Flurin Müller, CEO BuddyBroker
Flurin Müller, CEO BuddyBroker. (Foto: zvg)
von Patrick Gunti
Moneycab: Herr Müller, Mitte Juli ist das Empfehlungsnetzwerk BuddyBroker offiziell lanciert worden. Was genau ist BuddyBroker, an wen richtet sich die Plattform?
BuddyBroker zeigt einem User mit einem Klick, welche Jobangebote zu ihm passen. Dafür muss sich der User lediglich mit seinem existierenden LinkedIn oder XING-Profil anmelden, oder seinen eigenen Lebenslauf hochladen. Im selben Zug gleichen wir sämtliche Jobs auf BuddyBroker mit den sozialen Kontakten eines Users ab. Dadurch sieht der User zusätzlich, welche seiner Kontakte ebenfalls auf die angezeigten Jobs passen könnten und kann diese dadurch schnell und einfach weiterempfehlen. Sollte sein «Buddy» im Anschluss die Anstellung erhalten, wird der User mit 600 Franken belohnt.
Mit BuddyBroker wollen wir den Zugang zu Jobs markant vereinfachen und mit einem ausgeklügelten Anreizsystem ein Empfehlungsnetzwerk für Jobs schaffen. Als Zielgruppe sehen wir all jene 60% der Arbeitnehmer, welche einem Stellenwechsel offen gegenüberstehen, jedoch nicht aktiv auf Jobsuche sind. Zusätzlich geben wir natürlich allen aktiven Jobsuchenden ein intuitives Tool an die Hand, den passenden Job zu finden.
Wie gleichen Sie die Userprofile mit dem Stellenpool ab?
In einem ersten Schritt analysieren wir die verschiedenen Eigenschaften einer Stelle. Dazu gehört zum Beispiel die benötigte Berufserfahrung, das Tätigkeitsgebiet, Fertigkeiten oder der Standort. Im Anschluss prüfen wir die Ähnlichkeit dieser Eigenschaften mit einem Userprofil. Kommt es zu einer ausreichenden Übereinstimmung, gilt eine Stelle als Match für den User. Zukünftig lernen wir auch vom Userverhalten, um die angezeigten Resultate zu optimieren.
Wie umfassend ist der Stellenpool?
Genaue Zahlen möchte ich hier nicht nennen. Im Moment befinden wir uns in der Testphase, wobei der Fokus noch nicht auf der Vielfalt der Stellen liegt. Aber bald schon werden wir die Anzahl angebotener Stellen markant erhöhen.
«Mit BuddyBroker wollen wir den Zugang zu Jobs markant vereinfachen und mit einem ausgeklügelten Anreizsystem ein Empfehlungsnetzwerk für Jobs schaffen.»
Flurin Müller, CEO BuddyBroker
Die Vorschläge basieren auf den Angaben aus dem persönlichen XING- oder LinkedIn-Profil der Interessenten. Haben Sie sich überlegt, Facebook oder Google+ ebenfalls zu integrieren?
Google+ und Facebook verfügen «derzeitig» noch über wenig arbeitsrelevante Daten, welche wir für das Matching von Stellen verwenden könnten. Um diese Netzwerke sinnvoll zu implementieren, müssten wir die Profilinformationen mit Daten zusätzlicher Quellen anreichern. Das ist zwar auch spannend, steht momentan aber nicht im Vordergrund.
Wie geht nun jemand vor, der auf Jobsuche ist?
Verfügt der Jobsuchende über ein LinkedIn oder XING-Profil, kann er sich damit auf BuddyBroker.com anmelden. Im Anschluss sieht er direkt auf sein Profil zugeschnittene Stellenvorschläge. Falls er über kein LinkedIn oder XING-Profil verfügt, kann er einfach seinen Lebenslauf hochladen, um passende Stellenvorschläge angezeigt zu bekommen.
Wie bekundet ein Jobsuchende sein Interesse?
