von Patrick Gunti
Moneycab.com: Herr Rhyner, die Glarner Kantonalbank ist im letzten Geschäftsjahr weiter gewachsen. Der Betriebsertrag stieg um 7,6%, der Reingewinn um 14% auf 20 Mio Franken. Wie werten Sie das Ergebnis?
Hanspeter Rhyner: Mit diesem Ergebnis sind wir sehr zufrieden. Wir konnten die Erträge in allen Geschäftsaktivitäten substanziell ausweiten. Im Zinsengeschäft stiegen die Nettoeinnahmen um 9,8%. Den Kommissions- und Dienstleistungsertrag konnten wir um 12,6% erhöhen. Das Wertschriftengeschäft entwickelte sich ebenso erfreulich wie unsere Aktivitäten im Business-to-Business Geschäft. Eine weitere Bank lizenzierte unsere Online-Hypotheken-Software und wir konnten für unsere Kreditfabrik-Kunden substanzielle Volumen aufbauen. Der Zuwachs im Handelsgeschäft kann sich mit 7,7% auf einem schon sehr guten Vorjahr sehen lassen. Der Geschäftsaufwand stieg um 4,0%. Als Ergebnis können wir einen sehr schönen Gewinn ausweisen. Das macht Freude.
Das Kerngeschäft Hypotheken baute die GLKB um 162 Millionen Franken aus. Wie viele Abschlüsse sind ausserkantonal?
Dazu machen wir keine Angaben. Es liegt aber auf der Hand, dass über die Online-Plattform hypomat.ch – die für Interessenten in der ganzen Deutschschweiz offen steht – das ausserkantonale Potenzial höher ist, als im eigenen Kanton.
Mit der weitgehend automatisierten Hypothekenvergabe war die GLKB 2012 eine Pionierin. Mittlerweile sind viele Mitbewerber dazugekommen. Wie gross schätzen Sie das Potenzial ein und wie gedenken Sie, Ihre Plattform weiterzuentwickeln?
Die Hochschule Luzern hat jüngst eine Studie über den Online-Hypothekenmarkt Schweiz veröffentlicht. Sie zeigt auf, dass dieser Markt in den letzten zwei, drei Jahren stark und über dem regulären Hypothekenmarkt gewachsen ist. Gemessen am gesamten Hypothekarmarkt ist der Marktanteil der Online-Hypotheken, noch verhältnismässig gering. Er weist jedoch grosses Potenzial auf, weshalb wir die Wachstumschancen von hypomat.ch als hoch einschätzen. Zudem haben wir bereits im Mai 2017 die Plattform mit dem Angebot für Mehrfamilienhäuser erweitert. Weitere Entwicklungen werden folgen.
«Der Markt für Online-Hypotheken weist grosses Potenzial auf, weshalb wir die Wachstumschancen von hypomat.ch als hoch einschätzen.»
Hanspeter Rhyner, CEO GLKB
Das Interesse an Wohneigentum im Kanton ist ungebrochen. Wie haben sich die Preise im vergangenen Jahr entwickelt und in welchen Regionen ist die Nachfrage am grössten?
Die Preise für Einfamilienhäuser und Eigentumswohnungen sind im letzten Jahr im ganzen Kantons leicht angestiegen. Die grösste Nachfrage nach Wohneigentum verzeichnet die Gemeinde Glarus Nord, wo beispielsweise die Nachfrage nach Einfamilienhäusern grösser ist als das Angebot. Es gibt aber in allen drei Gemeinden vielversprechende Neubauprojekte, die vom Markt gut absorbiert werden dürften. Aufgrund der weiterhin tiefen Zinsen wird die hohe Beliebtheit von Wohneigentum im Kanton Glarus wohl auch in diesem Jahr anhalten.
Teil der Digitalisierungsstrategie der GLKB ist die digitale Anlageberatung, die am 1. April 2018 startet. Wie wird sich dieses Angebot präsentieren?
Als Vorreiterin im digitalen Bankgeschäft kombinieren wir neu unsere bewährte persönliche Anlageberatung mit einem innovativen, softwaregestützten Anlageprozess. Mit modernen Visualisierungen können verschiedene Anlagestrategien simuliert werden. Daraus wird das gewünschte Zielportfolio zusammengestellt. Die dynamische Darstellung hilft, die Anlageziele bestmöglich mit der persönlichen Risikobereitschaft in Einklang zu bringen. Mit den neuen Dienstleistungspaketen GLKB Kompakt, GLKB Komfort und GLKB Komfort Plus können wir noch besser auf die unterschiedlichen Wünsche unserer Kundinnen und Kunden eingehen und Lösungen anbieten, die noch spezifischer auf die individuellen Bedürfnisse zugeschnitten sind. Modernste Technologie und persönliche Beratung ergänzen sich mit dem neuen Angebot ideal.
