Jonas Caflisch, CEO INDIGO

Jonas Caflisch

Jonas Caflisch, CEO INDIGO. (Foto: Alexander Palacios)

von Patrick Gunti

Moneycab: Herr Caflisch, Sie haben seit 2010 in Basel zwei Indigo-Fitnessclubs eröffnet, nun sind Sie mit einem weiteren Club in Ihre Heimatstadt Zürich zurückgekehrt. Die Konkurrenz in der Stadt ist gewaltig. Welche Faktoren werden entscheiden, ob Ihr Club ein Erfolg wird oder nicht?

Jonas Caflisch: Der wichtigste Faktor für den Erfolg eines Fitness Clubs ist die Lage und diese ist bei unserem Standort an der Sihlporte ideal. Eine gute Lage alleine reicht aber natürlich nicht aus. Schlussendlich entscheidet das Konzept und: Dass sich die Mitglieder im Club wohlfühlen. Dafür braucht es ein eingespieltes Team von Mitarbeitern im Club, welches auf die Bedürfnisse der Mitglieder eingehen kann.

Was spricht für den Standort Sihlpforte? Eigentlich sind Sie mit Indigo ja in Basel gestartet, weil Sie in Zürich keine passenden Räumlichkeiten gefunden haben.

Der Standort ist sehr wichtig, da wir sowohl vom Paradeplatz als auch vom Bahnhof und der Bahnhofstrasse in fünf Gehminuten erreichbar sind. Und die gute Erreichbarkeit ist ein wesentlicher Bestandteil unseres Kozepts, auch in Basel. Vor einigen Jahren habe ich in Zürich intensiv nach geeigneten Mietflächen gesucht und bin nicht fündig geworden. Daher habe ich INDIGO in Basel gegründet.

«Unser Zielpublikum sucht hohe Qualität und lässt sich durch gute und individualisierte Dienstleistungen begeistern.»
Jonas Caflisch, CEO INDIGO

Welches Zielpublikum haben Sie im Visier?

Unser Zielpublikum arbeitet überwiegend in der Nähe und kann den Club daher bequem über Mittag oder direkt nach der Arbeit erreichen. Unser Zielpublikum sucht hohe Qualität und lässt sich durch gute und individualisierte Dienstleistungen begeistern.

Sie wollen den Besuch des Fitnessclubs möglichst einfach gestalten. Wie setzen Sie dieses Vorhaben um?

Ich setze bei all meinen Überlegungen immer das Mitglied ins Zentrum und frage mich, wie ich den Club für das Mitglied noch verbessern kann. Dies fällt mir insofern leicht, da ich selber ein treues und fleissiges Mitglied von INDIGO bin. So habe ich mich gefragt, was ich gerne von einem idealen Fitness Club bekommen würde und bin dann rasch auf unsere schweizweit einzigartigen Services gekommen: Wir bieten den Mitgliedern Dusch- und Trainingstücher, Mineralwasser aus einer zentralschweizerischen Quelle, Kaffee in der Club Lounge und hochwertige Pflegeprodukte von Molton Brown in den Duschen und Garderoben. So müssen unsere Mitglieder nur noch ihre Trainingskleider mitbringen. Den (oft lästigen) Rest übernehmen wir.

Gehen Sie damit gezielt auf den Faktor Zeit ein, resp. das geringe Zeitbudget vieler Menschen?

Ja, das kann man so sagen. Die meisten unserer Mitglieder haben nicht die Zeit, jeden Tag zu trainieren, auch wenn sie es gerne würden. Wir versuchen also, ihnen ein möglichst effektives Training zu bieten und einen möglichst angenehmen Besuch im Fitness Club zu ermöglichen.

«Ein kurzes, dafür aber intensives Training ist oft wirkungsvoller und vor allem motivierender als ein langes Training mit mittlerer Intensität

Ihr Trainingskonzept basiert auf den Forschungen des ETH-Sportphysiologen Marco Toigo. Was sind die Grundzüge dieses Konzepts und wie lassen Sie diese in die spezifischen Trainingspläne einfliessen?

Im Wesentlichen lassen sich die trainingswissenschaftlichen Erkenntnisse zum Kraft- und Ausdauertraining so zusammenfassen: Ein kurzes, dafür aber intensives (im Rahmen der individuellen Leistungsfähigkeit) Training ist oft wirkungsvoller und vor allem motivierender als ein langes Training mit mittlerer Intensität. Im Krafttraining empfehlen wir das Einsatz-Training: Jede Übung wird nur einmal, dafür aber rund 60-90 Sekunden mit hoher Intensität durchgeführt. Beim Ausdauertraining empfehlen wir die vielen Varianten des Intervall-Trainings, wobei sich niedrige Belastungen mit hohen Belastungen abwechseln. So kann die Trainingszeit für ein komplettes Kraft- oder Ausdauertraining auf ca. 30 Minuten gesenkt werden.

