Hanspeter Rhyner, Vorsitzender der Geschäftsleitung der GLKB, im Interview
von Robert Jakob
Moneycab.com: Herr Rhyner, auch für die Glarner Kantonalbank gilt: Umsatzträger Nummer eins ist der Hypomarkt. Wie steht es im Gebirgskanton Glarus mit dem Nord-Süd-Gefälle?
Hanspeter Rhyner: Das Hypothekargeschäft zählt zu unseren Kernkompetenzen. Als Marktleaderin ist die Glarner Kantonalbank mit den lokalen Gegebenheiten bestens vertraut. Der Kanton zeichnet sich durch eine hohe Lebensqualität und bezahlbaren Wohnraum aus. Die Nachfrage nach Wohneigentum hat sich denn auch in den letzten Jahren erfreulich entwickelt. Die Verkaufspreise sind um durchschnittlich drei Prozent gestiegen. Besonders der nördliche Kantonsteil erfreut sich reger Nachfrage, was mit der geografischen Ausrichtung des Kantons, der Nähe zur Agglomeration Zürich und der guten Verkehrsanbindung zu tun hat. Aber auch den Gemeinden Glarus und Glarus Süd bieten sich Chancen im Immobilienmarkt. Zum einen sind einige interessante Projekte in der Umsetzung oder in der Planung und zum anderen verlagert sich durch das aktuelle Wirtschaftsumfeld die Nachfrage nach Immobilien vermehrt in Gebiete mit moderaten Preisen – etwa Richtung Glarus Süd.
Anders ausgedrückt: Müssen im von Auswanderung geprägten Glarus Süd strengere Massstäbe an die Hypothekarvergabe angelegt werden?
Die Glarner Kantonalbank wendet für Glarus Süd keine strengeren Massstäbe an. Das Angebot in Glarus Süd wird vom Markt gut absorbiert. Die produzierten Wohneinheiten finden ihre Käuferschaft, nicht zuletzt dank attraktiver Preise und der Tatsache, dass der Siedlungsdruck aus der Agglomeration Zürich via Glarus Nord punktuell bis nach Glarus Süd durchgreift.
«Die Glarner Kantonalbank wendet bei der Hypothekarvergabe für Glarus Süd keine strengeren Massstäbe an.»
Hanspeter Rhyner, Vorsitzender der Geschäftsleitung der GLKB
Nach der Gemeindefusion vor fünf Jahren gibt es in Glarus nur noch die drei Grossgemeinden statt 25 kleine. Hat sich im Rückblick damit auch das Geschäft für die Glarner KB vereinfacht?
Vereinfacht wurde die Kreditvergabe an die öffentliche Hand. Nebst den politischen Gemeinden, wurden auch die Schul- und Fürsorgegemeinden harmonisiert. Neu ergaben sich drei starke Einheitsgemeinden mit klarer Rechnungs- und Führungsstruktur. Die Ansprechpartner reduzierten sich ebenfalls. Im Hypothekargeschäft hatte die Gemeindefusion keine Auswirkungen.
Mit dem hypomat hat Ihre Bank den Hypothekarablauf sehr weitgehend automatisiert. Das war eine Pionierleistung, die nun andere nachmachen. Sind Sie mit Ihrer Applikation immer noch in der Wachstumsphase?
Der Onlinevertrieb trägt seit der Einführung von hypomat.ch vor vier Jahren jeweils rund die Hälfte zum jährlichen Volumenwachstum der Hypotheken bei. Die Entwicklung bewegt sich entlang unserer Erwartungen im Business Case. Neu hinzugekommen sind Lizenzerträge die wir mit unseren Online-Produkten generieren können. Ebenso haben wir in den letzten Wochen mit unserer Kreditfabrik eine weitere Dienstleistung hinzugefügt. In der Kreditfabrik bieten wir modular aufgebaut das gesamte Hypothekargeschäft Dritten als Dienstleistung an. Der Kunde kann das gesamte Angebot nutzen – von der Kreditvergabe bis zur Abwicklung – oder er nutzt einen Teil daraus wie beispielsweise die Verwaltung der Hypotheken.
9 von 10 Hypotheken gehen jetzt ausserkantonal. Gewinnen Sie dadurch über Cross-Selling auch viele ausserkantonale Banking-Kunden?
Das trifft auf unsere Online-Hypothek zu, die 50% unseres Wachstums ausmacht. Die andere Hälfte des Hypothekarwachstums wird über unseren Direktvertrieb – also das Filial- und Firmenkundengeschäft – generiert. Im Direktvertrieb wird der Grossteil des Wachstums im Kanton Glarus erwirtschaftet. Über den Onlinekanal gewinnen wir viele neue Kunden insbesondere in der Deutschschweiz. Dabei nutzen wir auch das Cross Selling Potenzial aus, um Zusatzgeschäfte abzuschliessen.
«Bei den Kantonalbanken allgemein von einem Trend zu höherer Abgeltung der Staatsgarantie zu sprechen, würde ich verneinen.»
