Frédéric Goetschmann, CEO Quickline, im Interview

Frédéric Goetschmann, ehemaliger Quickline-CEO. (Bild: Quickline)

Von Helmuth Fuchs

Moneycab.com: Herr Goetschmann, nach 13 Jahren bei Quickline, wovon fünf Jahre als CEO, verlassen Sie Ende 2023 das Unternehmen. Wieso gerade jetzt?

Frédéric Goetschmann: Meine Mission für Quickline ist erfüllt. Zusammen mit Quickline wachsen zu dürfen, war eine grossartige Erfahrung. Mit so tollen, engagierten Mitarbeitenden Ziele gemeinsam realisieren zu können ein Privileg. Der Sprung auf die nationale Bühne war ein wichtiger Meilenstein. Mit der besten Kundenzufriedenheit und Weiterempfehlungsrate im Schweizer Telekommarkt, ist der Weg geebnet, auch schweizweit erfolgreich zu sein. Wir wollten unseren Beitrag zur Energiewende leisten und haben es geschafft, mit Quickline Energy erfolgreich Fuss im Energiemarkt zu fassen. Wir konnten unsere strategischen Wachstumsziele realisieren, wertvolle Substanz aufbauen, Quickline in der ganzen Schweiz visibel machen, als Brand super positionieren und das Kundenwachstum beflügeln.

Nach 13 Jahren Quickline ist es für mich nun Zeit für etwas Neues. Für die anstehende Strategieperiode 2024 – 2029 soll meine Nachfolgerin resp. mein Nachfolger die Chance erhalten, von Anfang an mitzuprägen. Natürlich werde ich Quickline noch ein paar Monate lang unterstützen, um die Übergangsphase zu begleiten.

Seit September 2022 bieten Sie Internet, TV, Mobile und Festnetz in der gesamten Schweiz an. Wie haben sich die einzelnen Produkte seither entwickelt, welche Regionen wachsen wunschgemäss, wo gibt es Nachholbedarf?

Seitdem wir unser Marktpotential auf die ganze Schweiz erweitert haben, konnten wir das Kundenwachstum verdoppeln. Das Wachstum findet – wie erwartet – speziell in den Gebieten statt, wo Quickline bereits eine hohe Bekanntheit geniesst. Gemäss der letzten Brand Study vom LINK-Institut von Februar 2023 hat die Marke «Quickline» sehr stark an Bekanntheit gewonnen. Dies unter anderem dank unseren TV-Spots, welche national ausgestrahlt werden.

«Seitdem wir unser Marktpotential auf die ganze Schweiz erweitert haben, konnten wir das Kundenwachstum verdoppeln.» Frédéric Goetschmann, CEO Quickline

Wir erhoffen uns, zusätzliches Wachstum geographisch noch breiter realisieren zu können. Grosse Freude haben wir am Mobile-Wachstum, das weit über unseren Erwartungen liegt. Und an der Abo-Wahl, welche auf höherwertige Abos fällt als erwartet.

Beim TV-Angebot entscheidet über die Qualität immer weniger die Anzahl Kanäle als die Fähigkeit, neuste Serien und andere Angebote streamen, sowie sportliche Grossereignisse in Echtzeit schauen zu können. Wie positionieren Sie sich hier gegenüber etablierten Mitbewerbern?

Wir bieten unseren Kundinnen und Kunden einen einfachen Zugang zu allen relevanten Inhalten – hierzu integrieren wir auch Drittprodukte wie beispielsweise Netflix, Disney+, oneplus, MySports, blue Sports oder Sky in unser TV-Angebot.

Paramount, HBO, Apple, aber auch Netflix pushen ihre eigenen Produktionen auf den eigenen Streamingplattformen. Das macht es für die Kunden tendenziell teurer und unübersichtlicher, da eine zunehmende Anzahl von Plattformen abonniert werden muss, um jeweils die erfolgreichsten Serien schauen zu können. Wie beurteilen Sie diese Entwicklung, was bedeutet sie für das Angebot von Quickline?

In den letzten Jahren kamen immer mehr Streaming-Angebote auf den Markt. Künftig werden Aggregations-Plattformen wie Quickline TV die Wahl für Kunden wieder vereinfachen. Die Streaming-Anbieter reduzieren aktuell die Ein- und Ausstiegshürden und bieten vermehrt «Wholesale»-Angebote an. Wir prüfen dies und werden, wo sinnvoll, weitere Kooperationen eingehen oder vertiefen.

Im “Connect”-Test 2022 erzielt Quickline bei Uploads mit gleichzeitigem Download in der 1 Gbit/s-Klasse ein sehr gutes Ergebnis, in der 10 Gbit/s-Klasse rutscht Quickline jedoch hinter die Konkurrentinnen. Welche Bedeutung messen Sie dem bei, da alle Services immer mehr Bandbreite und höhere Geschwindigkeiten erfordern? Welche Massnahmen sind geplant, auch im 10 Gbit/s-Bereich führend zu werden?

1 Gbit/s ist das Profil, welches für unsere Kundinnen und Kunden aktuell viel relevanter ist als das 10 Gbit/s Profil, das von weniger als 10% der Kundschaft genutzt wird. Nichtsdestotrotz werden wir aber auch weiter investieren und streben an, auch auf den Top-Profilen zu performen.

