Janina Kind, Managerin des Radisson Hotel Zurich Airport in Rümlang, im Interview
Von Artur K. Vogel
Moneycab.com: Frau Kind, Sie haben die Führung des Radisson Hotel Zurich Airport im März 2020 übernommen. Da gerieten Sie direkt in die Corona-Turbulenzen.
Janina Kind: In der Tat. Ich musste das Hotel kurz nach meinem Einstieg schliessen. Wir waren dann bis 1. Mai 2021 geschlossen, das heisst mehr als ein Jahr lang mit Ausnahme der Monate September und Oktober 2020. Als Flughafen-Hotel waren wir nicht nur von der allgemein schwierigen Situation der Hotellerie betroffen, sondern zusätzlich vom Stillstand des Flugbetriebs.
«Es ist uns gelungen, keinen einzigen Angestellten zu entlassen. Darüber bin ich sehr froh.» Janina Kind, Managerin des Radisson Hotel Zurich Airport
Wie haben Sie die Schliessung überbrückt?
Wir haben sofort reagiert und Kurzarbeit angemeldet. Und ich darf sagen, dass die Hilfe vom Staat sehr schnell kam.
Das heisst, Sie konnten das Personal trotz Schliessung halten?
Es ist uns gelungen, keinen einzigen Angestellten zu entlassen. Darüber bin ich sehr froh. Das entspricht übrigens auch der Philosophie unserer Gruppe: Radisson hat auch in Ländern mit weniger gut ausgebauter Unterstützung durch den Staat versucht, so viel Personal wie möglich so lange wie möglich zu halten.
Allerdings liest man jetzt, da die Krise allmählich abklingt, von zunehmendem Mangel an qualifiziertem Personal in der Hotellerie und Gastronomie.
Ja, leider haben viele Leute die Hotellerie verlassen und in andere Branchen gewechselt. Das führt dazu, dass noch mehr Fachkräfte fehlen als vorher. Wir finden zwar immer noch qualifizierte Leute, aber die Rekrutierung erfordert viel mehr Aufwand und mehr Zeit als früher.
Was unternehmen Sie, um qualifiziertes Personal zum Bleiben oder zur Rückkehr zu motivieren?
Man redet nach Corona von einer «New Work Culture». So ist Home-Office zu einem grossen Thema geworden. Natürlich gibt es viele Aufgaben im Hotel, Front Office, Concierge, Küche, Service, die nicht zu Hause erledigt werden können, viel Administratives hingegen schon. Wir versuchen, kreative, auf die Bedürfnisse der Mitarbeiter zugeschnittene Lösungen zu finden. Wenn Teilzeitarbeit gewünscht wird, versuchen wir, das möglich zu machen. Wir möchten auch junge Mütter behalten und ihre Bedürfnisse berücksichtigen.
Sie waren noch keine 30, als Sie im Radisson Rümlang erstmals eine Position als Hotel Manager übernahmen. Wie sind Sie persönlich mit der Situation umgegangen?
Ich bin ein sehr positiver Mensch, und ich finde, dass man für alles eine Lösung finden kann. Zudem war ich ja kein Neuling, als ich das Radisson Airport übernahm: Ich hatte schon jahrelange Erfahrung in der Hotellerie in Europa und im Nahen Osten gesammelt.
«Wir versuchen, kreative, auf die Bedürfnisse der Mitarbeiter zugeschnittene Lösungen zu finden. Wenn Teilzeitarbeit gewünscht wird, versuchen wir, das möglich zu machen.»
Man hört, dass ein Job in der Hotellerie das Privatleben ruinieren kann. Wie haben Sie dieses Problem gelöst?
Ich versuche sehr strikt, mein Privatleben zu schützen. Das klappt nicht immer, aber meistens. Ich verlasse mich auf meine Mitarbeiter. Man muss ihnen eine Chance geben, sich zu beweisen, muss ihnen Verantwortung übertragen und Vertrauen schenken.
Natürlich ist auch das Verständnis des Partners wichtig. Man muss auf einiges verzichten, aber die Hotellerie gibt einem auch viel zurück. Ich komme aus einer Hoteliersfamilie, und mein Vater hat immer gesagt, dass die Hotellerie eine Lebenseinstellung ist.
