Gottfried Weber, Vorsitzender Geschäftsleitung SZKB
Gottfried Weber, Vorsitzender Geschäftsleitung SZKB.
Von Patrick Gunti
Moneycab: Herr Weber, die Schwyzer Kantonalbank (SZKB) hat 2010 das operative Ergebnis um 5,3 % auf 119 Mio. Fr. und den Jahresgewinn um 3,7 % auf 77,9 Mio. Fr. erhöht. Wie fällt die Bilanz Ihres letzten vollen Jahres als Vorsitzender der Geschäftsleitung der SZKB aus?
Gottfried Weber: Wir haben in einem kompetitiven, anspruchsvollen Umfeld ein sehr solides Ergebnis erzielt und sind bei der Umsetzung unserer Strategie 2008-2013 um wichtige Meilensteine vorangekommen. Die SZKB ist sehr gut positioniert und das vom Volk am 26. September 2010 mit rund 88% Ja-Stimmen angenommene SZKB-Gesetz gibt uns den erforderlichen Handlungsspielraum, um auch die Zukunft erfolgversprechend zu gestalten. Herausfordernd war die fristgerechte Anpassung aller Reglemente und Weisungen an den neuen gesetzlichen Rahmen.
Welche Auswirkungen auf das Resultat hatte der anhaltende Margendruck?
Margendruck und volatile Aktienmärkte haben bei drei von vier Hauptertragskomponenten zu leichten Reduktionen geführt, die wir aber mit dem Übrigen ordentlichen Erfolg und einer strikten Kostenkontrolle auffangen konnten. Zudem haben wir den (potenziell) stark gestiegenen Zinsänderungsrisiken mit entsprechenden Absicherungsaktivitäten Rechnung getragen.
Die Kundenausleihungen stiegen um 4,1 % auf nun über 10 Mrd. Franken. Wie hat sich das Hypothekargeschäft entwickelt?
Angesichts der im letzten Jahr im Kanton Schwyz zu beobachtenden Preissteigerungen im Eigentumswohnungs- und Eigenheimbereich haben wir bewusst leichte Marktanteilsverluste in Kauf genommen, trotzdem aber ein stattliches Wachstum erzielt. Die Neuproduktion belief sich auf rund CHF 1.3 Mrd.
«Wir haben in einem kompetitiven, anspruchsvollen Umfeld ein sehr solides Ergebnis erzielt und sind bei der Umsetzung unserer Strategie 2008-2013 um wichtige Meilensteine vorangekommen.»
Gottfried Weber, Vorsitzender der Geschäftsleitung SZKB
Die Hypothekarzinsen bewegen sich weiter auf historisch tiefem Niveau. Rechnen Sie mit einem baldigen Anstieg?
Seit der Finanzkrise werden die Zinsen in der Schweiz durch die SNB mittels einer äusserst flüssigen Geldmarktpolitik künstlich tief gehalten, um das anfangs kurz aufscheinende Deflationsrisiko zu begrenzen. Solange der Schweizer Franken als „safe heaven“ gesucht bleibt, wird die Notenbank nur graduell ihre Haltung ändern. Um eine Immobilienblase gar nicht erst entstehen zu lassen, hoffe ich auf eine baldige Normalisierung der Zinskurve.
Wie hat sich der Schwyzer Immobilienmarkt im vergangenen Jahr entwickelt?
Der attraktive Standortkanton Schwyz hat einen überdurchschnittlich wachsenden Immobilienmarkt zur Folge, der – je nach Region – erste Überhitzungsanzeichen aufweist. Wir schenken darum seit einiger Zeit den sogenannten „Exceptions to Policy“ erhöhte Aufmerksamkeit.
Unter anderem Dank des Verkaufs des Swiss Holiday Parks konnte die SZKB den übrigen Erfolg um 150,7 % auf 15,7 Mio. Fr. steigern. Welchen Einfluss wird die Veräusserung auf das Resultat des laufenden Jahres haben?
Der SHP-Verkauf wird auch in diesem Jahr das Ergebnis positiv beeinflussen. Beim Verkauf wurde bezüglich Kaufpreis Stillschweigen vereinbart. Da die SZKB grossen Wert auf eine nachhaltige Lösung gelegt hat, sollte der Ertragseinfluss nicht überschätzt werden.
Nach über 10’000 Neukunden 2008 und 8300 im Jahr 2009 konnte die SZKB im vergangenen Jahr erneut fast 8000 Neukunden begrüssen. Entsprach der Nettoneugeldzufluss von 288 Mio. Franken Ihren Erwartungen?
Der Nettoneugeldzufluss wäre noch um CHF 125 Mio. höher ausgefallen, wenn unser Eigner seine Mittel nicht zum Teil abdisponiert hätte. So gesehen entsprach der Wert durchaus unseren ambitionierten Erwartungen.
Die SZKB will in den nächsten zwei Jahren die überarbeitete Vertriebsstrategie realisieren. Wie präsentiert sich diese und welchen Einfluss wird sie auf den Sachaufwand haben?
