Jens Margraf, CEO und Co-Founder AI now AG, im Interview

Jens Margraf, CEO und Co-Founder AI now AG, im Interview
Jens Margraf, CEO und Mitgründer AI now (Bild: AI now, Moneycab)

von Patrick Gunti

Moneycab.com: Herr Margraf, künstliche Intelligenz ist ja nichts Neues, aber der Hype, der durch die Bereitstellung von GPT-Modellen Ende 2022 für die breite Öffentlichkeit lanciert wurde, ist beispiellos. Wie blicken Sie auf die Entwicklung in den letzten knapp zwei Jahren zurück?

Jens Margraf: Ja, grundsätzlich ist es so, dass das Thema künstliche Intelligenz und damit verbunden Themen wie Machine Learning nichts Neues sind bzw. schon länger im Einsatz sind. Ob bei Grossunternehmen, die im Kontext BI Machine Learning Ansätze einsetzen oder aber auch bei fachspezifischen Anwendungen wie bspw. im Kontext AI-basierter Buchhaltungssysteme. OpenAI wurde vor allem populär über ein einfaches User Interface, was es einem breiten Publikum ermöglicht hat, schnell und einfach verblüffende Resultate zu erzielen. Dies hat zu einer rapiden Verbreitung und Awareness rund um ChatGPT und damit dem Thema KI geführt.

Es gibt zahlreiche Definitionen von künstlicher Intelligenz. Welche trifft es für Sie am besten?

Momentan finde ich den Begriff bzw. die Definition Machine Learning immer noch am sinnvollsten. In meinen Augen ist es immer noch so, dass aufgrund einer Fülle von Daten in Kombination von Regelwerken, sinnvolle Antworten bzw. Kontexte entstehen, die wiederum wiederverwertbar sind. Mit dem Kontext entstehen aber weitere Möglichkeiten, die Interpretationsspielräume und damit auch Szenarien zulassen, die zunehmend als «Intelligent» empfunden werden. Einhergehend damit bin ich überzeugt, dass sich die Entwicklung rund um künstliche Intelligenz nochmals weiter beschleunigen wird.

Als CCO der ePost Service AG (ehemals KLARA) haben Sie sich schon lange mit künstlicher Intelligenz beschäftigt und diese auch in die Buchhaltung von Unternehmen integriert. In welchen Bereichen spielt KI mittlerweile eine ähnlich zentrale Rolle?

KLARA haben wir mit der Vision aufgebaut, dem Schweizer KMU einen digitalen Assistenten zur Seite zu stellen, der Dank künstlicher Intelligenz die Vielzahl der repetitiven Aufgaben im Bereich der Administration einer Firma selbständig übernimmt.

Inzwischen lässt sich KI in vielen Bereichen eines Unternehmens einsetzen und es ist quasi ein «Muss», sich aktiv damit auseinanderzusetzen. So entstand auch die Idee einer AI Toolbox, die verschiedenste Bereiche und Disziplinen eines Unternehmens dank KI effizienter und damit produktiver macht. Das Interesse für KI und insbesondere unserer aibox hat mich letztendlich dazu geführt, dies in einer eigenständigen Firma aufzubauen und mit der Mission «KI nutzbar zu machen» zu vermarkten.

«Inzwischen lässt sich KI in vielen Bereichen eines Unternehmens einsetzen und es ist quasi ein «Muss», sich aktiv damit auseinanderzusetzen.»
Jens Margraf, CEO und Co-Founder AI now AG

Erkennen die Unternehmen das Potenzial – und wenn ja, wie sieht es mit der Umsetzung aus?

Absolut Ja, das Interesse und die Nachfrage ist hoch. Insbesondere die Möglichkeit, KI schrittweise im Unternehmen auszurollen und über Resultate Follower zu gewinnen, kommt beim Schweizer Mittelstand sehr positiv an. Unser Angebot der aibox hilft hierbei, KI konsistent, schrittweise und gleichzeitig sicher auszurollen.

Mit der «aibox» haben Sie eine all-in-one KI-Lösung entwickelt. Welche Möglichkeiten bietet diese Plattform?

Unser Produkt bietet wie beschrieben einen einfachen Zugang in das Universum der verschiedenen KI-Modelle und deren Bedienung. Unsere aibox hilft Unternehmen vor allem dabei, sehr unternehmensspezifische Resultate zu erhalten, die konsistent sind und vor allem auch wiederverwendbar sind. Die Konsistenz und Wiederverwendbarkeit ist dabei durch unsere zentrale Prompt-Libary und der integrierten Knowledgebase gegeben.

Mit dem Medienhaus Somedia haben Sie einen ersten grossen Kunden gewonnen, der die «aibox» im Redaktionsprozess nutzt. In welchen anderen Bereichen bestehen bei Unternehmen Einsatzmöglichkeiten?

