David Studer, CEO Xovis (de Vigier Stiftung)
von Patrick Gunti
Moneycab: Herr Studer, die Xovis AG hat von der de Vigier-Stiftung den am höchsten dotierten Förderpreis für Schweizer Jungunternehmen erhalten. Was bedeutet der Preis für Sie persönlich und das Unternehmen?
David Studer: Der Preis ist eine Anerkennung für die bisherigen Leistungen und hat die Motivation des ganzen Teams gesteigert. Er bestärkt uns, auf dem eingeschlagenen Weg weiterzumachen. Auch aus meinem privaten Umfeld kamen viele positive Reaktionen, da der Preis in der Presse starke Beachtung findet. Das ist nicht zu unterschätzen.
Ausgezeichnet wurde das Unternehmen für die Entwicklung des Personenzählers Xovis PT1. Auf welchem System basiert die Zählung?
Der Sensor beinhaltet eine Kamera und analysiert die aufgenommenen Videobilder. Da aber die gesamte Videoanalyse auf dem Sensor selbst stattfindet, wird kein Videobild verschickt und der Sensor ist datenschutzrechtlich anonym. Neben der eigentlichen Personenzählung kann auch festgestellt werden, wieviele Personen sich in einem bestimmten Bereich befinden und wie lange sie sich dort aufhalten. Auch Weganalysen können vorgenommen werden.
Personenzähler können in verschiedensten Bereichen nützlich sein, wer ist für die Xovis AG die wichtigste Zielgruppe?
Die wichtigste Zielgruppe für Xovis AG sind die Flughäfen. Die Anforderungen an die Genauigkeit der Sensorik und an die Funktionalität des Systems sind in den Flughäfen besonders hoch. Gleichzeitig steigt der Bedarf nach Analyse und Optimierung des Passagierflusses mit zunehmendem Passagieraufkommen laufend an.
«Untersuchungen haben gezeigt, dass sich Passagiere deutlich entspannter fühlen wenn sie wissen, wie lange sie warten müssen. Das subjektive empfinden der Wartezeit wird reduziert.»
David Studer, CEO Xovis
Der Flughafen Zürich war der erste Kunde. Seit 2011 hängen 65 Sensoren im neuen Sicherheitskontrollgebäude des Flughafens. Würden Sie uns anhand dieses Einsatzortes erklären, wie das Gerät funktioniert, resp. welche Aufgabe es hat?
Unsere Sensoren messen den Passagierfluss. Diese Information kann der Flughafen Zürich nutzen, um seine Betriebsabläufe zu optimieren und letztlich die Wartezeiten für die Passagiere zu reduzieren. Die vorhandene Infrastruktur kann optimal genutzt werden.
Im November letzten Jahres haben Sie die Xovis Suite lanciert. Können Sie uns dieses Produkt erläutern und die Möglichkeiten aufzeigen, die es beinhaltet? Wie kann die Xovis Suite an den Flughäfen eingesetzt werden?
Die Xovis Suite ist eine Software, welche den Sensor zu einem vollumfänglichen System für die Personenflussanalyse und Steuerung erweitert. Hauptanwendungen sind die Messung jeglicher Art von Wartezeiten, die Analyse und Visualiserung des Personenflusses sowie die Steuerung des Personenflusses mit Hilfe von schaltbarer Signalisation. Wir können Wartezeiten für grosse definierte Wartebereiche messen, aber auch für mehrere Warteschlangen, welche sich frei im Raum bilden. Wir berechnen vorausschauende Wartezeiten, welche den Passagieren angezeigt werden können. Untersuchungen haben gezeigt, dass sich Passagiere deutlich entspannter fühlen wenn sie wissen, wie lange sie warten müssen. Das subjektive empfinden der Wartezeit wird reduziert.
Handelt es sich ausschliesslich um fixe Installationen oder wären auch mobile Lösungen denkbar, zum Beispiel bei einem Openair, beim Public Viewing oder bei anderen Grossveranstaltungen?
Unser Sensor wird an der Raumdecke optisch unauffällig installiert. An einen mobilen Einsatz im Aussenbereich haben wir bis anhin nicht gedacht. Sehr wohl möglich ist aber die Anwendung in Clubs und Konzertlokalen. Dabei wird an jedem Eingang ein Sensor installiert. Vom System erhält man in der Folge zu jedem Zeitpunkt die aktuelle Anzahl der Personen im Lokal. Personen die wieder hinausgehen, werden abgezogen.
Wie unterscheidet sich Ihr System von anderen auf dem Markt?
Einer der Hauptvorteile liegt in unserer Multisensor-Technologie. Wir können mehrere Sensoren mit überlappendem Bildbereich für die Gesamtabdeckung von grossen Bereichen kombinieren. Wir sind also für sämtliche Anwendungen nicht auf den Sichtbereich eines Einzelsensors beschränkt, sondern können beliebige Bereiche abdecken.
Welches sind die nächsten geplanten Entwicklungsschritte?
Im Moment stehen die Erweiterung unserer Software und die Verbesserung der Sensorik durch multimodale Erkennung im Fokus. Dazu arbeiten wir im Rahmen eines KTI-Projekts mit der Berner Fachhochschule zusammen.
Wie kamen Sie auf die Idee zur Entwicklung eines Personenzählers?
Die Idee ergab sich aus den Bedürfnissen der Flughäfen, war also vom Markt getrieben.
«Im Moment haben wir sehr innovative Projekte am Flughafen München und am Flughafen Stuttgart.»
2008 wurde die Xovis AG gegründet. Wie haben Sie die Entwicklung finanziert?
Zu Beginn haben wir die Entwicklung vorwiegend mit Consulting-Dienstleistungen finanziert. Später kamen Stiftungen, kantonale und nationale Förderbeiträge sowie Investoren dazu.
Wie präsentiert sich die Auftragslage heute? Wer sind neben dem Flughafen Zürich die weiteren Kunden?
Im Moment haben wir sehr innovative Projekte am Flughafen München und am Flughafen Stuttgart.
Herr Studer, besten Dank für das Interview.
Zur Person:
David Studer, Jahrgang 1975
Aufgewachsen in Deitingen SO
Studium an der ETH Zürich, dipl. El.-Ing. ETH
Zuerst in der Industrie als Entwicklungsingenieur tätig. Später als Partner beim Aufbau einer Firma im Bereich Elektronikdienstleistungen als Verkaufsleiter und im Business Development tätig. 2008 Gründung Xovis AG. Verheiratet, Vater eines 2-jährigen Sohnes.