Felix Sulzberger, CEO Calida Gruppe

Felix Sulzberger

Calida-CEO Felix Sulzberger

Von Bob Buchheit

Moneycab: Herr Sulzberger, bevor wir über Mode sprechen, ein Blick auf die nackten Zahlen. Nach der erfolgreichen AUBADE-Restrukturierung dürfen sich die Analysten in 2011 auf einiges gefasst machen und zwar im positiven Sinne, oder?

Felix Sulzberger: Wir konnten das Jahr 2010 mit dem besten Ergebnis seit dem Börsengang 1987 abschliessen. Die Qualitätsmarke Calida hat sich sehr solide weiterentwickelt, die Luxusmarke Aubade konnte gar einen Wachstumsschub verzeichnen. Wir fühlen uns in unserer Strategie bestätigt und der starke Fokus auf die exklusiven Vertriebsflächen ist richtig. Zudem können wir auch unsere Aktionäre erfreuen, denn wir werden an der Generalversammlung eine Verdoppelung der Dividende vorschlagen.

«Wir fühlen uns in unserer Strategie bestätigt und der starke Fokus auf die exklusiven Vertriebsflächen ist richtig.» Felix Sulzberger, CEO der Calida Gruppe

Im 2009 war der Schweizer Textilmarkt um 2% rückläufig. 2010 war ein Übergangsjahr. Geht es jetzt der Sonne entgegen?

Das Konsumentenvertrauen ist in den letzten Monaten stärker gewachsen, in der Schweiz leicht weniger als in Frankreich und Deutschland. Ich würde sagen, dass sich die Entwicklung stabil zeigt. Der Markt ist insgesamt gesättigt und diverse Teuerungen und Preissteigerungen, wie etwa die Krankenkassenprämien, bedeuten für den Konsumenten weitere „Konkurrenz» im Portemonnaie. Diesbezüglich wird es sicherlich auch für uns kein leichteres Jahr.

Nachdem AUBADE das vorletzte Ergebnis (-39 Millionen Franken) noch versalzt hatte, brachte die Luxuswäschemarke im ersten Halbjahr einen bereits Zustupf beim Betriebsgewinn von 2,2 Millionen. Noch besser lief’s im zweiten Halbjahr. Wo liegt die vernünftige Zielgrösse für die Zukunft?

2009 mussten wir keinen operativen Verlust ausweisen. Beim ausgewiesenen Verlust handelte es sich um die Berichtigung des Beteiligungswertes von Aubade in der Bilanz. Im Gegenteil: das operative Ergebnis war im Vorjahresvergleich ausgeglichen ausgefallen und der Turnaround von Aubade ist uns gut gelungen. Mit einem Betriebsgewinn von über 12% vom Nettogewinn für die Gruppe liegen wir fürs gesamte Jahr voll auf der Ziellinie.

Bei den Ladenneueröffnungen hat Calida vor AUBADE die Nase vorne. Warum ist es schwerer AUBADE-Läden zu eröffnen?

Das stimmt so nicht. Bei Calida hat man mit der Eröffnung von Retail-Stores bereits 2003 begonnen, Franchise-Stores wurden sogar schon in den 90er Jahren eröffnet. Aubade hingegen hat die erste Boutique erst vor 4 Jahren eröffnet. Umsatzmässig machen die exklusiven Flächen bei beiden Marken jedoch rund 20 Prozent aus.

Kann AUBADE vom Trend der Asiaten zu Luxuseinkäufen profitieren oder scheitert’s an der Körbchengrösse?

Die Wäsche ist im Luxusbereich noch kein grosses Thema in Asien, denn die Marke muss nach aussen sichtbar gesehen und getragen werden. Dies wird sich mittelfristig sicherlich ändern. Dann wird Asien für uns, insbesondere für Aubade, auch sehr interessant.

Was dürfen die Damen und Herren der Schöpfung von der Lingerie-Kollektion im 2011 erwarten?

Bei Calida steht in diesen Wochen die aktuelle Swimwear-Kollektion im Vordergrund, welche sich bestens etabliert hat und grossen Anklang findet. Sie wird die Damen von der modischen Seite als auch von der «praktischen» Seite überraschen, denn neu setzen wir auch hier auf individuellen Komfort und bieten die Bademode durchwegs in Einzelteilen an. Bestens dazu ergänzen lassen sich die Beachwear-Teile oder die Damen-Oberbekleidung, welche wir letzten Herbst eingeführt haben. Leichte, natürliche und sommerliche Materialien stehen im Vordergrund. Im Jubiläumsjahr wurden zudem Jubiläumsprodukte für Damen und Herren entwickelt, welche sich an die damaligen Kultobjekte anlehnen und modisch aktuell umgesetzt wurden. Auch Aubade überrascht wieder mit viel Kreativität, viel Innovation und vielen modischen Details – sie dürfen gespannt sein.

