David Allemann, Mitgründer On
Die Gründer von On: David Allemann, Caspar Coppetti und Olivier Bernhard. (v.l.n.r./Foto: On)
von Patrick Gunti
Moneycab: Herr Allemann, vor vier Jahren haben Sie zusammen mit dem ehemaligen Spitzenläufer Olivier Bernard und dessen früheren Manager Caspar Coppetti das Unternehmen On AG gegründet, mit nichts weniger als dem Anspruch, den Laufschuh neu zu erfinden. Wie kam es dazu?
David Allemann: Zum Urknall hat die ideale Symbiose zwischen Schweizer Ingenieurwissenschaft und der Lauferfahrung eines Weltmeisters geführt. Die Idee für eine neuartige Laufschuhtechnologie kam von einem Schweizer ETH-Ingenieur. Mit der Lauferfahrung von Olivier ist dann über mehrere Jahre eine Technologie gereift, die ein ganz neues Laufgefühl bringt. Genau dieses einzigartige Laufgefühl hat Caspar und mich überzeugt.
Worin besteht die grundlegende Innovation der On-Laufschuhe, was ist die Kernidee, welches sind die entscheidenden Vorteile?
Der Grundgedanke ist revolutionär: weich landen, hart abstossen. Das ist keineswegs selbstverständlich. In der Entwicklung des Laufschuhs gab es bislang weiche aber langsame Trainingsschuhe oder schnelle aber harte Wettkampschuhe. Entweder oder. On vereint zum ersten Mal beides in einem Schuh. Das bedeutet sanft landen wie auf Sand, dann aber kraftvoll abstossen wie auf einer Rennbahn. Sanft, leicht, agil und schnell.
Jeder Fuss ist einmalig. Es gibt normale Füsse, Senkfüsse, Hohlfüsse, Knickfüsse. Ist der On der Laufschuh für jeden Fuss?
Das ist genau der Punkt: weil jeder Fuss einmalig ist, sprengt On die Norm. In der Vergangenheit wollten Laufschuhersteller die Laufbewegung kontrollieren, führen, berichtigen. Laufen soll aber Spass machen und keine Übung in Selbstkontrolle sein. Darum passt sich On dem Fuss an, nicht umgekehrt. Mehr als ein Dutzend patentierter Cloud-Elemente an der Aussensohle reagieren auf die individuelle Laufbewegung und dämpfen beim Aufprall genau dort, wo es der Läufer braucht. Dann werden sie fest, geben einen sicheren Stand und erlauben einen kraftvollen Abstoss. Das Resultat ist einzigartiger Komfort und mehr Laufspass für alle Läufer.
«Laufen soll aber Spass machen und keine Übung in Selbstkontrolle sein. Darum passt sich On dem Fuss an, nicht umgekehrt.»
David Allemann, Mitgründer On
Wie spüren Läuferinnen und Läufer den Unterschied zu einem anderen Laufschuh?
Sie spüren ihn sofort. Wir hören bei den ersten Schritten von neuen On-Läufern regelmässig Worte wie „anders“, „leicht“ oder sogar „wie auf Wolken“.
Verändert sich mit On-Laufschuhen die Lauftechnik?
Ideal ist ein Laufschuh, wenn er beim Landen nicht ausbremst, sondern die Wucht in Vorwärtsbewegung umwandelt. Deshalb legt On den optimalen Landepunkt in den Mittelfussbereich, natürlich zentriert unter den Körper. Beim Landen ist der Läufer sofort bereit für den Abstoss.
Läuft man auch schneller?
Unzählige On-Läufer berichten uns von neuen Personal Bests, neuen persönlichen Spitzenzeiten. Darum haben wir die ETH Zürich gebeten, dies wissenschaftlich zu untersuchen. Das Resultat: mit On spart man durchschnittlich 2 Pulsschläge pro Minute und hat 5% tiefere Blutlaktatwerte als mit einem konventionellen Laufschuh. Ob man effizienter läuft, weil weniger Muskelkraft für die Dämpfung eingesetzt werden muss oder weil man kräftiger Abstossen kann, bleibt Spekulation. Was fest steht ist, dass Frederik Van Lierde im On die Ironman Weltmeisterschaft gewonnen hat. Und dass mehr als 50 Weltklasse-Athleten wie die Schweizer Olympia-Siegerin Nicola Spirig zu On gewechselt sind.
Wie unterscheiden sich die mittlerweile 5 On-Modelle?
Mit der CloudTec Sohlentechnologie haben wir die Möglichkeit, das Laufgefühl in jedem Modell unterschiedlich auszutarieren – ähnlich wie das Fahrgefühl bei unterschiedlichen Modellen in der Automobilindustrie. Wir passen den Schuh an den Läufertyp und den Anwendungsbereich an. So ist beispielsweise der On Cloudracer ein schneller Trainings- und Wettkampfschuh, der sehr direkt am Boden liegt und trotzdem ausgezeichnet dämpft. Oder der On Cloud ist der leichteste voll gedämpfte Laufschuh auf dem Markt.
