Eder Machado, CEO Wonderlands
Eder Machado, CEO Wonderlands. (Foto: zvg)
von Patrick Gunti
Moneycab.com: Herr Machado, seit Oktober verwirklichen Sie in der Schweiz Ihre Idee von fair produzierten Männerhosen. Wie kamen Sie, der zuvor u.a. im IT-Bereich, in der Kommunikation und in der Finanzwelt tätig war, auf diese Geschäftsidee?
Eder Machado: Ich bezeichne mich selber gerne als Generalist, was auch meine verschiedenen Jobs in so unterschiedlichen Bereichen erklärt. Vor allem die Kombination von Erfahrungen ermöglichte es mir aber überhaupt erst, dieses Projekt zu verfolgen. Die Idee von fair produzierten Männerunterhosen kommt von einer lange dauernden Leidenschaft. Vor etwa 15 Jahren wurde Unterwäsche Teil von meinem Leben. Zu dieser Zeit merkte ich, dass ein „schöneres“ Design zu tragen mir dabei half, mich selbstbewusster zu fühlen, auch wenn es die Aussenwelt nicht sah. Das ist dasselbe Gefühl, wenn man ein Kompliment bekommt für ein Kleidungsstück, das man gerade trägt. Bei der Unterwäsche ist es natürlich nicht so evident, wie bei anderen Kleidungsstücken, aber man fühlt es.
Andererseits war ich immer sehr umweltbewusst und habe an jene gedacht, denen es schlechter geht. Ich fragte mich häufig, wie fair die Produkte produziert waren und ob jene Marken, die ich gewählt hatte, im Gegenzug auch etwas für die Gesellschaft taten. Die Idee von Wonderlands ist genau das – eine Kombination von einer Leidenschaft für Unterwäsche und dem Interesse für die nachhaltige Entwicklung.
Wie zeigt sich diese Nachhaltigkeit und wie stellen sie diese sicher?
Für die Produktion der Wonderlands Unterwäsche werden hauptsächlich umweltverträgliche Materialien verwendet. Produziert wird ebenfalls ausschliesslich unter dem Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit. Zudem werden 5% des Verkaufserlöses an gemeinnützige Organisationen gespendet, welche sich unter anderem wiederum für Nachhaltigkeit in Entwicklungsländern einsetzen.
«Wonderlands ist eine Kombination von einer Leidenschaft für Unterwäsche und dem Interesse für die nachhaltige Entwicklung.»
Eder Machado, CEO Wonderlands
Aus welchen Materialien werden Ihre Boxershorts, Trunks und Slips denn hergestellt?
Wir haben zwei Modellinien, welche aus unterschiedlichen Materialien hergestellt werden: Die Boxershorts der Linie „Organic“ werden zu 100% aus brasilianischer Biobaumwolle produziert. Um einen möglichst grossen Tragkomfort zu leisten, weisen die Trunks und Slips dieser Linie zusätzlich einen Elastan-Anteil von 4% auf. Die Unterwäsche der Modellinie „Recycled“ besteht aus 75% recycelter Baumwolle sowie 25% Polyester. Einzigartig hierbei ist, dass der Polyester aus PET-Flaschen recycelt wird.
Ein grosses Thema bei Textilien ist die Einfärbung. Was für Farbstoffe werden für die Wonderlands-Unterwäsche verwendet?
Auch bei der Einfärbung ist uns die Nachhaltigkeit sehr wichtig. Darum werden die Unterhosen der Modellinie „Organic“ mit chemikalienfreier Farbe eingefärbt. Die Modelle der Linie „Recycled“ jedoch benötigen keine Einfärbung. Die finale Farbe der Unterwäsche basiert nämlich auf einer Kombination der Farben aus den recycelten Baumwollstoffen. Dies bedeutet auch, dass jedes Stück recycelter Stoff anders ist als das vorherige.
Die Nachhaltigkeit spiegelt sich selbst in der Verpackung wieder. Wie kamen Sie auf die Idee einer Polsterung aus Rucola-Samen?
Der Gedanke hinter der Verpackung ist, dass auch sie keinen Abfall produzieren soll, sondern ebenfalls wiederverwendet werden kann – zum Beispiel für einen feinen Rucolasalat. Es war mir wichtig, kein „greenwash“ zu betreiben: Es sind keine hehren Ansprüche, sondern ein schlüssiges, durchdachtes Konzept.
5 % des Verkaufspreises gehen an eine wohltätige Organisation. Habe ich als Käufer die Wahl, wem das Geld zugute kommt?
Ja, das hat der Käufer. Und zwar muss er beim Kauf der Unterwäsche eine der drei zur Auswahl stehenden Organisationen begünstigen, sonst können die Einkäufe nicht abgeschlossen werden. Während der Weihnachtszeit spendet Wonderlands sogar 10% des Erlöses.
Wo lassen Sie die Wonderlands-Unterwäsche fertigen?
Die Wonderlands Unterwäsche wird in Brasilien hergestellt und von Murg in der Schweiz aus vertrieben.
Wie würden Sie den Style der von Wonderlands produzierten Unterwäsche beschreiben?
