Heinz Baumgartner, CEO Schweiter Technologies AG. (Foto: Schweiter)
von Bob Buchheit
Moneycab: Herr Baumgartner, der deutliche Rückgang bei den Kernmaterialien für Windrotoren ist sicher nur vorrübergehender Natur. Aber erwarten Sie wirklich bereits jetzt Besserung?
Heinz Baumgartner: Wir haben bereits Mitte letzten Jahres vor einer Abschwächung gewarnt, welche nun auch eingetreten ist. Die Volumina sind zwar ansprechend, allerdings bei einem erheblichen Margendruck. Für das zweite Semester wird eine leichte Verbesserung erwartet – bei allerdings immer noch gedrückten Preisen.
Könnte es vielleicht zu einem Umdenken in der Wertschätzung der Windenergie kommen? Erstens ist doch die generelle Ausbeutekapazität begrenzt und zweitens regt sich immer mehr Widerstand von Umweltschützern.
Die Windkraft als Alternativenergie zu konventionellen Energieträgern wird weiter an Bedeutung gewinnen. Die Windindustrie ist noch sehr jung und durchläuft eine Lernkurve auch bezüglich Effizienz und weiteren Kosteneinsparungen. Auf der anderen Seite reduzieren zahlreiche Staaten die Subventionierung aufgrund ihrer Verschuldungslage. Insbesondere off-shore Anlagen werden inskünftig stark an Bedeutung zunehmen und tragen auch den Anliegen von Umweltschützern Rechnung.
Auch in Schweiters Halbleiter- und Textilmaschinengeschäft gab es einen Umsatzrückgang. China und Indien dürften sich doch hoffentlich erholen?
Im Halbleiter-Geschäft generieren wir 90% des Umsatzes in Asien, insbesondere China, Taiwan und den Phillipinen. Es gibt hier konkrete Anzeichen für eine Belebung im zweiten Semester. Bei Textilmaschinen erwirtschaften wir die Hälfte des Umsatzes in Indien, China, Pakistan und Bangladesh. Die Märkte entwickeln sich im Rahmen der Erwartungen, etwa auf Höhe Vorjahr. Auf der geringen Visibilität ist eine Prognose schwierig. Wir erwarten insgesamt ein durchschnittliches Jahr.
«…auf der anderen Seite wollen wir uns die Finanzkraft für weitere Zukäufe erhalten. Mit dieser Strategie sind wir bis jetzt sehr gut gefahren.»
Heinz Baumgartner, CEO Schweiter Technologies
Nach dem Satislohverkauf sitzt Schweiter immer noch auf 296 Millionen CHF Cash. Das sind stolze 40 Prozent der Marktkapitalisierung von Schweiter. Wohin nur damit?
Wir haben mit dem Erwerb von 3A Composites rund die Hälfte der vorhandenen Cash-Position investiert. Für das Geschäftsjahr 2011 hat die Generalversammlung eine attraktive Ausschüttung (Bar-Auszahlung und Aktien als Rückzahlung von Kapitaleinlagereserven) von rund Fr. 40 je Aktie beschlossen. Der Verwaltungsrat beabsichtigt im nächsten Jahr nochmals eine Ausschüttung in ähnlicher Grössenordung vorzunehmen. Auf der anderen Seite wollen wir uns die Finanzkraft für weitere Zukäufe erhalten. Mit dieser Strategie sind wir bis jetzt sehr gut gefahren.
Wo wird dieses Geld zurzeit gewinnbringend geparkt?
Der Hauptaspekt liegt auf Sicherheit und Werterhaltung im Schweizer Franken. Dafür nehmen wir in Kauf, dass die Verzinsung sehr gering ist.
Bei Ismeca Semiconductor profitieren Sie weiter vom boomenden LED-Markt. Wie gross könnte der Anteil am Umsatz dereinst werden?
Der Anteil unseres LED-Geschäftes am Gesamtumsatz von Ismeca beträgt circa 15-20 Prozent mit klar steigender Tendenz. Ich kann mir vorstellen, dass dieser Anteil dereinst einmal bis die Häflte des Umsatzes von Ismeca ausmachen wird. HB LED’s finden immer mehr Anwendung im Automotive, Konsumgüter-Elektronik und Infrakstruktur-Bauten.
3A Composites verwendet sehr viel Balsaholz. Das wächst ja nicht überall. Kann es da mal zu Versorgungsengpässen kommen?
