Jan Luescher, CEO Asmallworld, im Interview
von Patrick Gunti
Moneycab.com: Herr Luescher, kaum eine Branche bleibt von den Verwerfungen durch die Coronakrise verschont, gerade aber der Tourismus, die Event-Industrie und auch die Airlines sind praktisch stillgelegt. Was bedeutet das für ein Travel & Lifestyle Ecosystem wie Asmallworld, das seinen Mitgliedern ermöglichen will, besser und mehr zu reisen und für die bis zu 1000 Events jährlich organisiert werden?
Jan Luescher: Ja, das für uns kurzfristig keine einfache Situation. Wir haben gerade unser Reisebüro Asmallworld Private lanciert und wollten noch im März mit der Asmallworld Collection unser Online-Hotelbuchungsportal starten. Der Stillstand der Reiseindustrie trifft uns hier natürlich und unser Ramp-Up wird sich dadurch verzögern. Bei den Events haben wir im April das komplette Programm absagen müssen, was sich wahrscheinlich auch in den Mai hineinziehen wird. Die Mitgliedschaften sind resistenter, aber auch hier sind die Umstände nicht förderlich für das Geschäft.
Wie präsentiert sich die Situation aktuell für das Unternehmen? Welche Massnahmen haben Sie eingeleitet?
Da wir nicht wissen, wie lange diese Situation anhalten wird, ist es im Moment unser Ziel, die langfristige Liquidität des Unternehmens sicherzustellen. Dazu haben wir Sofortmassnahmen beschlossen, um die Ausgabenseite so schnell als möglich zu reduzieren. Wir haben an einigen Orten die Teamgrösse reduziert und Marketingausgaben gestoppt. Dadurch reduzieren wir den entstandenen Schaden auf der Einkommensseite und stellen sicher, dass wir diese Durststrecke gut überstehen werden.
«Da wir nicht wissen, wie lange diese Situation anhalten wird, ist es im Moment unser Ziel, die langfristige Liquidität des Unternehmens sicherzustellen.»
Jan Luescher, CEO Asmallworld
Anlässlich der Bilanzvorlage haben Sie auf eine Guidance für 2020 verzichtet, sich aber dennoch optimistisch gezeigt, wachsen zu können – wenn auch weniger stark als 2019. Unter welchen Voraussetzungen?
Man muss als Unternehmen Ziele haben. Man kann auch in der jetzigen Situation den Kopf nicht einfach in den Sand stecken und wir wollen auch dieses Jahr wachsen. Dies wird möglich sein, wenn das Schlimmste dieser Krise bis im Juni überstanden ist und wir danach schrittweise wieder zu etwas wie einem Normalzustand zurückkehren können. Dazu ist es wichtig, dass vor allem das Reisegeschäft wieder Schwung bekommt.
Durch das Coronavirus ist das positive Geschäftsjahr 2019 etwas in den Hintergrund gerückt. Der Umsatz konnte um 47% gesteigert werden und früher als erwartet wurden schwarze Zahlen geschrieben. Welches waren die Hauptgründe für die positive Entwicklung?
Ja, leider verpuffte das gute Ergebnis ein wenig in diesem Umfeld. Aber die starke Basis, die wir aufgebaut haben, wird auch in ein paar Monaten noch hier sein und darauf können wir aufbauen. Das positive Ergebnis im Jahr 2019 wurde vor allem durch ein Wachstum in allen Geschäftsbereichen erzielt sowie eine bessere Kostenbasis durch den Wegfall der Kosten im Zusammenhang mit der Börsennotierung im letzten Jahr. Und natürlich hat die vollständige Konsolidierung von First Class & More ebenfalls dazu beigetragen.
Wie viele Mitglieder zählt Asmallworld mittlerweile?
Wir haben über alle drei Geschäftsbereiche, die ein Mitgliedschaftsmodell haben, Asmallworld, First Class & More und The World’s Finest Clubs, insgesamt 57,900 Mitglieder. Asmallworld ist dabei aber mit Abstand der grösste Bereich.
«Die starke Basis, die wir aufgebaut haben, wird auch in ein paar Monaten noch hier sein und darauf können wir aufbauen.»
Asmallworld ist auf Luxus und eine wohlhabende Klientel ausgerichtet. Wie werben Sie Ihre Mitglieder an und wie individuell können die Angebote letztlich auf die Mitglieder zugeschnitten werden?
Unsere Zielgruppe sind hauptsächlich Leute die gerne reisen, kontaktfreudig und unternehmenslustig sind. Wir werben Mitglieder hauptsächlich durch bestehende Mitglieder, machen aber auch öfters Kooperationen mit anderen Unternehmen, welche eine ähnliche Zielgruppe ansprechen.
Unser Events werden weltweit von über 120 Ambassadoren organisiert und sind daher automatisch auf die Zielgruppe zugeschnitten. Beim Reisen werden Arrangements auf Kundenwunsch zusammengestellt und bei der demnächst startenden Asmallworld Collection sind die 800 handverlesenen Hotels, welche wir anbieten, so ausgewählt, dass sie den Geschmack unserer Kunden treffen. Dabei ist natürlich ein wenig Fingerspitzengefühl nötig, da dies keine eindeutige Wissenschaft ist. Wir denken aber, dass wir unsere Kunden mittlerweile gut genug kennen.
Das Geschäft teilt sich in die Segmente Subscriptions und Services auf. Was beinhaltet der Bereich Subscriptions und welches waren im vergangenen Jahr die entsprechenden Highlights?
