Felix Sulzberger, CEO Calida AG. (Foto: Calida)
von Patrick Gunti
Moneycab: Herr Sulzberger, die Calida-Gruppe hat den Umsatz im ersten Halbjahr vor allem dank der im Luxussegment positionierten Marke Aubade um 1,9 % auf 95,7 Mio Franken steigern können. Wie werten Sie die Umsatzentwicklung bis Ende Juni?
Felix Sulzberger: Angesichts des generell schwachen Konsummarktes im Bekleidungsbereich sind wir mit der Umsatzentwicklung sowohl von Aubade als auch Calida ausgesprochen zufrieden.
Der operative EBIT konnte sogar noch deutlich stärker gesteigert werden. Allerdings wurden ausserordentliche Rückstellungen im Zusammenhang mit einem Prozess in Frankreich getätigt, so dass sich der EBIT letztlich reduzierte. Worum geht es bei diesem Prozess?
Aubade hat in den Jahren 2006 und 2009 die Produktion in Frankreich mehrheitlich in das Werk in Tunesien ausgelagert. Dabei kam es zu einem grösseren Personalabbau. Von Betriebsrat und Gewerkschaftsseite wurden die Entlassungen 2009 als missbräuchlich angefochten. Nachdem Aubade den Rechtsstreit in erster Instanz gewonnen hatte, wurde nun in der zweiten Instanz der Gegenseite recht gegeben. Das Verfahren ist nun im obersten französischen Gerichtshof hängig. Der Erfolg in der zweiten Instanz ermutigte nun den Betriebsrat, auch für die schon 2006 entlassenen Mitarbeiter Schadenersatzforderungen zu stellen. Aubade bestreitet diese, aus Vorsichtsgründen haben wir dennoch zusätzliche Rückstellungen gebildet.
Anfang Jahr hat die Calida-Gruppe eine 15,2-%-Beteiligung am französischen Outdoor- und Sportbekleidungsproduzenten Lafuma erworben, die sich auf maximal 29 % erhöhen kann. Was erhoffen Sie sich langfristig von dieser Beteiligung?
Die Minderheitsbeteiligung an der Lafuma Gruppe eröffnet Calida ein neues Geschäftssegment mit guten Wachstumschancen.
Lafuma hat im ersten Halbjahr tiefrote Zahlen geschrieben. Wie stark belastet dies das Ergebnis der Calida-Gruppe in H1? Welchen Einfluss wird Lafuma auf das Ergebnis des zweiten Semesters haben?
Das Ergebnis von Lafuma hat das Konzernergebnis im ersten Halbjahr mit 1,4 Mio Franken belastet. Die Belastung im zweiten Halbjahr wird u.a. auch davon abhängen, ob Calida ihren Anteil an Lafuma erhöht oder nicht. Das Ergebnis von Lafuma hat jedoch keinen Einfluss auf das operative Ergebnis EBIT der Calida Gruppe.
«Unser Ziel ist u.a. über ein komplementäres Markenportfolio im Premiumsegment mit globalem Wachstumspotential zu verfügen.»
Felix Sulzberger, CEO Calida AG
Sie sind seit 2004 Verwaltungsrat bei Lafuma und haben nun die operative Führung übernommen. Wie wollen Sie den Turnaround schaffen?
Wir haben im Juni den Sozialpartnern bei Lafuma die Pläne zur Reorganisation der Gruppe bekanntgegeben. Es sind ein Stellenabbau an zwei Standorten sowie organisatorische Veränderungen geplant. Ein Turnaround einer Gruppe wie Lafuma umfasst ein grosses Spektrum von organisatorischen, operativen und strategischen Massnahmen die über einen längeren Zeitraum umgesetzt werden.
Mit der Lafuma-Beteiligung haben Sie das Bekleidungsportfolio der Calida Gruppe erweitert. Nach welchen Kriterien tätigt die Calida-Gruppe Ihre Zukäufe?
Die Calida Gruppe hat ihre Akquisitionskriterien klar definiert und kommuniziert. Unser Ziel ist u.a. über ein komplementäres Markenportfolio im Premiumsegment mit globalem Wachstumspotential zu verfügen.
Luxusgüter sind gefragt, wie sich auch am Umsatzwachstum von Aubade zeigt. Wie interessiert zeigt sich dabei die Kundschaft aus den aufstrebenden Märkten wie China oder Russland?
Die genannten Märkte sind in der Tat wichtige Wachstumsmärkte für die Zukunft, haben aber heute noch einen unbedeutenden Anteil am Umsatz von Aubade.
Ihre Vertriebsstrategie fokussiert auf den Fachhandel, Warenhäuser und auf markeneigene Shops und Stores. Muss man Lingerie, Dessous, Tag- und Nachtwäsche fühlen, spüren und anprobieren können?
Der stationäre Vertrieb über traditionelle Verkaufsstellen wird auch in Zukunft tragend bleiben; wir betreiben jedoch für beide Marken auch Online Stores die ein starkes Wachstum aufweisen.
«Wir sind zuversichtlich dass sich das zweite Halbjahr nahtlos an das erfolgreiche erste Halbjahr anfügen wird.»
Welche Umsätze generieren die Online-Verkäufe?
Alles in allem, d.h. die eigenen Online Stores sowie diejenigen unserer Kunden, generieren ca. 6-7 % unserer Umsätze
Welche neuen Kollektionen sind von Calida und Aubade in der zweiten Jahreshälfte zu erwarten?
Unsere Kollektionen bestehen aus mehreren hundert Teilen, eine kurze Antwort ist deshalb nicht einfach. Bei Aubade stehen Chic, Glamour, Verführung und Raffinesse im Vordergrund; bei Calida stehen neben den traditionellen Werten wie Komfort und Qualität eine neue jugendliche Dynamik mit attraktiven Designs im Vordergrund.
Von welcher Entwicklung gehen Sie für das zweite Semester aus?
Wir sind zuversichtlich dass sich das zweite Halbjahr nahtlos an das erfolgreiche erste Halbjahr anfügen wird.
Herr Sulzberger, besten Dank für das Interview.
Zur Person:
Felix Sulzberger, Jahrgang 1951, schloss sein Betriebswirtschaftsstudium an der Universität Graz in Österreich 1975 ab. Bevor er 2001 zum CEO der Calida Gruppe ernannt wurde, war er als Senior Vice President und General Manager Europa bei Reebok tätig, zuvor als President Europe bei Fruit of the Loom und früher als General Manager Eastern und dann Central Europe bei Levi Strauss in Genf und Frankfurt.