On Cloudracer Silver Lime. (Foto: On)
Sie haben Weltklasse-Athleten wie den französischen Triathleten David Hauss, die kenianische Langstreckenläuferin Tegla Loroupe oder die Schweizerinnen Caroline Steffen und wie Sie bereits erwähnt haben, Nicola Spirig, unter Vertrag. Welche Rückmeldungen haben Sie von diesen Athleten und wie lassen sich deren Inputs bei der Entwicklung der Schuhe nutzen?
Unsere Athleten-Familie ist im ständigen Austausch mit uns und sehr aktiv beim Testlaufen. So hat beispielsweise Frederik Van Lierde an der Ironman Weltmeisterschaft in einem weit fortgeschrittenen Prototypen eines On Cloudracers gesiegt und Feedback gegeben. Das Obermaterial des Cloudracers ist an entscheidenden Stellen mit einem Tape, einem Klebeband verstärkt. Es ist den Athleten abgeschaut, die vor dem Wettkampf ihre Füsse mit Tape verstärken.
On bewegt sich in einem hochkompetitiven Markt und Sportartikel-Giganten wie Nike oder Adidas sind Ihre Konkurrenten. Wie ist es Ihnen gelungen, sich im Markt zu etablieren und welche Rolle spielen die obgenannten Athleten dabei?
Im Laufschuhmarkt behaupten sich durchaus Marken, die sich nicht auf alle Sportarten, sondern auf das Laufen spezialisiert haben. Nike und Adidas sind weder in der Schweiz noch in den USA bei den Laufsport-Fachgeschäften die Nr. 1. On ist auf das Laufen fokussiert und hat sich mit einer komplett neuen Technologie etabliert – weit weg von Marketing-Gimmicks. Der Markt für Laufschuhe liegt weltweit bei rund 20 Mrd Franken und wächst ein- bis zweistellig pro Jahr. Das Interesse des Fachhandels an der nächsten grossen Innovation ist darum gross. Die Erfolge der Elite-Läufer mit On validieren die Technologie. Sie ist übrigens auch mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet worden.
«Im Laufschuhmarkt behaupten sich durchaus Marken, die sich nicht auf alle Sportarten, sondern auf das Laufen spezialisiert haben.»
Die On-Lauftechnologie ist patentiert. Lässt sich feststellen, ob die Konkurrenz den Bereich Dämpfung auf ähnliche Art und Weise umzusetzen versucht?
Bisher haben wir darauf keine Hinweise und investieren viel in die Perfektion und Weiterentwicklung des CloudTec Systems. Bereits heute basiert CloudTec auf mehreren Technologie-Komponenten, die alle patentiert sind.
Im vergangenen Jahr haben On und der Designer Thilo Alex Brunner den Design Preis Schweiz gewonnen. Wie würden Sie das On-Design umschreiben?
On soll nicht nur beim Laufen Spass machen, sondern auch beim Anschauen. Bei On geht die Emotion vom Auge über den Fuss ins Herz. Die Designsprache ist so anders wie die Technologie. On verzichtet auf Design-Gimmicks wie Zierstreifen, die den Schuh schwerer machen, aber keine Funktion haben. Das Resultat ist ein Design, das wir in der Schweiz gut kennen: schlicht, auf das Wesentliche reduziert und gerade darum elegant und zeitlos. Wenn Sie ins Laufschuhgestell schauen, wird der On auf einen Blick erkennbar sein.
Wo werden die On-Laufschuhe gefertigt, welches sind die Distributionskanäle und wie viele Schuhe verkaufen Sie?
Die gesamte On ist heute bei mehr als 1200 Laufsportspezialisten in 25 Ländern erhältlich, darunter die USA, Japan, Südkorea und Australien. Bei Zahlen ist On gut schweizerisch verschwiegen. Darum zu Verkaufszahlen nur soviel: wir haben im ersten Quartal 2014 mehr Ons verkauft als im ganzen vorletzten Jahr 2012.
Und was steht bei der Weiterentwicklung Ihrer Laufschuhe im Vordergrund?
Ganz klar der Spass am Laufen.
Herr Allemann, herzlichen Dank für das Interview.
Zu On:
On ist eine junge Schweizer Sports Company mit Sitz in Zürich und einer simplen Mission. Das Team von Sportwissenschaftlern und Laufenthusiasten rund um den Weltklasse-Athleten Olivier Bernhard (dreifacher Weltmeister und sechsfacher Ironman-Gewinner) will Laufen zu einem Sport machen, der nicht nur gesund ist, sondern auch Spass macht.
On wurde von den drei Freunden David Allemann, Olivier Bernhard und Caspar Coppetti geründet. Als Allemann und Coppetti den Schuh zum ersten Mal anprobierten, wandelte sich das letzte bisschen Skepsis nach den ersten Laufkilometern in Begeisterung um. Sie bringen ihre Erfahrung aus Marketing, Design und Unternehmensaufbau mit ins Gründerteam. Mittlerweile arbeiten bei On rund 40 Mitarbeiter aus 10 Nationen an den beiden Unternehmensstandorten Zürich und Portland, Oregon, USA.