Gustavo Möller-Hergt, CEO ALSO Holding

Gustavo Möller-Hergt, CEO ALSO Holding
Gustavo Möller-Hergt, CEO ALSO Holding. (Foto: Also Holding)

Gustavo Möller-Hergt, CEO ALSO Holding. (Foto: ALSO Holding)

von Patrick Gunti

Moneycab: Herr Möller-Hergt, ALSO hat im ersten Semester den Umsatz um 6 % auf über 3 Mrd Franken steigern können, musste aber beim Konzerngewinn Einbussen hinnehmen. Wie sind Sie mit dem Halbjahresresultat zufrieden?

Gustavo Möller-Hergt: Nun, das insgesamt gute Halbjahresergebnis erfüllt meine Erwartungen, obwohl die Restrukturierungen im Marktsegment Nord-/Osteuropa die Gruppe belastet. Insgesamt konnte der Umsatz in einem schwierigen Marktumfeld gegenüber dem Vorjahr um 6 Prozent gesteigert werden. Das ist eine grossartige Leistung aller ALSO-Mitarbeitenden.

Wie hat sich der IT-Distributionsmarkt in den für ALSO relevanten Regionen entwickelt?

Der IT-Distributionsmarkt sank wertmässig im zweiten Quartal 2013 in den für ALSO relevanten Regionen um 4 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Leicht positiv entwickelte sich der Markt in Österreich und Frankreich, während dieser in der Schweiz, in Deutschland und insbesondere in Finnland wertmässig stark zurückging. In Finnland war die Nachfrage nach PCs im zweiten Quartal 2013 erneut rückläufig und lag mit -15 Prozent deutlich unter dem vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Auch im Bereich Consumer Electronics war in Finnland in den ersten fünf Monaten des Berichtsjahres ein deutlicher Rückgang von -16 Prozent zu verzeichnen.

«Wir arbeiten entschieden daran, die Profitabilität durch verbesserte Prozesse und neue Serviceleistungen zu erhöhen.»
Gustavo Möller-Hergt, CEO ALSO Holding

Das wirtschaftliche Umfeld in Nord-/Osteuropa bleibt schwierig. Welche Massnahmen haben Sie ergriffen?

Die volle Aufmerksamkeit richtet sich weiterhin auf die Umsetzung des MORE-Programms mit den vier Säulen Maintain, Optimize, Reinvent und Enhance, um die Ertragskraft nachhaltig zu stärken. Parallel zur Erhöhung der Effizienz im Konzern wird ALSO sein Geschäft weiter konsequent auf nachhaltig profitables Wachstum ausrichten. Wir arbeiten entschieden daran, die Profitabilität durch verbesserte Prozesse und neue Serviceleistungen zu erhöhen. Dazu  gehören auch Massnahmen wie die Ausschöpfung von Synergieeffekten, Best-Practice-Sharing, Benchmarking und die Verbesserung des Working Capital.

Vor allem in Europa steht der PC-Markt unter Druck. Gemäss IDC sackte er in Westeuropa im 2. Quartal um über 21 % ab. Inwieweit lässt sich dieser Rückgang mit Wachstum im Geschäft mit Tablets und Smartphones kompensieren?

Der Rückgang im PC-Markt kann nur teilweise mit Tablets und Smartphones kompensiert werden, da Notebooks und Desktops deutlich seltener erneuert werden als noch vor einigen Jahren.  Die sinkenden Absätze der stationären Geräte und der Notebooks sowie der Preiszerfall bremsen das Wachstum. Wir werden deshalb entschieden daran arbeiten, die Profitabilität durch verbesserte Prozesse und neue Serviceleistungen zu erhöhen.

Im vergangenen Jahr haben ALSO und Apple ein Distributionsabkommen unterzeichnet und die Zusammenarbeit in Deutschland gestartet. Welche Bilanz lässt sich heute ziehen?

Ich ziehe eine durchwegs positive Bilanz. So konnte in Deutschland eine bedeutende zusätzliche Umsatz- und Gewinnsteigerung erzielt werden. In Finnland und in der Schweiz, wo ALSO bereits seit einigen Jahren erfolgreich mit Apple zusammenarbeitet, wird die Kooperation weiter ausgebaut. Im Mobility-Bereich arbeiten wir neben Apple u.a. auch mit Samsung sehr erfolgreich zusammen.

«Das Geschäftsfeld „ALSO Digital“ hat sich positiv entwickelt. Der digitale Softwarevertrieb ist rasant auf dem Vormarsch.»

ALSO ist Ende letzten Jahres mit der Übernahme von ALSO Digital in die elektronische Softwaredistribution eingestiegen. Was bietet diese Distributionslösung?

ALSO Digital ist ein Unternehmen, das Plattformen zur Elektronischen Software Distribution (ESD) sowie zur Point of Sales Activation (POSA) betreibt. Der Fachhandel kann über ESD in Kombination mit POSA im Ladengeschäft Software anbieten, ohne dass bei Herstellern oder im Shop Kapital gebunden wird. Denn die Verpackungen werden ohne physikalisches Medium am Point of Sale präsentiert. Erst mit der Bezahlung wird ein Freischaltcode aktiviert. Mit dem löst der Endkunde den Download und damit die Installation der Software aus.

Die attraktiven Vorteile für den Händler und seine Endkunden liegen auf der Hand – keine Lieferzeiten, keine Versandkosten, keine Lagerhaltungskosten und somit keine Kapitalbindung. Die Software ist immer auf dem aktuellsten Stand und der Händler kann sein Portfolio beliebig erweitern, ohne dafür in Vorleistung treten zu müssen.

