Frédéric Goetschmann, CEO Quickline Gruppe, im Interview
von Patrick Gunti
Herr Goetschmann, Sie haben Mitte 2018 die operative Führung der Quickline-Gruppe übernommen, nachdem Sie zuvor als CFO und stellvertretender Geschäftsführer tätig waren. Mit welchen Zielen haben Sie Ihr Amt angetreten?
Ich möchte die Erfolgsstory von Quickline weiterführen. Wir sind in einem spannenden, hoch kompetitiven Markt tätig, in dem IT, Kommunikation und Technologie immer mehr verschmelzen. Daraus ergeben sich Potenziale, die wir erschliessen und für unsere Kunden nutzbar machen wollen. Gleichzeitig wollen wir (mit unseren Verbundpartnern) den lokalen Bezug sicherstellen. Und wir wollen dem Vertrauen unserer Kunden gerecht werden. Sie sollen immer und einfach mit ihrer Welt verbunden sein.
Seit November 2018 ist die Geschäftsleitung von Quickline wieder vollzählig. Was darf man von der neuen Führungscrew erwarten?
Quickline verfolgt weiterhin eine Wachstumsstrategie mit Fokus auf den Privatkundenbereich. Wir sind gut aufgestellt, um die zukünftigen Herausforderungen in einem schnelllebigen Markt anzupacken und die Ausrichtung konsequent weiterzuführen. Unsere Ambitionen am Markt bleiben unverändert, ebenso der Mut zur Innovation sowie der Anspruch, das beste Kundenerlebnis zu bieten.
Stichwort bestes Kundenerlebnis: Vor kurzem haben Sie das neue Quickline TV lanciert. Inwiefern wird dies diesem Anspruch gerecht?
Unser neues TV-Produkt mit der neuen Quickline UHD-Box bringt klassisches Fernsehen und die Welt der Apps auf dem Homescreen zusammen und verschmelzt so Unterhaltungsangebote von verschiedenen Anbietern. Inhalte von Netflix, YouTube, Google, Sky, Spotify, DAZN usw. sind auf einen Klick verfügbar – alles über eine einzige Fernbedienung. Damit wechseln Kunden bequem zwischen den verschiedenen Erlebniswelten. Zudem bringt das neue Quickline TV mit persönlichen Empfehlungen hilfreiche Orientierung in das riesige Unterhaltungsangebot, damit Kunden ihre Lieblingsinhalte einfach und schnell finden. Dies gilt auch für Netflix-Inhalte, was schweizweit einzigartig ist. Damit setzt Quickline klar neue Massstäbe in punkto Kundenerlebnis.
«Unser neues TV-Produkt mit der neuen Quickline UHD-Box bringt klassisches Fernsehen und die Welt der Apps auf dem Homescreen zusammen und verschmelzt so Unterhaltungsangebote von verschiedenen Anbietern.»
Frédéric Goetschmann, CEO Quickline Gruppe
Der TV-Konsum verändert sich grundlegend. Wie geht das neue Quickline TV auf diese Umwälzungen ein?
Wir sind überzeugt, dass in Zukunft immer weniger Konsumenten klassisch fernsehen. Sie wollen zeit-, orts- und geräteunabhängig ausgewählte Formate ansehen, sei dies nun eine MySports-Übertragung, eine Netflix-Serie, ein YouTube-Video oder einen Krimi auf SRF. Das neue Quickline TV eröffnet Kunden all diese Erlebniswelten und vereinfacht das Switchen zwischen diesen maximal: auf einen Klick. Ausserdem lernt das neue Quickline TV dazu, es analysiert die Nutzergewohnheiten – natürlich unter strengster Einhaltung des Datenschutzes – und kann den Kunden darauf basierend Vorschläge unterbreiten. Persönliche Profile und damit verbunden massgeschneiderte Empfehlungen hat Quickline als erste Anbieterin in der Schweiz bereits mit der letzten TV-Generation eingeführt. Unsere Kunden schätzen diesen Service sehr.
Und wie kommt das neue Produkt bei den Kunden an?
