Felix Thöni, VR-Delegierter der Kardex Gruppe, im Interview

Felix Thöni, VR-Delegierter der Kardex Gruppe, im Interview
Felix Thöni, ehemaliger Kardex-CEO. (Foto: Kardex)

Felix Thöni, VR-Delegierter der Kardex Gruppe. (Foto: Kardex)

von Patrick Gunti

Moneycab.com: Herr Thöni, nach einem guten Geschäftsjahr 2015 übergeben Sie die operative Führung per 1. Mai Jens Fankhänel und werden Vize-VRP der Kardex Group. Ist dieser Schritt auch ein Zeichen, dass die 2011 begonnene Reorganisation erfolgreich abgeschlossen worden ist?

Felix Thöni: Genau das ist es.

Die Division Kardex Mlog, die automatische Hochregallager und integrierte Materialflusssysteme baut, ist 2015 wieder profitabel gewachsen. Der Umsatz stieg um 12% auf 64,9 Mio, der EBIT um 74% auf 3,3 Mio Euro, was einer Marge von 5,1% entspricht. Was waren rückblickend die entscheidenden Faktoren für die erfolgreiche Neuausrichtung?

Das 2012 angepasste Geschäftsmodell führte zu einer umfassenden Veränderung des Umsatzmixes. Einerseits wurden die Risiken im Projektgeschäft nachhaltig reduziert. Andererseits wurde das Life-Cycle-Management bestehender Anlagen von 30 auf 40% des Umsatzes ausgebaut. Drittens wurden neuer Geschäftsfelder im Produktebereich aufgebaut. Dies alles immer gekoppelt mit strikter Kostenkontrolle.

Die grössere Division Kardex Remstar, die Shuttles sowie dynamische Lager- und Bereitstellungssysteme produziert und unterhält, blickt sogar auf ihr bisher bestes Geschäftsjahr zurück. Was hat das Remstar-Geschäftsjahr geprägt?

Die Kardex Remstar verfügt über ein starkes Geschäftsmodell und ist klarer Marktführer in ihrem Segment des Intralogistikmarktes. Sie hat ihre des Strategie des profitablen Wachstums erfolgreich umgesetzt. Die Stärkung und Optimierung der Vertriebsorganisationen trägt Früchte, das Life Cycle Management CS als wichtige Ertragsstütze wurde weiter ausgebaut und viel die Entwicklung neuer Produkte und Lösungen investiert.

«Die Kardex Remstar hat ihre Strategie des profitablen Wachstums erfolgreich umgesetzt.»
Felix Thöni, VR-Delegierter der Kardex Gruppe

Remstar profitierte vor allem von der starken Belebung der Nachfrage in den USA. Wie sah es in den anderen Märkten aus?

Die USA profitierten von der Belebung des Marktes durch die Reindustrialisierung und den starken Dollar. Nord- und Zentraleuropa zeigten eine befriedigende bis gute Marktentwicklung. In Südeuropa werden Verbesserungen sichtbar, die Nachfrage verharrt aber immer noch auf relativ tiefem Niveau. In Asia/Pacific wuchsen wir 12%, Indien und China bleiben hingegen unter den Erwartungen.

Welche strategische Bedeutung hat das Servicegeschäft?

Das Life Cycle Management – dazu gehört neben dem Service auf das Modernisierungsgeschäft – hat im Verhältnis mit unseren Kunden eine massgebliche Bedeutung. Der Kunde ist einerseits darauf angewiesen, dass unsere Systeme einen hohen Verfügungsgrad aufweisen. Andererseits will er seine Anlage immer auf dem neuesten Stand haben, um von Effizienzgewinnen profitieren zu können. Unsere grosse installierte Basis ist ein enormer Wettbewerbsvorteil, erlaubt er uns doch ein engmaschiges Servicenetzwerk, von dem der Kunde profitiert. Das ist eine hohe Barriere für Newcomer.

«Bei uns stehen kleinere Akquisitionen im Technologie- und LCS-Bereich im Fokus.»

Die Bilanz der Kardex Group ist sehr solide, das Unternehmen ist schuldenfrei, die Eigenkapitalquote beträgt 58,7%. Bleibt es bei der Absicht, kleine Akquisitionen zu tätigen, oder hat Kardex Grösseres im Sinn?

Bei uns stehen kleinere Akquisitionen im Technologie- und LCS-Bereich im Fokus. Mögliche grössere Opportunitäten im Markt würden aber sicher genau analysiert. Derzeit ist aber vieles sehr teuer und wir wollen uns da zurückhalten.

Güter müssen immer schneller in immer grösserer Anzahl zur Verfügung stehen. Welche Auswirkungen hat dies auf die Entwicklungstätigkeit der Kardex Group?

