Heinrich Leuthard, CEO Nidwaldner Kantonalbank, im Interview

Heinrich Leuthard, CEO Nidwaldner Kantonalbank, im Interview
Heinrich Leuthard, CEO der Nidwaldner Kantonalbank. (Foto: NKB)

von Bob Buchheit

Moneycab.com: Herr Leuthard, wie ein Uhrwerk steigert die Nidwaldner Kantonalbank ihre Ergebnisse Halbjahr für Halbjahr. Ist das „Aus der Region – für die Region“ das Erfolgsgeheimnis?

Heinrich Leuthard: Ich bin überzeugt, dass die Nähe zum Kunden trotz oder vielleicht sogar aufgrund der heute schnelllebigen Zeit weiterhin das Erfolgsrezept unserer Bank darstellt. Die NKB engagiert sich mit vielfältigen Massnahmen für die wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung im Kanton. Dank diesem Engagement und der gelebten Nähe zur Öffentlichkeit haben wir uns als vertraute, kompetente und verlässliche Bank positioniert. Das sind Eigenschaften, die den Menschen auch heute noch sehr wichtig sind, wenn es um ihre Bankangelegenheiten geht.

Trotz reger Bautätigkeit sind nach einigen schwachen Quartalen die Immobilienpreise im Kanton Nidwalden wieder gestiegen. Warum?

Abgesehen von ein paar Grossüberbauungen war das Angebot im Liegenschaftsmarkt in den letzten Monaten eher klein. Die wenigen verfügbaren Immobilienangebote haben zur Preissteigerung geführt.

Ich habe allerdings Mühe, den hiesigen Daueroptimismus für den Immobilienmarkt mitzutragen. Mich erinnert die Lage an die Zeit ab 1989. Da hielten sich die Preise noch eine Weile ganz gut, dann ging es kräftig bergab.

Die Immobilienpreise werden stark beeinflusst von der aktuellen Wirtschaftslage. Im Falle einer positiven Wirtschaftsentwicklung steigen die Löhne und damit auch die Möglichkeit, eine Immobilie zu kaufen. Die Schweiz hat ein stabiles Wirtschaftsumfeld und einen intakten Immobilienmarkt.

Seit 20 Jahren sind die Preise für Einfamilienhäuser in Nidwalden um ein Viertel weniger stark gestiegen, als im Schnitt der Eidgenossenschaft. Ist das der Grund für die solidere Situation?

Bei den Einfamilienhäusern besteht in Nidwalden praktisch kein Markt. Die Mehrheit der Häuser wird innerhalb von Familien zu tieferen Preisen als auf dem Markt veräussert. Obwohl die Häuser, die auf den Markt kommen, sehr teuer sind, spielen sie in der Statistik der Preisentwicklung aufgrund der geringen Anzahl eine eher untergeordnete Rolle.

Es handelt sich also um eine statistische Verzerrung. Sind Sie bei der Tragbarkeitsrechnung für die Hypothekarvergabe strenger geworden?

Die Vorgaben der Finma bilden ja die Grundlage für die Tragbarkeitsberechnung. Da diese in den letzten Jahren strenger geworden sind, hat sich das auch auf die Vergabe von Hypotheken ausgewirkt. Wir erwarten, dass die Vorgaben den Markt in den nächsten Jahren etwas beruhigen werden.

Wird bei Ihnen das Produkt easyKaution der Aduno nennenswert nachgefragt? Das ist ja eine Art Bürgschaft, die für den Kunden die Mietkaution übernimmt und damit seinen finanziellen Spielraum erweitert.

Die Nachfrage für das Produkt ist durchaus gegeben. Die Hauptproblematik liegt jedoch bei gewissen Vermietern, die die Kaution in Form einer Bürgschaft nicht akzeptieren.

«easyKaution, die Bürgschaft, die für den Kunden die Mietkaution übernimmt, wird von gewissen Vermietern nicht akzeptiert.»

Wieviel versprechen Sie sich von der Banqueassurance-Lösung Asermo, die Sie ja zusammen mit der Obwaldner Kantonalbank unterstützen?

