Dominik Arnold, CEO COLTENE, im Interview
von Patrick Gunti
Moneycab.com: Herr Arnold, Sie haben Ihr Amt zu Jahresbeginn angetreten und eine erste Bewertung vorgenommen. An welchen Stellschrauben wollen oder müssen Sie drehen?
Dominik Arnold: COLTENE ist ein guter Brand, hat gute Produkte und gute Mitarbeitende. Wir müssen noch mehr Zahnärzte erreichen, um diese von dem Mehrwert überzeugen zu können. Somit ist die wichtigste Stellschraube im Verkauf und Marketing.
COLTENE hat 2023 einen Umsatzrückgang, ein tieferes Betriebsergebnis und einen mehr als halbierten Reingewinn verkraften müssen. Gehen die Menschen auch nach der Pandemie weniger zum Zahnarzt – oder woran hat es gelegen?
Man muss verstehen, dass die Pandemie verschiedene Einflüsse hatte. Zum einen hat der Bereich «Infection Control» kurzzeitig stark zugenommen – davon konnte COLTENE gerade im Jahr 2021 stark profitieren. Dann kam die Supply-Krise, was nicht nur Umsatz verzögerte, sondern auch das Händlerverhalten beeinflusst hat. Sprich, die Händler haben mehr Lager aufgebaut, welches nun wieder abgebaut werden musste. Aber auch der Patient hat sein Verhalten, welches hochkomplex und regional unterschiedlich ist, geändert. Grundsätzlich kann man jedoch sagen, dass Patienten nicht mehr oder weniger als vor der Pandemie zum Zahnarzt gehen.
In Nordamerika haben Händler vor allem zum Jahresende ihre Lager stark abgebaut. Erwarten Sie sich nun eine Belebung der Nachfrage in der für COLTENE wichtigsten Region?
Wir erwarten eine Verbesserung gegenüber dem letzten Jahr und sehen auch solche Anzeichen.
Wie verlief das Geschäft in den Regionen EMEA, Asien mit dem wichtigen Markt China und Lateinamerika?
In Lokalwährungen sind wir mit den Geschäften zufrieden und glauben, mit dem Markt zu wachsen.
Ein «normalisierter» Produktmix soll sich künftig positiv auf die Profitabilität auswirken. Was ist darunter zu verstehen?
Nicht alle Produkte haben die gleiche Marge. Gerade die höheren Margenprodukte in der Endodontics litten stärker unter dem Lagerabbau. Hier erwarten wir eine Normalisierung.
«Die Risiken durch Infektionen werden nicht genügend ernst genommen. In diesem Bereich gibt es noch viel Potential, um aus der Pandemie zu lernen und bessere Infektionskontrollen und Prozesse einzuführen.»
Dominik Arnold, CEO COLTENE
Zumindest gefühlt ist die Pandemie Geschichte. Profitiert der Bereich der Infektionskontrolle mit Instrumentenaufbereitung und Oberflächendesinfektion dennoch längerfristig von höheren Anforderungen?
Hier sehen wir leider eine kurzfristige Denkweise. Die Risiken durch Infektionen werden nicht genügend ernst genommen. In diesem Bereich gibt es noch viel Potential, um aus der Pandemie zu lernen und bessere Infektionskontrollen und Prozesse einzuführen. Hier wollen wir die Zahnärzte unterstützen, und zwar nicht nur mit Instrumentenaufbereitung und Desinfektionsmitteln, sondern mit Daten, die wir über die Cloud zur Verfügung stellen.
COLTENE legt grossen Wert auf Patientensicherheit und hat in diesem Bereich in der zweiten Jahreshälfte neue Produkte eingeführt. Welche Rolle spielt dabei das neue IC-Track-System?
Das IC-Track System erlaubt dem Zahnarzt, auch bestehende Reinigungs- und Sterilisaitonsgeräte mit der Cloud zu verbinden und Daten regulatorisch konform zu speichern. Aus diesen Daten können dann wichtige Schlüsse zu Perfomance und Infektionskontrolle gezogen werden.
Was ist in diesem Jahr an neuen Produkten zu erwarten?
In allen bestehenden Segmenten haben wir neue Produkte mit interessantem Mehrwert für die Zahnärzte geplant. Daneben kommen wir mit einem Whitening Produkt für professionelle Anwendung auf den Markt. Durch die neuen regulatorischen Anforderungen an die Patientensicherheit gibt es Restriktionen für die Anwendung von hochkonzentrierten Wasserstoffperioxid-Bleichmitteln. Da sehen wir eine Chance, mit einem Produkt, welches nicht auf dieser aktiven Chemikalie basiert, unseren Kunden einen Mehrwert zu bieten.
Die Medical Device Regulation (MDR) regelt die Vorgaben, die Hersteller von Medizinprodukten einhalten müssen, wenn Sie Produkte in der EU vertreiben wollen. Wie stark fordern das Unternehmen die stark gestiegenen Ansprüche an die Registrierungen?
Die neuen Vorgaben haben uns in den letzten Jahren sehr stark gefordert. Zum Glück sind wir weit fortgeschritten mit der Umsetzung, so dass wir wieder mehr Resourcen für unser Kerngeschäft zur Verfügung haben.
«Wir sind sehr agil unterwegs – genau was es braucht für schnelle Innovation.»
Sie streben für schnellere Innovationen neben Partnerschaften mit Forschungsinstituten auch solche mit führenden Technologiebetrieben an. An wen denken Sie dabei?
Da sind wir sehr agil unterwegs – genau was es braucht für schnelle Innovation. Das können Partnerschaften im Bereich der Technologie mit wahrer IP sein, aber auch im Bereich Digitalisierung usw.
In der zahnmedizinischen Diagnostik übernimmt die KI bereits wichtige Aufgaben. Inwieweit kommt sie heute bereits bei Instrumenten wie sie zum Beispiel bei einer Wurzelbehandlung benötigt werden oder bei der Anwenderführung zum Einsatz?
Die Basis für jede gute KI sind gute Daten. Da liegt unser Fokus für zukünftige KI Lösungen.