Hanspeter Wenger, VRP und CEO Bergbahnen Meiringen-Hasliberg AG. (Foto: zvg)
von Patrick Gunti
Moneycab.com: Herr Wenger, der Start in die Wintersaison gestaltete sich wegen des Schneemangels schwierig. Welche erste Bilanz ziehen Sie vor der Hauptsaison im Februar?
Hanspeter Wenger: Der Start war in der Tat nicht einfach, der Schnee ist erst am Weihnachtstag gekommen und im Mittelland, unserem primären Quellgebiet, war es zu warm, um die Lust auf die Piste zu wecken. Aber wir sind dennoch besser als im bereits schwierigen Winterbeginn 2013/2014 gestartet und freuen uns sehr, dass der Winter nun vor der Ferienzeit definitiv Einzug gehalten hat.
Die Bergbahnen Meiringen-Hasliberg BMH haben in den letzten Jahren rund 9 Mio Franken in Beschneiungsanlagen investiert. Sind Bergbahnen wie Meiringen-Hasliberg heute ohne diese Anlagen überhaupt überlebensfähig?
Die Möglichkeit der mechanischen Beschneiung sind in der Tat eine Art Lebensversicherung für die Bergbahnen. Ohne die Beschneiungsanlagen wären wir bis zum 26. Dezember an keinem Tag Ski gefahren und die Talabfahrt wäre wohl noch bis in den Januar hinein gesperrt gewesen. Das wäre uns teuer zu stehen gekommen und hätte viele Gäste enttäuscht.
«Das Skizentrum ist eine Einrichtung, die in der Schweiz ihresgleichen sucht.»
Hanspeter Wenger, VRP und CEO Bergbahnen Meiringen-Hasliberg AG
Auch das zu Jahresbeginn in Betrieb genommene neue Skirennzentrum ist in schneearmen Zeiten auf die Beschneiungsanlagen angewiesen. Was beinhaltet das Zentrum und an wen richtet es sich?
Das Skirennzentrum Hasliberg ist eine alpine Begegnungsstätte, in der motivierte Jungtalente Seite an Seite mit etablierten Weltcup- und Europacup-Fahrern trainieren können. Mit modernster Infrastruktur (Timing, Speakeranlage, Zielhaus, ausreichend Trainingsmaterial), einer für Slalom, Riesenslalom und Super-G homologierten und perfekt gesicherten Piste sowie dem Know-how unseres Leiters Reto Schläppi ist das Skirennzentrum eine Einrichtung, die in der Schweiz ihresgleichen sucht.
Was sind die Ziele dieses Prestige-Projekts?
Wir verfolgen damit unterschiedliche Ziele. Einerseits wollen wir dem lokalen und regionalen Nachwuchs eine super Trainingsplattform bieten, die früh im Winter offen ist und für die Nachwuchstalente tolle Bedingungen aufweist. Weiter ist es unser Ziel, spannende und attraktive Rennen austragen zu können und somit auch medial vom Trainingszentrum profitieren zu können. Und zu guter Letzt finden bereits jetzt verschiedene Firmen- und Vereinsrennen bei uns statt. Diese Events stellen für uns ein grosses Potenzial dar, das wir weiter ausbauen und pflegen wollen.
Die Aufhebung des Euro-Mindestkurses trifft den Schweizer Tourismus hart. Welchen Anteil haben die Gäste aus dem Euroraum im Skigebiet Meiringen-Hasliberg?
Gut 20 Prozent der Logiernächte werden bei uns durch holländische und deutsche Gäste generiert. Weitere 7 Prozent von Engländern.
«Für den kommenden Sommer und den Winter 2015/2016 müssen wir uns was einfallen lassen.»
Wie können und werden Sie auf die neue Situation reagieren?
In diesem Winter kommen die allermeisten Gäste trotz der sehr negativ veränderten Währungssituation, eine generelle und sinnvolle Sofortreaktion beim Preis gibt es nicht. Daher müssen wir in den verbleibenden Wochen der Wintersaison eine Topleistung bieten und sensationelle Gastgeber sein, damit die europäischen Gäste mit einem super Gefühl nach Hause reisen. Aber für den kommenden Sommer und den Winter 2015/2016 müssen wir uns was einfallen lassen. Wir werden mögliche Massnahmen in den nächsten Wochen mit unseren Partnern in der Destination besprechen. Die Massnahmen müssen klar auf der Dienstleistungskette und in der Angebotsqualität stattfinden.
