Gianni Gremaud, CEO und VRP STOBAG
Gianni Gremaud, CEO und VRP STOBAG. (Foto: STOBAG/mc)
von Bob Buchheit
Moneycab: Herr Gremaud, Sonnenstoren sind Wind und Wetter ausgesetzt. Bei welchen Geschwindigkeiten sollten Hausbesitzer einen „Rückzieher“ machen?
Gianni Gremaud: Moderne Storen/Markisen sind meistens mit Sonnen-Windautomatik ausgerüstet, welche bei starkem Wind die Markise automatisch einfahren. Wichtig dabei ist, dass die Windautomatik richtig eingestellt ist, und so der Windwiderstandsklasse der Markise entspricht. Manuell betriebene Gelenkarmmarkisen sollten nie längere Zeit unbeaufsichtigt in ausgefahrenem Zustand gelassen werden, ein plötzlicher Wetterumschlag und aufkommender Wind können die Markise beschädigen.
Clevere Aufrollmechanismen sowie eine wasserabweisende Beschichtung schützen vor allem das Tuch vor Witterungseinflüssen. Dennoch sind Wetter und Klima ja unerbittlich. Wie lange halten Markisen im Schnitt?
Die heutigen Acrylgewebe sind sehr widerstandsfähig und halten zwischen 10 und 20 Jahre. Je nach Standort können aber Umwelteinflüsse das Tuch stark verschmutzen, sodass eine Reinigung nötig wird. Aber Achtung, zu aggressive Reinigungsmittel können die schützende Appretur aus dem Tuch auswaschen und die wasser- und schmutzabweisende Funktion der Appretur vermindern.
Zum Ein- und Ausfahren von Storen und Markisen bietet Stobag automatische Lösungen oder Kurbeln an. Ich nehme an die Kunden entscheiden sich vornehmlich für die bequemere Lösung…
Der Trend nach Automatisierung und nach Motorisierung nimmt natürlich ständig zu. Ich vergleiche das immer mit den elektrischen Scheibenhebern beim Auto, vor 30 Jahren waren elektrische Scheiben noch ein Luxus, heut gehören sie zum Standard und so sind bei uns grosse Markisen heut fast ausschliesslich motorisiert.
«Ein schöner Frühling und ein heisser Sommer sind immer noch die beste Belebung für ein gutes Saisongeschäft.»
Gianni Gremaud, CEO und VRP STOBAG
Wo genau liegt das Verhältnis?
60 Prozent ist heute motorisiert, die restlichen 40 verteilen sich auf kleine Markisen.
Mit Sonnenblenden lässt sich bis zu 10 Prozent Kühlenergie einsparen. Spüren Sie eine Belebung des Geschäfts in Deutschland oder Italien, wo ja die Strompreise regelrecht explodiert sind?
Nein, im Moment leider noch nicht, wahrscheinlich ist der Strompreis immer noch zu niedrig. Ein schöner Frühling und ein heisser Sommer sind immer noch die beste Belebung für ein gutes Saisongeschäft.
«Trotz der guten Baukonjunktur sind die Preise auf dem Markt stark unter Druck. Dies vor allem durch Anbieter aus dem benachbarten Ausland.»
Sie kommen gerade von Ihrer bedeutendsten einheimischen Fachmesse, der SwissBau. Ich denke, Sie haben dort nichts von einer Verlangsamung der Baukonjunktur gespürt, oder?
Nein das sicher nicht, wobei trotz der guten Baukonjunktur die Preise auf dem Markt stark unter Druck sind. Dies vor allem durch Anbieter aus dem benachbarten Ausland, welche die Vorteile der Währungsdifferenz und niedrigere Lohnkosten, ausnutzen. Innovation ist deshalb für uns sehr wichtig und es freut mich besonders, dass wir mit unseren neuen Produkten grossen Erfolg an der SwissBau verzeichnen durften.
Stobag bietet Markisentücher in rund 400 unterschiedlichen Designs an. Wissen Sie schon die Modetrendfarben fürs Frühjahr?