Sie rapportieren an Daniel Twerenbold, der bei der Radisson-Gruppe als Regional Director Switzerland, Italy, Austria & South East Europe fungiert, aber nominell auch GM ihres Hotels und des Radisson Blu Airport ist. Wie viel Spielraum haben Sie da als Hotel Manager?
Ich bin für Operations und alle administrativen Aufgaben verantwortlich und habe einen grossen Spielraum. Nur für offizielle Unterschriften braucht es Daniel Twerenbold, und zudem steht er mir beratend zur Seite. Der Einkauf für mehrere Häuser in der Schweiz ist zentralisiert, und viele Abteilungen sind geclustert, zum Beispiel Sales und Marketing, Einkauf etc. Diese sind alle im Radisson Blu Airport angesiedelt.
Hat sich Ihr Haus seit der Wiedereröffnung im Mai einigermassen erholen können? Daniel Twerenbold sagt, das Radisson Blu Airport sei wieder zu rund 50% ausgelastet. Wie steht es in Rümlang?
Wir sind noch nicht da, wo wir sein wollen. Momentan liegt die Auslastung bei 30 bis 40%. Wir haben seit September wieder sehr viele Anfragen für Kongresse, aber das internationale Business läuft nur schleppend an.
Ihr Radisson Hotel Zurich Airport ist, anders als das Radisson Blu Airport, nicht direkt im Flughafen, sondern ein paar Kilometer entfernt in Rümlang. Wer sind Ihre Gäste?
Das Radisson Zurich Airport liegt fünf Kilometer, das heisst sieben bis zehn Taxi-Minuten, vom Flughafen entfernt. Ab dem Zürcher Hauptbahnhof ist es mit dem Zug in einer Viertelstunde erreichbar. Unser Hotel ist die perfekte Wahl für Geschäftsreisende, da es ein Businesscenter, moderne Meeting-Infrastruktur, kostenloses WLAN sowie ein rund um die Uhr geöffnetes Fitnesscenter anbietet. Die Rezeption ist 24 Stunden besetzt, was unser Haus auch für Reisende attraktiv macht, die sehr früh oder sehr spät abfliegen oder landen.
«Wir haben seit September wieder sehr viele Anfragen für Kongresse, aber das internationale Business läuft nur schleppend an.»
Das Hotel hiess früher Park Inn by Radisson und war weder besonders attraktiv, noch bestach es durch hochstehenden Service …
Das hat sich komplett geändert. Nach einem umfassenden Umbau und dem Rebranding sind wir im Frühling 2019 unter der Marke «Radisson» neu gestartet. Mit unserer Lage, unserem Top-Service, der modernen, attraktiven Innenarchitektur und Infrastruktur, den 211 renovierten Zimmern mit bequemen Elite-Betten und dem italienischen Restaurant mit Show-Küche können wir den Gästen ein harmonisches Reiseerlebnis vermitteln. Die Preise hingegen konnten wir ungefähr auf dem vorherigen Niveau halten.
Janina Kind Die Hamburgerin stammt aus einer Hoteliersfamilie. Seit ihrer Ausbildung zur Hotelfachfrau im Maritim Hotel Würzburg hat sie fast zehn Jahre Erfahrung gesammelt. Bis zu ihrem Wechsel nach Rümlang leitete sie das Qualitätsmanagement und die Prozesse sämtlicher 25hours Hotels. Zuvor war sie für das Sir Nikolai Hotel in Hamburg und in verschiedenen Positionen bei der InterContinental Hotels Group in Deutschland, Qatar und drei Jahre in Davos tätig, wo sie den Gästeservice und die Reservation verantwortete. Radisson Hotel Group Die Radisson Hotel Group mit Sitz in Brüssel ist eine der grössten Hotelgruppen der Welt mit neun Marken (Radisson Collection, Radisson Blu, Radisson, Radisson RED, Radisson Individuals, Park Plaza, Park Inn by Radisson, Country Inn & Suites by Radisson und prizeotel) und mehr als 1’600 Hotels in 120 Ländern, die in Betrieb sind |