Hans Baumgartner, VRP Private Equity Holding, im Interview

Hans Baumgartner

Hans Baumgartner, VRP Private Equity Holding. (Foto: PEH)

von Bob Buchheit

Moneycab.com: Herr Baumgartner, rund ein Zehntel der Private Equity Holding AG sind im Moment Direktinvestitionen, und zwei heisse Eisen liegen im Feuer. Können Sie schon sagen welche?

Hans Baumgartner: Für uns steht der Gedanke eines ausgewogenen, diversifizierten Portfolios im Vordergrund – wir sind weniger von der Idee „heisser Eisen“ getrieben. Das Portfolio von Direktbeteiligungen reicht – unter anderem – vom deutschen Softwareunternehmen Actano über den italienischen Leuchtenhersteller Flos bis hin zum britischen Autohersteller Aston Martin, ist also geographisch und auch nach Industriesektoren sehr breit aufgestellt. Was alle Beteiligungen gemeinsam haben: einen starken Partner, der die Investoren und deren Interessen vertritt und die nachhaltige Entwicklung der Beteiligungen forciert.

Auf welchen zeitlichen Horizont sind diese direkten PE- Engagements ausgelegt?

Der zeitliche Horizont für Direktbeteiligungen liegt im Durchschnitt bei 5 Jahren.

Bei Direktinvestitionen tritt PEHN regelmässig als Co-Investor hinter einem Leadinvestor auf. Bei Actano halten Sie aber volle 28% der Aktien.

Wie bereits erwähnt ist der Lead-Investor für uns ein wesentliches Investitionskriterium – wir verfolgen keinerlei Beteiligungen ohne uns mit dem Partner komfortabel zu fühlen, bezüglich Zielen, Herangehensweise und dessen Fähigkeiten. Actano stellt diesbezüglich eine Sondersituation dar. Alpha Associates, der Manager von PEH, nimmt bei Actano die Rolle eines aktiven Investors wahr und wird dabei von einem ausgezeichneten Verwaltungsrat und einem sehr erfahrenen Management unterstützt. Im Februar 2017 übernahm Actano im Zuge eines Aktientausches die IPO.Plan GmbH in Leonberg und ist nun in der Lage, Projektmanagement in 4D anzubieten.

Die PEHN tätigt keine Investments in Early Stage Venture Fonds. Gibt es denn da keinen vernünftigen Anbieter?

In diesem Bereich kommen einige Faktoren zusammen: zum einen gibt es nur eine sehr kleine Zahl von „vernünftige“ Anbietern, und der Zugang zu diesen ist äusserst schwierig, da die Fondsgrössen relativ klein sind. Daneben haben wir die Erfahrung gemacht, dass die mit Early Stage Fonds erzielbaren Renditen nur in den seltensten Fällen eine angemessene Kompensation des Risikos darstellen. In Kombination führt dies dazu, dass wir das gerne selektiv anschauen, aber es ist nicht Kern unserer Investitionsstrategie.

«Mit dem Verkauf von LM Wind Power konnte die damit verbundene Konzentration im Portfolio beseitigt und ein sehr schöner Return erzielt werden.»
Hans Baumgartner, VRP Private Equity Holding

Durch den Verkauf von LM Wind Power haben Sie noch immer viel Cash. Wohin damit?

Zunächst einmal muss man froh sein, dieses Problem zu haben. Bei diesem Investment war sehr viel Geduld gefragt, und mit dem Verkauf konnte die damit verbundene Konzentration im Portfolio beseitigt und ein sehr schöner Return erzielt werden. Die freigesetzten Barmittel werden wir zur normalen Investitionstätigkeit nutzen und selektiv dort, wo sich Chancen zu Investition mit einem unmittelbaren Kapitalbedarf anbieten, wie z.B. Sekundärtransaktionen in Fonds oder direkte Co-Investments.

Die Merger- und Acquisition-Aktivität auf den Kapitalmärkten scheint am Zenit angelangt zu sein. Ist das vielleicht Vorbote eines Marktumschwungs?

Die viel zitierte Kristallkugel haben wir leider auch nicht, aber wir sehen den Markt nach wie vor relativ unverändert – für Qualität werden immer noch hohe Preise bezahlt, und Transaktionen finden statt. Der einzige Weg mit diesen Unwägbarkeiten des Geschäfts umzugehen, ist Konsistenz – und wir fühlen uns mit unserer Dreifachstrategie – mit Investitionen, selektiven Aktienrückkäufen im Rahmen des Market Making und Ausschüttungen an die Aktionäre – für sämtliche Marktphasen robust aufgestellt.

Im letzten Jahr hatten Sie den Kauf von Treasury Shares um fast 90 Prozent zurückgefahren. Sind sie Ihnen jetzt selbst zu teuer?