Bei Subscriptions sind alle unsere Geschäftsbereiche, welche auf einer Mitgliedschaftsgebühr basieren. Das sind das Social Network Asmallworld, First Class & More und The World’s Finest Clubs.
Für die Asmallworld-Community wurden zwei neue Versionen der Apps für iOS und Android eingeführt. Diese haben die User Experience mit einem neuen Design erheblich verbessert. Die Apps wurden von Grund auf neu designt und entwickelt. Alle bestehenden Funktionen wurden verbessert, während neue Funktionen wie «Discovery Modes» hinzugefügt wurden, um die Funktionalität zu erweitern.
Darüber hinaus wurde der Asmallworld Explorer lanciert, ein digitales Reise- und Lifestyle-Magazin, welches täglich neue Artikel aus dem Reise- und Lifestyle-Bereich präsentiert. Ziel ist es, dass der Asmallworld Explorer das User Engagement erhöhen wird. Zudem ermöglicht er eine Content-Marketing-Strategie zur Mitgliedergewinnung.
First Class & More, das «Smart Luxury Travel»-Angebot des Unternehmens, hat wiederum mit seinem deutschsprachigen Geschäft den Umsatz in den Kernmärkten Deutschland, Österreich und Schweiz weiter ausgebaut. Darüber hinaus wurde Mitte Jahr ein neuer englischsprachiger Service eingeführt, der den Kundenstamm auch ausserhalb des traditionellen Kernmarktes international erweitert.
Wie gefragt sind die Premium-Mitgliedschaften Prestige und Signature? Wie viele konnten 2019 an die Frau, resp. den Mann gebracht werden?
Die Nachfrage war auch dieses Jahr wieder stark und die Umsätze stiegen dabei im Vergleich zum Vorjahr leicht an. Vor allem die Prestige-Mitgliedschaft mit 250’000 Miles & More Meilen war auch 2019 sehr gefragt. Diese Premium-Mitgliedschaften bieten neben den Flugmeilen, welche für Flüge und Upgrades eingesetzte werden können, auch Reiseprivilegien bei Hotels, Autovermietungen und Fluggesellschaften sowie unbegrenzten Zugang zu Flughafen-Lounges und über 200 Nachtclubs.
«Mit LuxuryBARED haben wir hauptsächlich Technologie und keinen Umsatz eingekauft.»
Services steigerte den Umsatz um 51% von 3,8 auf 5,7 Mio Franken. Welchen Anteil hatte dabei die Akquisition von LuxuryBARED?
Einen relativ kleinen. Wir konnten einige Reisebuchungen, die vor der Akquisition gemacht wurden, übernehmen, aber grundsätzlich wurde der Reisebereich komplett neu aufgestellt. Der erste Teil war die Lancierung von Asmallworld Private, unserem traditionellen Reisebüro, und der zweite Teil wird der Start der Collection sein, unser Online-Hotelbuchungsportal, welches diesen Frühling vorgestellt wird. Für diesen Service haben wir die Technologie, welche wir mit LuxuryBARED übernommen haben, noch einmal stark weiterentwickelt und ein komplett neues Frontend gebaut, so dass man bei Asmallworld künftig direkt aus der App und Webseite Hotels buchen kann. Kurz: Mit LuxuryBARED haben wir hauptsächlich Technologie und keinen Umsatz eingekauft.
Wie wird sich die Asmallworld Collection im umkämpften Markt der Online-Plattformen durchsetzen können?
Uns ist klar, dass wir nicht die ersten sind, welche Hotelbuchungen online anbieten wollen. Unsere Strategie basiert auf zwei Hauptvorteilen für unsere Kunden: Wir bieten nur eine kleine handverlesene Auswahl an Hotels an. Zum Start werden das etwa 800 Hotels sein. Dies erlaubt uns zu garantieren, dass all unsere Hotels absolut top sind. Für die Kunden heisst das, dass sie bei uns ein Hotel blind buchen können und dabei die Gewissheit haben, dass sie ein erstklassiges Erlebnis werden. Zudem werden wir für jedes Hotel immer zwei Raten anbieten, die günstigste Rate, wie auch die «Asmallworld Preferred Rate», welche bei jedem Hotel viele Extras mit sich bringt, wie beispielsweise früheres Check-In und Late Check-Out, Zimmer-Upgrade wenn immer möglich, einen Konsumationsgutschein, gratis Frühstück für 2 Personen und vieles mehr. Diese Rate haben andere Anbieter nicht, daher macht es immer Sinn, diese bei uns zu vergleichen.
Wie viele Events haben Sie 2019 für die Mitglieder ausgerichtet?
Wir präsentieren hier keine absoluten Zahlen, aber die Anzahl der Events ist über 14% gestiegen. Es sind weit über 1000 Events pro Jahr, welche wir mit Hilfe unserer Ambassadoren jedes Jahr durchführen.
Welches Event-Spektrum wurde dabei abgedeckt?
Wir haben hier ein relativ breites Spektrum. Dieses reicht von einfachen Get-Togethers mit Cocktails, hin zu Tickets für Sportanlässe wir Formel 1 und Wimbledon. Zudem führen wir jedes Jahr zwei Grossevents in St. Tropez und Gstaad durch, welche all-inclusive Wochenend-Events mit viel Unterhaltung sind und für welche Mitglieder aus aller Welt anreisen.
Herr Luescher, besten Dank für das Interview.
Asmallworld
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