Kadir Ugur, CEO Bentour Reisen
Kadir Ugur, CEO Bentour Reisen. (Foto: zvg)
von Patrick Gunti
Moneycab: Herr Ugur, Sie und Ihr Sohn Deniz haben den EY-Unternehmerpreis «Entrepreneur of the Year 2013» in der Kategorie Dienstleistung/Handel erhalten. Herzliche Gratulation dazu. Was bedeutet der Preis für Sie persönlich und das Unternehmen?
Wir haben uns sehr gefreut und es hat uns stark motiviert.
Sie sind Ende der 1960er Jahre ins Tourismusgeschäft eingestiegen, zu Zeiten als der Tourismus in der Türkei noch kaum entwickelt war. Wie haben Sie die Entwicklung des Tourismus in der Türkei in den letzten vier Jahrzehnten erlebt?
In den ersten 10 Jahren entwickelte sich der Tourismus wie eine Schildkröte an einem wilden Strand. Die nächsten 10 Jahre wie eine Kuh ohne Milch auf einer Insel. In den 90ern wurde der Tourismus langsam flügge wie ein Vogel. Und seit dem Jahr 2000 ist der Tourismus wie ein Adler, der den Fokus auf die Touristen richtet.
Vor 10 Jahren gründeten Sie die Bentour Türkei Reisen AG und mittlerweile hat sich das Unternehmen als Marktführer für Türkeireisen etabliert. Wie unterscheiden sich ihre Angebote von denjenigen der Konkurrenz?
Als Türkei-Spezialist bieten wir die Türkei von A – Z an. 2014 haben wir einen Hauptkatalog mit 530 Seiten, darunter 330 Hotels. Ausserdem bieten wir einen Rutschenkatalog an. Und neu haben wir einen à-la-carte-Katalog, in welchem Boutique-Hotels – meist fernab vom Massentourismus – angeboten werden. Unsere Preise sind dem europäischen Niveau angepasst, es sind keine «Schweizer Preise». Auch Kunden aus Deutschland und Österreich kaufen bei uns ein, obwohl – oder gerade weil – wir ein Schweizer Unternehmen sind. Das kann uns in der Schweiz kein Konkurrent nachmachen – das unterscheidet uns von der Konkurrenz.
«Seit dem Jahr 2000 ist der Tourismus wie ein Adler, der den Fokus auf die Touristen richtet.»
Kadir Ugur, CEO Bentour Reisen
Wie wichtig ist es Ihnen, die verschiedenen Facetten der Türkei zu zeigen und wie zeigt sich das im Hotel- und Rundreisenangebot?
Wir als Spezialist sind ein Supermarkt für die Türkei. Bei unseren Produkten findet man alles aus der Türkei.
Das Geschäftsjahr 2011/12 hat Bentour mit einem Rekordergebnis von 71’000 Gästen abgeschlossen. Welche Zahlen können Sie angesichts der Markterweiterung in Österreich und der intensiveren Marktbearbeitung in Norddeutschland für das Geschäftsjahr 2012/13 ausweisen?
Das Jahr 2012 /2013 haben wir mit 95’000 Gästen abgeschlossen. In Österreich steht unser Programm mit zirka 6000 Gästen noch auf Kinderbeinen. Die Buchungszahlen aus Deutschland haben inzwischen die Buchungszahlen der Schweiz überholt.
In der Türkei kam es Mitte des Jahres zu wochenlangen politischen Unruhen. Hatte dies Auswirkungen auf den türkischen Tourismus und Ihr Geschäft?
Die Proteste im Gezi Park hatten auf jeden Fall Auswirkungen auf den Tourismus in Istanbul, jedoch nicht auf die Küstengebiete. Mittlerweile jedoch ist auch Istanbul wieder eine sehr gut gebuchte Destination.
«Die Buchungszahlen aus Deutschland haben inzwischen die Buchungszahlen der Schweiz überholt.»
Der Tourismus in Ägypten kam in diesem Jahr praktisch zum Erliegen. Wie stark hat der Türkei-Tourismus davon profitiert?
Ägypten und Türkei Gäste sind zweierlei Kundschaften. Der Türkei-Tourismus hat wegen der Krise in Ägypten nicht profitiert. Die Türkei war auch in den Jahren davor in den Sommermonaten ausgebucht.
Seit Jahren ist Bentour in Deutschland vertreten, seit 2012 auch in Österreich. Verfolgen Sie weitere Expansionspläne – Österreich sozusagen als «Tor zum Osten»?
Richtig, Bentour ist seit vier Jahren in Deutschland vertreten und seit einem Jahr auch in Österreich. Der Vertrieb in Deutschland ist sehr erfolgreich. Der Vertrieb in Österreich wird in den nächsten zwei Jahren richtig ausgebaut werden. Man kann durchaus sagen, dass wir der Türkei durch Österreich noch näher kommen können.
«Man kann durchaus sagen, dass wir der Türkei durch Österreich noch näher kommen können.»
Auch im französischen Markt sind Sie aktiv. Welche weiteren Pläne bestehen mit dem Engagement in Frankreich?
Seit acht Jahren sind wir im französisch sprachigen Markt aktiv. Wir bauen unsere Vertriebslinie Lyon – Strassburg konsequent aus, jedoch sind wir hier noch im «Schildkröten-Tempo» unterwegs.
Sie haben sich für eine neue Vertriebsmarke entschieden. Aus Bentour Swiss wir neu Bentour Reisen. Weshalb dieser Wechsel?
Wir sind mittlerweile ein globaler Reiseveranstalter für die Türkei. Wir wollen den Namen Swiss für unsere Premium-Produkte verwenden und mit dem Namen „Bentour Reisen“ überall zu Hause sein.
Wie sehr ist Ihr Motto «Mit dem Kopf durch die Wand» Teil des Bentour-Erfolgsrezepts?
Zu 100% – wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.
Sie führen das Unternehmen mit Ihrem Sohn zusammen, die nächste Generation wird Ihr Werk also weiterführen. Mit einem Rückzug aus dem Berufsleben eilt es Ihnen aber nicht?
Nein, solange ich auf gesunden Beinen stehe, werde ich nicht rumsitzen, sondern lieber arbeiten.
Letzte Frage: Welches ist ihr Lieblingsplatz in der Türkei?
Ich liebe die Blauen Reisen auf dem Meer.
Herr Ugur, besten Dank für das Interview.
Zur Person:
Der diplomierte Betriebswirt ist der Gründungsvater der BENTOUR TÜRKEI REISEN AG und feierte 2009 sein 40-jähriges Touristikjubiläum. Bevor er das Unternehmen 2004 gründete, war der Vollblut-Touristiker unter anderem Urheber von ATT im Jahr 1983, welches er 1994 an ITS verkaufte. Heute hält Kadir Ugur als geschäftsführender Gesellschafter der BENTOUR Türkei Reisen AG 30 Prozent Anteile an dem Unternehmen.