Dr. Christoph Kausch, CEO MedTech Innovation Partners AG MTIP, im Interview
von Patrick Gunti
Moneycab.com: Herr Kausch, welches Ziel verfolgt MTIP?
Christoph Kausch: MTIP ist ein Schweizer Venture Capital Investor, der sich auf den Gesundheitssektor und die Medizinaltechnik spezialisiert hat. Unser Geschäftsmodell basiert auf dem Anspruch, eine bessere Patientenversorgung durch kosteneffiziente Innovationen im Bereich der Medizinaltechnologie zu erzielen. Aus diesem Grund müssen Startups in die wir investieren eine patientenrelevante Lösung mit einem klaren «health economic benefit» aufzeigen. Unsere Vision ist, dass wir mittel bis langfristig ein führender internationaler Venture Capital Investor im Bereich der Medizinaltechnik werden, der mit Fokus auf relevante Innovationen eine nachhaltige Performance generiert und dazu beiträgt, dass Patienten von einer verbesserten und kosteneffizienteren Gesundheitsversorgung profitieren können.
Wie ist die Idee des Startup Investors im Medtech-Bereich entstanden?
Die Idee zu MTIP ist bereits vor einigen Jahren aus dem Zusammenspiel von Unternehmer Dr. Felix Grisard, dem Mediziner Professor Hans-Florian Zeilhofer und mir entstanden. Professor Zeilhofer hat bereits drei MedTech Startups gegründet und den grossen Bedarf und die mangelnde Verfügbarkeit von Venture Capital für dieses Segment erkannt. Es gibt in der Schweiz und Europa sehr viele ausgezeichnete Innovationen und Startups, die hierzulande keine Finanzierung finden und sich daher primär an das amerikanische Ausland wenden. Diese Lücke möchten wir mit MTIP schliessen.
Welches ist Ihr persönlicher Bezug zur Medizintechnik?
Im Anschluss an mein Maschinenbau Studium an der TU München und dem MIT in Boston konzentrierte ich mich mit meiner Promotion über Innovations- und Technologiemanagement an der Universität St. Gallen und der Harvard Business School auf den Life Science Sektor. Während meiner Zeit bei McKinsey habe ich Firmen in diesem Sektor beraten und vor der Gründung von MTIP leitete ich die globale Strategieabteilung bei Syngenta. All diese Stationen ermöglichten mir einen Zugang zum Thema, womit auch meine Faszination für den nachhaltig prosperierenden Medizintechniksektor wuchs.
«Es gibt in der Schweiz und Europa sehr viele ausgezeichnete Innovationen und Startups, die hierzulande keine Finanzierung finden und sich daher primär an das amerikanische Ausland wenden. Diese Lücke möchten wir mit MTIP schliessen.» Dr. Christoph Kausch, CEO MTIP
Die Universität Basel und das Universitätsspital sind an MTIP beteiligt. Welche Möglichkeiten ergeben sich dadurch für beide Parteien?
Das Thema Innovationsmanagement und Entrepreneurship ist für die Universität Basel sehr wichtig und die enge Zusammenarbeit mit MTIP ermöglicht es, praktische Impulse direkt in die Wissenschaft einfliessen zu lassen. MTIP hat durch die Universitätsbeteiligung eine direkte Anbindung an die Schweizer Forschungslandschaft, die uns einen bevorzugten Zugang zu Startups bietet und ermöglicht, dass ein technologisches Assessment schnell und detailliert abgeklärt werden kann. Dabei spielt unser Advisory Board eine wichtige Rolle.
Das Universitätsspital unterstützt schon seit längerem innovative Projekte in der Medizinaltechnik und hat mit uns als Partner die Möglichkeit qualifizierte Projekte bereits im frühen Stadium als potentiell erfolgreiches Startup auszurichten. Sollten aus den Projekten Startups entstehen die unseren Investitionskriterien entsprechen, können wir diese weiter unterstützen. Für MTIP bietet die Partnerschaft eine ideale Möglichkeit, die Produkte der Startups direkt mit den Ärzten auf ihren praktischen Nutzen hin zu evaluieren.
Wie wertvoll ist für die Startups die Vernetzung auf regionaler, nationaler aber auch internationaler Ebene, die MTIP nicht zuletzt dank diesen Beteiligungen, aber auch dank dem hochkarätig besetzten Team, VR und Advisory Board besitzt?
