Hanspeter Rhyner, CEO Zuger Kantonalbank, im Interview
von Patrick Gunti
Moneycab.com: Herr Rhyner, ein konsolidierter Gewinn 20 Prozent über dem Vorjahr, Sie dürften mit dem Halbjahresresultat der ZGKB sehr zufrieden sein…
Hanspeter Rhyner: Wir können tatsächlich auf ein erfreuliches erstes Halbjahr zurückblicken. Erneut können wir die Ertragskraft weiter steigern und massgebliches Neugeschäft erzielen. Auch mit der Strategie #gemeinsamvorwärts 2025 sind wir gut auf Kurs.
Insbesondere die positive Entwicklung im Zinsengeschäft trägt natürlich zum erfreulichen Ergebnis bei. Was weiter?
Das gute Ergebnis ist für uns ein Ansporn, im zweiten Halbjahr den eingeschlagenen Wachstumskurs konsequent weiterzuverfolgen. Im Passivgeschäft bieten wir attraktive Konditionen und verzinsen das Sparkonto plus mit 1,0 Prozent bis 200’000 Franken. Sollte die SNB die Leitzinsen weiter anheben, möchten wir schnell nachziehen und bei der Verzinsung von Sparguthaben weiterhin vorne mit dabei sein.
Bezüglich Produktinnovationen: Wir planen, im Herbst ein Krypto-Angebot zu lancieren, das den Handel und die Aufbewahrung digitaler Vermögenswerte im E-Banking der Zuger Kantonalbank ermöglicht. Der Ausbau des Firmenkundengeschäfts mit einem neuen Beratungsansatz und der engen Zusammenarbeit mit bankinternen Fachspezialisten für Themen wie Personalvorsorge, Vermögensverwaltung, Güter- und Erbrecht oder Immobilienfinanzierungen ist so erfolgreich, dass wir in den kommenden Monaten zusätzliche Teams für die Beratung von Unternehmerinnen und Unternehmern aufbauen können.
«Sollte die SNB die Leitzinsen weiter anheben, möchten wir schnell nachziehen und bei der Verzinsung von Sparguthaben weiterhin vorne mit dabei sein.»
Hanspeter Rhyner, CEO Zuger Kantonalbank
Von welcher Entwicklung gehen Sie in der Zinspolitik aus? Kommen noch weitere Erhöhungen oder rechnen Sie bereits mit baldigen Zinssenkungen?
Die Markterwartungen zeigen derzeit eine gewisse Wahrscheinlichkeit für weitere moderate Zinserhöhungen durch die SNB. In diesem Sinne bereiten wir uns auf die verschiedenen möglichen Szenarien vor.
1,3 Mrd Franken an neuen Kundengeldern sind der ZGKB zugeflossen. Haben Sie da auch von CS-Kunden profitiert, die ihre Gelder verschoben haben?
Alle grundsoliden Banken mit einem guten Renommee haben vom Neugeldzufluss verunsicherter CS-Kunden profitiert. So auch die Zuger Kantonalbank.
Im Juli hat die ZGKB mit Auto-Abo-Anbieter Carvolution eine Finanzierungslinie von 24 Mio Franken vereinbart. Was hat die ZGKB am Geschäftsmodell von Carvolution überzeugt?
Auto-Abos und Elektroautos sind ein Wachstumsmarkt. Carvolution zeigt eine überzeugende Strategie und verfügt über die nötige operative Umsetzungskraft, um sich in diesem Wachstumsmarkt mit starken digitalen Lösungen erfolgreich zu entwickeln.
Carvolution ist ja bereits ein gestandenes Jungunternehmen. Wie engagiert sich die ZGKB darüber hinaus als Finanzdienstleiter für Startups in der Wirtschaftsregion Zug?
Wir bieten Startups ein schnelles, digitales Onboarding für das benötigte Kapitaleinzahlungskonto und die Etablierung des Zahlungsverkehrs. Weiter sind wir zusammen mit den anderen Zentralschweizer Kantonalbanken Hauptsponsorin des Start-up-Ökosystems *zünder und bringen uns dort mit Rat und Tat für Gründerinnen und Gründer aktiv ein. Wenn uns der Businessplan und die Fundamentaldaten überzeugen, prüfen wir Finanzierungen von Startups ernsthaft und möchten diese ganzheitlich begleiten und beraten.
Sie haben einen neuen Beratungsansatz im Unternehmensgeschäft eingeführt. Wie sieht dieser aus?