Findet ein Jobsuchender eine interessante Stelle auf BuddyBroker, kann er mit einem Klick sein Interesse daran bekunden. Dafür kann er entweder sein LinkedIn oder XING-Profil verwenden oder seinen Lebenslauf hochladen. Das Profil des Jobsuchenden wird dann an das entsprechende Unternehmen weitergeleitet. Im Anschluss kann der Jobsuchende den Status seiner «Bewerbung» auf seinem persönlichen Dashboard verfolgen. Dort sieht er umgehend, wenn sich ein Unternehmen für sein Profil interessiert.
Wer persönlich kein Interesse hat, kennt vielleicht jemanden – hat also vielleicht einen Buddy – für den die Stelle interessant wäre. Macht er diesen auf diese Stelle aufmerksam oder empfiehlt er diese Person direkt bei dem Unternehmen?
Eine Jobempfehlung wird immer direkt an den «Buddy» versendet. Dieser kann dann selber entscheiden, ob für ihn die vorgeschlagene Stelle wirklich interessant ist. Der Vorteil daran ist, dass die Jobempfehlung von einer bekannten Person aus dem eigenen Netzwerk stammt und nicht vom Unternehmen oder einem Personaldienstleister. Dadurch erhoffen wir uns eine höhere Zugänglichkeit passiver Jobsuchender.
Wie lange bleiben die hinterlegten Daten der Kandidaten anonym?
Grundsätzlich sind sämtliche Aktivitäten eines Users auf der Plattform vollständig anonym – ausser natürlich das Empfehlen und Teilen von Stelleninseraten. Bekundet eine Person Interesse an einer Stelle, wird deren Profil anonymisiert an das Unternehmen weitergeleitet. Findet das Unternehmen gefallen an dem Kandidaten, kann sie diesen ohne weitere Rückfrage aufdecken und kontaktieren.
Die Empfehlungen sollen sich lohnen, der Empfehler wie auch BuddyBroker erhalten bei erfolgreicher Vermittlung eine Provision. Wie stellen Sie für die Unternehmen sicher, dass die Qualität der Interessenten stimmt?
Auf BuddyBroker zeigen wir jedem User «nur» die Stellen an, welche zu seinem Profil passen. Somit schliessen wir aus, dass sich der Taxifahrer auf eine Marketingstelle bewirbt. Im Hinblick auf Jobempfehlungen – der User versendet eine Empfehlung ja direkt an seinen «Buddy», welcher dann selber entscheidet, ob er sich für die Stelle interessiert. Somit finden bereits zwei Qualitätskontrollen statt, bevor das Unternehmen einen empfohlenen Kandidaten zu Gesicht bekommt.
«Unternehmen inserieren kostenlos auf BuddyBroker. Kosten fallen nur im Erfolgsfall an.»
Wie hoch sind die Kosten für das inserierende Unternehmen?
Unternehmen inserieren kostenlos auf BuddyBroker. Kosten fallen nur im Erfolgsfall an, d.h. wenn ein Kandidat aufgedeckt wird fallen 50 Franken an und wenn es im Anschluss zu einer Einstellung kommt nochmals 1200 Franken.
Welche Zwischenbilanz ziehen Sie wenige Wochen nach dem Launch?
Der Start der Testphase ist aus unserer Sicht sehr positiv verlaufen. Bereits jetzt haben wir viel wertvolles Feedback sammeln können, welches uns hilft, BuddyBroker zielgerichtet zu optimieren. Zudem wurden schon erste Empfehlungen und Bewerbungen eingereicht. Wir haben uns bewusst für einen Soft-Launch entschieden, um das System in seinen Grundzügen im kleineren Rahmen umfassend zu testen. Sobald wir die «Kinderkrankheiten» von BuddyBroker ausgemerzt und die nötigen Optimierungen vorgenommen haben, werden wir weitreichendere Kommunikationsmassnahmen ergreifen.
Wie kamen Sie auf die Idee für BuddyBroker?
Die Idee entstand während meinem Wirtschaftsinformatik Studium an der Hochschule Luzern. Im Rahmen meiner Bachelorarbeit befasste ich mich mit dem Thema Social Recruiting. Aus den gewonnen Erkenntnissen habe ich dann die initiale Idee von BuddyBroker in Form eines Businessplans erarbeitet. Dafür habe ich von Beginn an regelmässig den Austausch mit verschiedenen Personen aus der HR- und Startup-Branche gesucht, um die Idee zu challengen und schrittweise weiterzuentwickeln.