Einem Startup ohne starkes Beziehungsnetzwerk fällt es schwer, Zugang zu etablierten Firmen im Gesundheitssektor zu finden. Weiterhin müssen viele Erfahrungen erst gemacht werden – an diesem Punkt können wir mit unserem Know-how und Netzwerk gleich zu Beginn zielgerichtet Hilfestellung bieten. Wir sehen uns als Sparringspartner der Jungunternehmer und bieten «unseren» Portfoliofirmen einen Erfahrungsschatz, auf den sie sonst nicht zugreifen könnten.
Konzentriert sich MTIP auf gewisse Bereiche der Medizintechnik?
Ja, unsere beiden Schwerpunktthemen sind Medical Devices & Diagnostics sowie Digital Health & Healthcare Systems. Das sind jene Bereiche, die eine starke technische (inkl. IT) Komponente besitzen.
«Wir sehen uns als Sparringspartner der Jungunternehmer und bieten «unseren» Portfoliofirmen einen Erfahrungsschatz, auf den sie sonst nicht zugreifen könnten.»
Welches sind die Investmentkriterien von MTIP? Welche Faktoren entscheiden darüber, ob MTIP ein Projekt unterstützt?
Wir haben ein klar definiertes Set von Investitionskriterien, die erfüllt sein müssen bevor wir in ein Startup investieren. Die Kriterien lauten wie folgt:
- Eine patientenrelevante Lösung mit einem grossen und nachhaltigen Marktpotential
- Eine technologische Innovation mit einem deutlichen Health Economic Benefit und klaren Wettbewerbsvorteilen
- Ein fähiges und engagiertes Management Team mit (Zugang zu) den notwendigen Kompetenzen, um das Unternehmen aufzubauen
- Eine schützbare Technologie, bei der die Nutzrechte vom Unternehmen sichergestellt sein müssen
- Ein schlüssiges und skalierbares Geschäftskonzept mit deutlich herausgearbeiteten Kommerzialisierungsplan
- Ein Konzept und Umsetzungsplan für den regulatorischen Pathway
- Ein realistisches Exit-Szenario, für den Zeitpunkt wenn wir uns wieder zurückziehen, das mit den Gründern und Investoren abgestimmt ist
Zu welchem Zeitpunkt steigt MTIP ein und wie lange soll die Unterstützung dauern?
Wichtig für uns ist, dass unsere Investitionskriterien erfüllt sind. Wenn dies der Fall ist, können wir bereits in der Seed Phase investieren. Insgesamt streben wir ein ausgewogenes Portfolio von Seed, Early und Later stage an. Sofern wir bereits in in der ersten Runde investieren, bilden wir bei uns im Fonds Rücklagen, um die nächsten Finanzierungsrunden mitgestalten zu können. Unser Ziel ist es, die Startups erfolgreich an den Markt zu bringen.
Im April konnte der zu Jahresbeginn lancierte Fonds mit rund 30 Mio Franken das erste Closing vollziehen. Wer sind die Investoren?
Wir haben bereits beim ersten Closing ein breites Spektrum an Investoren von Pensionskassen, Spitälern, institutionellen Investoren und Family Offices bis hin zu Privatpersonen gewinnen können. Unser Fonds richtet sich ausschliesslich an qualifizierte Investoren, die erfahren und solvent sind. Die professionelle Art wie unser Fonds aufgesetzt wurde und die Fondsstrukturierung in Luxemburg sind wichtige Faktoren die überzeugen.
Wie viele Beteiligungen wollen Sie mit diesem Geld erwerben?
Mit diesem Fonds streben wir ein Porftolio von circa zehn Startups an, abhängig von der Grössenordnung des finalen Closings Anfang 2017.
MTIP ist nun seit einem Jahr operativ tätig. Wie viele Startups wurden in diesem Zeitraum genauer unter die Lupe genommen? Wie gross ist der Run auf eine mögliche Finanzierung?
Wir haben in dieser Zeit ca. 500 Projektanfragen bekommen, wobei ca. die Hälfte nicht zu unserem Sektorfokus gepasst hat. Die übrigen 250 Startups befinden sich in unterschiedlichen Stufen in unserem strukturierten Investitionsprozess, angefangen mit einem ersten detaillierten Screening, Abklärung des Fits mit unseren Investitionskriterien und darauf aufbauend einer vertieften Due Diligence, die nach erfolgreicher Prüfung in einen Investitionsentscheid führen kann. Die Finanzierungsnachfrage ist deutlich höher als wir für diesen Zeitraum angenommen hatten.