Viele Kantonalbanken müssen für die Abgeltung der Staatsgarantie tiefer in die Taschen greifen. Wird sich dieser Trend verstetigen?
Die Abgeltung für die Staatsgarantie an den Kanton Glarus wurde mit der Umwandlung in eine spezialgesetzliche Aktiengesellschaft im Jahr 2011 neu definiert. Sie basiert auf einem ökonomischen Modell, das in erster Linie den Refinanzierungsvorteil, den die Glarner Kantonalbank dank der Staatsgarantie besitzt, berücksichtigt. Seit der Publikumsöffnung 2014 liegt das Eigenkapitalrisiko nicht mehr alleine auf den Schultern des Kantons Glarus. Aus dieser Optik erwarten wir keine grundlegende Veränderung der Abgeltung an den Kanton Glarus. Bei den Kantonalbanken allgemein von einem Trend zu höherer Abgeltung der Staatsgarantie zu sprechen, würde ich verneinen. Die Beziehungen zwischen dem Kanton und seiner jeweiligen Kantonalbank sind so individuell wie es der Föderalismus in der Schweiz mit sich bringt. Deshalb wird auch die Abgeltungsfrage innerhalb des jeweiligen Kantons relativ unabhängig beurteilt und vereinbart.
Kapitallebensversicherungen sind Auslaufmodelle, nur Risikolebensversicherungen machen Sinn. Welche Wachstumsrate hat Ihre Online-Todesfallversicherung risikomat zur Zeit?
Der Risikomat der Glarner Kantonalbank ist in erster Linie ein Cross-Selling-Produkt zur Online-Hypothek. Wir bewerben ihn nicht aktiv, sind mit den Abschlusszahlen aber zufrieden.
Der Gewinn der Pensionskasse der Migros als Kunde für Ihre automatischen Bankverwaltungsdienstleistungen ist sicher ein Coup. Wieso gehen die nicht zur Migrosbank?
Wir haben uns in den letzten Jahren sehr viel Know-how im digitalen Banking angeeignet. Parallel dazu haben wir unsere Bankprozesse entschlackt und automatisiert. Diese Voraussetzung ermöglichte uns den Schritt hin zum Software- und Serviceanbieter mit neuen Dienstleistungsangeboten. Bisher sind wir die einzige Bank in der Schweiz, die solche Services anbietet. Dass wir die Migros-Pensionskasse oder auch Pax für das Angebot unserer Kreditfabrik gewinnen konnten, freut uns sehr.
Wieviel Umsatz versprechen Sie sich in den nächsten Jahren durch Lizenzeinnahmen mit Ihrer hauseignen Marke SOFTLINK?
Dazu geben wir keine Zahlen bekannt. Es ist aber unser Ziel, das neue Geschäftsmodell mit neuen Kunden laufend auszubauen und unsere Erträge dadurch weiter zu diversifizieren.
«Das Investieren via Robo Advisory Tools befindet sich in der Schweiz erst im Aufbau. Andere Länder sind hier schon wesentlich weiter.»
Mit dem Investomat bieten Sie auch ein weitgehend automatisches Investieren in ETF zu einer Art Flatrate an. Wie hoch sind dort jetzt die Assets under Managmennt?
Konkrete Zahlen dazu geben wir auch hier nicht bekannt. Das Investieren via Robo Advisory Tools befindet sich in der Schweiz erst im Aufbau. Andere Länder sind hier schon wesentlich weiter. Für die Zukunft versprechen wir uns von unserem Investomat jedoch einiges. Das Marktpotenzial für die digitale Vermögensverwaltung respektive das digitale Anlegen ist immens.
Welche Bank-Prozesse werden sich in Zukunft neu automatisieren lassen?
Mit dem Ausbau unserer Software-Module werden wir die Automatisierung weiter vorantreiben. Derzeit liegt der Fokus im Finanzierungs- und Anlagegeschäft. Wir sind aber überzeugt, dass sich auch andere Bankprozesse weiter automatisieren lassen. Auch hier stehen wir am Anfang einer interessanten Reise.
Zur Person:
Hanspeter Rhyner, Jahrgang 1968 und Schweizer, arbeitete bereits von 1996–2004 für die Glarner Kantonalbank und zwar in Glarus als Segmentleiter Spezialfinanzierungen, Aufbau Recovery-Management. Davor war er zwei Jahre bei der CS im Private Banking. Von 2004–2008 war Rhyner bei der Zürcher Kantonalbank und dort als Mitglied der Direktion, Marktleiter Firmenkunden Zentralschweiz, Key Account Manager und Marktleiter Firmenkunden Zentral- und Ostschweiz. Zurück bei der Glarner KB arbeitete er als Bereichsleiter Firmenkunden ehe er ab 1.3.2013 Vorsitzender der Geschäftsleitung wurde. Sei Hobby ist die Jagd. Hanspeter Rhyner ist Verwaltungsrat im Verband Schweizerische Kantonalbanken VSKB, Basel, Vorstandsmitglied der Glarner Handelskammer und im Mitglied Stiftungsrat des Thomas-Legler-Haus, Glarus Süd.