Weitere umfangreiche Investitionen sind für die kommenden Jahre geplant. Stehen diese nun zur Diskussion?
Wir haben noch viel vor am Hasliberg, aber die zwingenden Investitionen – quasi die Pflicht – wurden in den letzten drei Jahren umgesetzt. Was nun folgt ist Kür, und über diese „nice-to-haves“ werden wir nach der Wintersaison entscheiden.
Das Hotel Reuti direkt gegenüber der Gondelstation soll abgerissen und neu gebaut werden. Wie wird sich das neue Hotel zu Beginn der nächsten Wintersaison präsentieren?
Auf das Hotelprojekt freue ich mich persönlich ganz besonders. Geplant ist ein Haus auf 3-Sterne Niveau mit 18 Zimmern und Studios, die sich mit einem schlichten alpinen Charme präsentieren werden. Das Herzstück wird das Restaurant sein mit einem Saal für rund 100 Personen. Um der wunderschönen Aussicht gerecht zu werden, verfügt das Hotel über einen schönen Aussenbereich und im Winter über die Skibar.
Wird die BMH das Hotel selber betreiben?
Nein, wir schreiben das Hotel zur Pacht aus.
Wie beurteilen Sie generell das Hotellerie- und Gastronomie-Angebot in Meiringen?
Über die letzten Jahre haben sich zwei, drei sehr positive Leuchttürme entwickelt, die dem Übernachtungs- und Gastronomieangebot in Meiringen-Hasliberg sehr gut getan haben. Wir brauchen jedoch noch weitere Steigerungen, um unseren Gästen in der heutigen Zeit gerecht zu werden. Dafür wollen wir auch mit unserem Hotelneubau einen Beitrag leisten.
«Da ist ein ganzes Tal zusammengestanden. Alle waren sich bewusst, was auf dem Spiel stand für die Zukunft des Haslitals.»
Sie stehen seit drei Jahren an der Spitze der BMH, die damals kurz vor dem Konkurs standen. Unter Ihrer Führung wurde das Unternehmen saniert und heute können Sie wieder aus selber erwirtschafteten Mitteln Investitionen tätigen. Was waren die entscheidenden Faktoren der erfolgreichen Sanierung?
Die Bereitschaft, der Mut, das Vertrauen und der Wille von allen Beteiligten, vom Kleinaktionär bis hin zu den grossen Partnern, die Sanierung auf diese Weise anzupacken und durchzuziehen. Die Dynamik, die so entstanden ist, hat mich stark beeindruckt. Da ist ein ganzes Tal zusammengestanden. Alle waren sich bewusst, was auf dem Spiel stand für die Zukunft des Haslitals.
Vor über 10 Jahren wurde das Projekt «Schneeparadies Hasliberg-Titlis» lanciert, also der mögliche Zusammenschluss der drei Bergbahngesellschaften Meiringen-Hasliberg, Melchsee-Frutt und Engelberg-Trübsee-Titlis AG. Ist das Projekt heute noch ein Thema?
Das Projekt Schneeparadies ist für alle drei Bergbahnunternehmen noch auf der Agenda, auch wenn es in letzter Zeit nicht das brennendste Thema war. Und die Entwicklungen im harten Verdrängungswettbewerb in der Freizeitbranche geben uns Recht, dieses Ziel weiterhin zu verfolgen. Mit dem Schneeparadies würden wir nicht nur das Angebot stark aufwerten, sondern könnten auch kostenseitig verstärkt profitieren und unsere Ressourcen schonender einsetzen.
Herr Wenger, besten Dank für das Interview.
Zur Person
Der aus Innertkirchen stammende Unternehmer Hanspeter Wenger (Jg. 1952) hat 1975 seine erste Autogarage eröffnet. Heute ist er Geschäftsinhaber der Garage Wenger AG in Interlaken sowie seit 2012 Verwaltungsratspräsident und Geschäftsführer der Bergbahnen Meiringen-Hasliberg AG. In seiner Freizeit engagiert er sich vor allem für den Schwingsport und den alpinen Skirennsport.