Wir fühlen uns natürlich einem funktionieren Markt verpflichtet und sehen das Market Making als wesentliche Aufgabe an. Bei einem Discount zwischen Aktienkurs und innerem Wert im einstelligen Bereich kann das Resultat aber nicht sein, dass die Gesellschaft Titel in grösserem Umfang erwirbt. Unter reinen Investitionskriterien kann solch ein Aktienerwerb nicht mit der Zielrendite von Private Equity Investitionen mithalten.

«Wir konnten aufgrund der Diversifikation in der Vergangenheit sehr gut mit Währungsschwankungen umgehen.»

Die Hälfte Ihrer Anlagen liegt in den USA. Haben Sie keine Angst vor einem Dollar-Crash?

Nein, mit Währungsschwankungen müssen wir leben. Das Kernmerkmal unseres Portfolios ist Diversifikation und seit vielen Jahren ist das Portfolio zu ähnlichen Teilen zwischen den USA und Westeuropa aufgeteilt, mit nur einem sehr kleinen Teil im sogenannten Rest of the World. Unsere Investitionen sind von sehr langfristigem Charakter, und wir konnten aufgrund der Diversifikation mit Währungsschwankungen in der Vergangenheit sehr gut umgehen.

Ist Währungsabsicherung ein Thema?

Dies ist ein ständiges Thema, aber ein Thema zur Diskussion und nicht zur Umsetzung. Die Struktur von Private Equity Fonds und die zeitliche Ungewissheit bezüglich der Zahlungsströme verunmöglichen eine Absicherung, zumindest zu Preisen, die dies vernünftig erscheinen lassen.

Seit 2010 flossen den Aktionären je rund 50 Millionen durch Aktienrückkäufe und hohe Dividenden zu. Wäre es vermessen, die PEHN-Aktie als Obligation unter den Private-Equity-Titeln zu bezeichnen?

Uns freut diese Betrachtung sehr. Wir fühlen uns gut aufgestellt und können mit der seit 2010 umgesetzten Strategie sehr gut schlafen.

Umgekehrt muss man ja feststellen, dass es bei Börsenkorrekturen PE-Beteiligungsgesellschaften stärker „rupft“…

Wir fühlen uns auch für schlechte Zeiten gut aufgestellt und unser Leistungsausweis über die letzten 10 Jahre spricht für sich. Ob und wie stark wir als eine „PE-Beteiligungsgesellschaft“ wahrgenommen werden und es uns in einem solchen Marktszenario „rupft“, entzieht sich leider zu gewissen Teilen unserem Einflussbereich. Wenn es so kommt, treffen die vorübergehenden Kursänderungen nicht die Gesellschaft selbst und das unterliegende Portfolio nicht kotierter Gesellschaften hat sich in der Vergangenheit als resistenter erwiesen als die Börse.

Haben Sie einmal längerfristig den Betafaktor von Private Equity Holding mit dem von anderen kotierten PE-Vehikeln verglichen?

Nein. Wir konzentrieren uns auf unsere Strategie und deren Umsetzung im Alltag.

Zur Person:
Dr. Hans Baumgartner, geboren 1954, ist Rechtsanwalt in Zürich. Er ist im Verwaltungsrat mehrerer Schweizer und ausländischer Gesellschaften tätig einschliesslich miniswys SA, Biel und Multina AG, Zürich. Dr. Hans Baumgartner schloss 1978 sein Rechtsstudium an der Universität Zürich ab. 1990 erwarb er einen Doktortitel und 1998 am Europa Institut der Universität Zürich einen LL.M. in Banken- und Versicherungsrecht. Ab 1981 war er in Zürich als Bezirksanwalt tätig, ab 1986 als Spezialist für Wirtschaftsdelikte. 1992 wurde er Richter am Bezirksgericht in Zürich. Seit 1994 arbeitet Dr. Hans Baumgartner als selbständiger Rechtsanwalt in Zürich. Er ist Senior Partner und VR der Kanzlei Baumgartner Mächler AG. Von 1988 bis 2004 war er zudem Richter am Militärappellationsgericht. Als Melchior Werdenberg ist Hans Baumgartner auch ein bekannter Schriftsteller.

Das Unternehmen:
Die Private Equity Holding ist eine börsenkotierte Anlagegesellschaft (SIX: PEHN) und bietet Investoren die Möglichkeit, sich einfach und steuerlich optimal an einem breit gefächerten und professionell geführten Private-Equity-Portfolio, also einem ganzen Bündel von nicht-kotierten Unternehmen, zu beteiligen. Das Portfolio der Private Equity Holding wird von Alpha Associates verwaltet.

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