von Patrick Gunti
Moneycab.com: Sie treten nach etwas mehr als einem Jahr an der Spitze der Mall of Switzerland zum Jahresende von Ihrem Amt zurück. Was sind die Gründe?
Jan Wengeler: Ich habe die Eröffnung und Etablierung der Mall of Switzerland erfolgreich begleitet und vorangetrieben. 2019 werden nun die Center- und Asset-Management-Aktivitäten in einer Hand gebündelt. Dadurch wird die Organisation schlanker, agiler und schlagkräftiger. Im Zuge dessen habe ich die Entscheidung getroffen, mich neuen beruflichen Herausforderungen zu stellen. Ab dem 1. Januar 2019 übergebe ich den «goldenen Schlüssel» an Peter Triner.
Was macht für Sie denn ein gutes, attraktives Einkaufscenter aus?
Ein gutes und attraktives Einkaufscenter besticht durch seinen abwechslungsreichen Mietermix und einem ebensolchen Angebot, bei welchem von Jung bis Alt jeder etwas Passendes findet. Weitere Attribute sind seltene Mieter, die nur dort vorzufinden sind, die Vermischung von verschiedenen Nutzungsarten, einen hohen Anteil an Gastronomie, Erlebnis und Entertainment, zukunftsorientierte Shop-Konzepte sowie ein an das Einzugsgebiet sowie der Nachfrage angepasstes Angebot.
Inwieweit wird die Mall of Switzerland in Ebikon diesem Anspruch zum heutigen Zeitpunkt gerecht?
Das Mall-Konzept – eine Symbiose aus Shopping, Gastronomie und Freizeit – entspricht absolut dem Zeitgeist. Dank dem laufenden Austausch mit unseren Mietern sowie den Besucherinnen und Besuchern entwickeln wir uns stetig weiter. Wir sind überzeugt von unserem Konzept und möchten auch zukünftig den aktuellen Kurs weiterverfolgen.
Die Mall of Switzerland eröffnete vor etwas über einem Jahr ihre Pforten. Im ersten Jahr wurden 3,9 Millionen Besucher gezählt. Sind Sie damit zufrieden?
Wir sind mit dem ersten Jahr der Mall of Switzerland zufrieden. Die Besucherzahlen zeigen, dass das zeitgemässe Konzept der Mall, welches Shopping, Gastronomie und Freizeit unter einem Dach vereint, funktioniert und gut ankommt. Wir sind überzeugt davon, das angestrebte Frequenzziel von 4.5 – 5 Millionen Besucher für die Markteinführung rechtzeitig zu erreichen. Voraussichtlich bei steigender Vermietungsquote.
«Unser primäres Ziel ist es, die Mall mit weiteren spannenden Mietern, welche für unsere Besucherinnen und Besucher einen Mehrwert bieten, zu füllen.»
Jan Wengeler, Center Manager Mall of Switzerland
Wie sieht es mit der Besucherstruktur aus? Von wo reisen die Kunden an?
Der Hauptteil unserer Besucherschaft besteht aus Personen aus der Region Rontal, der Zentralschweiz sowie den umliegenden Kantonen. Regelmässig und insbesondere an Wochenenden begrüssen wir auch Besucher von weiter weg, also einer Anfahrtszeit von mehr als 30 Fahrminuten.
Der Platz reicht für 140 Retail- und Gastronomiebetriebe. Beim Vermietungsgrad besteht noch Luft nach oben. Derzeit liegt der bei 84%. Wann rechnen Sie mit einer Vollbelegung?
Mit unserem aktuellen Vermietungsstand sind wir zufrieden und auf Kurs. In Summe wurden mehr als 4’000 Quadratmeter seit dem Opening neu vermietet – herausgegangene Geschäfte sind dabei mitberücksichtigt. Heute freuen wir uns über die Eröffnung des französischen Möbelhauses Maisons du Monde auf 1’000 Quadratmetern. Anfang Dezember folgt das Medical Center, das die medizinische Versorgung im Rontal ideal ergänzt oder das Trendlabel Superdry, welches demnächst bei uns den ersten Store in der Zentralschweiz eröffnet. Unser primäres Ziel ist es zudem, die Mall mit weiteren spannenden Mietern, welche für unsere Besucherinnen und Besucher einen Mehrwert bieten, zu füllen. Qualitative Kriterien sind dabei zeitlichen übergeordnet – denn wir haben bereits über 100.
Wie viele Mieter haben die Mall denn in den ersten 12 Monaten wieder verlassen?
Im ersten Jahr haben neun Mieter die Mall wieder verlassen und 12 sind neu hinzugekommen. Unter den Abgängen sind aber ebenfalls Pop-up-Mieter dabei, die einen Mietvertrag mit verkürzter Mietdauer vorwiesen. Insgesamt ist unsere Mieterbilanz positiv.
