Hans Ziegler, Präsident und Delegierter des VR Swisslog Holding AG. (Foto: zvg)
von Bob Buchheit
Moneycab: Herr Ziegler, Swisslogs Geschäftsmodell ist zwar recht stabil, aber in den letzten Jahren war eine Marge von 4 Prozent das Höchste der Gefühle. Im ersten Halbjahr ist sie jetzt gar auf 1,8 Prozent abgerutscht. Was braucht es, um endlich wenigstens die anvisierte EBIT-Marge von 5 Prozent zu erreichen?
Hans Ziegler: Swisslog ist in einem attraktiven Markt gut positioniert. Mit dem bestehenden Geschäftsmodell können wir die 5 Prozent erreichen. Dazu brauchen wir im Vergleich zum ersten Halbjahr 2013 mehr Volumen, und wir dürfen uns keine zusätzlichen Aufwände bei den Projektrealisierungen leisten. Und schliesslich darf sich das konjunkturelle Umfeld nicht verschlechtern.
Während für Swisslog bei Neugeschäften der Margendruck gross ist, müsste beim Servicegeschäft, immerhin rund ein Drittel Ihres Umsatzes, aber doch eine erkleckliche Margensteigerung drin liegen?
Das Servicegeschäft hat insbesondere bei Warehouse & Distribution Solutions deutlich bessere Margen als das Neugeschäft. Wir wollen uns beim Servicegeschäft primär durch mehr Volumen verbessern. Dafür ist eine noch bessere proaktive Bewirtschaftung der installierten Basis nötig.
«Die demographische Entwicklung und die Obamacare-Reform wirken sich eher positiv auf unser US-Geschäft aus.»
Hans Ziegler, Präsident und Delegierter des Swisslog-VR
Könnten Ihnen die Sparbemühungen der Obama-Administration im US Hospital Business Ärger bereiten?
Das US-Geschäft ist für unsere Division Healthcare Solutions sehr wichtig. Im Bereich der automatisierten Warentransportsysteme sind wir mit 75-80 Prozent Marktanteil klarer Marktführer. Die aktuellen Sparbemühungen aufgrund der allgemeinen Wirtschaftslage haben bei uns zu einem verzögerten Auftragseingang geführt. Hingegen wirken sich die demographische Entwicklung und die Obamacare-Reform eher positiv auf unser Geschäft aus.
Ist der deutlich schwächere Auftragseingang in der Division Healthcare Solutions gar Vorbote von staatlichen Sparmassnahmen rund um den Globus?
Bereinigt um Sondereffekte ging der Auftragseingang gegenüber der Vorjahresperiode tatsächlich um rund 7 Prozent zurück. Der Hauptgrund liegt dabei im Sparzwang der Staaten. Ich hoffe natürlich nicht, dass diese Entwicklung so weiter geht. Aber ich wage nicht gerne, im Kaffeesatz zu lesen…
«Generell ist aber das konjunkturelle Klima für Grossinvestitionen zurzeit nicht gerade förderlich.»
Ihnen müsste im jetzigen Umfeld doch die von den Unternehmen überall betriebene strengere Bewirtschaftung des Umlaufvermögens in der anderen Division, Warehouse & Distribution Solutions, kräftig Rückenwind geben?
Das Geschäft von Warehouse & Distribution Solutions verlangt zur Erreichung von Optimierungen zuerst Investitionen. Je nach Geschäftsgang eines Kunden ist er dazu bereit oder er wartet ab. Generell ist aber das konjunkturelle Klima für Grossinvestitionen zurzeit nicht gerade förderlich.
Nachdem die deutsche Grenzebach-Gruppe ihre Beteiligung an Swisslog auf über 20 Prozent ausgebaut hat, wird von einigen Analysten über ein Zusammenrücken mit der Grenzebachbeteiligung Kuka spekuliert. Da läge doch aber die Schweizer Kardex näher?
