrastruktur, welche das Handelsgeschäft jedoch bedingt, wird derzeit noch aus zwei Standorten operiert, dem Uetlihof und aus Stettbach heraus. Ziel ist es natürlich die beiden Standorte und deren Plattformen so schnell wie möglich und sinnvoll zusammenzuführen.
Bis wann wird diese Zusammenführung komplett vollzogen sein?
Sandmeier: Die Einbindung ist in vollem Gange. Die technische Integration wird im Verlaufe des Jahres vollzogen werden.
Was ändert sich für Privatanleger der ehemaligen Clariden Leu?
Schmidlin: Bestehende Produkte werden bis auf den Emittentenwechsel unverändert weitergeführt. Somit besteht für Kunden grundsätzlich kein Handlungsbedarf. Die unter Clariden Leu verfolgte Strategie mit einem starken Fokus auf Public Distribution – sprich dem Vertrieb an Retail-, Privatkunden sowie Vermögensverwalter in der Schweiz – wird weiterverfolgt.
«Für Anleger soll sich nichts am gewohnten Produkt- und Serviceangebot ändern.»
Thomas Schmidlin, Co-Head Equity Derivatives Sales Switzerland
Clariden Leu listete die Mehrzahl ihrer Strukis, während die Credit Suisse eine grosse Anzahl nur ausserbörslich vertreibt…
Schmidlin: Grundsätzlich sollen neue Produkte der Credit Suisse, die öffentlich zur Zeichnung aufliegen, an der Börse kotiert werden. Unter der Verantwortung der Credit Suisse wird somit ein Grossteil der Produkte neu ebenfalls an der Scoach kotiert und profitiert dank Börsenkotierung von einer erhöhten Transparenz, Vergleichbarkeit und Handelbarkeit. Konsistenz hat bei uns grosses Gewicht. Es soll sich für den Privatanleger also, ausser dem Wechsel der Marke zur Credit Suisse, nichts am gewohnten Produkt- und Serviceangebot ändern.
Welche personelle Grösse umfasst ihr Bereich jetzt nach der Integration?
Schmidlin: Eine genaue Abgrenzung der Personenzahl ist nicht ganz einfach, zumal viele Mitarbeitende in Front-, Middle- und Backofficefunktionen u.a. mit Herstellung, Modellierung, Verkauf, Handel, Dokumentation, Verbuchung und anderen Chargen betraut ist. Zählt man alle Shared-Services-Funktionen (wie IT, Business Management etc.) dazu, kommt man alleine bei Credit Suisse in der Schweiz auf eine dreistellige Personenzahl, die direkt oder indirekt mit strukturierten Produkten zu tun haben.
Inwiefern ändert sich durch die Integration der Clariden Leu die Strategie bei der Credit Suisse bzw. auf welche Produktkategorien/Anlageklassen legt die Credit Suisse mittel- und langfristig ihr Hauptaugenmerk?
Sandmeier: Die Strategien der Credit Suisse und der ehemaligen Tochterbank Clariden Leu im Bereich der strukturierten Produkte waren komplementär. Die Credit Suisse legte in der Vergangenheit ihr Hauptaugenmerk auf das interne Geschäft mit dem eigenen Private Banking sowie auf Corporate Solutions. Die Clariden Leu im Gegenzug profilierte sich im Bereich Public Distribution – dem Vertrieb an externe Drittbanken, Privatinvestoren und Vermögensverwalter. Nun fügen sich die beiden Bereiche nach der erfolgten Integration auf ideale Weise zu einem neuen Ganzen zusammen. Kunden profitieren künftig von einem erweiterten Produkt- und Serviceangebot in allen Anlageklassen.
«Unter der Verantwortung der Credit Suisse wird ein Grossteil der Produkte neu ebenfalls an der Scoach kotiert.»
Gibt es Pläne für eine Auslagerung der Tätigkeit in aussereuropäische Länder wie Dubai oder Singapur?
Sandmeier: Zürich ist für die Credit Suisse ein wichtiger Standort im Geschäft mit Derivaten und fungiert u.a. als Kompetenzcenter in Sachen Retailgeschäft und Abwicklung des Sekundärmarktes für das Geschäft mit Strukturierten Produkten. Als Heimmarkt stellt die Schweiz nicht nur einen der wichtigsten Abnehmer der Produkte dar, sondern ist in vieler Hinsicht auch einer der innovativsten Märkte weltweit. Es bleibt abzuwarten ob Regulator und Gesetzgeber in der Schweiz das nötige Fingerspitzengefühl haben, um eine wettbewerbsfähige und wettbewerbsorientierte Regulierung zu schaffen, welche eine Abwanderung des Geschäfts in andere Länder verhindert.
Gibt es im Bereich Kundenservice Projekte, die Sie nun mit vereinten Kräften umsetzen wollen?
Schmidlin: Die Integration eröffnet in diesem Bereich neue Ideen und Möglichkeiten – die gemeinsame Plattform soll das Beste der beiden Setups vereinen und möglichst noch „einen obendrauf setzen“. Auch wenn die technische Integration derzeit noch einige Ressourcen bindet, schauen wir bereits in die Zukunft und machen uns Gedanken zur weiteren Verbesserung unserer Produkte und Dienstleistungen. Unsere SPIRIT-Plattform zur Herstellung von strukturierten Produkten, unser Internetauftritt, unsere iPhone und iPad App und andere Dienstleistungen im Bereich Life Cycle Management werden ständig überprüft und verbessert. Es bleibt abzuwarten ob die Regulatoren das nötige Fingerspitzengefühl haben, um eine Abwanderung des Geschäfts in andere Länder zu verhindern.
Neues, altes Derivate-Duo
Nach der Integration von Clariden Leu in die Credit Suisse wird der Bereich Strukturierte Produkte künftig von Daniel Sandmeier, Head Equity Derivatives Sales Switzerland und Präsident des Schweizerischen Verbands für Strukturierte Produkte, geleitet. Als Co-Head agiert Thomas Schmidlin, bislang als Leiter des Struki-Businesses bei Clariden Leu bekannt. Das neue Derivat-Duo kennt sich bereits seit mehreren Jahren und hat sich als gemeinsames Ziel gesteckt, die jeweiligen Vorteile der bisherigen Setups unter dem neuen Dach der Credit Suisse erfolgreich zu vereinen.