Wie hat sich das Geschäftsfeld «ALSO Digital» seither entwickelt und welche weiteren Schritte sind geplant?

Das Geschäftsfeld „ALSO Digital“ hat sich positiv entwickelt. Der digitale Softwarevertrieb ist rasant auf dem Vormarsch. Software wird bereits in vielen Bereichen über eine ESD Plattform bezogen. Nun ist es wichtig, dass wir den Ausbau der bestehenden Kundenbasis in den Regionen weiterer konsequent vorantreiben.

«Wo wir nicht präsent sind und der Markt wächst, wollen wir im Hauptgeschäft nach Zukäufen suchen.»

Von einem Übernahmeangebot für Saphin hat ALSO letztlich abgesehen. Sie wollen aber weiter durch Akquisitionen wachsen. Wo sehen Sie die grössten Zukaufschancen?

In den Ländern in denen wir eine starke Position haben, wollen wir Unternehmen kaufen, die wir durch die vorhandene Struktur skalieren können. Wo wir nicht präsent sind und der Markt wächst, wollen wir im Hauptgeschäft nach Zukäufen suchen. Die Strukturen des Unternehmens müssen aber passen und wir müssen durch das Management Verbesserungen herbeiführen können.

Von welcher Entwicklung gehen Sie im zweiten Halbjahr aus, halten Sie an Ihren Zielen fest?

Ja, wir halten an unseren Zielen für 2013 fest. Das Halbjahresergebnis belegt unsere Widerstandsfähigkeit und Ertragskraft auch in einem schwierigen wirtschaftlichen Umfeld sowie die Stärke unseres Kundengeschäfts. Ich sehe deshalb unsere Renditeziele für das Gesamtjahr in Reichweite.

Sie haben Ihr Amt Anfang Juli letzten Jahres angetreten. Welche persönliche «Jahresbilanz» ziehen Sie?

Ich ziehe eine sehr positive Bilanz. Wir haben bei ALSO phantastische Mitarbeiter, die mit Engagement und grosser Verbundenheit zum Unternehmen tolle Leistungen erbringen. Das motiviert mich jeden Tag, mit all meiner Energie weiter am Erfolg von ALSO zu arbeiten.

Letzte Frage: Nur kurz nach Ihrem Amtsantritt haben Sie im englischen Seebad Eastbourne die Olympische Flamme getragen. Wie kam es dazu und was hat Ihnen dies bedeutet?

Ich habe mir damit einen Kindheitstraum erfüllt. Es gab eine Ausschreibung des Olympischen Komitees, da habe ich mich beworben – wie Millionen andere auch. Deshalb habe ich mir keine grossen Hoffnungen gemacht, dass das klappen wird. Dann bekam ich die Nachricht, dass ich dabei bin. Ich wurde für die Strecke in Eastbourne eingeteilt und glücklicherweise passte der Termin.

Das Gefühl ist mit Worten fast nicht zu beschreiben. Tausende stehen an der Strecke und jubeln einem zu. Und dann diese Symbolik ‒ verschiedene Menschen aus der Welt kommen zusammen, um das olympische Feuer mit ihrer Fackel in einem Staffellauf weiterzugeben. Es ist ein intensives Gefühl und ein sehr bewegender Moment.

Herr Möller-Hergt, besten Dank für das Interview.

Zur Person:

Geboren 1962, Deutscher

Chief Executive Officer und Vorsitzender der Konzernleitung des ALSO-Konzerns seit 1. Juli 2012, seit 8. Februar 2011 Konzernleitungsmitglied. Direkt verantwortlich für die Konzerngesellschaften in Deutschland, Österreich, Finnland und den baltischen Ländern

Gegenwärtige Tätigkeit:
Mitglied des Beirates der Deutschen Bank in Düsseldorf, Deutschland

Frühere Tätigkeiten:
Chief Operating Officer des ALSO-Actebis Konzerns und Geschäftsführer der ALSO-Actebis Konzerngesellschaften in Deutschland und Österreich; war in verschiedenen Positionen der Warsteiner-Gruppe tätig: CEO und Generalbevollmächtigter, Chief Operating Officer und Chief Financial Officer. Generalbevollmächtigter der Droege Group, Deutschland, Aufsichtsratsvorsitzender der CASA Isenbeck in Buenos Aires, Argentinien, Aufsichtsrat der SIAC, Douala, Kamerun, Chief Operating Officer der CCU Gruppe, Chile

Ausbildung:
Studium zum Dipl.-Ing. an der Technischen Universität in München, Deutschland, Absolvent der Harvard Business School, USA, Promotion an der Technischen Universität in Berlin, Deutschland, Dozent an der Technischen Universität in Berlin für Operations Management.  

Zum Unternehmen:
ALSO Holding AG (Emmen/Schweiz) ist ein führendes europäisches Grosshandels- und Logistikunternehmen für Produkte in den Bereichen Informationstechnologie, Unterhaltungselektronik und Telekommunikation (ITK). ALSO bietet seinen Kunden mehr als 160 000 Artikel von rund 350 Herstellern sowie ein breites Spektrum an IT-Verbrauchsmaterialien an. Das Unternehmen erbringt zusätzliche Leistungen in den Value-Added-Bereichen, wie z.B. High-End-Server, Storage, Sicherheit und Netzwerke. ALSO beschäftigt europaweit rund 3 000 Mitarbeiter. Im Geschäftsjahr 2012 (bis 31. Dezember) erzielte das Unternehmen einen Umsatz von 6.3 Milliarden Euro und einen Konzerngewinn von 46.3 Millionen Euro.

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