«Der Begriff «Social Recruiting» ist im HR-Bereich bei den meisten Unternehmen angekommen, jedoch variiert das Verständnis dafür noch stark.»
Wie lange hat die Entwicklung gedauert und wie haben Sie diese finanziert?
Schon während dem Verfassen des Businessplans zwischen März und Juni 2012, habe ich gemeinsam mit Adrian Dubler, unserem jetzigen CFO, ein Mini-Budget aufgebracht, um die ersten Vorstösse vom Projekt zu finanzieren. Zum Beispiel haben wir uns damit die verschiedenen Domains gesichert, ein Logo kreiert und die ersten Illustrationen für BuddyBroker angefertigt. Die «frühe» Visualisierung des Projekts war für mich stets von grosser Wichtigkeit und half mir besonders in der Kommunikation. VentureKick hat uns dann im Juni 2012 eine weitere Finanzspritze von 10’000 CHF beschert, mit welchen wir die Arbeiten am Interface der Plattform aufgenommen haben. Durch VentureKick hat auch Roland Zeller als Business Angel zum Projekt gefunden.
Nach meinem Studium im September 2012 habe ich mich dann vollumfänglich BuddyBroker gewidmet und das Projekt von zuhause aus während den ersten vier Monaten vorangetrieben. Während dieser Zeit konnte ich bereits die ersten namhaften Unternehmen für das Projekt gewinnen, darunter die Swisscom, Baloise oder PricewaterhouseCoopers.
Im Februar dieses Jahres haben Adrian Dubler, Roland Zeller und ich das Seed-Investment aufgebracht und die BuddyBroker AG gegründet. Damit fiel auch der Startschuss für die Entwicklung an der Plattform und wir haben mit Andjela Popovic unsere erste Mitarbeiterin im Bereich Marketing & Kommunikation eingestellt. Nach der Firmengründung im Februar 2013 und etwas mehr als vier Monaten Entwicklung haben wir am 15. Juli dann die Testversion von BuddyBroker gestartet. In der Zwischenzeit war noch eine interne Zwischenfinanzierung nötig. Mittlerweile befinden wir uns in den fortgeschrittenen Verhandlungen der ersten grösseren externen Finanzierungsrunde, welche uns dann deutlich mehr Luft gibt.
Wie stark ist Social Media Recruiting im HR-Bereich in der Schweiz bereits ein Thema und von welcher weiteren Entwicklung gehen Sie aus?
Der Begriff «Social Recruiting» ist im HR-Bereich bei den meisten Unternehmen angekommen, jedoch variiert das Verständnis dafür noch stark. Viele reduzieren «Social Recruiting» auf das pflegen einer eignen Karriereseite auf Facebook. Während in der Schweiz Unternehmen mit dem Thema noch eher verhalten umgehen, spielen soziale Medien in anderen Ländern (z.B. den USA) bereits eine tragende Rolle in der Rekrutierung.
Gerade aus Sicht der «Arbeitnehmer» sehe ich enormes Potenzial, die Jobsuche/Neuorientierung intuitiver und attraktiver zu gestalten. Genau an diesem Punkt setzt BuddyBroker an.
Herr Müller, besten Dank für das Interview.
Zur Person:
Flurin Müller (*1986), BSc. in Business Information Technology, ist Gründer und CEO von BuddyBroker. Als jahrelanger Freelance Web Designer sammelte er umfangreiche Erfahrung im Projektmanagement und der Projektentwicklung. Zusätzlich lehrte ihn sein Wirtschaftsinformatikstudium eine ganzheitliche Sicht über ein Projekt zu entwickeln. Seit seinem Mitwirken am Erfolgsstartup HouseTrip in der Anfangsphase, faszinierte ihn das Unternehmertum. So treibt er seit dem März 2012 das Startup BuddyBroker als Geschäftsführer und Entwicklungsleiter voran.