Sie wollen langfristig den Anteil Eigenfertigung steigern. Wieviel Prozent ihres Umsatzes ist aktuell aus Eigenfertigung und welches ist die Zielgrösse?

Der Anteil der Eigenfertigung ist in der ganzen Industrie geschrumpft, und die externe Fertigung hat an Bedeutung gewonnen. Bei Calida liegt der Anteil der Eigenfertigung bei rund 2/3. Ziel ist es, eine gute Balance bei beiden Marken zu halten.

«Was wir ändern ist die Handelbarkeit unserer Aktien – wir haben einen Aktiensplit im Verhältnis 1:20 vorgeschlagen.»

Zentralisierung von Entwicklung und Vorproduktion sind wohl logische Optimierungsschritte, die Sie in Frankreich bei AUBADE abgeschlossen haben. Welche Optimierungsmöglichkeiten bestehen noch bei Wäschemarke Calida?

Auf Beschaffungsseite sehe ich kein grosses Optimierungspotential mehr. Wichtiger ist uns das konstante Finetuning bei beiden Marken, um auf die Bedürfnisse des Markes und der Industrie schnell und gut reagieren zu können. Die Textilbranche erfordert immer wieder viel Flexibilität.

Ist ein Eurokurs von 1,25 für Calida langfristig tragbar? Immerhin machen Sie 60 Prozent ihres Umsatzes in der Euro-Zone.

Der Euro-Kurs spielt für uns keine tragende Rolle. Da wir Kosten und Umsatz in Euro und anderen ausländischen Währungen haben, können wir die Waage halten und der tiefe Euro-Kurs hat für uns keinen wesentlichen Impact auf der Ertragsseite.

Das heisst, da Sourcing und Produktion teilweise auch in Euroländern anfallen, gleichen sich Wechselkurseffekte aus?

Genau.

Eine Eigenkapitalquote von 70 Prozent ruft nach Zukäufen oder starken Investitionen. Was macht Sinn?

Im Vordergrund steht das organische Wachstum, welches wir mit der internationalen Retail-Expansion anstreben. Sicherlich bietet uns die hohe Eigenkapitalquote gute Möglichkeiten, auch externes Wachstum in Betracht zu ziehen. Diesbezüglich haben wir aber unsere klaren Vorstellungen und sind dabei bis jetzt einfach noch nicht fündig geworden.

Ein anderes Schweizer Modelabel hat starke Aktionärspartner zur Seite bekommen. Wären solche Partner auch bei Calida willkommen?

Die Calida-Gruppe hat mit der Gründerfamilie Kellenberger einen starken Partner an der Seite. Auch grössere, private Investoren sind von der Gruppe langfristig überzeugt. Was wir ändern ist die Handelbarkeit unserer Aktien – wir haben einen Aktiensplit im Verhältnis 1:20 vorgeschlagen.

Der Gesprächspartner:
Felix Sulzberger, Jahrgang 1951, schloss sein Betriebswirtschaftsstudium an der Universität Graz in Österreich 1975 ab. Bevor er 2001 zum CEO der Calida Gruppe ernannt wurde, war er als Senior Vice President und General Manager Europa bei Reebok tätig, zuvor als President Europe bei Fruit of the Loom und früher als General Manager Eastern und dann Central Europe bei Levi Strauss in Genf und Frankfurt.

Das Unternehmen:
Die CALIDA-Gruppe gehört in Europa zu den führenden Herstellern von qualitativ hochwertiger Tag- und Nachtwäsche für Damen, Herren und Kinder mit den Hauptmärkten Schweiz und Deutschland. In den Zielmärkten ist der Wäschehersteller mit der Qualitätsmarke Calida und der Highend-Marke Aubade positioniert. Mit rund 1’400 Mitarbeitern erwirtschaftete die Gruppe 2010 einen Umsatz von 213,4 Millionen Franken. Die CALIDA-Gruppe ist an der SIX Swiss Exchange kotiert.

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