Hans-Jacob Heitz, Regionalleiter adlatus Zürich

Hans-Jacob Heitz, Regionalleiter adlatus Zürich

Hans-Jacob Heitz, Regionalleiter adlatus Zürich

Von Helmuth Fuchs

Moneycab: Herr Heitz, Sie sind neuer Leiter von adlatus Zürich. Was hat Sie bewogen, diesem Netzwerk von pensionierten Führungs- und Fachkräften vorzustehen?

Hans-Jacob Heitz: Kaum dem adlatus -Netzwerk beigetreten, ergab vor dem Hintergrund der sich abzeichnenden Vakanz des Regionalleiters Zürich & Agglo ein Wort das andere und ich sah mich unversehens als möglicher Kandidat, worauf ich in einer freundschaftlichen Kampfwahl mit gut 2/3 der Stimmen gewählt wurde. Meine Bereitschaft dazu erklärt sich mit meiner Überzeugung, dass die Schweizer Wirtschaft vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels bedingungslos auf die Kompetenz und Erfahrung und damit den Rat älterer Führungs- und Fachkräfte immer mehr angewiesen ist. Eine Erkenntnis, die heute übrigens Bundesrat und Wirtschaftsverbände teilen.

Wir leben im Zeitalter der digitalen und globalen Vernetzung, in dem jeder mit jedem mit nur einem Mausklick in Beziehung treten kann. Wo sehen Sie die Rolle und den Mehrwert eines Netzwerkes wie adlatus?

Wenn sich die Adlaten aktiv in die Social Medias wie Xing, Linkedin, Facebook u.a.m. einbringen, woran wir gezielt arbeiten, kann das adltatus-Netzwerk multipliziert werden und so einen aktiven professionellen Beitrag zur Prosperität der Schweizer Wirtschaft beitragen.

«Tatsächlich sind die immer wieder ins Feld geführten hohen Kosten von älteren Arbeitnehmenden bei Lichte besehen heute eine Mär.» Hans-Jacob Heitz, Regionalleiter adlatus Zürich

Die Bedeutung von Ü50-Fachkräften scheint so langsam auch der Politik zu dämmern. Um die Sozialwerke in die Zukunft zu führen, müssen die Menschen länger im Arbeitsprozess bleiben. Die Wirtschaft steuert jedoch immer noch ältere zugunsten jüngerer Arbeitnehmenden aus. Wie soll hier der Wandel bewerkstelligt werden?

Auch wenn die Botschaft des hohen Nutzens erfahrener und kompetenter älterer Arbeitskräfte noch nicht überall angekommen ist, zeichnet sich doch eine Trendwende ab, zumal wir im Rahmen der bei uns eigehenden Mandate ein stetig steigendes Bedürfnis nach solcherart von Erfahrung und Kompetenz geprägter Beratung erkennen können. Damit diese Entwicklung nachhaltig wird, sind in erster Linie die Spitzenverbände der Wirtschaft, mit welchen ich dazu Gespräche führe, und die Politik, –  diese indes nur subsidiär, –  gefordert, um den auch für die Sozialwerke notwendigen Wandel endgültig bewirken zu können. Auch bedarf es noch eines Umdenkens in den Chefetagen der Unternehmen.

Ein immer wieder gehörtes Argument bei der Nichtberücksichtigung älterer Arbeitnehmenden sind deren hohe Kosten für ein Unternehmen. Die Arbeitnehmenden wären aber oft bereit, auch zu tieferen Löhnen zu arbeiten, da ihre Lebenshaltungskosten, zum Beispiel nach dem Auszug der Kinder, meist nicht mehr so hoch sind. Inwieweit sind also “hohe Kosten” Fakt, wie weit Fiktion?

Tatsächlich sind die immer wieder ins Feld geführten hohen Kosten bei Lichte besehen heute eine Mär, denn die Bereitschaft älterer Mitarbeiter zu Lohneinbussen hat längst Einkehr gehalten; zudem bieten die heutigen Teilzeitarbeitsmodelle Entlastung an. adlatus bietet hier ein für ältere Kader gleichermassen wie für Unternehmen attraktives Modell an, das es älteren Kadern erlauben würde schon vor dem gesetzlichen Pensionierungsalter bei uns einzusteigen, was auch für die Unternehmen eine Chance wäre.