Somedia setzt unsere aibox nicht nur im Redaktionsprozess ein, sondern auch in diversen anderen Bereichen wie Marketing, Sales wie auch HR. Jegliche repetitiven Aufgaben lassen sich Dank unserer aibox weitgehend automatisieren.

Können Sie uns am Beispiel von Marketing die Möglichkeiten aufzeigen?

Das KI im Marketing inzwischen viele Anwendungsmöglichkeiten bietet, ist hinreichend bekannt. Daher würde ich lieber einen sehr spezifischen Use-Case aufgreifen, den wir für Somedia auch umgesetzt haben. Die Möglichkeit, gesprochenes Schweizerdeutsch bspw. aus einer Fernsehshow oder einen Interview zu transkribieren und nachfolgend in einen x-beliebigen Text zu übersetzen. Mit dieser Anwendung lassen sich diverse Use-Cases umsetzen bspw. Meeting-Zusammenfassungen, direkte Umwandlung von Interviews in Redaktionsbeiträge oder direkt in Social Media Posts.

Nach welchen Kriterien setzen Sie die passenden KI-Lösungen von Drittanbietern für Ihre Kunden ein und wie passen Sie sie an die spezifischen Bedürfnisse eines Unternehmens an?

Grundsätzlich versuchen wir, nicht allzuviele Abhängigkeiten zu Drittanbietern zu generieren. Im Vordergrund stehen hierbei die Innovationskraft des Anbieters und genauso aber auch die Nachhaltigkeit der Lösung. Dies insbesondere vor dem Hintergrund, dass wir unseren Kunden eine langfristige Lösung bieten wollen.

«In meinen Augen ist es absolut matchentscheidend, das eine durchdachte Customer Journey entwickelt wird, die auf einer sehr hohen Benutzerfreundlichkeit basiert.»

Wie gross ist die Herausforderung, die Lösungen so zu gestalten, dass sie benutzerfreundlich und leicht zugänglich sind?

Hier habe ich das Glück, dass ich auf einem Team aufbaue, was sich schon jahrelang in diesem Umfeld bewegt und für das die User Experience das A und O ist. In meinen Augen ist es absolut matchentscheidend, das eine durchdachte Customer Journey entwickelt wird, die auf einer sehr hohen Benutzerfreundlichkeit basiert.

Mit der App «Murf Planet» setzen Sie bezüglich KI schon bei den Jüngsten an. Die Plattform integriert Lernen und Spielen in den Alltag der Kinder. Welche Aufgaben übernimmt hier die KI?

Eigentlich muss ich gestehen, dass wir genau über diese Kinderapp auf das Thema KI gestossen sind bzw. uns sehr frühzeitig mit weiterführenden Möglichkeiten der KI auseinandergesetzt haben. Die Idee hinter Murf Planet ist es, unserem Nachwuchs eine Art digitales Gewissen in Form des Murfs zur Seite zu stellen. Murf unterstützt dabei spielerisch im Alltag und animiert vorallem, tägliche Routinen wie Hausaufgaben, Hobbies, etc. «einzuhalten». KI setzen wir dabei für den gesammten Aufbau der App ein, heisst bspw. die visuelle Ansprache der Kids über altersgerechte Bilder oder Wissensgeschichten, die als Audiobook konsumiert werden können. Personalisiert auf das eigene Kind und dessen beste Freunde.

«Die Idee hinter Murf Planet ist es, unserem Nachwuchs eine Art digitales Gewissen in Form des Murfs zur Seite zu stellen.»

Wo sehen Sie für Kinder die grössten Chancen im Zusammenhang mit KI? Und wo auch die grössten Gefahren?

Die Chancen sehen wir vor allem im Kontext der edukativen Ausbildung unserer Kinder. KI lässt sich hierbei als Lernunterstützung einsetzen oder aber im Erleben des aktiven Umfeld in einer sehr altersgerechten Aufbereitung. Wir sehen aber nicht nur Chancen auf Seite der Kinder, sondern auch über den Elternteil der App lassen sich Werte rund um das Thema Kindererziehung durch KI effizient und einfach vermitteln. Aber natürlich sind damit auch Gefahren verbunden wie bspw. der Frage nach einer altersgerechten Content-Bereitstellung. Hier trainieren wir die zugrunde liegenden KI-Modelle sehr akribisch, um nur sinnvolle und altersgerechte Inhalte auszuspielen.

Die AI now AG ist ein junges Schweizer Unternehmen, das sich auf die Entwicklung fortschrittlicher KI-Lösungen für Unternehmen wie auch Privatpersonen spezialisiert hat. Mit der Mission, künstliche Intelligenz zugänglicher zu machen, unterstützt AI now AG Unternehmen dabei, ihre Produktivität zu steigern und wettbewerbsfähig zu bleiben.

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