Zur Kurspalette gehört auch das von Ihnen entwickelte Training Twenty-One. Wie läuft dieses ab?

Twenty-One ist eine Schlussfolgerung der oben genannten Trainingsprinzipien. Während 21 Minuten trainieren wir im Minutenrhythmus abwechselnd Kraft- und Ausdauerübungen, ohne Pausen. So können wir in nur 21 Minuten die Komponenten Kraft- und Ausdauer sehr effektiv trainieren. Die Übungen sind koordinativ einfach, daher auch für Männer bestens geeignet, welche viele andere Gruppenkurse meist meiden.

Twenty-One – 21 Minuten – auch das ein Entgegenkommen an die gestresste Gesellschaft?

Wir bieten Twenty-One über Mittag an (in Basel bereits zweimal pro Woche, in Zürich ab November), da viele Mitglieder über Mittag schlicht nicht die Zeit haben, eine ganze Stunde zu trainieren.

«Die richtige Übung für das Mitglied und dessen Ziele zu finden erfordert daher viel Fachwissen von unseren Fitnesstrainern.»

Wie werden Ihre Kunden von Trainern betreut?

Es mag nach einer Floskel klingen, ist aber wirklich wahr: Bei uns wird jedes Mitglied individuell betreut, da jedes Mitglied andere Ziele und andere Voraussetzungen – Fitness-Level, Zeit fürs Training, sportliche Vergangenheit usw. – hat. Daher arbeiten wir zum Beispiel immer noch nach alter Schule mit Trainingsplänen auf Papier und nicht mit digitalen Trainingsplänen, da uns unsere Trainingspläne viel mehr Freiheiten bei der Trainingsgestaltung geben. Wir haben ein Repertoire von hunderten verschiedenen Übungen im Kraftbereich. Die richtige Übung für das Mitglied und dessen Ziele zu finden erfordert daher viel Fachwissen von unseren Fitnesstrainern.

Die Fitnessbranche ist sehr schnelllebig. Immer wieder neue Trends, immer wieder neue Thesen. Derzeit kommt kaum ein Club an Zumba vorbei, bald wird etwas anderes im Mittelpunkt stehen. Nach welchen Kriterien stellen Sie Ihr Kursangebot zusammen?

Einerseits versuchen wir, unseren Mitgliedern immer die neuesten Trends im Bereich Gruppenfitness zu bieten. Aber dies nur, wenn wir von einem neuen Kurs auch qualitativ überzeugt sind. Andererseits hegen und pflegen wir bewusst die Gruppenkurs-Klassiker wie Indoor-Cycling, Yoga und das Langhanteltraining.

In welche Richtung geht der Trend und die Nachfrage im Bereich Gruppenfitness-Kurse?

Der Trend geht weiter in Richtung funktionales Training, auch im Gruppenfitness-Bereich. Hier geht es um effektives, umfassendes Training. Aber natürlich werden auch tänzerische, spassorientierte Kurse wie Zumba weiter sehr erfolgreich bleiben.

Die Indigo Fitnessclubs sind im obersten Segment anzusiedeln. Gleichzeitig eröffnen immer mehr Billiganbieter ihre Filialen. Wie beurteilen Sie die Schweizer Fitnessclub-Szene generell und wie wird sie sich in den nächsten Jahren weiter entwickeln?

Wir haben in der Schweiz eine sehr spezielle Situation: Die Migros Fitnessparks dominieren den Fitnessmarkt im mittleren Preisbereich und machen es in diesem Bereich anderen Anbietern – auch ausländischen – sehr schwer. Daher wird sich der Markt vor allem im Billigsegment und im oberen Segment bewegen.

Als diplomierter Sportlehrer ETH Zürich, ehemaliger Personal Trainer und jetzt dreifacher Fitnessclub-Besitzer: Wie viel Zeit bleibt Ihnen selber noch für Fitness?

Fitness ist für mich mittlerweile ein bewusster Lifestyle geworden. Daher trainiere ich selber 3-4 Mal pro Woche, mit jeweils hoher Intensität.

Herr Caflisch, besten Dank für das Interview.

Zur Person:
Jonas Caflisch Jahrgang 1979, 34 Jahre alt

INDIGO Fitness Zürich

INDIGO Fitness Basel

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