Hans Rudolf Matter, CEO Basler Kantonalbank
Hans Rudolf Matter, CEO Basler Kantonalbank.
Von Alexander Saheb
Moneycab: Konzern und Stammhaus haben den Reingewinn im ersten Halbjahr steigern können. Der für die operative Leistung aussagekräftigere Bruttogewinn ging jedoch zurück. Woran lag das?
Hans Rudolf Matter: Der Konzern BKB, bestehend aus dem Stammhaus Basler Kantonalbank und der Bank Coop, steigerte im 1. Semester 2011 das Betriebsergebnis gegenüber dem Vorjahr um +13,1% und den Halbjahresgewinn sogar um +14,4% auf 124,2 Mio. CHF. Dies ist im Wesentlichen auf deutlich tiefere Abschreibungen bei der Beteiligung an der AAM Privatbank AG zurückzuführen. Dagegen blieb der konsolidierte Bruttogewinn im aktuell anspruchsvollen Bankenumfeld mit 162,5 Mio. CHF resp. -7,1% unter dem Resultat des Vorjahres.
Im Zinsgeschäft hat das Stammhaus BKB leicht weniger verdient, obwohl fast 5% mehr Hypotheken vergeben wurden. Warum lohnte sich das Volumenwachstum nicht?
Der Erfolg aus dem Zinsengeschäft bewegt sich praktisch auf Vorjahreshöhe. Dank erneutem Volumenwachstum konnten der unverändert anhaltende Margendruck im Ausleihungsgeschäft und die eingeschränkten Anlagemöglichkeiten für die überschüssige kurzfristige Liquidität weitgehend kompensiert werden. In der Berichtsperiode sind hingegen, aufgrund der konsequent angewandten und langfristig ausgerichteten Risikostrategie, um rund 30% höhere Kosten für die Absicherung der Bilanz gegen Zinsänderungsrisiken angefallen.
„Im Bereich der Wohnbauten sind in der Schweiz nur regional begrenzte Preiserhöhungen mit Merkmalen einer Immobilienblase zu erkennen. Dabei handelt es sich in erster Linie um die Regionen Zürich und das Bassin Lémanic“ Hans Rudolf Matter, CEO der BKB
Welche Entwicklung erwarten Sie jetzt, nachdem die SNB die Zinsen nochmals leicht gesenkt hat?
Die Senkung des Dreimonats-Libor auf nahezu null und die Erhöhung der Giroguthaben der Banken bei der SNB von 30 auf 80 Mia. CHF ist als eine verbale Intervention der SNB einzuordnen. Dies lässt Spielraum für Interpretationen, und zwar von aktiven Interventionen in Zusammenarbeit mit anderen Zentralbanken über den Kauf von zusätzlichen Euro-Anleihen bis hin zu Negativzinsen.
Wie beurteilen Sie den Immobilienmarkt?
Haupttreiber für die unverändert gute Nachfrage sind die robuste wirtschaftliche Entwicklung, die anhaltende Zuwanderung und das attraktive Zinsumfeld. Unsere Region profitiert dabei nach wie vor von einer hohen Standortattraktivität. Bei der Preisentwicklung erwarten wir tendenziell eher eine Seitwärtsentwicklung.
Die Börsenentwicklung wird zunehmend unsicherer beurteilt, und im ersten Halbjahr blieben viele Anleger passiv. Das machte Druck auf Ihre Courtageneinnahmen. Wie ist Ihre Einschätzung des gegenwärtigen Börsenumfelds und der Aussichten?
In Anbetracht des aktuell sehr schwierigen Finanzmarktumfelds und den Herausforderungen im Bereich der Regulierungen respektive dem grenzüberschreitenden Bankgeschäft sind die Ertragsperspektiven in den nächsten Jahren generell schwieriger geworden. Zudem werden sich die Banken verstärkt dem Heimmarkt Schweiz zuwenden, womit der Wettbewerb weiter zunehmen wird. Umso wichtiger wird deshalb die Steigerung der Kundenzufriedenheit und der Verkaufsleistung durch eine stärkere Ausrichtung des Leistungsangebots auf Zielkunden sein. Gleichzeitig gilt es die Kosten im Griff zu halten und Effizienzsteigerungspotenziale konsequent zu nutzen.
Was wird den Geschäftsgang im zweiten Halbjahr prägen?
Die Frankenstärke und die Zurückhaltung der Kundschaft an den Finanzmärkten führen auch im 2. Semester zu einem sehr anspruchsvollen Umfeld. Dazu kommt ein anhaltend tiefes Zinsniveau mit hohem Margendruck im Bilanzgeschäft.
Wie sind Ihre Finanzprognosen für das Gesamtjahr 2011?
Die aktuelle „Frankenblase“ hat nichts mehr mit ökonomischen Realitäten zu tun sondern ist Ausdruck einer ungelösten Schuldenkrise. Tatsache ist, dass aufgrund der fundamentalen Fakten die aktuelle Frankenstärke ein sehr attraktives Niveau für mittel- und langfristig orientierte Anleger zum Kauf von Fremdwährungen wie zum Beispiel NOK und EUR darstellt. Tatsache bleibt auch, dass die Schwellenländer weiterhin als Wachstumsmotor wirken und damit die Weltwirtschaft vor einer erneuten Rezession bewahren können. Unsere Anlagespezialisten erwarten per Ende Jahr einen Swiss Market Index von über 6200 Punkten.