«Die Streaming-Anbieter reduzieren aktuell die Ein- und Ausstiegshürden und bieten vermehrt «Wholesale» Angebote an. Wir prüfen dies und werden, wo sinnvoll, weitere Kooperationen eingehen oder vertiefen.»

Auf Entwicklungen wie die zunehmende Digitalisierung der Energiewende haben Sie mit der Sparte Quickline Energy und dem eigenen Smart Meter bereits eine erste Antwort. Welchen Beitrag zum Gesamtergebnis liefert dieser Bereich, welche Wachstumspläne haben Sie im Energiebereich?

Ich persönlich finde es notwendig, dass auch Quickline einen Beitrag zur Energiewende mit unseren eigenentwickelten, intelligenten Messsystemen leistet. Diese sind ein wichtiger Bestandteil von künftigen «smarten Netzen». Quickline hat sich damit über den Telekommunikationsmarkt hinaus in den Energiemarkt hinein entwickelt und kann zusätzliche Marktpotentiale erschliessen. Die Quickline Energy AG wurde erst letztes Jahr gegründet. Seither haben wir bereits über zehn Partner und drei neue Aktionäre gewinnen können, weitere 20 sind in der Pipeline. Wir dürfen über 110’000 Smart Meter ausrollen. Da geht’s also ab. Es ist viel positive Energie spürbar.

Die Stadt Biel hat sich Anfang 2023 in einer öffentlichen Ausschreibung für 40’000 Smart Meter von Quickline entschieden, die bis 2027 installiert werden sollen. Was gab den Ausschlag zugunsten von Quickline, mit welchen Partnern arbeiten Sie für ein solches Projekt zusammen?

Energie Service Biel/Bienne (ESB) hat sich nach einer schweizweiten Ausschreibung für Quickline Energy entschieden, weil sie die ganzheitliche Auslese- und Steuerlösung für Strom, Gas und Wasser am meisten überzeugt hat. Diesen November hat sich ESB sogar als Aktionär an der Quickline Energy AG beteiligt, um die operative und strategische Weiterentwicklung mitgestalten zu können.

«Quickline hat sich über den Telekommunikationsmarkt hinaus in den Energiemarkt hinein entwickelt und kann zusätzliche Marktpotentiale erschliessen.»

In den Märkten, in denen Sie tätig sind, dürften weniger Hardwareprodukte entscheidend sein als der Preis und die Servicequalität. Der Preis korreliert stark mit der Grösse, während die Servicequalität primär durch die Mitarbeitenden bestimmt ist, sich also nicht beliebig schnell skalieren lässt. Wo setzen Sie in der Geschäftsentwicklung die Schwerpunkte, wie wollen Sie ein anhaltendes Wachstum erzielen und gleichzeitig die Qualität halten?

Wie der Preis, so muss auch die Servicequalität stimmen. Den Schwerpunkt setzen wir auf der Servicequalität. Wir wollen zufriedene Kundinnen und Kunden. Die Herausforderung der Skalierung betrifft speziell den Neukunden-Aufschaltprozess, der beliebig komplex sein kann. Wir investieren hier bewusst in ein gutes Kundenerlebnis durch gezielte Schulung und Workflow-Unterstützung unserer Mitarbeitenden.

Smart Meter bilden eine Schnittstelle zwischen Energiediensten und Telekommunikationsleistungen. Welche Synergien ergeben sich, wo können Sie sich völlig neue Angebote vorstellen?

Smart Meter benötigen Konnektivität, sind Teil einer systemübergreifenden Plattform, welche laufend weiterentwickelt und den regulatorischen Anforderungen gerecht werden muss. Die Daten sind auszuwerten und zu verarbeiten, neue Angebotserweiterungen sind zu prüfen etc. Zusätzlich sind Rollouts zu planen, Monteure zu befähigen, vor Ort die Stammdaten einfach, effizient und korrekt zu erfassen und Einkaufssynergien zu nutzen. Wir betrachten den Smart Meter als Teil eines entwickelbaren Ökosystems.

Sämtliche Ihrer Leistungen sind von einer funktionierenden Stromversorgung abhängig. Der absehbare Ausstieg aus der Atomkraft und der zunehmende Anteil an Solarenergie stellen Netzbetreiber und Energielieferanten vor zusätzliche Herausforderungen. Wie gut ist die Schweiz auf die Zukunft vorbereitet, wie beeinflusst die Energiestrategie des Landes ihre Geschäftsstrategie?

Die Analyse letztes Jahr hat meines Erachtens gravierende Systemmängel auch in der Schweiz aufgezeigt. Es gilt, die Erkenntnisse nun zu nutzen und die systemstabilisierenden Massnahmen umzusetzen. Wir haben einen internen Krisenstab gebildet und optimieren laufend unsere Situation. Auf das Gesamtökosystem haben wir aber nur bedingt Einfluss.

Zum Schluss des Interviews haben Sie zwei Wünsche frei. Wie sehen die aus?

Ich wünsche der Welt mehr Vernunft und Frieden.


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