von Bob Buchheit
Moneycab.com: Herr Faber, erstmals wurde die Kunstmesse Paris+ par Art Basel durchgeführt. Wie ist ein halbes Jahr später Ihr Fazit aus kunstgeschichtlicher Sicht?
Florian Faber: Das ist nicht mein Fachgebiet, weshalb ich mich hüten werde, ein Fazit zu ziehen. Die Rückmeldungen von unseren Besuchern zur Qualität der gezeigten Werke waren durchwegs sehr positiv und unsere direkten Kunden, die Kunstgalerien, waren ebenfalls sehr zufrieden.
…und wie aus betriebswirtschaftlicher Sicht?
Das erste Jahr ist immer mit Investitionen verbunden. Nichtsdestotrotz können wir mit der ersten Ausgabe auch finanziell zufrieden sein und freuen uns auf die zweite Ausgabe im Oktober. Ab 2024 werden wir dann in Paris vom Grand Palais Ephémère in das neu renovierte Grand Palais umziehen, wo nochmals mehr Fläche zur Verfügung steht.
Präsenzveranstaltungen sind wieder möglich und in. Welche neuen Formate planen Sie?
Wir haben dieses Jahr bereits das neue Publikumsformat Spring Basel lanciert sowie die Sustainability Days, einen Anlass für das Fachpublikum, wo wir vier bestehende Formate auf einer Plattform zusammengeführt haben. Unser Fokus liegt darauf, unsere bestehenden Eigenformate auszubauen und die Auslastung der Hallen mit Gast-Events, Messen und Kongressen zu verbessern.
Wichtigster «Event» im abgelaufenen Geschäftsjahr war sicherlich die erfolgreiche Kapitalerhöhung, welche 74 Millionen zuführte und die Eigenkapitalquote auf lebenswichtige 25,5% anhob. Für deutsche Verhältnisse ist das okay, Schweizer würden wohl gerne eine noch eine höhere Quote sehen?
Die Kapitalerhöhung war essentiell, das ist richtig. Und wir sind unseren Shareholdern – den beiden Ankeraktionären Basel Stadt und Lupa Systems ebenso wie den Aktionärinnen und Aktionären aus dem Publikum – sehr dankbar, dass sie die Kapitalerhöhung mitgetragen haben. Was die Eigenkapitalquote angeht, so wird diese nach der Rückzahlung des Bonds im Juni 2023 über 30 Prozent betragen.
«Was die Eigenkapitalquote angeht, so wird diese nach der Rückzahlung des Bonds im Juni 2023 über 30 Prozent betragen.»
Florian Faber, CEO MCH Group
2023 wird noch einmal ein «Übergangsjahr», wie man es so schön sagt. Was sind Bedingungen für den Break-Even?
In der Hoffnung, dass die geopolitische Lage wie die allgemeine Konjunktur sich nicht dramatisch verschlechtern, dürfen wir für 2024 ein positives Nettoergebnis erwarten.
Ende Jahr wurden Herzog & de Meuron zum Gewinner des Projektwettbewerbs Rosentalturm gekürt. Wann wird der Spatenstich sein?
Bis zum Spatenstich werden Sie sich noch etwas gedulden müssen. Zunächst muss ein Investor gefunden werden. Wir rechnen mit der Baueingabe per Ende 2023.
«Zunächst muss für den Rosentalturm ein Investor gefunden werden. Wir rechnen mit der Baueingabe per Ende 2023.»
Im Schweizer Geschäft wurden die Bereiche «Venues» (Vermietung) und «Swiss Events» (Eigenmessen) in der neuen Einheit «Exhibitions & Events» zusammengeführt. Was wird das einbringen?
Das übergeordnete Ziel ist eine noch höhere Auslastung unserer Infrastruktur, höhere Kundenzufriedenheit, besserer Service und effizientere Abläufe. Die Bedürfnisse unserer Kunden haben sich verändert, so dass wir die Marktbearbeitung und den Ausbau unseres Portfolios aus Gastevents, Eigenevents und Dienstleistungen besser aufeinander abgestimmt haben. Das Resultat ist fokussiertere Marktbearbeitung, rascherer Informationsfluss und Wissenstransfer und effektivere Zusammenarbeit.
Die Beteiligung von rund einem Drittel an der MCH Group ist für den Kanton Basel-Stadt gleichbedeutend mit Standortförderung. Schmerzt es Sie, dass der Kanton Baselland seine Anteile abgestossen hatte?
Der Kanton Basel-Landschaft hat so entschieden, das ist zu respektieren. Wir haben heute eine sehr klare Situation im Aktionariat mit dem Kanton Basel-Stadt und Lupa Systems.
«Die von Messen und Events generierte Wertschöpfung definiert sich vor allem durch die sogenannte «Umwegrentabilität». Diese beträgt etwa das Achtfache unseres eigenen Umsatzes an einem Standort.»
Die indirekte Wertschöpfung für Hotellerie und Gastronomie ist für die Stadt beachtlich. Kann man sie in Zahlen fassen?
Die von Messen und Events generierte Wertschöpfung definiert sich vor allem durch die sogenannte «Umwegrentabilität». Verschiedenen Studien zufolge – unter anderem vom BAK oder von McKinsey – beträgt die direkte und indirekte Umwegrentabilität etwa das Achtfache unseres eigenen Umsatzes an einem Standort. Die gesamten direkten und indirekten Umsätze liegen bei über zwei Milliarden Franken pro Jahr. An Hotellerie und Gastronomie, Detailhandel, Bau- und Baunebengewerbe, Verkehrsbetrieb, Marketing & Kommunikation und vielem mehr, hängen über 10’000 Arbeitsplätze.
Mittlerweile treiben wieder zahlreiche Hacker auf der ganzen Welt ihr Unwesen. Wie ist die MCH geschützt, damit sich ein Cyberangriff wie vor anderthalb Jahren nicht wiederholt?
Das Gute an diesem Cyberangriff war, dass wir ihn einerseits gut überstanden haben und andererseits, dass wir enorm viel gelernt haben. Es war eine schwierige Lektion, aber sie hat uns stärker gemacht. Das schwächste Glied in der Kette ist und bleibt der Mensch, und darum müssen wir alle dauerhaft wachsam sein.