«Mit diesem Fonds streben wir ein Porftolio von circa zehn Startups an, abhängig von der Grössenordnung des finalen Closings Anfang 2017.»
Das erste Investment wurde im Mai getätigt. Was macht das Startup ReActive Robotics GmbH zum vielversprechenden Investment?
ReActive Robotics entwickelt adaptive und intelligente Therapie-Robotik, welche eine Frühmobilisierung auf der Intensivstation automatisiert. Mittels robotischer Module, die nach Bedarf am Patientenbett befestigt werden, können Patienten direkt in ihrem Bett mobilisiert werden. Dadurch entfällt, im Gegensatz zu verfügbaren Lösungen, der zeitintensive und für den Intensivpatienten gefährliche Transfer auf ein separates Therapiegerät. Weiterhin ist erwiesen, dass die Intensivstations- und Krankenhauszeit der Patienten um gut 20% durch diese Technik reduziert werden kann. Für ein Krankenhaus rechnet sich der Business Case in weniger als einem Jahr. Die Marktgröße wird aktuell auf über 2.5 Mrd. CHF geschätzt – der Rehabilitationsrobotermarkt wächst aktuell mit ca. 25% pro Jahr.
Für Startups sind die komplexen Vorgänge auf dem Weg einer Innovation zu einem serienmässig hergestellten Produkt eine grosse Herausforderung. Wie unterstützen Sie die Unternehmen über die Finanzierung hinaus?
Wir sehen uns als Sparringspartner der Unternehmer und unterstützen diese in einem regelmässigen Austausch zum Beispiel bei der strategischen Ausrichtung, der Identifikation von wichtigem Personal, um die vorhandenen Kompetenzen optimal zu ergänzen sowie den Business Development Aktivitäten. Wir haben das gleiche Ziel wie unsere Portfoliofirmen, nämlich, dass sich diese erfolgreich am Markt etablieren.
Herr Kausch, besten Dank für das Interview.
Zur Person:
Dr. Christoph Kausch ist ein erfahrener Unternehmer und Experte im Bereich Innovations- und Technologiemanagement. Bevor er MTIP mitgegründet hatte, leitete er über mehrere Jahre die globale Strategieabteilung bei Syngenta. Davor war er Managing Director einer Boutique Investmentfirma (Hafiba AG), für die er heute noch als Mitglied im Verwaltungsrat tätig ist. Er startete seine Karriere bei der Unternehmensberatung McKinsey & Company mit Fokus auf den Life Science und Private Equity Sektor. Christoph Kausch studierte Maschinenbau an der TU München (TUM) und am Massachusetts Institute of Technology Management (MIT). Er promovierte im Bereich Innovations- & Technologiemanagement an der Universität St. Gallen (HSG) und an der Harvard Business School (HBS).
Zum Unternehmen:
MTIP ist ein Schweizer Venture Capital Investor, der sich auf den Gesundheitssektor und die Medizinaltechnik spezialisiert hat. Schwerpunktthemen bilden Medical Devices & Diagnostics und Digital Helath & Healthcare Services. Das Geschäftsmodell basiert auf dem Anspruch, eine bessere Patientenversorgung durch kosteneffiziente Innovationen im Bereich der Medizinaltechnologien zu erreichen. Aus diesem Grund müssen Startups in die investiert werden soll eine patientenrelevante Lösung mit einem klaren «health economic benefit» aufzeigen. Spezifisches Know-How und unternehmerische Erfahrung kombiniert mit einem etablierten Netzwerk machen MTIP zu einem bevorzugten Partner für Venture Finanzierung und strategischer Unterstützung von Medizintechnikstartups. Durch die Partner Universität Basel und Universitätsspital Basel, sowie die Integration in das medizintechnische Innovationsökosystem, kann MTIP schnell und umfangreich die technologischen und praktischen Vorteile der potentiellen Investments überprüfen. MTIP bietet Unternehmen die Werkzeuge, mit denen diese ein nachhaltiges und erfolgreiches Geschäftsmodell gepaart mit einem klaren Wettbewerbsvorteil aufbauen können.