Seit den ersten Testphasen erhalten wir viel positives Feedback, insbesondere zur Geschwindigkeit, Stabilität, einfachen Navigation und natürlich zur Einbindung von Netflix & Co. Klar ist ein solches Produkt nie ganz ohne Kinderkrankheiten. So optimieren wir derzeit beispielsweise die Suchfunktion.
Wie zufrieden sind Sie mit der Produkteinführung?
Das neue Quickline TV ist seit Anfang Dezember offiziell in den Shops unserer Verbundpartner erhältlich und wird dort rege nachgefragt, was uns natürlich freut. Mit dem neuen Quickline TV unterstreichen wir unseren Anspruch als Nummer 3 im Schweizer TV-Markt. Die neue TV-Box basierend auf Android ist nicht nur klein, schnell und mit der neusten Technologie für ultrahochauflösendes Fernsehen (UHD) ausgestattet. Sie funktioniert auch ausserhalb des Quickline-Gebietes über Internet, was neue Möglichkeiten eröffnet.
Kommen wir kurz auf den veränderten Fernsehkonsum zurück. Ein grosser Teil beruht auf Replay-TV – und der damit verbundenen Möglichkeit, Werbung zu überspringen. Die Politik wollte die Regeln kürzlich ändern. Was halten Sie davon?
Fragen Sie mal die Zuschauer! Fernsehen ohne Replay kann man sich doch kaum mehr vorstellen. Diese Funktion ist heute Standard. Hier Einschränkungen vorzunehmen, entspräche nun wirklich keinem Kundenbedürfnis und wäre alles andere als zeitgemäss. Die Politik hat dies erkannt und sich nicht von Lobbyisten, die für einige deutsche Privatsender um alte Pfründe kämpfen, vor den Karren spannen lassen. Wir hätten nicht gedacht, dass eine Quickline-Innovation aus dem Jahre 2009 – Replay TV – einmal die Gemüter national so bewegen würde.
«Das Mobile-Geschäft ist für uns strategisch wichtig und wir werten das Resultat als schönen Erfolg.»
Blicken wir auf die letzten publizierten Finanzzahlen. Im ersten Halbjahr 2018 verlief das Geschäft erfreulich. Der Umsatz des Quickline-Verbundes konnte um 4% auf 136 Mio. Franken gesteigert werden, wobei vor allem das Telefonie-Geschäft das Wachstum ankurbelte. Welchen Anteil daran hat mittlerweile der Mobile-Bereich?
Einen grossen Anteil. Wir verzeichnen heute 40’000 Mobile-Kunden und haben die Kundenzahl gegenüber dem Vorjahr um 43% steigern können. Das Mobile-Geschäft ist für uns strategisch wichtig und wir werten das Resultat als schönen Erfolg. Dieser ist auf Upselling in der bestehenden Kundenstruktur zurückzuführen. Das heisst: bestehende Kunden beziehen mehr Services von uns. Jeder Internet-Kunde kann auch ein Mobile-Kunde sein. In Anbetracht von rund 180’000 Internet-Kunden wollen wir das Potenzial natürlich weiter ausschöpfen.
Worauf führen Sie das im Vergleich zu den Vorjahren eher bescheidene Wachstum von 2% im Internet-Geschäft zurück?
Ein Internetanschluss ist in der Schweiz ein zu weiten Teilen abgedecktes Grundbedürfnis. Dem entsprechend stehen wir wie alle anderen Anbieter in einem intensiven Verdrängungskampf. Das Resultat ist zwar nicht ganz zufriedenstellend, aber in Anbetracht des gesättigten Marktes und des intensiven, preisgetriebenen Wettbewerbs kann sich ein Zuwachs von 2 Prozent sehen lassen.
Das Grundbedürfnis ist also gedeckt – welche neuen Geschäftsmodelle sind auf längere Sicht hinaus erfolgsversprechend?
Unser Geschäft befindet sich in einem steten Wandel. Der Telekommunikationsmarkt entwickelt sich immer mehr zu einem IT-Markt mit enorm vielen Möglichkeiten. Auf dem Weg zum Digital Service Provider sind wir gefordert, das Potenzial dieser Möglichkeiten auszuschöpfen und für unsere Kunden digitale Servicepakete zu entwickeln. Das ist enorm spannend und Quickline ist mit Spass dabei!
