Fabrice Billard, CEO Burckhardt Compression, im Interview

Fabrice Billard, CEO Burckhardt Compression, im Interview
Fabrice Billard, CEO Burckhardt Compression. (Foto: zvg)

von Bob Buchheit

Moneycab.com: Herr Billard, mit einem Umsatzplus von 18.4 % gegenüber Vorjahr hat Burckhardt Compression im letzten Jahr fast die Milliardenlatte geschafft. Reichen die Kapazitäten?

Fabrice Billard: Wir setzen auf operative Exzellenz und Innovation. Durch operative Exzellenz konnten wir die bereits bestehenden Anlagen in allen Fabriken bestens nutzen und damit den Umsatz allein der Systems Division um über 30 Prozent steigern, ohne signifikante Investitionen tätigen zu müssen. In den nächsten Jahren werden wir weiter in operative Verbesserungen, aber auch den Ausbau der Kapazitäten, neue Fabriken und Anlagen investieren.

Nach dem Mittelfristplan sollen es 2027 1,2 Milliarden werden. Wo suchen Sie am meisten Fachpersonal?

Wir sind ein global ausgerichtetes Unternehmen, so sind auch unsere Wachstumsmärkte. Durch die Energietransition wird vor allem in den USA und Europa der Bedarf nach unseren Produkten und Dienstleistungen steigen. Aber auch Asien hat grosses Potential. Entsprechend werden wir global und in allen Professionen erweitern. Mit am wichtigsten sind jedoch die Service-Techniker, die die Arbeit bei unseren Kunden ausführen.

«Wir haben in den letzten Jahren eine gute Unternehmensplattform etabliert, um das Business zu managen.»
Fabrice Billard, CEO Burckhardt Compression

Der Vertriebs- und Verwaltungsaufwand belief sich auf 12.2 Umsatzprozente, knapp zwei Prozente weniger als 2023. Das bedeutet andererseits, dass Burckhardt schlank geblieben ist trotz 9,1 Prozent mehr Workforce…

In der Tat. Wir haben in den letzten Jahren eine gute Unternehmensplattform etabliert, um das Business zu managen. Diese Plattform muss jetzt zwar mit dem Wachstum ausgebaut werden, aber nicht so schnell wie unser Umsatz.

Das Nettobetriebsvermögen wurde mit einer Rendite von 30,1 Prozent quasi optimal bewirtschaftet. In welche vertikalen Wertschöpfungsbereiche könnte Burckhardt Compression denn noch vorstossen?

Wir haben bereits eine sehr hohe Fertigungstiefe, wobei wir aber auch eng mit Partnern zusammen arbeiten, um flexibel zu bleiben. Wie bereits gesagt, wir sehen noch weiteres Potential in operativen Verbesserungen. Wenn es gut passt, sind aber auch Akquisitionen nicht ausgeschlossen. Im letzten Jahr konnten wir beispielsweise die Bossard AG in Aadorf übernehmen, die bereits seit vielen Jahren Teile für unsere Kompressoren fertigte. Wir werden in den nächsten Jahren unsere Kapazität mit dem erwarteten Wachstum weiter ausbauen müssen.

In welchen Anwendungen profitiert Ihre Firma bereits vom Hype um Wasserstoff als E-Fuel?

Wir haben einzigartige Lösungen für Wasserstoffproduktions- und Verflüssigungsanlagen, Wasserstofftankstellen, Anhängerfüllung und Power-to-Gas-Wasserstoffproduktion entwickelt. Wasserstoff ist auch eine Kernkomponente von grünem Ammoniak und E-Treibstoffen, die aufstrebende Märkte mit erheblichem Wachstumspotenzial sind. Es gibt verschiedene Wege, E-Treibstoffe herzustellen; in jedem Fall wird jedoch Wasserstoff genutzt, für dessen Verarbeitung und Lagerung unsere Lösungen bestens passen.

