von Sandra Willmeroth
Moneycab.com: Was hat Sie dazu bewogen, ihren Posten als CEO einer Investmentbank aufzugeben und ein Greentech-Unternehmen zu gründen?
Ebrahim Attarzadeh: Nach über 20 Jahren im Investment Banking und fünf Jahren als CEO wollte ich eine neue Aufgabe ausserhalb der Finanzwelt, die nachhaltig einen positiven Impact hat. Als Vater von drei Kindern hat man eine Verantwortung, die Welt ein Stück weit besser zu machen und das versuchen wir mit der Callirius AG.
Im Management von Callirius sind vorwiegend Banker – woher nehmen Sie das Knowhow in Sachen Klimawandel und -schutz?
Um den freiwilligen Kohlenstoffmarkt zu verbessern, braucht es Akteure, die nicht nur die Klimaseite verstehen, sondern auch die Marktseite. Wir bringen unsere Expertise aus dem Finanzmarkt zusammen mit unseren Kollegen im Tech-Team und unseren Kollegen im Project und Policy-Team, die alle einen wissenschaftlichen Hintergrund haben.
Was bedeutet der Name Callirius?
Callirius bedeutet im römischen Britannien „König des Waldes“. Die Pflege der Wälder spielt eine Schlüsselrolle bei der Verringerung unseres CO2-Fussabdrucks, der Einhaltung der 1,5°C-Ziele und der Bekämpfung des Klimawandels.
«Die Pflege der Wälder spielt eine Schlüsselrolle bei der Verringerung unseres CO2-Fussabdrucks, der Einhaltung der 1,5°C-Ziele und der Bekämpfung des Klimawandels.»
Ebrahim Attarzadeh, Gründer und CEO Callirius
Callirius will Investoren und Klimaprojektentwickler zusammenbringen. Wie gross ist das Interesse auf Seiten der Investoren?
Im ersten Schritt sind es Unternehmen und institutionelle Investoren, die Interesse haben, über ihre eigene Wertschöpfungskette hinaus in wirksame Klimaschutzprojekte zu investieren. So haben wir kürzlich eine Kooperation mit der BAYWA AG in München bekanntgegeben und haben unseren ersten Kunden aus dem DAX gewonnen, welchen wir bald publizieren.
Wie erfolgt die Ausrichtung auf und die Auswahl von Projektentwicklern?
Wir konzentrieren uns zurzeit auf rund 40 naturbasierte Klimaschutzprojekte aus den Bereichen regenerative Landwirtschaft, verbesserte Waldbewirtschaftung, Wiedervernässung von trockengelegten Mooren, Pflanzenkohle usw. Zuvor haben wir uns über 150 Projektentwickler im Detail angeschaut und ihre Projekte bewertet. Die Projektentwickler müssen uns alle verfügbaren Daten zu den Projekten liefern und diese müssen einem Qualitätsstresstest mit rund 80 Fragen standhalten. Eine manuelle Due Diligence schliesst die Bewertung ab und entscheidet über das Go oder No Go zu dem Projekt. Entscheidend ist die additionelle, permanente und genau gemessene Wirkung der Projekte in Bezug auf Klima, Biodiversität und nachhaltige Entwicklung.
«Entscheidend ist die additionelle, permanente und genau gemessene Wirkung der Projekte in Bezug auf Klima, Biodiversität und nachhaltige Entwicklung.»
Was sind die grössten Herausforderungen für ein Jungunternehmen in einem imperfekten Markt?
Die sogenannte „Educational Work“ nimmt sehr viel Zeit in Anspruch. Da der Markt sehr komplex ist und noch nicht perfekt, müssen die Stakeholder neue Informationen verarbeiten und in ihre Nachhaltigkeitsstrategien implementieren.
Die Plattform für die Finanzierung von Klimaschutzprojekten soll im Sommer starten. Gibt es ein konkretes Datum?
Wir sind gerade im Beta-Testing, das heisst der letzte Feinschliff wird gerade gemacht. Unsere jetzigen Kunden werden kurzfristig auf die Plattform wechseln und diese dann auch nutzen können.
Wie stellt Callirius die Qualität der Projekte sicher und überwacht sie?
Die Daten für die Klimaschutzprojekte bekommen wir von unseren Partnern wie zB rss, Ocell, Klim oder Open Forest Protocol. Diese Partner unterstützen uns beim Monitoring mit Fernerkundungsdaten, Geodaten, Bodenproben und Biodiversitätsdaten. Diese Daten aggregieren wir dann in unserem Geodatenmanagement-Tool und die Käufer können auf unserer Plattform ihr Projektportfolio auf Knopfdruck verfolgen.
«Die Gewinnzone planen wir für das Jahr 2025.»
Welche Rolle spielt Künstliche Intelligenz im Klimaschutz?
Unser Algorithmus zur Projektfilterung soll sich über einen Machine-Learning-Ansatz selbst verbessern. KI braucht viele Daten und wir glauben, dass es mittelfristig genug Daten geben wird, wo KI bei der Qualität und beim Risikomanagement helfen kann.
Wie ist Callirius finanziert, wann wollen sie die Gewinnzone erreichen und was sind die nächsten Meilensteine?
Im ersten Jahr war Callirius gründerfinanziert. Wir haben im April eine Pre-Seed-Finanzierung in Höhe von CHF 1.5 Mio. abgeschlossen, die uns bei unserem Wachstum hilft. Die nächsten Meilensteine sind der Launch der Plattform und mehr Traktion bei den Unternehmen. Die Gewinnzone planen wir für das Jahr 2025.