von Patrick Gunti
Moneycab.com: Herr Ackermann, die Bank Coop hat mit 45,7 Mio. Franken im letzten Jahr etwas mehr verdient als 2015. Der Geschäftsertrag stieg um 0,8%, der Geschäftserfolg um 0,1%. Wie werten Sie das Resultat?
Hanspeter Ackermann: Wir haben 2016 eine starke operative Leistung gezeigt, auf die wir stolz sein dürfen. Die Bank Coop hat den Erfolg des ersten Halbjahres 2016 fortgeschrieben und im zweiten Halbjahr 2016 sogar nochmals zugelegt. Wir sind auf dem richtigen Weg.
Das Resultat ist in erster Linie dem Zinsgeschäft zuzuschreiben. Wie kam es zur Steigerung des Netto-Erfolgs um 4,2% beim wichtigsten Ertragspfeiler der Bank Coop?
Massgeblich für die starke Leistung im Zinsdifferenzgeschäft waren ertragssteigernde und risikolimitierende Entscheidungen im Rahmen unseres Bilanzstrukturmanagements. So konnten wir beispielsweise den Zinsaufwand senken. Einerseits haben wir die Spargeldkonditionen an die Marktverhältnisse angepasst. Andererseits haben wir unsere Refinanzierungsstruktur verändert. Einen positiven Beitrag zur starken Ertragsentwicklung in unserem Kerngeschäft hat aber auch das solide Wachstum unseres Geschäftsvolumens und damit auch der Anstieg der Zinserträge geleistet.
Die Hypothekarforderungen legten um weitere 2,0% auf nun 14,1 Mrd. Franken zu. Wie beurteilen Sie die Zinsentwicklung der letzten Monate
Unsere Kreditvergabe konnten wir im zweiten Halbjahr 2016 aufgrund der leicht anziehenden Bautätigkeit für Wohnungen und Geschäftsflächen in der Schweiz nochmals steigern. Gedämpft wurde unser Wachstum durch die weitere Verschärfung des Konditionenwettbewerbs unter den inländischen Banken und durch zunehmende ausserplanmässige Amortisationen von Hypotheken durch Immobiliengesellschaften. Entscheidend ist für uns, dass wir bei der Vergabe von Hypotheken keine Kompromisse eingehen.
«Wer bei der Tragbarkeit ans Limit geht, kann bei steigenden Zinsen oder einer Änderung der Lebensumstände schnell in Schwierigkeiten bei den Ratenzahlungen geraten. Das wollen wir verhindern.»
Hanspeter Ackermann, CEO Bank Coop
Raiffeisen hat vorerst einen Rückzieher bei der angekündigten Lockerung der Hypothekenvergabe gemacht. Wie sehen Sie die Situation bezüglich der Tragbarkeitsregeln?
An die Tragbarkeit stellen wir hohe Ansprüche – auch zum Schutz der Kunden. Denn wer bei der Tragbarkeit ans Limit geht, kann bei steigenden Zinsen oder einer Änderung der Lebensumstände schnell in Schwierigkeiten bei den Ratenzahlungen geraten. Das wollen wir verhindern.
Im vergangenen Jahr haben Sie die digitale Hypothek lanciert. An wen richtet sich die «DigiHyp» und wie wurde sie von den Kunden aufgenommen?
Die digihyp ist für Neukunden aus der Schweiz, die für die Finanzierung ihres Eigenheims keine umfassende Beratung benötigen und ihre Hypothek ablösen möchten, äusserst attraktiv: Der Hypothekarzins der digihyp liegt 0,3% unter dem aktuellen Listenzins der Bank Coop mit gleicher Laufzeit. Mit der Entwicklung des Volumens sind wir jedoch noch nicht zufrieden. Wir konnten aber für die weitere Digitalisierung unseres Angebots interessante Erkenntnisse gewinnen. So hat sich zum Beispiel gezeigt, dass sich dieser elektronische Kanal sehr gut für die Akquisition von neuen Kunden eignet. Viele Kunden, die über die digihyp mit uns in Erstkontakt treten, kommen anschliessend zu uns in die Geschäftsstellen in der ganzen Schweiz für eine persönliche Beratung.
«Mit der Entwicklung des Volumens der digigyp sind wir noch nicht zufrieden. Wir konnten aber für die weitere Digitalisierung unseres Angebots interessante Erkenntnisse gewinnen.»
Im Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft machte sich die Zurückhaltung der Anleger auch 2016 bemerkbar. Mit welchen Auswirkungen?
Die ausgeprägten Marktunsicherheiten führten zu einer grossen Zurückhaltung der Anlagekunden und somit zu rückläufigen Erträgen. Wir können mit dem Erfolg im Kommissionsgeschäft nicht zufrieden sein, sind aber überzeugt, dass die im 2. Halbjahr eingeleiteten Massnahmen, wie beispielsweise die Anlagelösung, ihre Früchte tragen werden.