Das Geschäftsvermögen, das Vorsorgevermögen und das Privatvermögen entwickeln sich über den Lebenszyklus des Unternehmertums – von der Gründungsphase über die Wachstums- und Konsolidierungsphase bis zur Nachfolgephase – stark unterschiedlich. Mit unserem neuen Beratungsansatz behalten wir die drei Vermögensebenen stets im Blick und optimieren sie dank dem Einbezug interner Fachspezialisten für Firmenfinanzierung, Vermögensverwaltung, Personalvorsorge, Güter- und Erbrecht oder Immobilienfinanzierungen. Wir halten den Unternehmerinnen und Unternehmern den Rücken frei, damit diese ihre wertvolle Zeit für das Kerngeschäft einsetzen können.
«Wir halten den Unternehmerinnen und Unternehmern den Rücken frei, damit diese ihre wertvolle Zeit für das Kerngeschäft einsetzen können.»
Welchen Anteil am deutlich gestiegenen Personalaufwand von über 23 Prozent hat die «neue Unternehmerbank»?
Wie erwähnt bauen wir im Firmenkundengeschäft gerade weitere Teams auf. Zudem können wir im Private Banking Neuzugänge begrüssen, die auf die Vermögensverwaltung von Unternehmerinnen und Unternehmern spezialisiert sind. Zusätzlich stieg der Personalaufwand durch die Integration der Immofonds Asset Management AG. Der gestiegene Aufwand wird durch eine einmalige Reduktion des Personalaufwands im Vorjahr aufgrund der Auflösung einer patronalen Stiftung relativiert.
Was beinhaltet die von Ihnen eingangs erwähnte #gemeinsamvorwärts 2025-Strategie und wie hat sie sich im ersten Halbjahr entwickelt?
Mit der Strategie 2025 wollen wir in der Wirtschaftsregion Zug die führende Beratungsbank sein, uns als Hausbank für Private, KMU und deren Eigentümerschaft etablieren, im Private Banking weiter wachsen und auch ausserhalb der Wirtschaftsregion Zug Akzente setzen. Wie das Halbjahresergebnis 2023 zeigt, sind wir auf gutem Wege, diese Ziele zu erreichen. So haben wir in der ersten Jahreshälfte das Private Banking ausgebaut und bearbeiten mit einem neuen Team den Markt Zentralschweiz. Wie erwähnt haben wir unser Angebot für Unternehmerinnen und Unternehmer geschärft und stellen dafür Personal ein. Für eine Beratungsbank braucht es moderne Begegnungsorte für unsere Kundinnen und Kunden. Auch hier investieren wir und haben mit der Geschäftsstelle Baar am 22. August die neunte, aufwendig renovierte Geschäftsstelle wiedereröffnet. Die Strategieziele bauen auf einem starken Fundament auf – dies sind die Themen Kultur und Personal sowie Nachhaltigkeit. Auch bei diesen Themen durften wir neue Kolleginnen und Kollegen mit Expertenwissen begrüssen. Auch in diesen Themen haben wir bereits erste Initiativen umgesetzt.
Mitte Jahr hat ein neues Laufbahnmodell das bisherige Rangsystem bei der ZGKB abgelöst. Welche Ziele verfolgen Sie damit und welche Auswirkungen hat es auf die Mitarbeitenden?
Das neue Laufbahnmodell ist genau eine der vorerwähnten Initiativen im fundamentalen Thema Kultur und Personal. In einem ersten Schritt haben wir die Du-Kultur eingeführt. Seit diesem Jahr haben wir die individuellen Zielvereinbarungen mit der Fokussierung auf gemeinsame Unternehmensziele ersetzt. Die bisherigen Qualifikationsgespräche haben wir mit regelmässig stattfindenden Feedforward-Gesprächen abgelöst. Bei diesen Gesprächen werden Verbesserungen in der Zukunft besprochen und definiert, was gegenüber dem bisherigen Blick in den Rückspiegel für die Mitarbeitenden und die Führungskräfte einen deutlichen Mehrwert darstellt.
«Trotz der gestiegenen Zinskosten bleibt der Zuger Immobilienmarkt aus unserer Sicht auf hohem Niveau robust.»
Die Nachfrage nach Wohnraum im Kanton Zug befindet sich im schweizweiten Vergleich weiter auf einem Höchststand. Wie beurteilen Sie die Entwicklung im Immobiliensektor?
Die Anzahl der baubewilligten Wohnungen im Kanton Zug ist im Zehnjahresvergleich auf einem neuen Tiefstand angelangt. Dieses knappe Angebot trifft auf eine hohe Nachfrage aufgrund der Attraktivität des Kantons im schweizweiten Vergleich. Trotz der gestiegenen Zinskosten bleibt der Zuger Immobilienmarkt aus unserer Sicht auf hohem Niveau robust.
Herr Rhyner, besten Dank für das Interview.
One thought on “Hanspeter Rhyner, CEO Zuger Kantonalbank, im Interview”
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Besten Dank für das spannende und informative Interview.
Wenn wir beim Ausbau des Firmenkundengeschäfts helfen können, unterstützen wir Sie gerne.