Diese Diskussionen respektive Gerüchte gibt es schon so lange, dass ich bei aller Fantasie keine Antwort mit Neuigkeitswert geben kann. Unsere Zukunftsplanung basiert auf der bewährten Aufstellung: Swisslog ist in attraktiven Märkten gut aufgestellt.
Gäbe es ein Arrondierungsgeschäft, das gut zu Swisslog passen würde?
Es gibt immer wieder Möglichkeiten, das Geschäft auszubauen. Für uns liegt die Priorität bei innovativen Produkten und Lösungen sowie bei geografischen Ergänzungen.
In den letzten Jahren wurden die Kosten des Headquarters immer wieder von den Analysten und Finanzjournalisten kritisiert. Wie haben Sie da durchgegriffen?
Die Kosten des Headquarters wurden in den letzten Jahren laufend reduziert. Effektivitäts- und Effizienzgewinne gehen wir in intern in der ganzen Gruppe permanent an.
Welche Rolle spielt bei den komplexen Verhandlungen, die Swisslog für das Einholen der Aufträge führen muss, die Sales Force?
Besonders bei Warehouse & Distribution Solutions sprechen wir von langen und komplexen Verkaufsprozessen. Hier spielen das Management, der Verkauf sowie die Kompetenz in verschiedenen Fachbereichen die tragenden Rollen.
Im letzten Jahr explodierte die Steuerrate auf über 50 Prozent. Wie kann so etwas verhindert werden?
Die Steueraufwendungen fallen zu grossen Teilen in Ländern mit hoher Steuerrate an. Ausserdem hatten wir Turnaround-Situationen, bei welchen wir konservative Steuern ablieferten.
Warum kostete das Restrukturierungsprogramm Score schliesslich 1 Million Franken mehr als veranschlagt?
Weil wir mehr Massnahmen umgesetzt haben. Das Projekt Score! verläuft übrigens nach Plan und bringt die angestrebten Einsparungen. Es hat in mehreren Bereichen die operativen Ergebnisse unterstützt.
Dieses Jahr wir Swisslog die von manchem Analysten projizierte zweistellige Eigenkapitalrendite nicht erreichen. Wann denken Sie ist das aber möglich?
Zur Eigenkapitalrendite geben wir keine Guidance ab.
Zur Person
Hans Ziegler Hans Ziegler ist Präsident und Delegierter des Verwaltungsrats der Swisslog Holding AG. Seit Anfang Januar steht er auch der Gruppenleitung vor. Er ist Betriebsökonom KSZ und absolvierte Nachdiplomstudien in Betriebswirtschaft und Information Technology der TCU Dallas-Fort Worth, USA. Nach diversen Tätigkeiten, u.a. als CFO bei Alcon Pharmaceuticals Cham/Fort Worth, USA, bei der Usego-Trimerco-Gruppe sowie der Globus-Gruppe, gründete er 1996 ein Beratungsunternehmen mit Aktivitäten im In- und Ausland in den Bereichen Sanierung, Turnaround-Management und Neupositionierung. Hans Ziegler ist zudem Präsident des Verwaltungsrats der Charles Vögele Holding AG, Mitglied des Verwaltungsrats der OC Oerlikon Corporation AG und hat Verwaltungsratsmandate bei weiteren, nicht kotierten Unternehmen im In- und Ausland inne.
Zum Unternehmen
Swisslog ist eine führende Anbieterin automatisierter Logistiklösungen in Spitälern und Verteilzentren. In Spitälern realisiert das Unternehmen automatisierte Warentransport- und Arzneimittellogistik-Systeme zur Steigerung der Wirtschaftlichkeit und der Patientensicherheit. Bei den automatisierten Lagerhäusern und Verteilzentren reicht das Angebot von Beratungsleistungen über die Konzeption und Implementierung von Gesamtlösungen bis hin zum Lifetime-Support. Das Unternehmen mit Hauptsitz in Buchs/Aarau beschäftigt in über 20 Ländern rund 2 200 Mitarbeiter und hat Kunden in über 50 Ländern weltweit. Die Muttergesellschaft der Gruppe, die Swisslog Holding AG, ist an der SIX Swiss Exchange kotiert.