Im letzten Jahr haben Sie über eine verstärkte Zusammenarbeit der GLKB mit Finnova berichtet, mit dem Ziel der Entwicklung einer neuen, modernen Kreditberatungslösung. Wie soll sich diese präsentieren und wo steht das Projekt heute?
Das Projekt ist gut auf Kurs. Der Beratungsteil steht bei uns in einer Tablet Version bereits im Testeinsatz. Die gesamte Applikation wird 2018 zur Verfügung stehen. Sie deckt den gesamten Kreditprozess vom Beratungsgespräch mit dem Kunden bis zur fixfertigen Erstellung der Vertragsdokumente und deren automatische Verbuchung und Verarbeitung ab. Damit kann der Kreditprozess ohne Systembruch effizient und voll digitalisiert abgewickelt werden. Wir sind überzeugt, gemeinsam mit Finnova ein innovatives und benutzerfreundliches Tool auf den Markt zu bringen.
«Als Vorreiterin im digitalen Bankgeschäft kombinieren wir neu unsere bewährte persönliche Anlageberatung mit einem innovativen, softwaregestützten Anlageprozess.»
Der Personalaufwand ist im vergangenen Jahr deutlich gestiegen. Wie haben sich angesichts der zahlreichen Digitalisierungsinitiativen die Anforderungsprofile an Ihre Kundenberater verändert?
Wir haben in den letzten vier Jahren mehr als 30 neue Arbeitsplätze im Kanton Glarus geschaffen. Dieser Personalaufbau ermöglicht es uns, den Wachstums- und Innovationskurs fortzusetzen. Diese Investitionen werden sich in Zukunft auszahlen. Die Anforderungsprofile der Kundenberater werden sich über die nächsten Jahre bezüglich Spezialisierung, Kundenkommunikation und Sozialkompetenz sukzessive an die neue Welt mit hybriden Angeboten anpassen. Dabei wird die Bedeutung der persönlichen, individuellen Beratung noch wichtiger als sie es bisher schon war.
Welche weiteren Digitalisierungsprojekte stehen in den kommenden Jahren im Fokus, welche Trends finden Sie persönlich am spannendsten?
Allgemein werden sich die Banken in den nächsten Jahren mit den Themen Blockchain und Big Data auseinandersetzen und Institutsbezogene Lösungen entwickeln. Ein weiteres spannendes Thema dürfte sein, was sich die Banken in der Automatisierung und Digitalisierung der Bankprozesse einfallen lassen. Mit der neuen Kreditberatungslösung und unserer Kreditfabrik sind wir auch in diesem Bereich gut aufgestellt.
500’000 Franken des Jahresgewinns sollen in das Sondervermögen der Stiftung der Glarner Kantonalbank für ein starkes Glarnerland fliessen. Was für Initiativen verfolgt diese Stiftung?
Die Stiftung setzt sich ausschliesslich im Kanton Glarus für die Förderung von Projekten und Initiativen in den Bereichen Sport, Kultur und Gesellschaft ein.
Herr Rhyner, besten Dank für das Interview.
Zur Person:
Glarus Nord, Schweizer Staatsangehöriger, 1968
Vorsitzender der Geschäftsleitung seit 01.03.2013
Master of Corporate Finance, Bereichsleiter Unternehmensteuerung (bis 31.12.2016)
Beruflicher Werdegang
2009 – 2013 Glarner Kantonalbank, Glarus
Bereichsleiter Firmenkunden und Mitglied der Geschäftsleitung
2004 – 2008 Zürcher Kantonalbank, Zürich
Mitglied der Direktion, Key Account Manager und Marktleiter Firmenkunden Zentral- und Ostschweiz
1996 – 2004 Glarner Kantonalbank, Glarus
Segmentsleiter Spezialfinanzierungen, Aufbau Recovery-Management-Gruppe
1994 – 1996 Credit Suisse, Zürich
Private Banking, Relationship Manager, Credit Suisse, Zürich
Wesentliche Interessenbindung
VR Verband Schweizerische Kantonalbanken VSKB, Basel; VR Finnova Bankware AG, Lenz-burg; Vorstandsmitglied Glarner Handelskammer, Glarus; Mitglied Stiftungsrat Thomas-Legler-Haus, Glarus Süd; Mitglied Stiftung der Glarner Kantonalbank für ein starkes Glar-nerland, Glarus; Präsident Vorsorgestiftung Sparen 3 der Glarner Kantonalbank, Glarus