Die Asermo AG betrachten wir seitens der NKB als reine Unternehmensbeteiligung. Auf das Tagesgeschäft haben wir keinen Einfluss. Dank der operativen Neutralität schafft die Asermo AG bei ihren Kunden Vertrauen. Gleichzeitig können wir unseren Kunden, die eine ganzheitliche Beratung in den Bereichen Finanzieren, Vorsorgen und Versichern wünschen, einen qualifizierten Partner vermitteln.

Sie vermieten auch den obersten Stock des NKB-Hauptsitzes an Dritte. Wird das rege genutzt?

Im November 2017 haben wir damit begonnen, das NKB Forum für Dritte zu öffnen. Seither durften wir die Räumlichkeiten im Durchschnitt zwei- bis viermal im Monat vermieten – Tendenz steigend. In Anbetracht der Tatsache, dass wir dieses Angebot lediglich im Rahmen der Eröffnung im September 2017 kommuniziert haben und auf unserer Website erwähnen, sind wir zufrieden mit der Auslastung. Neben der externen Vermietung nutzen wir das NKB Forum auch für bankeigene Veranstaltungen, wie zum Beispiel für interne Schulungen und Workshops aber auch für öffentliche Anlässe wie Informationsabende zur Sensibilisierung vor Cyberkriminalität oder zur Vorsorgeplanung.

Warum geben Sie eigentlich kein NKB-Magazin mehr heraus?

Das NKB-Magazin war ein wertiges Medium, um die Bevölkerung über allgemeine Themen rund um die Werte der NKB und deren Dienstleistungen zu informieren. Die Erstellung der zweimal jährlich erscheinenden Publikation hat intern jedoch sehr viele Ressourcen gebunden. Nach Abwägung des Kosten-/Nutzenverhältnisses, aufgrund externer und interner Rückmeldungen und im Zuge der neuen Strategie, die Kommunikation vermehrt digital auszurichten, haben wir uns entschieden, das NKB-Magazin vorläufig nicht mehr zu veröffentlichen. Im Juli 2018 haben wir den Newsletter «Neues von der NKB» lanciert, der zirca alle sechs Wochen in elektronischer Form über angebotsspezifische oder personelle Neuigkeiten informiert.

«Unsere Jugendberaterinnen und –berater sind Teil des NKB4u-Teams, das aufgrund des jugendlichen Alters der Mitarbeitenden Beratung auf Augenhöhe anbieten kann.»

Mit der STUcard.ch sowie einer Riege jugendlicher Kundenberater zielen Sie auf junge Erstkunden. Wie hat sich das in Zahlen bemerkbar gemacht?

Unsere Jugendberaterinnen und –berater sind Teil des NKB4u-Teams, das aufgrund des jugendlichen Alters der Mitarbeitenden Beratung auf Augenhöhe anbieten kann. Unsere jungen Kunden schätzen die jugendliche und direkte Ansprache. Zusammen mit der Lancierung der neuen Jugendangebote im September 2017 ist die Anzahl an jugendlichen Kunden seither leicht gestiegen. Diese positive Entwicklung ist für die Bank äusserst wichtig.

Daneben steht aber auch die Förderung der jungen Beraterinnen und Berater im Zentrum des NKB4u-Teams. Sie setzen sich aus den Lernenden im 3. Lehrjahr aber auch aus jungen, ausgelernten Mitarbeitenden zusammen. Vor allem die Lernenden können dadurch schon in jungen Jahren wertvolle Beratungserfahrungen sammeln und sich optimal auf die Abschlussprüfungen vorbereiten. Sie werden dabei von einem erfahrenen Jugendberater, dem sogenannten Coach, in der täglichen Beratungsarbeit unterstützt und gefördert.

Zur Gesprächspartner:
Heinrich Leuthard verbrachte einen Teil seiner Jugendzeit in Stansstad NW. Seine berufliche Karriere startete mit einer Berufslehre und führte ihn unter anderem in die Treuhand- und Beratungsbranche. Weiterbildungen im Bankfach sowie im Bereich Unternehmensführung folgten.1989 wechselte er in die Bankbranche. Der eidgenössisch diplomierte Bankfach- und Finanzplanungsexperte verfügt über langjährige Erfahrung in der Führung von verschiedenen Bankeinheiten. Seit März 2013 ist er Vorsitzender der Geschäftsleitung der Nidwaldner Kantonalbank.

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