Für Privatkunden gibt es auf ihren Konten kaum mehr Zins. Wie ist das im Oktober lancierte Angebot einer fondsbasierten Anlagelösung für Vermögen über 10’000 Franken aufgenommen worden?
Die Privatkunden suchen in der Tat Alternativen. Die neu lancierte Anlagelösung hat bei unseren Kunden grossen Anklang gefunden. Sie ist einfach verständlich und hat transparente Preise. Ende Dezember 2016 hatten Kundinnen und Kunden bereits rund 80 Millionen Schweizer Franken investiert. Im Januar 2017 haben wir sogar schon die 100 Millionen-Franken-Grenze überschritten.
Die Kundeneinlagen sind zwar auch 2016 – das fünfte Jahr in Folge – gestiegen, Sie verzeichneten jedoch auch eine erneute Abnahme der Kundenzahl. Worauf führen Sie diese zurück?
Wir beobachten bei den Bankkunden eine gewisse Konsolidierung ihrer Bankbeziehungen. Durch die Angebote von Paketpreisen oder zum Teil hohen Gebühren für die Kontoführung unterhalb einer gewissen Vermögensgrenze, zentrieren die Kunden ihr Vermögen vermehrt bei einer Bank. Dies führt auf der einen Seite zu weniger Kunden. Aber wie Sie jedoch umgekehrt an den insgesamt gestiegenen Kundeneinlagen sehen, profitieren wir aber auch von der Konsolidierung. Das durchschnittliche Kundenvermögen pro Kunde bei uns steigt.
«Durch die Angebote von Paketpreisen oder zum Teil hohen Gebühren für die Kontoführung unterhalb einer gewissen Vermögensgrenze, zentrieren die Kunden ihr Vermögen vermehrt bei einer Bank.»
Wie wollen Sie die Entwicklung stoppen?
Mit attraktiven Angeboten wie der neu lancierten Anlagelösung, mit unserem gesamtschweizerischen Geschäftsstellennetz, in dessen Modernisierung wir auch 2017 wieder substanziell investieren, einer hohen Qualität in der Beratung und auch mit den neuen digitalen Angeboten, die wir lancieren.
Wir haben zuvor die DigiHyp angesprochen. Welche weiteren digitalen Angebote beinhaltet Ihre Strategie?
Zum heutigen Zeitpunkt möchten wir dazu keine weiteren Details bekannt haben. Wir werden den nächsten Schritt der Digitalisierung unseres Angebots, der noch 2017 folgen wird, erst bei der Lancierung im Detail vorstellen.
Im Anlagegeschäft wollen Sie die Vermögensverwaltungsmandate neu positionieren. Was sieht dieser Schritt im Detail vor?
Richtig, im Anlagebereich sehen wir in der Tat noch substanzielles Potenzial, zu wachsen. Deshalb werden wir noch im 1. Halbjahr 2017 unsere Vermögensverwaltungsmandate neu positionieren. Das Angebot wird vereinfacht und die Preismodelle werden transparenter gestaltet. Es ist wichtig, dass unsere Kunden wie auch potenzielle Neukunden unsere Anlagekompetenzen kennen. Ich bin zuversichtlich, dass wir das mit unseren Massnahmen erreichen.
Sie gehen nicht von einer Zinswende im laufenden Jahr aus. Welches werden 2017 die grossen Herausforderungen für die Bank Coop sein?
Neben dem anspruchsvollen Zinsumfeld ist die Digitalisierung der zentrale Treiber eines fundamentalen Strukturwandels im Retailbanking, den wir aktuell erleben. Die Bank Coop ist überzeugt, im Banking gibt es kein Entweder-oder: Unsere Zukunft ist persönlich und digital. Entsprechend werden wir in beide Kanäle weiter investieren. Wir wollen eine Bank sein, die auf allen Kanälen und für jedes Alter ein positives Kundenerlebnis bietet.
Herr Ackermann, besten Dank für das Interview.
Zur Person:
Hanspeter Ackermann (56) ist seit Mitte April 2015 CEO der Bank Coop. Zuvor leitete er das Private und Wealth Management der Credit Suisse für das Marktgebiet Zürich Nord/West. Er verfügt über ein breites Wissen im Bankgeschäft und war in den Bereichen Revision, Operations, Kredit- und Risiko-Management, im Privat- und Firmenkundengeschäft sowie im Private Banking / UHNWI tätig. Seine Erfahrungen hat er im In- und Ausland gesammelt. Hanspeter Ackermann ist verheiratet und Vater von 4 Kindern.