Hans-Peter Bolliger, CEO und Inhaber der PanoramaKnife GmbH, im Interview
von Sandra Willmeroth
Moneycab.com: Herr Bolliger, wer kam auf die Idee, Messer deren Klingen ein bekanntes Panorama bilden, herzustellen?
Hans-Peter Bolliger: Ein Freund von mir kam auf die Idee, das Panorama einer Bergkette auf der Klinge eines Brotmessers abzubilden und mit Namen und Höhen der Berge zu versehen. So entstand 2012 das erste PanoramaKnife.
Sie waren zunächst Investor, haben dann aber die Leitung der Firma übernommen. Wie kam es dazu?
Das Wachstum war so enorm, dass die Firma Liquidität brauchte – das klassische Start up-Problem. Nachdem ich meine Micro Scooter-Anteile verkauft hatte, war ich auf der Suche nach einer neuen Herausforderung und war vorwiegend als «Business Angel» tätig. Ich fand das Konzept von PanoramaKnife von Beginn an vielversprechend. Als ich im ersten Halbjahr 2016 die Möglichkeit hatte, die Mehrheit der Firma zu erwerben, zögerte ich deshalb keine Sekunde. 2019 übernahm ich die restlichen Anteile, sodass ich heute 100% von PanoramaKnife besitze. Damals merkte ich auch, dass mir ein Leben als «Business Angel» zu wenig aufregend war. Ich wollte mit meinen zarten 43 Jahren nochmals in den «Dschungelkampf». So verliess ich diesen Weg wieder und entschied mich dazu, bei PanoramaKnife ach operativ tätig zu sein. Dies mag für «Business Angels» ungewöhnlich sein, aber für mich war das der richtige Schritt.
«Damals merkte ich auch, dass mir ein Leben als «Business Angel» zu wenig aufregend war.»
Hans-Peter Bolliger, CEO und Inhaber der PanoramaKnife GmbH
Warum haben Sie sich bei Ihrer Rückkehr ins operative Geschäft ausgerechnet für PanoramaKnife entschieden?
Die Idee, ein Bergpanorama auf einer Messerklinge abzubilden, hatte mich damals sofort begeistert. So kann sich jeder sein ganz persönliches Panorama nach Hause in die Küche holen – egal ob er als Reisender, Bewohner oder Bergliebhaber einen Bezug dazu hat. Die Kombination von Funktionalität, Optik und Emotionalität macht PanoramaKnife einzigartig. Als sich die Möglichkeit ergab, musste ich nicht zweimal überlegen, ob ich mich mit Herzblut diesem Unternehmen widmen möchte. So konnte ich wieder für eine Firma, deren Produkte mich jeden Tag aufs Neue begeistern, unternehmerisch tätig sein.
«Die Kombination von Funktionalität, Optik und Emotionalität macht PanoramaKnife einzigartig.»
Wo produzieren Sie?
Seit 2018 wird der Grossteil der Messer in Vicosoprano, in der Bündner Gemeinde Bergell, produziert. Die Produktionsstätte wird von der Familie Pomoni geleitet, die zuvor bereits in Premana in Italien die Messer von PanoramaKnife nach höchsten Qualitätsstandard hergestellt hatte. Die Eröffnung der eigenen Manufaktur war für mich ein grosses Highlight. Auch wenn die herausragende Qualität schon zuvor gegeben war: Nun sind die Messer von PanoramaKnife definitiv ein Schweizer Produkt.
Wie viele Mitarbeitende beschäftigt PanoramaKnife?
PanoramaKnife beschäftigt insgesamt 13 Personen. Sechs davon im Büro in Forch, zwei im Lager in Spreitenbach und fünf in der Produktion in Vicosoprano (GR).
Wie ist der Vertrieb organisiert? In welchen Geschäften kann man die Messer erwerben?
Unsere Messer sind bei verschiedensten Geschäften in der ganzen Schweiz und im Ausland sowie über unseren eigenen Onlineshop erhältlich. Zu den grösseren Vertriebspartnern in der Schweiz gehören Globus, Pfister, Orell Füssli und das Schweizer Heimatwerk. Der Fokus liegt aber auf unabhängigen Geschäften. So führen über 350 Fachhändler in den Bereichen Design, Handwerk, Souvenir und Haushalt, als auch ausgesuchte Sportfachhändler und Museum Stores unsere Produkte. Oder einfach gesagt: PanoramaKnife gibt es überall dort, wo die Romantik für die lokalen Berge spielt. Uns ist es wichtig, mit kleineren, regionalen Händlern zusammenzuarbeiten, die unsere Passion teilen.
«Uns ist es wichtig, mit kleineren, regionalen Händlern zusammenzuarbeiten, die unsere Passion teilen.»
Was sind die nächsten Ziele? Sind Sortimentserweiterungen geplant?
Innovation und die Erweiterung unseres Sortiments stehen für uns im Zentrum. Ende des letzten Jahres haben wir noch drei Neuheiten lanciert: Das Universalmesser mit einer Damast-Klinge und Griff aus Arvenholz, ein Sondermodell des Hosentaschenmesser KISS in Kooperation mit dem Schweizer Skiproduzenten AK Ski aus Stansstad sowie unser erstes richtiges Outdoormesser, das PanoramaKnife Maloja. Auch die neue Kollektion unserer Holzprodukte erfreut sich grosser Beliebtheit. In diesem Bereich planen wir für dieses Jahr ebenfalls diverse Neuheiten. Insgesamt mangelt es nicht an Ideen für die Zukunft. Es gibt noch viele, viele «langweilige» Produkte, die mit romantischen Bergen ein Upgrade erfahren könnten… Es bleibt spannend!
Lassen sich die Messer schärfen, wenn die Klingen einmal abgenutzt sind?
Auf jeden Fall – genau gleich wie jedes normale Wellenschliffmesser. Dies ist jedoch nur äusserst selten nötig. Messer mit einem Wellenschliff werden fast nicht stumpf. Sollte es trotzdem passieren, kann das Messer – egal ob PanoramaKnife oder herkömmlicher Wellenschliff – von der Rückseite her nachgeschliffen werden. Wer dies nicht selber machen möchte oder kann, bringt das Messer am besten zu einem professionellen Messerschleifer – oder schickt es direkt zu uns.
Wie viele verschiedene Panoramenklingen gibt es bisher?
Aktuell sind über 120 verschiedene Berg- und Städtepanoramen aus der ganzen Welt erhältlich, Tendenz steigend.
Das Potenzial ist vermutlich riesig, da ja auch Metropolen wie New York, Paris oder London das Panorama ihrer Städte vermarkten. Sind sie bereits im Gespräch mit grossen Städten im Ausland?
Das Interesse an Städtepanoramen ist in der Tat gross. Aktuell führen wir verschiedene Schweizer Städte sowie Berlin, Paris, Provence, Côte d’Azur und unseren Bestseller Manhattan New York. Tendenziell lassen sich Berge aber besser auf einer Messerklinge abbilden als Städte. Wir prüfen laufend, welche Panoramen sich in welcher Form für ein neues Messer eignen, und werden das Angebot im Bereich Städtepanoramen auf jeden Fall noch weiter ausbauen.
Wer hat eigentlich die Rechte an dem Panorama einer Stadt oder eines Berges?
Bei den Bergen ist es der liebe Gott, würde ich sagen. Die Berge gehören zum Glück noch niemandem. Bei einigen Gebäuden in Städtepanoramen bezahlen wir Lizenzgebühren, so z.B. für die Hamburger Elbphilharmonie oder ganz neu für das Château Chillon auf unserem Lac Leman-Käsemesser.