Ich denke, der Wonderlands Slogan beschreibt genau, wofür wir stehen: „Sustainable &Sexy“ sind der Kern von unserem Geschäft. Dies setzte viele Innovationen voraus und fusst auf vielen Untersuchungen und Tests. Zum Beispiel wurde unser recycelter Stoff nie zuvor zur Herstellung von Unterwäsche verwendet. Da dieser Stoff als Rohmaterial wenig Elastizität bietet, musste man ihn bei hohen Temperaturen waschen und trocknen bevor er verarbeitet werden kann. Nur durch das Eingehen des Stoffes war es möglich, das Material zur Produktion von Unterwäsche zu verwenden. Andererseits kommt die Sexiness von Wonderlands Unterwäsche von den verschiedenen Modellen, Farben und Kombinationen, die wir anbieten. Nicht jeder hat dieselbe Körperform. Mit so vielen verschiedenen verfügbaren Modellen, findet sicher jeder einen Stil und eine Farbkombination, welche passt. Unterwäsche ist nicht ein Kleidungsstück, welches man normalerweise herumzeigt. Der Grund, Unterwäsche sexy zu machen, spiegelt somit das Gefühl, das bei anderen Personen ausgelöst werden kann.
«Studien zeigen, dass die jüngere Generation modebewusster ist und mehr Geld für die Unterwäsche ausgibt.»
Der ehemalige Präsident der US-Notenbank, Alan Greenspan, sorgte einst mit seinem Unterhosen-Index für Schlagzeilen. Dabei verwies er u.a. darauf, dass Männer ihre Unterhosen tragen, «bis sie auseinanderfallen.» Teilen Sie diese Einschätzung oder ist die Aussage überholt?
Studien zeigen, dass die jüngere Generation modebewusster ist und mehr Geld für die Unterwäsche ausgibt. Das impliziert natürlich auch, dass diese nicht getragen wird, bis sie „auseinanderfällt“. Ausserdem ist diese jüngere Generation auch sehr umweltbewusst. Ihre Eltern waren jene, welche die Umweltbewegung gestartet haben und darum wuchsen sie in einer Zeit auf, als dieses Bewusstsein zur Norm wurde. Für sie sind die Marke und die Produkte selber genauso wichtig wie das Umweltbewusstsein.
Über welche Kanäle kann Ihre Unterwäsche bezogen werden – und was kostet sie?
Wonderlands können nur online unter www.wonderlands.ch gekauft werden. Preislich bewegen sie sich – je nach Material und Modell – zwischen 22 und 34 Schweizer Franken.
Ist Frauen-Unterwäsche ein Thema für Wonderlands?
Im Moment nicht. Mein prioritäres Ziel ist, dass wir Fahrt mit der aktuellen Kollektion aufnehmen können. Wir sind noch ein junges Start-up Unternehmen.
Sie bewegen sich in einem sehr kompetitiven Markt. Neben all den internationalen Labels gibt es in der Schweiz mit Triumph, Calida oder Zimmerli einige Platzhirsche. Wie sehen Sie die Entwicklungs-Möglichkeiten Ihres Unternehmens?
Keines dieser Labels hat den Aspekt der Nachhaltigkeit so umgesetzt wie wir! Wir bieten nicht nur dieselben Produkte an wie sie, sondern wir haben auch das Erlebnis des Kunden erweitert, indem wir ihm eine Wahl gegeben haben. Die Wahl, sich um den Planeten und die Leute, die auf ihm leben zu sorgen. Wonderlands Produkte sind umweltverträglich und erlauben es dem Kunden, sein Bedürfnisse heute zu befriedigen und zwar nicht auf Kosten der künftigen Generationen. Ein weiterer wesentlicher Aspekt vom Wonderlands Business Modell ist die wohltätige Spende, welche mit jedem einzelnen Verkauf gemacht wird. Auch hier entscheidet wieder der Kunde, indem er die Spenden jener Organisation gibt, welche er am meisten mag. Dies unterscheidet Wonderlands von den Konkurrenten. Klar ist auch für uns die ökonomische Frage wichtig, aber wir wollen auch der Gesellschaft etwas zurückgeben. Das ist für uns sehr zentral. Darum bin ich überzeugt, dass wir durchaus eine Chance haben, uns gegen diesen Wettbewerb durchzusetzen und nachhaltig zu wachsen.
Herr Machado, herzlichen Dank für das Interview.
Zur Person:
Eder Machado ist Geschäftsführer und verantwortlich für das Tagesgeschäft bei Wonderlands. Machado wuchs in Belo Horizonte (Brasilien) auf, wo er einen Abschluss an einer technischen Hochschule erlangte. Im Jahr 2003 zog er nach London bevor er im 2006 in die Schweiz umsiedelte. Er arbeitete in verschiedenen Funktionen und Branchen, u.a. im IT, Personalwesen, Verkauf, Kommunikation und in der Finanzwelt. Zurzeit absolviert Eder ein MBA-Studium (Leadership & Sustainabilitiy – Führung & Nachhaltigkeit) und gründete er Wonderlands.