Ferdinand Hirsig, Vorsitzender der Volg-Geschäftsleitung, im Interview
Von Patrick Gunti
Moneycab: Herr Hirsig, die Volg-Gruppe ist im letzten Jahr erneut gewachsen. Der Umsatz stieg trotz weiter rückläufigen Preisen um 1,3% auf knapp 1,5 Mrd Franken. Auch der Gewinn stieg leicht. Wie werten Sie das Ergebnis?
Ferdinand Hirsig: Mit dem erzielten Resultat sind wir sehr zufrieden. Das gute Ergebnis zeigt, dass sich die konsequente Fortführung unserer Nischenpolitik und die Fokussierung auf Kleinflächen im ländlichen Raum, als strategisch richtig erwiesen hat. Besonders erfreulich ist, dass wir mit allen drei Verkaufskanälen – den Volg-Dorfläden, den TopShop-Tankstellenshops sowie den Freien Detaillisten – an Umsatz zulegen konnten.
Konnte die Entwicklung zu Jahresbeginn fortgesetzt werden?
Die Volg-Gruppe ist gut in das Geschäftsjahr 2018 gestartet. Der Umsatz der Volg-Läden wie auch jener der Volg Konsumwaren AG liegt aktuell leicht über Vorjahr.
Die 90 TopShop-Tankstellenshops steigerten den Umsatz sogar um 2,8% auf 257 Mio Franken. Wie unterscheiden sich die Anforderungen an das Angebot gegenüber einem Volg-Dorfladen?
Die TopShop-Tankstellenshops sind auf die Bedürfnisse mobiler Menschen ausgerichtet. Im Unterschied zu den Dorfläden liegt der Fokus bei den Sortimenten in den Tankstellenshops noch stärker auf Convenience-Produkten und Sofortverpflegung.
«Die Expansion der Volg-Gruppe schreitet insbesondere im westlichen Wirtschaftsgebiet weiter voran.»
Ferdinand Hirsig, Vorsitzender der Volg-Geschäftsleitung
Ist eine weitere Ausweitung des Tankstellen-Netzes geplant und wenn ja, welche Regionen stehen dabei im Vordergrund?
Wir streben ein natürliches Wachstum an mit ca. fünf bis acht neuen Shops pro Jahr. Bestimmte Regionen stehen dabei aber nicht im Fokus.
Wie sieht es mit dem Ausbau des Volg-Ladennetzes aus?
Die Expansion der Volg-Gruppe schreitet insbesondere im westlichen Wirtschaftsgebiet weiter voran: Im März 2018 haben wir in Binn VS einen Volg-Laden eröffnet, Ende April und Anfang Mai folgten die Eröffnungen der Volg-Läden Ernen und Lax, beide ebenfalls im Oberwallis. Im Kanton Jura haben wir vor kurzem einige Verkaufsstellen der Genossenschaft Mini-Marché übernommen und werden diese als Volg-Läden weiterbetreiben. Am 26. April wurde in Péry der erste ehemalige Mini-Marché-Laden als Volg wiedereröffnet. Selbstverständlich sehen wir aber auch in unserem angestammten Wirtschaftsgebiet in der Deutschschweiz weiteres Wachstumspotenzial.
Wie hat sich der Heimlieferdienst volgshop.ch in seinem ersten Jahr entwickelt? Wie oft werden Online-Bestellungen geliefert, wie oft abgeholt?
Wir sind auf tiefem Niveau erfolgreich. Die Bestellprozesse und die Auslieferung der Produkte durch die Schweizerische Post klappen einwandfrei. Rund zwei Drittel der Bestellungen sind Heimlieferungen.
«Wir weiten unsere Tätigkeit in die digitale Welt aus und reagieren damit auf die sich verändernden Bedürfnisse der Kunden.»
Geld verdienen Sie mit dem Onlinedienst nicht, was spricht denn für das Engagement?
Mit diesem Schritt weiten wir unsere Tätigkeit in die digitale Welt aus und reagieren damit auf die sich verändernden Bedürfnisse der Kunden, die immer häufiger auch Lebensmittel im Internet bestellen möchten. «Volgshop.ch» stellt eine Ergänzung zu unserem traditionellen Ladengeschäft dar.
Nach Hause gebracht werden die Bestellungen vom Postboten. Ihre Zusammenarbeit mit der Post ist sehr eng, werden doch auch immer mehr Postagenturen in Volg-Dorfläden eröffnet. Wie viele sind es mittlerweile?
2017 wurden in 49 Volg-Verkaufsstellen Postagenturen integriert. Per Ende 2017 konnten die Kunden in insgesamt 331 Volg-Läden nicht nur ihre Einkäufe, sondern auch ihre Postgeschäfte erledigen.
Funktioniert die Zusammenarbeit von Volg und Post so gut, weil sich beide ausserhalb der Städte gut unterstützen?
Volg ist – und bleibt – mit seinen Dorfläden auch in den kleinsten Dörfern zuhause und ist daher lokal gut verankert. Dies macht uns zu einem attraktiven Partner für die Post.
Wie andere Detailhändler spürt auch Volg den Margendruck. Da dürften Sie sich darüber freuen, dass der Druck der Einkaufsallianz Agecore mit Coop auf Nestlé gewirkt hat und offenbar tiefere Einkaufspreise vereinbart wurden. Wie kann Volg profitieren?
Das werden die Lieferantengespräche im Herbst 2018 zeigen.
Zur Person:
Ferdinand Hirsig wurde 1956 in eine Solothurner Detailhandelsfamilie „hineingeboren“. In seiner Kindheit drehte sich am Familientisch fast alles um Kunden, Öffnungszeiten, Reklamationen und ähnliches. Deshalb bezeichnet er sich auch heute noch als einen „angefressenen Detailhändler“. Nach dem frühen Tod seines Vaters und dem Studium an der Hochschule St. Gallen und an der Universität Bern mit einem Abschluss in Betriebswirtschaft übernahm er den elterlichen KMU-Betrieb in Solothurn. In dieser Zeit baute er das traditionelle Fachgeschäft zum modernen Einkaufscenter für Kinder und Jugendliche aus. 1998 wurde das Unternehmen aus familienpolitischen Gründen verkauft. Danach wechselte er zu Coop Zürich-Linth, wo er zuerst als Leiter Verkauf tätig war, später als Mitglied der Geschäftsleitung die Warenhäuser und Sportmärkte – darunter auch das Flaggschiff St. Annahof an der Zürcher Bahnhofstrasse – leitete. Seit Anfang 2001 ist Ferdinand Hirsig Vorsitzender der Geschäftsleitung der Volg-Gruppe. Seit 2004 gehört er auch der Geschäftsleitung der Muttergesellschaft fenaco an, wo er für die Division Detailhandel/Energie (Konsumwaren, Tankstellen-Shops, Landi Schweiz, Energie) verantwortlich ist.