Balsaholz kann in der verlangten Qualität nur um den Aequator herum angebaut werden. Der grösste Teil des weltweiten Bedarf wird aus Ecuador heraus geliefert, wo wir mit Abstand der grösste Produzent sind. Neben eigenen Plantagen haben wir langjährige Verträge mit anderen Lieferanten auch ausserhalb von Ecuador abgeschlossen um den Bedarf befriedigen zu können.
«Ingenieure und Techniker finden bei uns ideale Bedingungen, ihre Kreativität umzusetzen.»
Schweiter ist bezüglich seiner Produkte ein hochinnovatives Industriekonglomerat. Da dürfte es Ihnen wohl leicht fallen, gutes Personal anzuziehen?
Innovation ist für uns der langfristig wichtigste Werttreiber. Wir pflegen eine Unternehmensstrategie und -kultur, welche der Innovation eine prioritäre Stellung einräumt. Ingenieure und Techniker finden bei uns ideale Bedingungen, ihre Kreativität umzusetzen.
Gehen Sie dabei über Personalvermittler?
Für Schlüsselfunktionen arbeiten wir auch mit Personalvermittlern zusammen.
Sind Sie mit dem Führungsnachwuchs speziell in der Schweiz zufrieden oder orten Sie Verbesserungspotenzial?
Im Vergleich zum Ausland treten in der Schweiz fertig ausgebildete Arbeitskräfte eher spät in den Arbeitprozess ein, was einen gewissen Nachteil darstellt.
Es ist uns ein Anliegen freie Positionen wenn möglich durch eigene Mitarbeiter zu besetzen. Wir geben gerne Jungen die Chance, wenn sie das Potential haben, auch wenn sie noch nicht über einen riesigen Erfahrungsschatz verfügen.
Wohin geht in Ihrem Bereich Architektur der Trend?
Wir haben verschiedene Initiativen gestartet, um uns von einer ehemals eher Produktionsorientierung zu einem kundenorientieren Full-Soluton-Provider zu entwickeln. Um die Kundenbedürfnisse in Architektur richtig zu befriedigen, müssen wir deren Sprache sprechen. Neben den bewährten Vorzügen unserer Produkte hinsichtlich Qualität und Beschaffenheit geht es zunehmend auch um Design und künstlerische Aspekte. Dies nützen wir, indem wir verstärkt direkt mit Architekten Kontakt pflegen, um Trends frühzeitig zu erfassen.
Mit der auf 31.1. vollzogenen Akquisition von Giudici haben Sie den Bereich Kunststofffasertechnologie verstärkt. Hat biologisches Material immer weniger Zukunft?
Baumwolle wird auch in Zukunft einen festen Platz bei Textilien haben. In den letzten Jahren sind aber Kunstfasern entwickelt worden, welche teilweise der Baumwolle hinsichtlich Tragkomfort und Verarbeitungsmöglichkeiten sogar überlegen sind. Je nach Entwicklung der Baumwollpreise investieren unsere Kunden entweder vermehrt in Anlagen für Baumwolle oder Kunstfasern. Wichtig ist, dass wir das entsprechende Equipment für alle Materialen anbieten können.
Zur Person:
Heinz O. Baumgartner, geboren 1963 und Vater zweier Töchter, hat an der HSG BWL studiert und dort 1992 auch promoviert. r ging dann zur ABB nach Baden, wo er Country Controller für 30 ABB Gesellschaften wurde. Ehe er 1996 zu Schwiter nach Horgen an den Zürichsee wechselte. Bis zu seiner Ernennung zum CEO im Sommer 1998 war er Chief Financial Officer.
Zum Unternehmen:
Schweiter Technologies ist ein traditionsreiches Schweizer Unternehmen, welches sich auf hochwertigen Maschinenbau und den kürzlich akquirierten Geschäftsbereich Verbundwerkstoffe konzentriert. Die Gruppe umfasst derzeit drei Divisionen: SSM Textilmaschinen, Ismeca Semiconductor und 3A Composites. Im Bereich Textilmaschinen ist SSM der führende Hersteller für Maschinen zur Garnbearbeitung und Präzisionswicklungen mit besonderem Gewicht auf Feingarne und schnelle Prozesse. Mit der Uebernahme von Ismeca im 2000 wurde die Schweiter Technologies Gruppe mit dem Bereich Ismeca Semiconductor erweitert. 3A Composites schliesslich ist Weltmarktführer in Kernmaterialien für Sandwichkonstruktionen insbesondere für Windenergieanlagen. Im weiteren hält das Unternehmen führende Positionen in anderen Segmenten wie Verbundplatten für hochwertige Fassaden und Displayanwendungen. Die bekanntesten Marken heissen Airex, Alucobond Baltek, Dibond, Forex, Gator, Kapa und Sintra.