Dominic Blaesi und Renzo Schweri, Geschäftsführer flaschenpost.ch

Dominic Blaesi und Renzo Schweri, Geschäftsführer flaschenpost.ch

Dominic Blaesi (r.) und Renzo Schweri, Gründer und Geschäftsführer flaschenpost.ch. (Foto: zvg)

von Patrick Gunti

Moneycab: Herr Blaesi, Herr Schweri, der Schweizer Online-Handel hat auch im vergangenen Jahr deutlich zugelegt und breitet sich in allen Branchen weiter aus. Gerade im Detailhandel ist der Online-Einkauf sehr beliebt. Wie stark profitiert die Internet-Weinhandlung Flaschenpost von dieser Entwicklung?

Dominic Blaesi: Wir gehen davon aus, dass in naher Zukunft rund 1/3 der gesamten B2C-Weinverkäufe online abgewickelt werden. Als „Pure Player“ sind wir in diesem Markt sehr gut aufgestellt und profitieren entsprechend von diesen Entwicklungen.

Immer mehr geht der Konsumententrend auch Richtung Mobile Shopping. Ist das auch für Weine der Fall? Wie oft wird die flaschenpost.ch-App für Einkäufe genutzt?

Dominic Blaesi: Mobile Shopping erfreut sich auch in unserem Markt einer stark steigenden Beliebtheit. Der Umsatzanteil von Mobile liegt bei 5% und nimmt pro Quartal um rund 20% zu.

Welche Bedeutung haben Social Media für Sie?

Dominic Blaesi: Wir verfolgen die Entwicklungen in diesem Bereich sehr genau. Bis heute hat Social Media für Flaschenpost aber keine strategische Bedeutung.

«Der Umsatzanteil von Mobile liegt bei 5% und nimmt pro Quartal um rund 20% zu.»
Dominic Blaesi, Gründer und Geschäftsführer flaschenpost.ch

Detailhändler wie Coop oder Denner haben ihr Online-Angebot in den letzten Jahren stark ausgebaut. Wie intensiv ist der Konkurrenzkampf im Wein-Bereich?

Dominic Blaesi: Der Wettbewerbsdruck im Online-Weinhandel hat seit unserem Markteintritt 2007 enorm zugenommen. Wir werten das als ein positives Signal für die Attraktivität unseres Marktes und schätzen die Anstrengungen unserer Konkurrenz, weil sie helfen, den Online-Kanal weiter zu etablieren.

Es gibt handlichere Versandgüter als Weinflaschen. Wie herausfordernd ist für Sie die Logistik?

Dominic Blaesi: Das Fulfillment ist eine der grossen und besonders spannenden Herausforderungen in unserem Geschäft. Als rein auf den Versandhandel fokussiertes Unternehmen sehen wir hier aber eine Chance, uns langfristig zu differenzieren.

Unter flaschenpost.ch finden sich über 15’000 Weine. Von wie vielen Händlern haben Sie Sortimente im Angebot?

Renzo Schweri: Aktuell sind es über 50 Sortimente der renommiertesten Weinhandlungen, die unter dem Flaschenpost-Dach an einem Ort vereint sind.

Nach welchen Kriterien stellen Sie das Angebot zusammen?

Renzo Schweri: Wir betreiben grundsätzlich keine „Sortimentspolitik“. Wir verstehen es als unsere Aufgabe, unserer Kundschaft möglichst alle Weine an einem Ort in unserem Shop oder in unserer iApp zugänglich zu machen und dieses über eine starke Suchfunktionalität einfach zu erschliessen.

Welche aktuellen Trends können Sie feststellen?

Renzo Schweri: Wir beobachten einen anhaltenden Trend hin zu schweren, fruchtigen Weinen, welche oft über eine leichte Restsüsse verfügen.

«Zu den beliebtesten Provenienzen gehören heute Apulien mit dem Primitivo sowie  Argentinien, das vor allem durch seine Malbecs überzeugt.»
Renzo Schweri, Gründer und Geschäftsführer flaschenpost.ch

Welche Weingebiete und Regionen sind derzeit besonders beliebt?

Renzo Schweri: Zu den beliebtesten Provenienzen gehören heute Apulien mit dem Primitivo sowie  Argentinien, das vor allem durch seine Malbecs überzeugt. „Klassische“ Weinländer wie Italien und Spanien erfreuen sich aber nach wie vor auch einer ungebrochenen Beliebtheit.