«Von Quoten halte ich grundsätzlich nichts, sie sind mehr diskriminierend denn fördernd.»

Nebst den älteren Fachkräften sind auch die Frauen ein noch unausgeschöpftes Potential in der Wirtschaft. Wie beurteilen Sie die Frauenquote für Geschäftsleitungen und Verwaltungsräte als Mittel zur Frauenförderung?

adlatus begrüsst einen höheren Frauenanteil in Geschäftsleitungen und Verwaltungsräten, wobei die Rekrutierung von Frauen für adlatus demographisch bedingt noch harzt, da noch wenige Frauen aus Führungspositionen ins Pensionsalter übertreten. Von Quoten halte ich grundsätzlich nichts, sie sind mehr diskriminierend denn fördernd.

Die Masseneinwanderungs-Initiative wird zur Folge haben, dass weniger Fachkräfte aus dem Ausland in die Schweiz kommen werden. Wie weit können diese durch gezielte Ausbildung in der Schweiz selbst gefunden werden, wo ist die Verlagerung der Arbeitsplätze ins Ausland die einzig verbleibende Lösung?

Die Masseneinwanderungsinitiative insbesondere kombiniert mit dem immer stärkeren Franken stellt eine grosse Herausforderung bei der Rekrutierung von qualifizierten Fachkräften dar. Es muss uns fürs Erste gelingen, mehr Frauen für den Berufswiedereinstieg gewinnen und dazu weiterbilden zu können. Ganz grundsätzlich gilt es, der Berufsbildung wieder Flügel zu verleihen, was nur gelingt, wenn Absolventen dieses Ausbildungsgangs unter Nutzung der Durchlässigkeit der Bildungsstufen auch attraktive Karrieren wieder bis ganz oben in Aussicht gestellt werden können. Im Übrigen kann hier gewissermassen als sinnvolle Überbrückung adlatus einspringen, zumal sich unsere Berater durch hohe Flexibilität auszeichnen. Nutzen die Unternehmen alle diese Möglichkeiten, erübrigt sich eine Verlagerung von Arbeitsplätzen ins Ausland.

«Ganz grundsätzlich gilt es, der Berufsbildung wieder Flügel zu verleihen.»

Bundesrat Johann Schneider-Ammann hat nach der Frankenaufwertung relativ hektisch Unterstützungsprogramme zum Beispiel im Tourismus versprochen. Im Nachgang stellt man fest, dass nur wenige Unternehmen existentielle Probleme wegen des starken Frankens haben. Welche Möglichkeiten sehen Sie, die Wirtschaft über andere Massnahmen, wie zum Beispiel Steuergutschriften für Ausbildungsplätze, krisenfester zu machen?

Die Idee von Steuergutschriften für Ausbildungsplätze im Rahmen der dualen Berufsbildung halte ich als prüfenswerten Vorschlag, der ohne grosse Umstände rasch umzusetzen wäre.

Bis zur letzten Generation hat die Schweiz in vielen Lebensbereichen von der Freiwilligenarbeit profitiert. Wie wirkt sich Ihrer Ansicht nach der zunehmende wirtschaftliche Druck und die erwartete längere Lebensarbeitszeit auf diesen Bereich aus?

Die Freiwilligenarbeit ist ein Merkmal des Schweizer Milizsystems. adlatus lebt diesen Gedanken insofern, als wir dann und wann auch kostenlos Unterstützung bpsw. bei NGO’s  leisten. Aus Gründen der aktuellen demographischen Situation sind die älteren Generationen gehalten, sich noch vermehrt der Freiwilligenarbeit zu verschreiben, um so den jungen Genrationen zu erlauben, sich voll und ganz auf den produktiven Einsatz in der Wirtschaft konzentrieren zu können.

«Im angelsächsischen Raum ist man gegenüber dem Beizug des Rats älterer Menschen unverkrampfter.»