Nein, unsere Branche hat sich vor vielen Jahren entschieden nur noch alle vier Jahre neu Tuchkollektionen zu präsentieren. Grundsätzlich kann gesagt werden, dass der Trend wieder zurück zum einfacheren, schlichteren Dessin geht. Uni-Tücher sind daher wieder stärker im Trend, farbige Phantasiemuster sind eher out.
Gibt es eine technologische Neuheit, die Sie gerade am meisten begeistert?
Ein technologischer Trend sind Tücher aus Polyester, man ist sich aber in der Branche über Vor- und Nachteile dieser Tücher nicht ganz einig, sicher fehlen dazu noch die Langzeiterfahrungen. Wir verfolgen solche neuen Technologien immer aufmerksam, testen selber in unserem Labor und entscheiden dann, ob wir eine neue Technologie einsetzen.
Um wieviel hat eigentlich das Rauchverbot Ihren Umsatz gepusht? Viele Restaurants und Bars investierten ja daraufhin in „Freiluftanbauten“.
Dieser Trend ist bereits am Abflachen, da bei Neu- oder Umbauten bereits mit baulichen Massnahmen diesem Bedürfnis Rechenschaft gelistet wird. Vielmehr ist es das allgemeine Bedürfnis des outdoor living’s, welches unser Geschäft belebt, und unsere neuen Entwicklungen richten sich daher ganz nach diesem Bedürfnis aus.
Stobag bietet auch robuste Sicherheitsfaltladen aus schlagfesten Aluminiumprofilen an. Ist Einbruchschutz in den nächsten Jahren ein starker Wachstumsmarkt für Sie?
Der Sicherheitsfaltladen ist ein enorm stabiles und langlebiges Produkt, entsprechend lang ist es auch schon auf dem Markt. Auch wenn es heute andere technische Möglichkeiten für den Einbruchschutz gibt, findet der Sicherheitsfaltladen immer wieder neue Anwendungsbereiche ausserhalb des Krawall- und Einbruchschutzes.
Wo soll die EBIT-Marge in Ihrem technisch anspruchsvollen Geschäft idealerweise liegen?
Wir geben als Familienunternehmen darüber keine Auskunft.
«In Nord- und Südamerika sehen wir für uns noch sehr grosses Wachstumspotential.»
In welchen ausländischen Märkten orten Sie in den nächsten Jahren das beste Geschäft?
In Nord- und Südamerika sehen wir für uns noch sehr grosses Wachstumspotential, wenn sich die Krise in Europa jetzt wieder langsam erholt, sehen wir aber auch hier weiteres Potential. Für unsere Wachstumsstrategie sind wir mit neuen Produkten und neuen Produktionen für die Zukunft gut aufgestellt.
Hat Stobag eigentlich so etwas wie eine „Kriegskasse“?
Als Familienunternehmen sind wir, was Informationen über Finanzen anbetrifft, eher konservativ eingestellt. Wir haben aber immer eine langfristige und gesunde Finanzstrategie verfolgt und denken nicht nur an den nächsten Quartalsabschluss, sondern an die nächste Generation.
Zur Person:
Gianni Gremaud, geb. 1955, trat vor über 30 Jahren in das damals noch kleine Familienunternehmen ein. In der Position als CEO und Verwaltungsratspräsident führt er Seit 20 über Jahren das Unternehmen STOBAG in der zweiten Generation. Die Nachfolge in der dritten Generation ist mit Alain Michel, David Halter und Leandro Gremaud bereits jetzt breit abgestützt.
Zum Unternehmen:
Der Schweizer Hersteller STOBAG entwickelt und produziert seit 1964 hochwertige Sonnen- und Wetterschutzsysteme, die weltweit in über 35 Ländern verkauft werden. Schweizweit sorgen über 250 700 lokale Fachpartner für eine qualifizierte Beratung sowie für kundennahe Montage- und Serviceleistungen. Neben Storen und Markisen werden textile Terrassendächer, Glasdachsysteme mit Beschattung, Sicht- und Windschutzsysteme, Verglasungen und komfortable Automatisierungslösungen angeboten. Das im aargauischen Muri beheimatete Unternehmen beschäftigt weltweit 700 Mitarbeitende, mehr als die Hälfte davon in der Schweiz.