Da wir die komplett überarbeitete Vertriebsstrategie schwergewichtig im laufenden Jahr im Filialnetz ausbreiten, wird sich der Sachaufwand vorübergehend erhöhen. Die Kundschaft wird sukzessive von noch mehr Kundennähe profitieren.
Wie präsentiert sich der Ausblick auf das laufende Jahr, welchen Einfluss könnte beispielsweise die Frankenstärke, unter der die Exportindustrie leidet, auf die Wirtschaft im Kanton haben?
Die Wirtschaft im Kanton Schwyz ist mittelständisch geprägt,das heisst die KMU stellen das Rückgrat der Schwyzer Wirtschaft dar. Unsere Unternehmer zeichnen sich durch Flexibilität, Innovationskraft, Solidität und gute Marktkenntnisse aus, weshalb ich mit einem insgesamt ansprechenden Wirtschaft-Ergebnis rechne.
Die SZKB weist der Staatskasse für 2010 38,5 Mio. Franken zu. Könnte dieser Beitrag künftig möglicherweise erhöht werden, wenn die Ausschüttungen der Nationalbank an die Kantone massiv reduziert würden?
Der Kanton Schwyz als Eigentümer erwartet von der SZKB eine kontinuierliche, planbare und dem Gewinn angemessene Ausschüttung. Letzteres heisst für uns, dass wir zwischen 35 und 45% des operativen Ergebnisses der Bank ausschütten wollen. Zudem wird für 2011 erstmals eine Entschädigung der Staatsgarantie (1% der bundesrechtlich erforderlichen eigenen Mittel) fällig. Somit dürfte der Ausschüttungsbetrag (Gewinnablieferung, Dotationskapitalverzinsung und Garantieentschädigung) weiter ansteigen.
«Klar- und Weitsicht, Verankerung und Bodenhaftung, Augenmass, Glück und den Erfolg des Tüchtigen» wünscht Gottfried Weber seinem Nachfolger Peter Hilfiker.
Sie werden Ende des 1. Quartals in Pension gehen. Was würde Sie als die grösste Herausforderung Ihrer beruflichen Karriere bezeichnen?
Da ich in meinem langen Berufsleben von über 35 Jahren einige Krisen und unvorhersehbare Ereignisse miterleben durfte, möchte ich mich nicht auf ein Ereignis konzentrieren. Ich habe aber nie – dank Glück, Vorsicht, Bodenhaftung und einem gewissen Marktriecher – grössere Verluste produziert. Als optimistischer Mensch habe ich an Chancen geglaubt, die zu Beginn nicht so einfach zu erkennen waren. Dass zum Beispiel die finnova AG Bankware in der Bankenbranche heute als Software «Powerhaus» wahrgenommen wird, freut mich als ehemaliger Verwaltungsrat.
Und welches waren die schönsten Momente?
Wenn ich jeweils gespürt habe, wie die Mitarbeitenden sich von den Erfolgsaussichten der neuen Strategie beflügeln liessen oder wie der Korpsgeist an Personalfesten überschwappte.
Wie möchten Sie die frei werdende Zeit in den kommenden Jahren nutzen?
Vielfältig, da ich neugierig war, bin und bleibe. Dem Natur- und Tierpark Goldau werde ich mehr Zeit widmen können. Viele zu kurz gekommene Interessen harren der Wiederentdeckung. Und was gibt es Schöneres, als mit meiner Frau von uns noch nicht bereiste Flecken der Erde zu durchstreifen.
Was wünschen Sie Ihrem Nachfolger Peter Hilfiker, der am 1. April 2011 die operative Führung der SZBK übernehmen wird?
Klar- und Weitsicht, Verankerung und Bodenhaftung, Augenmass, Glück und den Erfolg des Tüchtigen.
Herr Weber, wir bedanken uns für das Interview und wünschen Ihnen für die Zukunft alles Gute.
Zur Person:
Gottfried Weber (63) ist noch bis 1. April 2011 als Direktionspräsident der Schwyzer Kantonalbank tätig und für den Präsidialbereich verantwortlich. Zuvor war er 25 Jahre bei der Zürcher Kantonalbank, wovon 10 Jahre als Mitglied der Geschäftsleitung, und 1 1/2 Jahre bei der Rentenanstalt/Swiss Life als Leiter des Geschäftsbereiches Privatkunden tätig. Gottfried Weber ist u.a. Mitglied des Verwaltungsrates des Elektrizitätswerkes Schwyz AG und des Verbandes Schweizerischer Kantonalbanken, Mitglied des Vorstandes des Handels- und Industrievereins des Kantons Schwyz und Vereinspräsident des Natur- und Tierparks Goldau. Er studierte Betriebswirtschaft an der Universität Zürich, Abschluss lic. oec. publ. Weber ist verheiratet und Vater zweier erwachsener Kinder.