Das ist einer der Treiber der positiven Marktentwicklung für Kardex. Automatisierung heisst das wichtigste Stichwort. Kardex wird sich weiter von einem Produkte-Anbieter zu einem Lösungsanbieter entwickeln. Dies im Sinne von effizienten, überschaubaren, einfach zu bedienender Intra-Logistik Lösungen. Standardisierte Branchenlösungen werden dabei eine wichtige Rolle spielen.

Welches würden Sie als technisches Highlight des vergangenen Jahres bezeichnen?

Die Entwicklung einer neuen komplett neuen Produkte-Familie, die sogenannten Vertical Buffer Modules. Hier liegt der Fokus auf schnelle Picking-Zeiten für Leicht- und Kleingüter. Eine Anforderung, die insbesondere auch im E-Commerce-Bereich gefragt ist. Die ersten Anlagen werden derzeit bei Pilotkunden montiert.

Welche Megatrends lassen sich im Bereich der Intralogistik derzeit identifizieren?

Die traditionellen Trends im Bereich der weiteren Optimierung von Lohn- und Platzkosten werden auch in der Zukunft ein wichtiger Treiber in der Intralogistik bleiben. Zudem werden auch neuere Megatrends wie Industrie 4.0 und Digitalisierung der Intralogistik wichtige neue Impulse vermitteln.

«Die zunehmende Komplexität von Gesamtsystemen muss mit optimierten Teilsystemen, die miteinander vernetzt sind, bewältigt werden.»

Welche Potenziale stecken in der Digitalisierung der Intralogistik?

Die Digitalisierung treibt auch die Intralogistik voran. Für Kardex sehe ich insbesondere Chancen in der firmenübergreifenden Vernetzung von Sub-System, bei der Selbstdiagnose von Systemen (Fern-Wartung) und bei der Automatisierung der Schnittstelle Mensch / Maschine (intelligente Robotik, Machine to machine communication )..

Welche Anforderungen stellt dies an Ihr Unternehmen?

Schnell und flexibel auf die veränderten Kundenanforderungen reagieren zu können. Die zunehmende Komplexität von Gesamtsystemen muss mit optimierten Teilsystemen, die miteinander vernetzt sind, bewältigt werden.

Welche Erwartungen verbinden Sie mit dem laufenden Geschäftsjahr, wo sehen Sie weiteres Wachstumspotenzial?

Wir sehen für die Kardex Remstar ein weiteres Wachstum auf weltweiter Basis. Regionale Unterschiede bezüglich Wachstumsrate werden weiterhin vorhanden sein. Kardex Mlog wird zusätzlich zur DACH-Region auch verstärkt die Ost-Europäischen Märkte, Italien und Grossbritannien bearbeiten.

Herr Thöni, herzlichen Dank für das Interview.

Zur Person:
Felix Thöni ist seit 1. Juni 2011 als Verwaltungsrat Mitglied des Executive Committee, seit 1. Mai 2012 Delegierter des Verwaltungsrates und Leiter des EC
Jahrgang 1959, Schweizer Bürger, Dr. oec. HSG
Mitglied des Verwaltungsrats seit Generalversammlung 2011
seit 2012 Mitglied des Verwaltungsrates der Renergia Zentralschweiz AG
seit 2010 Verwaltungsrat / Unternehmensberater, Cham
seit 2008 Mitglied des Verwaltungsrates der Cham Paper Group
2003-2009 CFO Charles Vögele Gruppe, Pfäffikon
1992-2002 CFO Gavazzi Gruppe, Steinhausen
1988-1991 Area Controller, Schindler Management AG, Ebikon

Zum Unternehmen:
Die Kardex Gruppe ist ein weltweit agierender Industrie-Partner für Intralogistik- Lösungen und ein führender Anbieter von automatisierten Lagerlösungen und Materialflusssystemen. Die Gruppe besteht aus zwei unternehmerisch geführten Divisionen, Kardex Remstar und Kardex Mlog. Kardex Remstar entwickelt, produziert und unterhält Shuttles und dynamische Lager- und Bereitstellungssysteme und Kardex Mlog integrierte Materialflusssysteme und automatische Hochregallager. Die beiden Divisionen sind für ihre Kunden ein Partner über den ganzen Lebenszyklus eines Produkts oder einer Lösung. Dies beginnt bei der Erfassung der Kundenbedürfnisse und führt über die Planung, Realisierung und Implementierung kundenspezifischer Systeme bis hin zur Sicherstellung einer hohen Verfügbarkeit und niedriger Lebensdauer-Kosten durch ein kundenorientiertes Life-Cycle-Management. Rund 1‘500 Mitarbeitende sind weltweit in über 30 Ländern für die Gesellschaften der Kardex Gruppe aktiv. Die Kardex AG ist seit 1987 an der Schweizer Börse SIX Swiss Exchange kotiert.

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