Netzwerke wie adlatus, welche den Pensionierten Zugang zum Arbeitsmarkt und den Unternehmen günstige erfahrene Ressourcen verschaffen, sind in der Schweiz noch relativ selten. Wie sind die Erfahrungen damit, gibt es Länder, die hier schon weiter sind?

Im angelsächsischen Raum ist man  gegenüber dem Beizug des Rats älterer Menschen unverkrampfter. Was adlatus angeht, wäre es mein erklärtes Ziel, dass wir nachhaltig wachsen sollten, um so die von Ihnen zu recht angesprochene Lücke schliessen zu können. Mir sind keine Organisationen in anderen Länder vertraut, die hier weiter wären, was uns aber nicht daran hindern soll, das Produkt adlatus weiter zu entwickeln und event. sogar grenzüberschreitend  in die Breite zu treiben immer mit dem Anspruch, Beratungen von höchster Professionalität und Qualität anzubieten.

Zum Schluss des Interviews haben Sie noch zwei Wünsche frei. Wie sehen die aus?

Wunsch Nr. 1:  adlatus werde zu einem Schweiz weit ebenso bekannten wie anerkannten Label für ebenso professionelle wie sympathische Beratung höchster Qualität!

Wunsch Nr. 2: Es möge endlich gelingen, die Debatte über die Umsetzung der Masseinwanderungsinitiative von ideologischen Grabenkämpfen zu befreien und in pragmatische Bahnen zu lenken, ganz im Interesse unser Wirtschaft und Gesellschaft. Sollte dies nicht gelingen und sich der Fachkräftemangel weiter artikulieren, steht adlatus als „Feuerwehr“ allzeit bereit!

Der Gesprächspartner:
Geboren und aufgewachsen in Winterthur, führte Hans-Jacob Heitz in Winterthur mit Niederlassungen in Zürich und Schwerzenbach eine mittelgrosse Anwaltskanzlei, welcher die Geschäftsstellen von Handelskammer und Arbeitgeberverband angegliedert waren, deren langjähriger Geschäftsführer er war und welche Verbände er zur Handelskammer und Arbeitgebervereinigung HAW fusionierte. Auch wirkte er viele Jahre im Präsidium der Cityvereinigung Junge Altstadt. Heute ist er an seinem neuen Wohnort Männedorf noch zeitweise anwaltlich tätig.

Auch auf kantonaler und nationaler Ebene hatte er in Vorständen von Wirtschafts-, Verkehrs- und Militärverbänden Einsitz und übte Präsidial-/Geschäftsleitungsfunktionen aus. Er sass in einer grossen Zahl von KMU-Verwaltungsräten verschiedenster Branchen, nannte ein Unternehmen der Baubranche sein Eigen. Aus Anlass des sich abzeichnenden Swissair-Debakels gründete und präsidierte er die Schutzvereinigung für Schweizer Anleger, trat in der Folge bei kriselnden Publikumsgesellschaften als Aktionärsvertreter auf.  Neben seiner Tätigkeit als Anwalt bildete er sich zum Mediator aus und wurde als Richter  in die Wirtschaftskammer des Bundesverwaltungsgerichts berufen. Im Militär bekleidete er als Artillerist den Rang eines Obersten im Generalstab. Politisch war er im Winterthurer Grossen Gemeinderat sowie als Berufsbildungsrat und im Zürcher Kantonsrat aktiv, präsidierte u. a. die vorberatende Kommission für das Fachhochschulgesetz. Seit Februar 2015 führt er als Regionaleiter die Region Zürich & Agglo von adlatus.

Das Unternehmen:
adlatus ist ein Schweiz weites Netzwerk von erfahrenen Führungs- und Fachkräften. Rund 300 praxiserfahrene Mitglieder, die nicht mehr im aktuellen Tagesgeschäft eingebunden sind, stehen KMUs, Non Profit Organisationen und der Öffentlichen Hand kostengünstig und schnell zur Verfügung. Vereinbaren Sie ein erstes kostenloses Erstgespräch, indem Sie oben rechts Ihre Postleitzahl eingeben.

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