Von der Planung bis schliesslich zur Eröffnung der Mall of Switzerland hat sich Ihr Geschäft völlig verändert. Umso wichtiger ist der Mix mit Freizeitangeboten und Gastronomie. In welchem Bereich läuft es am besten?
Wir sind mit allen Bereichen zufrieden. Die Gastronomie- sowie die Freizeitangebote laufen aber besonders gut. Grosse Mieter wie die Migros setzen nach wie vor auf den Standort Mall of Switzerland und sind zufrieden mit dem ersten Jahr.
Es werden neue und innovative Konzepte geprüft, um die Besucherfrequenzen weiter zu steigern. An was denken Sie da?
Wir versuchen die Mall of Switzerland täglich in ihrer Attraktivität zu steigern, um laufend mehr Stammkunden und neue Kunden zu gewinnen. Je mehr Kunden da sind, umso erfolgreicher sind die Geschäfte und umso interessanter wird die Mall für neue sowie bestehende Mieter. Dabei prüfen wir immer wieder neue Konzepte. Konkrete Konzepte möchten wir aktuell noch keine kommunizieren. Bestehendes, Gutes – wie beispielsweise der EbiBeach, das Eisfeld oder unsere aussergewöhnliche Weihnachtsdekoration – möchten wir aber weiterführen. Mit potenziellen Mietern sind wir weiterhin aktiv im Gespräch, damit weitere besondere Konzepte umgesetzt werden können. Diese werden aber erst kommuniziert, wenn die Tinte auf dem Vertrag getrocknet ist.
Platz wäre noch reichlich vorhanden. Welche Pläne verfolgen Sie mit den noch rund 10’000 m2 Fläche, die noch leer steht?
Wie bereits zu einem früheren Zeitpunkt kommuniziert, arbeitet eine Projektgruppe daran, mögliche Nutzungen auszuloten. Uns ist es primär wichtig, dass diese Flächen mit Konzepten und Angeboten gefüllt werden, welche unseren Besucherinnen und Besuchern einen Mehrwert bringen.
«In der Mall of Switzerland schaffen wir einen besonders hohen Erlebnisfaktor, welcher über Online-Kanäle nicht möglich ist.»
Bei all den Konzepten abseits der Einkaufsflächen sprechen Experten vom einem Sterben auf Raten der Einkaufszentren. Sie dürften diese Aussage nicht unterstützen – aber ist das wirklich alles bloss Schwarzmalerei? Oder stimmt nur der Name Shoppingcenter angesichts all der Events, Freizeitaktivitäten und Gastrobetriebe nicht mehr?
Die gesamte Retailbranche sowie auch die Mall of Switzerland sind von Herausforderungen wie dem starken Franken oder auch dem Online-Handel betroffen. Diesen gilt es, mit innovativen Konzepten entgegenzuwirken. In der Mall of Switzerland schaffen wir deshalb einen besonders hohen Erlebnisfaktor, welcher über Online-Kanäle nicht möglich ist. Zusätzlich bieten wir etwa auch im Fashion-, Accessoires und Möbel-Bereich die Möglichkeit, die Ware im Flagship-Store in der Mall anzusehen, zu probieren und sich beraten zu lassen und anschliessend die Bestellung online zu tätigen. So bringen wir den Online- und Offline-Handel auf einen gemeinsamen Nenner.
Insofern ist diese Entwicklung Teil der Evolution von Shoppingcentern.
Genauso wichtig wie gut durchdachte Konzepte ist auch der gesamthafte Auftritt eines Einkaufszentrums. So zeigt sich die Mall of Switzerland mit einer modernen und zeitgemässen Architektur und punktet durch ihre tolle nicht-shoppingcenter-typische Atmosphäre – beispielsweise laden die gemütlichen Lounge-Möbel, verteilt auf allen Etagen, zum Verweilen ein – und macht sie zum regionalen Treffpunkt für Jung und Alt. Zudem wird sich der Retail-, der Gastro- sowie der Freizeitbereich zukünftig noch stärker durchmischen.
Wie stellen Sie sich die Mall of Switzerland in 10 Jahren vor?
Die Mall of Switzerland wird den eingeschlagenen Kurs weiterverfolgen und in den nächsten zehn Jahren, unter Berücksichtigung des Retailmarktes und den Besucherbedürfnissen, seinen Mietermix laufend schärfen und versuchen, weitere aussergewöhnliche Konzepte, die es sonst nirgends gibt, umzusetzen.
Herr Wengeler, besten Dank für das Interview und alles Gute für die Zukunft.