In welchem Preissegment verkaufen Sie die meisten Weine?

Renzo Schweri: Der grösste Anteil liegt zwischen 10 und 20 Franken.

In Ihrem Angebot finden sich Weine in allen Preissegmenten, vom 9-fränkigen Tischwein über einen 45-fränkigen Rioja bis zu einem über 1000-fränkigen Château Latour 1er Grand Cru Classé Paulliac MC 1995. Wann ist ein Wein preiswert?

Renzo Schweri: Objektiv betrachtet, wenn ein Wein zu einem moderaten Preis eine schöne Struktur aufweist, vielschichtig und ausgewogen ist. Dies muss sich jedoch nicht zwingend mit der subjektiven Sicht decken. Subjektiv ist es einzig und allein entscheidend, ob einem der Wein zum entsprechenden Preis einen adäquaten Trinkgenuss bereitet.

Welchen Wert hat eine durchschnittliche Bestellung bei flaschenpost.ch?

Dominic Blaesi: Der durchschnittliche Warenkorb liegt bei 300 Franken.

Wie sind Sie als studierte Ökonomen zum Thema Wein gekommen?

Renzo Schweri: Das Interesse am Thema Wein ist seit der Jugend gross. Diesem Hobby habe ich bereits während dem Studium viel Platz eingeräumt und u.a. ein halbes Jahr in Italien mit der Arbeit auf Weingütern verbracht. Schliesslich habe ich auch meine Diplomarbeit zum Thema «Qualitätsweine als Finanzanlagen» geschrieben und damit meine Leidenschaft mit dem Studium verknüpft.

Dominic Blaesi: In der WG, die Renzo und ich während unseres Studiums hatten, ist der Funke für das Thema Wein auch auf mich übergesprungen. Verschiedene Weinreisen und bleibende Begegnungen mit Produzenten und deren Weinen liessen mich schliesslich ein unglaublich spannendes Universum entdecken…

Was bedeutet Ihnen Wein persönlich?

Renzo Schweri: Nebst der harten und intensiven Arbeit ist es für mich persönlich wichtig, zwischendurch geniessen und abschalten zu können. Ein gutes Glas Wein hilft mir, in diese andere Welt einzutauchen. Zusätzlich ist es ein höchst spannendes Universum, das ich immer wieder gerne von Neuem entdecke und das umso komplexer wird, je mehr man sich mit ihm auseinandersetzt.

Dominic Blaesi: Wein ist für mich eine unglaubliche Bereicherung des Lebens. Er lässt einem Momente ganz bewusst geniessen, bringt Menschen zusammen und öffnet die Herzen.

«Wenn wir unsere Ziele für die Schweiz erreichen, ist eine Internationalisierung aber sicherlich eine interessante Option.»

Welches Weinland oder welche Weinregion schätzen Sie besonders?

Renzo Schweri:: Ich liebe das Piemont und die Toscana. Beide Regionen überzeugen durch eigenständige, charaktervolle Weine, wunderbares Essen, alte, pitoreske Dörfer und gelebte Italianità.

Dominic Blaesi: Dem kann ich mich nur anschliessen. Wenn ich einen Wein aus diesen Regionen trinke, ist das für mich wie nach Hause zu kommen.

Letzte Frage: flaschenpost.ch ist der grösste Online-Weinhandel der Schweiz. Werden Sie dereinst den Schritt ins Ausland wagen?

Dominic Blaesi: Eine gute Frage, die abschliessend zu beantworten es aber noch etwas früh ist. Wenn wir unsere Ziele für die Schweiz erreichen, ist eine Internationalisierung aber sicherlich eine interessante Option.

Herr Blaesi, Herr Schweri, besten Dank für das Interview.

Zur Person:

Dominic Blaesi (1980), studierte VWL an der Uni Zürich, arbeitete vor Flaschenpost in verschiedenen Organisationen, zuletzt als Projektleiter im Stab des Stadtpräsidenten von Zürich. Neben seiner beruflichen Tätigkeit ist Blaesi leidenschaftlicher Jazzsaxofonist.

Renzo Schweri (1979), studierte BWL an der Uni Zürich, arbeitete vor Flaschenpost in verschiedenen Organisationen, zuletzt als Controller bei der Valora. Neben seiner beruflichen Tätigkeit ist Fussball sein grosses Hobby.

 

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