Gemäss Goldman Sachs (im Übrigen mit 6,45% Anteil BC-Grossaktionär) wird die Ölnachfrage bis 2034 auf 110 Millionen Fass pro Tag weiter steigen. Das wären nochmal rund zehn Prozent mehr als jetzt. Was heisst das für Burckhardt Compression?

Es ist uns bewusst, dass die Energietransition noch einige Zeit in Anspruch nehmen wird. Das Ziel unseres Mittelfristplans ist es, bis 2027 vierzig Prozent unseres Umsatzes durch Anwendungen, die die Energietransition unterstützen, zu erwirtschaften. Bis in die 2030er Jahre werden wir hoffentlich bei über 50% sein. Das heisst aber auch, dass ein signifikanter Teil unseres Geschäfts noch aus anderen Industrien, unter anderem der Öl- und Gasindustrie, kommen wird.

«Das Ziel unseres Mittelfristplans ist es, bis 2027 vierzig Prozent unseres Umsatzes durch Anwendungen, die die Energietransition unterstützen, zu erwirtschaften.»

Ist Ihr Netto-Null-Ziel für 2035 beim Kohlendioxid in Stein gemeisselt?

Ja, es ist unsere Ambition. Netto-Null ist ein fester Bestandteil unseres Mittelfristplans. Aufgrund des Ausmasses des Klimawandels und der Dringlichkeit, diesen zu bekämpfen, haben wir einen Fahrplan entwickelt, um bis 2035 im operativen Bereich bei unseren Treibhausgasemissionen Net-Zero (Scope 1 und 2) zu erreichen.

Im letzten Jahr erreichte Sie der grösste Auftrag der Firmengeschichte aus der Volksrepublik China. Merken Sie dort etwas von den amerikanisch-chinesischen Wirtschaftsspannungen?

Selbstverständlich haben diese Spannungen einen Einfluss. Da wir in beiden Ländern signifikante Standorte haben, sind auch wir betroffen. Allerdings halten sich die Auswirkungen noch in Grenzen, da wir in China vor allem für China produzieren.

Burckhardt Compression ist seit 2020 auch sehr stark auf dem japanischen Markt präsent. Ist der sehr schwache Yen ein Problem?

In Japan ist unsere Präsenz vor allem auf den Bereich Service fokussiert. Da wir einen grossen Teil davon mit lokalen Ressourcen unserer japanischen Tochtergesellschaft abdecken, ist die Währungsthematik nicht relevanter als in anderen Regionen.

Wie macht sich die Service Lösung BC ACTIVATE?

BC ACTIVATE ist ein neues, innovatives Programm, das speziell auf die Verbesserung der Nachhaltigkeit und Zuverlässigkeit von Kompressorsystemen jeden Herstellers ausgerichtet ist. Wir sehen ein enormes Potenzial. Seit der Markteinführung von BC ACTIVATE hat die Services Division mehr als 50 Kompressoren analysiert. Das Team konnte ein beträchtliches Nachhaltigkeits- und Geschäftspotenzial feststellen: Energieeinsparungen von jährlich rund fünf GWh, eine Reduktion der direkten CO₂-Emissionen um mehr als 3’700 Tonnen pro Jahr und für Burckhardt Compression ein Potential in Höhe von mehreren Millionen Schweizerfranken für die Überholung und Modernisierung von Kompressoren, um diese Einsparungen zu realisieren.

«Indem wir Kompressoren mit der Cloud vernetzen, können wir unseren Kunden ein besseres Kundenerlebnis bieten.»

Wo dringt die Digitalisierung noch weiter auch in die Maschinen vor?

Indem wir Kompressoren mit der Cloud vernetzen, können wir unseren Kunden ein besseres Kundenerlebnis bieten. Mithilfe von Algorithmen können wir Ausfälle vorhersagen und die Effizienz der Kompressor-Systeme unserer Kunden steigern. So sind wir in der Lage, die damit verbundenen Instandhaltungsdienstleistungen zu veranlassen und nahtlos zu optimieren.

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