Ein Wermutstropfen war sicherlich ein weiterer Rückgang um 3% im TV-Geschäft. Wo sehen Sie die Hauptgründe?
Im hart umkämpften TV-Markt findet eine Bereinigung statt. Der Rückgang hat nicht direkt mit unserem TV-Produkt zu tun, sondern ist eben Teil dieser Bereinigung. Kunden kündigen ihre Kabelnetzanschlüsse so wie sie bei unserer Konkurrenz ihre Festnetzanschlüsse kündigen.
Dennoch, mit der Lancierung des Sportsenders MySports durch die Kabelnetzbetreiber unter Federführung von UPC bestand sicher die Hoffnung, die Abwanderung zu stoppen. Sind Sie enttäuscht?
Wie gesagt, die Abwanderung hat andere Gründe. Aber ja, wir haben uns mehr davon erhofft. Wir haben aber reagiert und das Produkt MySports über Eishockey hinaus mit weiteren Top-Angeboten aufgewertet. Das werden wir auch weiter tun. Ausserdem haben wir jetzt Teile des Angebots geöffnet, damit auch Konsumenten ohne Kabelnetzanschluss Eishockeyspiele mitverfolgen können.
«Der Kunde wird auf längere Sicht nicht bereit sein, über einen gewissen Betrag hinauszugehen.»
Sie sprechen das Angebot «YUU» der Quickline-Tochter Nexora an. Wie funktioniert «YUU»?
«YUU» funktioniert wie Netflix, DAZN oder Zattoo unabhängig von einem Internetanbieter und zielt auf ein anderes Kundensegment. Die Übertragungen werden gestreamt und können über die «YUU»-App auf dem Smartphone oder Tablet angesehen werden. Alternativ können Sie die Spiele via Airplay und Apple TV auch auf dem TV-Gerät schauen.
Der Schritt, MySports ein Stück weit zu öffnen, erstaunt. Woher der Sinneswandel?
Der Schritt ist die logische Folge unserer Over-the-top-Strategie, im Rahmen derer wir im Herbst 2017 auch «Quickline TV Air Free» lanciert haben. Wir konnten seither viele Erfahrungswerte sammeln und wollen nun das Zusatzpotenzial von MySports ausschöpfen.
MySports, Teleclub, DAZN, Sky – für Sportfreunde ist der TV-Konsum zu einer kostspieligen Angelegenheit geworden. Ist die OTT-Strategie, also der Konsum der TV-Inhalte unabhängig vom Anbieter, der Ausweg?
OTT belebt natürlich den TV-Markt weiter. Im Sportbereich ist derzeit besonders viel Bewegung im Markt. Die Übertragungsrechte sind gefragt und es sind viele Player unterwegs. Aber die Konsolidierung wird kommen. Der Kunde wird auf längere Sicht nicht bereit sein, über einen gewissen Betrag hinauszugehen.
Herr Goetschmann, besten Dank für das Gespräch.
Zur Person
Frédéric Goetschmann (*1975) ist seit Juli CEO von Quickline. In seiner früheren Funktion als CFO und stellvertretender Geschäftsführer hat er die Entwicklung von Quickline von einem kleinen Unternehmen mit rund 30 Personen im Jahr 2010 zu einem national relevanten Multimedia-Provider mit über 160 Personen massgeblich mitgeprägt. Seine Karriere startete der Telekom-Experte aus Fribourg bei Ernst & Young im Bereich Corporate Finance. Anschliessend wechselte er zu Swisscom, wo er während mehrerer Jahre als Senior Analyst und Projektmanager für verschiedene Merger-and-Acquisition-Projekte verantwortlich war, bevor er als CFO in die Geschäftsleitung der Sicap Group, einer internationalen Tochtergesellschaft von Swisscom, berufen wurde. Frédéric Goetschmann studierte Betriebswirtschaft an den Universitäten Fribourg, Dublin und San Diego und weist neben einem Masterabschluss verschiedene Weiterbildungen u.a. des renommierten International Institute of Management Development (IMD) in Lausanne auf.