„Die Performance des BKB-Partizipationsscheins überstieg in den letzten fünf Jahren deutlich diejenige des SMI respektive des SPI Bankenindex.“
In den USA läuft eine Anklage gegen einen unabhängigen Vermögensverwalter, der bei der BKB Konten mit Schwarzgeld geführt haben soll. Wie ist Ihr Kommentar dazu?
Generell ist das Geschäft der Basler Kantonalbank mit US-Persons sehr geringfügig und beträgt nur um die 1.2% der verwalteten Kundenvermögen. Das US-Geschäft war nie ein Zielmarkt der Bank. Dementsprechend hat es auch keine Fokussierung resp. strategische Ausrichtung auf den US-Markt gegeben. Aufgrund der von den US-Behörden vorgebrachten Vorwürfe gegen den unabhängigen Vermögensverwalter Lack & Partner Asset Management AG beenden wir die bestehende Vereinbarung. Der zuständige bankinterne Mitarbeiter wurde beurlaubt, um die in diesem Zusammenhang von den US-Behörden erhobenen Vorwürfe einer vertieften Abklärung unterziehen zu können.
Der PS der BKB hat seit einem Jahr im Vergleich zum SPI-Bankenindex (der deutlich einbrach) sehr gut gehalten. Warum waren BKB-Investoren auf der sicheren Seite?
Die Performance des BKB-Partizipationsscheins überstieg in den letzten fünf Jahren deutlich diejenige des SMI respektive des SPI Bankenindex. So ist beim BKB-PS eine Performance von rund 8% über die letzten 5 Jahre festzustellen. Gründe für die erfreuliche Performance des BKB-PS sind die starke Ertragskraft und die vergleichsweise tiefe Cost-Income-Ratio von rund 50% für den Konzern BKB. Des Weiteren verfügt die Basler Kantonalbank über eine diversifizierte Ertragsstruktur mit dem gegenüber typischen Kantonalbanken höheren Anteil aus dem indifferenten Geschäft (Handelsgeschäft, Anlagegeschäft). Aufgrund unserer Positionierung zusammen mit der Mehrheitsbeteiligung an der Bank Coop, verfügt der Konzern BKB über eine einzigartige Konstellation für weiteres Wachstum über die nächsten Jahre.
Allerdings liegt das KGV bei rund 20. Spricht das nicht für eine absehbare Korrektur?
Wie bereits gesagt, hat der BKB-PS in den letzten Jahren die Vergleichsindizes deutlich geschlagen. Zudem hat er in Vergangenheit Kursstabilität in unruhigen Börsenzeiten bewiesen und konnte seit dem Jahr 2000 jedes Jahr mit einer positiven Rendite abschliessen. Damit verfügt er über gute Diversifikationseigenschaften in einem Wertschriftenportfolio, was den Anforderungen vieler Anleger entspricht. Beim aktuellen Kursniveau liegt die Dividendenrendite immer noch bei 2,3%.
Die BKB ist zur grossen Mehrheit noch in Staatsbesitz. Denken Sie nicht daran den Freefloat einmal zu erhöhen?
Der Anteil des Kantons Basel-Stadt beträgt rund 80%. Veränderungen an den Besitzverhältnissen sind zurzeit nicht geplant.
Der Gesprächspartner:
Hans Rudolf Matter absolvierte seine Studien in in Volks- und Betriebswirtschaftslehre an der HSG bzw. Universität Basel mit dem Abschluss lic.rer.pol. Seit 2004 ist er Direktionspräsident der Basler Kantonalbank. Zuvor war er u.a. Vorsitzender der Geschäftsleitung Bank Coop (2001-2004) sowie Mitglied der Geschäftsleitung als Bereichsleiter Privatkunden bei der Basellandschaftlichen Kantonalbank (1995-2001). Hans Rudolf Matter ist verheiratet und Vater von einem Sohn und einer Tochter.
Das Unternehmen:
Die Basler Kantonalbank ist in Basel und der Regio als Universalbank tätig. Sie ist ein Institut mit Staatsgarantie. Das Privat-, das Anlage- und das Kommerzkunden-geschäft zählen zu den Kernsegmenten der Basler Kantonalbank. Die Dienstleistungen werden über ein dichtes Filialnetz (18 Standorte) für die Bevölkerung und die Unternehmen der Region Nordwestschweiz erbracht. Darüber hinaus ist die Basler Kantonalbank durch Private-Banking-Aktivitäten in Zürich und Bern vertreten und betreibt das Geschäft mit grossen Firmenkunden, Institutionellen sowie Banken in der ganzen Schweiz. Die Basler Kantonalbank hält seit 2000 die Mehrheit an der gesamtschweizerisch tätigen Bank Coop beteiligt. Die Bank verfügt mit AA+ über ein ausgezeichnetes Rating von S&P.